Article by Johannes Klein & Nils Scharff
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Saucony Triumph 18 (170€)
Einleitung
Nils: Der Triumph 17 von Saucony war letztes Jahr für viele unserer (und anderer) Tester einer der besten Schuhe des Jahres. Die Kombination aus einem sehr bequemen Obermaterial mit dem letztes Jahr von Saucony eingeführten PWRRUN+ Dämpfungsmaterial hat einfach sehr gut funktioniert. Vor allem der TPU basierte Mittelsohlenschaum PWRRUN+ hat in der Folge auch in anderen Modellen bewiesen, dass er einen tollen mix aus Dämpfung, Gewicht und Energierückgewinnung bietet. Es gab für Saucony also eigentlich gar nicht viel zu verbessern für die neue Version 18 ihres Premium-Trainers. Leider ist das oft die Situation in der die Hersteller ihre Produkte verschlimmbessern. Ob Saucony diesen Fauxpas begangen hat oder ob man sinnvolle Ansatzpunkte zur Verbesserung gefunden hat, werden Johannes und ich im Laufe dieses Multitester-Artikels erörtern.
Johannes: Keine Frage, der Triumph ist immer noch Sauconys superplüschiger, stark gedämpfter neutraler Trainer mit seiner ziemlich federnden PWRUN + TPU-Zwischensohle, einer Stapelhöhe von 32,5 mm / 24,5 mm und einem ziemlich hohen Gewicht von 333 Gramm (EU 45).
Ich bin nicht im Triumph 17 gelaufen (tatsächlich bin ich bisher in keinem der Triumphs gelaufen), aber viele meiner Testkollegen (RTR Review) haben ihn geliebt. Daher bin ich gespannt, was mein Kollege Nils zur neusten Version zu sagen hat, und wie sich seine Beobachtungen mit meinen decken. Wenn ihr wissen wollt, wie der Triumph 18 dieses Jahr gegen seinen kleinen Bruder, den Ride 13, abschneidet: Der Testbericht für den Ride 13 kommt nächste Woche!
Daten
Gewicht:
Offiziell: 315g (Herren US9) / 275g (Damen US8)
Testschuh: 331g (Herren EU 44,5 / US 10.5), 333 Gramm (Herren EU 45 / US 11))
Sprengung: Herren 8mm (24,5mm Vorfuß / 32,5 mm Ferse)
Release: Verfügbar im Fachhandel für 170€
Pro & Contra
Pro:
Nils: PWRRUN+ ist weich, bequem, aber trotzdem reaktionsfreudig!
Nils: Die dicke Mittelsohle schützt vor allem, was ihr unter die Füße bekommt!
Nils: Rundherum bequem - auch das Obermaterial überzeugt!
Nils: Trotz weicher Mittelsohle einer der stabilsten Neutralschuhe in meinem Schuhregal!
Johannes: Tolle Kombination aus bodenloser, leicht federnder Dämpfung und Energierückgabe durch die Außensohle
Johannes: Durch die reine Stapelhöhe fühlt sich die 8-mm-Spregnung nicht zu aufdringlich an
Johannes: Alle, die ein stark gepolstertes, komfortables Obermaterial mögen, sind beim Triumph 18 an der richtigen Adresse
Contra:
Nils: Noch schwerer als der Vorgänger!
Nils: Auch wenn Saucony sich die Atmungsaktivität auf die Fahnen für dieses Update geschrieben hat, ist hier weiter Luft nach oben!
Nils: Etwas zu flache Zehenbox!? Ein Longrun im Triumph 18 hat mich einen Zehennagel gekostet!!! War bis dahin eigentlich gar nicht zu spüren, dann aber natürlich ein Problem!
Johannes: Warmes Obermaterial durch (für meinen Geschmack) zu viel Polsterung, vor allem im Fersenbereich
Johannes: Auf längeren Läufen (ab 15 km) ist das Gewicht spürbar und trägt zur Ermüdung beii
Tester: Nils Scharff
Ich bin 30 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 5 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit vier Marathons gelaufen, die PB von 3:14:49h habe ich dieses Jahr trotz Corona im Rahmen eines #stayathomemarathons aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (18:14min), 10km (37:33min) über Halbmarathon (1:25:07h) bis eben zum Marathon. Der erste kleine Ultra ist im Herbst geplant, weshalb gerade mehr Berge, Trails und Trailschuhe auf dem Programm stehen.
