Article by Johannes Klein
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Saucony Ride 14 (140 €)
Einleitung
Da ich vor 6 Jahren im Ride 9 meinen ersten Halbmarathon gelaufen bin, hat der Allzweckschuh von Saucony einen gewissen Nostalgie-Faktor für mich.
Mit dem Ride 13 (RTR Testbericht) durfte ich nun letztes Jahr unsere Beziehung wieder aufleben lassen – mit gemischten Gefühlen.
Durch seine stabile, aber schwerfällige Gangart und das recht hohe Gewicht mutete der Ride 13 im Vergleich zu seiner Konkurrenz ein wenig veraltet an, besonders im Vergleich zu Sauconys eigener Endorphin-Reihe, die sich durch ihren energiegeladenen Charakter auszeichnet.
Vor allem am Obermaterial hatten Nils und Ich einige verbesserungswürdige Aspekte gefunden. Dieses Jahr habe nur ich den Ride 14 nach Karlsruhe geschickt bekommen, also war es an mir, zu überprüfen, ob sich Saucony die Kritik am Ride 13 zu Herzen genommen hat.
Pro & Contra
Pro:
Stabile Plattform
Beständige Dämpfung
Langlebig durch widerstandsfähige Mittel- und Außensohle
Contra:
(Nach wie vor) übermäßig konstruiertes und warmes Obermaterial
Hohes Gewicht trotz moderater Dämpfung im Vorfuß
Gangart ist immer noch schwerfällig
Kein guter Grip bei Nässe
Der Ride 14 ist kein wirkliches Update
Tester: Johannes Klein
Im Sommer 2020 ist Johannes als langjähriger Fan, der zum Schuhtester wurde, zur RTR-Truppe gestoßen.
Er lebt in der Nähe von Karlsruhe, wo er treffenderweise sein erstes 14-km-Rennen als Teil der Teamstaffel beim Baden-Marathon lief. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für den Laufsport und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Derzeit versucht er, seine Beine auf Vordermann zu bringen, um eine 10-km-Zeit von 40 Minuten in Angriff zu nehmen. Dazu läuft er wöchentlich 35 bis 40 Kilometer.
Allgemein ist Johannes die meiste Zeit draußen zu finden, beim Wandern, Spazieren am Fluss oder Streetball Spielen. Seine bevorzugten Inside-Aktivitäten sind Bloggen, Kochen und der Vergleich von Laufschuhen. Mit Letzterem hat er als Verkäufer bei Engelhorn Sports angefangen, wo er in der Laufabteilung eine leichte bis mittelschwere Schuh-Besessenheit entwickelt hat.
Ihr findet Johannes auf Instagram (@running_joe92) und Strava (https://www.strava.com/athletes/30454954).
Daten
Gewicht:
Offiziell: 281 Gramm (Herren US 9)
Testschuhe: 305 Gramm (Herren US 11)
Sprengung: Herren 8 mm (24 mm Vorfuß / 32 mm Ferse)
Release: Verfügbar ab sofort für 140€
Erster Eindruck und Passform
Die Farbvariante, die ich von Saucony bekommen habe, gefällt mir sehr gut. Was Laufschuhe angeht hatte ich schon immer eine Schwäche für knallige Farben und der Ride 14 ist in dieser Beziehung keine Ausnahme.
Der Schuh passt mir in meiner üblichen Größe (45 EU) perfekt.
Obermaterial
Wie bisher finden wir im Ride 14 ein zweilagiges Mesh-Material mit aufgedruckten Verstärkungen (orange), die sich fast über die gesamte Länge des Schuhs von der Ferse bis zur Zehenbox ziehen. Bis auf etwas mehr Belüftung im Vorfuß hat Saucony keine nennenswerten Änderungen vorgenommen.
Innen (an Knöchel und Zunge) zeigt sich immer noch die üppige Polsterung, die uns bereits im Ride 13 unangenehm aufgefallen war. Unangenehm deswegen, weil die Füße durch die Dicke des Materials schnell warm werden, was nie wünschenswert ist. Die schmale Passform trägt zu einem sicheren Tragegefühl, leider aber auch zur Entwicklung von Wärme bei.