Tester: Johannes Klein
Johannes studiert in Mannheim und hat 2016 bei der Teilnahme am Baden-Marathon in Karlsruhe (Teamstaffel) seine Leidenschaft für das Laufen entdeckt. Dort stellte er fest, dass die 14 Kilometer, in die er sich mehr oder weniger unvorbereitet stürzte, doch nicht so schlimm waren wie erwartet. Wenn er nicht gerade die nächste persönliche Bestzeit jagt (Aktuelle Zielsetzung: 10km in unter 40min), ist er wahrscheinlich sonst irgendwo draußen zu finden, beim Wandern, Basketball spielen, oder Spazieren an der Rheinpromenade. Außer Feldwegen und Straßen macht er seit gut einem Jahr mindestens einmal in der Woche auch die Mittelgebirge der Region unsicher, um seine Trail-Beine für den nächsten Halbmarathon in Heidelberg (600 Höhenmeter, persönliche Bestzeit: 1:50) auf Vordermann zu bringen. Seit Johannes in einem Mannheimer Sportgeschäft Laufschuhe verkauft hat, hat er ein kleines Schuhproblem entwickelt und ist immer auf der Suche nach heißer Ware, die er auf Herz und Nieren prüfen kann.
Außerdem ist er Pflegevater von zwei Katzen - ein Hobby, das ihm sehr am Herzen liegt und ihn (hoffentlich) für immer begleiten wird, genau wie der Laufsport.
Erster Eindruck und Passform
Nils: Ich war gespannt auf den Saucony Triumph 18! Zum einen, weil alles was Saucony dieses Jahr herausgebracht hat richtig gut geworden ist, zum anderen weil es mein erster Schuh mit PWRRUN+ ist. Beim öffnen der Box hat mich erstmal ein farbenfroher Schuh angeleuchtet. Da punktet Saucony dieses Jahr mit seiner Mutanten-Farbgebung bei mir! Direkt der nächste Pluspunkt war dann das zusätzliche Paar Schnürsenkel, das der Box beilag. Klar braucht man das nicht unbedingt (ich habe mich nach kurzem Test für die ursprünglich eingefädelten roten Senkel entschieden), aber es gibt dem Kunde das Gefühl auch etwas für sein Geld zu bekommen.
Die ersten Schritte im Saucony Triumph 18 waren dann erwartet bequem. Saucony passt meinen Füßen in meiner Standardgröße 44,5 EUR einfach wie angegossen. Das stretchige Obermaterial umschließt den Fuß sicher, gibt gleichzeitig aber genug nach, um nicht beengend zu wirken. Ferse und Mittelfuß sind stark gepolstert und sitzen gewohnt sicher. Nichts rutscht, nichts wackelt. Im Vorfuß ist dagegen genug Platz - auch für Füße die breiter sind als meine.
Johannes: Beim ersten Anheben des Triumph 18 ist das hohe Gewicht offensichtlich, was nie wünschenswert ist, aber die Hoffnung, dass das Gewicht zu Komfort, Haltbarkeit und einem Laufgefühl führt, das mit einem leichteren Schuh nicht möglich ist, bleibt.
Am Fuß fühlt sich der Triumph weich, nahtlos und pantoffelartig an, mit viel Polsterung und ohne Druckpunkte. Er erinnert mich an den weichen und sehr bequemen Freedom 3, der auch in der Ferse stark gepolstert ist. Der Schuh fühlt sich nicht eng an - etwas tief um den Knöchel-, aber der Halt ist großartig, was eine angenehme Kombination ist. Für meinen Spreizfuß hätte ich mir tatsächlich ein wenig mehr Platz auf der Innenseite gewünscht - aber man kann nicht alles haben. Meine übliche Größe (EU 45) ist passgenau.
Obermaterial
Nils: Selbst in der aggressiven roten Farbgebung, in der ich meinen Testschuh erhalten habe, wirkt der Triumph 18 einfach nur hochwertig. Das zweilagige Meshmaterial ist dehnbar und umschließt den Fuß deshalb sehr sicher, aber ohne einzuengen. Ich habe irgendwo gehört oder gelesen, dass eines von Sauconys Zielen für die Version 18 des Premium Trainers die Verbesserung von dessen Atmungsaktivität war. Ich bin den Triumph 17 nur testweise im Winter gelaufen, deshalb kann ich zum Unterschied zwischen beiden Varianten nicht viel sagen. Das neue Mesh würde ich aber auch nicht gerade als Inbegriff der Luftigkeit bezeichnen. Es lässt sich aber selbst bei aktuellen Temperaturen von nochmal über 30 Grad Celsius zumindest noch aushalten. Und das kann man nicht von jedem Schuh der Luxusklasse behaupten. Saucony hat jedoch mit dem Endorphin Shift einen vergleichbaren Schuh im Programm, der diesen Punkt noch besser handhabt. Da dürfte man sich demnächst gern Mal im eigenen Produktportfolio umsehen.