Das, was mich beim Ride 13 am meisten verwundert hat und uns leider in der 14. Version erhalten geblieben ist, sind die dicken, runden, elastischen Schnürsenkel. Die Verwendung dieser Art von Schnürsenkel habe ich damals schon nicht nachvollziehen können, und kann es jetzt immer noch nicht, da sie für mich keinen erkennbaren Nutzen bringen. Eher im Gegenteil: Als ich die Schnürsenkel gegen ein flaches, weniger dehnbares Paar ausgetauscht habe, habe ich festgestellt, dass sich die Schnürung leichter einstellen ließ.
Die Schnürlöcher des Ride 14 und der obere Teil der Fersenkappe sind jetzt mit einer Art Kunstleder verstärkt. Diese Änderung ist meiner Meinung nach rein optisch.
Vielleicht habt ihr schon bemerkt, dass man sich schon sehr auf die Suche nach Änderungen begeben muss. Daher würde ich dem Obermaterial des Ride 14 attestieren, dass es weder besser noch schlechter geworden ist, obwohl es viel Raum für Optimierung gegeben hätte (siehe Testbericht Ride 13). Das finde ich sehr schade und wird mich im Hochsommer davon abhalten, den Schuh weiterhin zu nutzen.
Mittelsohle
Von der üblichen 8-mm-Sprengung, die das Abrollen ein wenig einfacher macht, weicht auch der Ride 14 nicht ab. Der Mittelsohlenschaum ist eher fest und nicht besonders lebhaft. Leider ist der federnde PWRRUN-Effekt nicht über die gesamte Länge des Schuhs spürbar. Das kann ich mir nur dadurch erklären, dass in der Ride-Linie weniger PWRRUN verwendet wird als beispielsweise im Kinvara (das ist allerdings eine Spekulation meinerseits). Beim Landen auf dem Fußballen ist mehr Energierückgabe zu spüren, was ich eher auf das Gummi der Außensohle in diesem Bereich zurückführe. Im Vorfuß ist ein recht eindeutiger Flex-Punkt zu spüren, an dem sich die Mittelsohle biegen lässt. Sehr natürlich fühlt sich das Abrollen im Ride 14 aber nicht an (mehr dazu im Abschnitt Laufgefühl).
Eine positive Eigenschaft der Mittelsohle in dieser Version ist, dass die Dämpfung über alle Distanzen, die ich gelaufen bin (Längster Lauf: 14 km), zu jeder Zeit beständig war und nicht nachgelassen hat.
Auch hier nehme ich im Vergleich zum Ride 13 keine Veränderung wahr.
Außensohle
Beim Ride 14 ist mir ein Problem aufgefallen, dass mir letztes Jahr noch verborgen geblieben ist, da ich den Schuh damals in einer längeren Trockenperiode gelaufen bin: Nasse Straßen mag die Außensohle überhaupt nicht! Da es mein erster Lauf im Ride war, dachte ich zunächst an ein Problem, dass sich mit zunehmender Kilometerzahl geben würde. Leider war das nicht der Fall. Nachdem ich mich nochmal im RTR-Team umgehört hatte, stand fest, dass das Rutschen auf nassem Asphalt ein vermehrt auftretendes Problem ist. Das habe ich nicht erwartet und war enttäuschend, da die Außensohle ja sehr dick mit Gummi bestückt ist. Bei trockenen Verhältnissen kann man jedoch auf Straßen, Kieswegen und sogar Wurzelwerk einen guten Grip erwarten.
Laufgefühl
Die seit vielen Jahren unveränderte, weite Plattform des Ride verleiht ihm einen stabilen Charakter und ein sicheres Laufgefühl. Meiner Meinung nach gibt es wenige Neutralschuhe, die sich aufgrund ihrer Stabilität für so viele LäuferInnen eignen wie der Ride. Ich bin froh berichten zu können, dass die 14. Version nicht mit dieser Tradition bricht.
Auch die Flexibilität der Mittelsohle war etwas, das ich in früheren Versionen des Ride sehr genossen habe, da ich generell Schuhe bevorzuge, die ein natürliches Abrollen begünstigen. Seit unserem Test des Ride 13 habe ich jedoch das Gefühl, dass der Schuh einiges an Flexibilität eingebüßt hat, was wahrscheinlich mit der Verwendung eines anderen Mittelsohlenmaterials (PWRRUN statt EVERRUN) und mehr Gummi auf der Außensohle zu tun hat. Das Resultat ist eine steifere Gangart, die das Gefühl zurücklässt, dass der Schuh weniger mit dem Fuß arbeitet als vorhergehende Versionen. Somit hat sich der Ride in den letzten zwei Jahren zu einem behäbigen, wenn auch zuverlässigen Schuh des täglichen Bedarfs entwickelt.
Zusammenfassung und Empfehlung
Wer meine Tests verfolgt, weiß, dass ich ein Fan von leichten Schuhen bin, die nicht überschwänglich und auf das Wesentliche fokussiert sind. Der Saucony Ride 14 fällt leider nicht in diese Kategorie, da sein Obermaterial viele Eigenschaften aufweist, die meiner Ansicht nach keinen Nutzen haben.
Was ich jedoch berücksichtigen muss, ist die Tatsache, dass es viele LäuferInnen gibt, die gänzlich andere Anforderungen an Laufschuhe haben und unter Umständen nur ein einziges Paar im Regal stehen haben. Für diese LäuferInnen ist der Saucony Ride 14 immer noch einer der besten Schuhe, die es auf dem Markt gibt, da er in den allermeisten Situationen ein zuverlässiger, stabiler und langlebiger Trainingspartner ist. Von der 5-Kilometer- bis zur Marathon-Distanz kann der Ride 14 alles, obwohl er nicht der schnellste, leichteste oder am besten gedämpfte Schuh unter seinen Wettbewerbern ist.
Aufgrund des fehlenden Grips bei Nässe und der Wärme des Obermaterials muss ich meine Empfehlung des Ride 14 leider für den Hochsommer und bei Regenwetter einschränken.
Auch gäbe es für mich keinen Grund, den Ride 14 seinem Vorgänger vorzuziehen, da fast keine Änderungen zu erkennen sind und der Ride 13 mittlerweile im Sale zu haben ist.
Wertung
Johannes: 7,5/10 (Abzüge für mangelnden Grip bei Nässe, Warmes Obermaterial, Gewicht und schwerfällige Gangart)
Die verpassten Möglichkeiten beim Obermaterial sind gerade deswegen schwer zu verstehen, da andere Saucony-Schuhe wie der Kinvara dieses Jahr gründlich überarbeitet und mit einem funktionalen, luftigen Mesh ausgestattet wurden. Auch die Endorphin-Reihe und der Saucony Axon folgen diesem positiven Trend. Dass beim Ride 14 keine Entwicklung in diese Richtung festzustellen ist, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ein Obermaterial, das in Richtung Kinvara 12 geht, würde am Ride meines Erachtens wahre Wunder bewirken. Auch in den Kategorien Laufgefühl, Mittelsohle und Gewicht schneidet der Ride im Vergleich zu seiner Konkurrenz nicht besonders gut ab. Der Triumph 19 ist mit PWRRUN+ ausgestattet, dem Ride sehr ähnlich und wiegt nur 10 Gramm mehr. Damit hat Saucony dem Ride 14 einen starken Konkurrenten aus eigenem Haus vor die Nase gesetzt.
Damit der Ride wieder eine Chance hat, aus der Vielzahl an guten Alternativen herauszustechen, müsste sich einiges tun:
Flache Schnürsenkel, weniger Polsterung, ein dünneres Mesh (à la Triumph 19) und weniger Gummi auf der Außensohle (und dadurch mehr Flexibilität) würden aus dem Ride wieder eine echte Alternative zu den vielen gut durchdachten Schuhen machen, die Saucony im letzen Jahr auf den Markt gebracht hat. Durch das so eingesparte Gewicht wäre der Ride 15 wieder ein echter Konkurrent im Rennen um die Auszeichnung “Bester Daily Trainer”.
Vergleiche
Saucony Ride 14 vs. Saucony Triumph 18 (RTR Testbericht)
Der Triumph hat in puncto Mittelsohle und Laufgefühl durch die Verwendung von PWRRUN+ eindeutig die Nase vorn. Die Passform der beiden Schuhe ist ähnlich. Alles in allem schlägt der Triumph den Ride in vielen Belangen – ein Eindruck, der sich mit dem Erscheinen des Triumph 19 (RTR Testbericht) noch verstärken könnte, da dieser durch ein neues Obermaterial nur noch 10 Gramm weniger wiegt als der Ride 14.
Ich trage beide Schuhe in Größe EU 45.
Saucony Ride 14 vs. Saucony Endorphin Shift (RTR Testbericht)
Der Shift teilt die meisten der positiven Eigenschaften des Ride (Stabilität, guter Halt am Fuß, beständige Dämpfung), wird dabei jedoch durch Sauconys SPEEDROLL-Technologie unterstützt, die LäuferInnen besser durch den Abrollprozess führt. Der Shift bietet vor allem in intensiven Trainingswochen mehr Schutz (durch mehr Dämpfung) und Unterstützung, eignet sich also besser für Erholungsläufe. Der Ride ist dafür ein wenig vielseitiger, da er auch für längere Tempointervalle geeignet ist.
Saucony Ride 14 vs. Saucony Kinvara 12 (RTR Testbericht)
Wie teilweise bereits angesprochen, ist der Kinvara 12 dem Ride 14 in den Kategorien Mittelsohle, Laufgefühl und Obermaterial weit überlegen. Er ist rund 70 Gramm leichter, dafür aber mit Sicherheit nicht so langlebig wie der Ride, dessen Außensohle vollständig mit Gummi beschichtet ist. Der bessere Schuh für hohe Temperaturen ist ohne Zweifel der Kinvara. Für alle, die einen leichten, schnellen Trainingsschuh mit einer niedrigen Sprengung und einem natürlichen Laufgefühl bevorzugen, ist der Kinvara die bessere Wahl.
Mehr Dämpfung, Sprengung und Komfort für lange Läufe bekommt man mit dem Ride.
Ich trage beide Schuhe in Größe EU 45.
Saucony Ride 14 vs. Saucony Endorphin Speed 2 (RTR Testbericht)
Da die beiden Test-Paare zur gleichen Zeit bei mir angekommen sind, hatte ich die Gelegenheit, den Ride 14 und den Endorphin Speed 2 direkt zu vergleichen. Der Ride 14 bringt durch seinen übermäßig konstruierten Charakter glatte 50 Gramm mehr auf die Waage und ist weniger stark gedämpft.
Die Mittelsohle des Ride ist wesentlich weniger energetisch. Der einzige Vorteil des Ride liegt in der Stabilität der Plattform, wo er dem Speed 2 einiges voraus hat. Wer einen behäbigen, aber stabilen Trainingsschuh möchte, keine 40 Euro draufzahlen will, oder sich an der steifen Mittelsohle des Speed stört, sollte zum Ride greifen. Meines Erachtens ist der Speed jedoch für neutrale VorfußläuferInnen, deren Training sich über der 5:30 min/km- Marke abspielt, schlichtweg der bessere Schuh.
Ich trage beide Schuhe in Größe EU 45.
Saucony Ride 14 vs. Altra Rivera (RTR Testbericht)
Ein schwieriger Kampf für den Ride 14, da der Rivera bisher mein Schuh des Jahres ist und viele der oben angesprochenen Probleme gut bewältigt. Den einzigen Vorteil, den ich für den Ride hier sehe, ist der hervorragende Halt im Mittelfußbereich, bei dem der Rivera manchmal ein wenig zu wünschen übrig lässt.
Wer mit Schuhen ohne Sprengung zurechtkommt, greift aufgrund der lebendigeren Mittelsohle, des natürlichen Laufgefühls, des (30 Gramm) niedrigeren Gewichts und der besseren Haftung auf nassen Straßen zum Rivera.
Ich trage beide Schuhe in Größe EU 45.
Link zum original RTR-Test des Saucony Ride 14: HIER
YouTube Playlist mit englischsprachigen Laufschuhtests HIER
Die Laufbiographien aller RTR-Tester könnt ihr hier lesen.
Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von SAUCONY EUROPE kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.
Ich freue mich über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.
Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.
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