Ansonsten ist Polsterung “the name of the game”. Während ich diese im Fersenbereich noch vollkommen angemessen finde (für einen Schuh der bequem sein möchte), haben es die Designer bei der Zunge etwas übertrieben. Ich habe noch nie einen Schuh besessen, der an dieser Stelle stärker gepolstert gewesen wäre. Und manchmal gibt es eben auch einfach zu viel des Guten. Da hätte man leicht ein paar Gramm sparen können, ohne das es irgendjemandem negativ aufgefallen wäre. Ansonsten ist die Zunge aber super. Rechts und links befestigt und so gegen ein Verrutschen gesichert und natürlich lässt sie auch keinerlei Druck der Schnürsenkel durch. Selbst diese fühlen sich im übrigen weich und gepolstert an!
An Verstärkungen finden sich zum einen das sehr präsente Logo im Mittelfuß, Verstärkungen im Schnürungsbereich und eine leicht gummierte Zehenkappe. Alles ist sehr stimmig und nichts ragt wirklich heraus. Außerdem wird fast der komplette Fuß von einem schmalen Overlay am Übergang zur Mittelsohle umschlossen. Diese Verstärkung sorgt für zusätzliche seitliche Stabilität und geht in die sehr präsente, steife Fersenkappe über. Diese umschließt die Ferse sehr sicher und sorgt für einen enorm stabilen Schuh! Ich bin überpronierer am rechten Fuß, was mich u.a. dank dieser Kappe im Triumph 18 vor keinerlei Probleme stellt!
Johannes: Das Obermaterial des Triumph 18 hat eine klare Ästhetik. Die knallig rote Farbe ist auffällig und grün-gelbliche Elemente runden das Flair des Schuhs ab. Saucony verwendet ein weiches, etwas dickeres zweilagiges Mesh mit zusätzlicher Struktur um die Zehenbox und Verstärkungen um den Mittelfuß. Der Schuh hat eine sehr starre Fersenkappe, die nach innen dick gepolstert ist. Die dicken, runden Schnürsenkel sind sehr elastisch (etwas zu elastisch für meinen Geschmack), was sich aber zum Glück nicht negativ auf den Halt des Obermaterials ausübt. Auch die Zunge ist mit dichtem Schaumstoff gepolstert und die weichste Zunge aller Schuhe, die ich je getragen habe - sie liegt angenehm am Fuß, ist aber möglicherweise stärker gepolstert als nötig. Der Fersenhalt ist absolut sicher. Die viele Polsterung sorgt für ein sehr komfortables Gefühl am Fuß, hat jedoch einen großen Nachteil: Der Triumph 18 ist alles andere als luftig. Das Volumen des Schuhs ist sehr gut ausbalanciert mit etwas Geräumigkeit im Vorfuß und einem sanft gehaltenen Mittelfuß.
Der gute Halt angesichts des pantoffelartigen Komforts ist sehr gut gelungen. Ein fantastisches Obermaterial in Bezug auf Komfort und Halt, wenn auch angesichts des hohen Gewichts des Schuhs etwas übertrieben. Maximaler Komfort ist jedoch Sauconys Ziel beim Triumph. Es ist also verständlich, warum diese Richtung eingeschlagen wurde.
Mittelsohle
Nils: Tatsächlich gibt es zur Mittelsohle des Saucony Triumph 18 gar nicht so viel zu sagen. Es ist einfach eine dicke Schicht aus PWRRUN+. Eine sehr dicke Schicht! 24,5mm im Vorfuß bzw. 32,5 mm an der Ferse um genau zu sein. Eine ausgeklügelte Mittelsohlengeometrie, die den Fuß in den nächsten Schrittablauf kippt sucht man vergebens. Der Triumph 18 ist eher klassisch aufgebaut und läuft sich auch so. Wer ein Kippmoment ala HOKA bevorzugt, sollte statt des Triumph einmal den Endorphin Shift von Saucony versuchen.
Aber das TPU basierte Material PWWRUN+ ist einfach so gut, dass es gar keine großen Finessen nötig hat. Rein optisch erinnert die Pelletstruktur von Sauconys Dämpfungsmaterial an den Vorgänger EVERUN bzw. adidas Boost. Doch PWRRUN+ merkt man an, dass es eine oder gar zwei Generationen neuer ist. Während es noch vergleichbar weich und komfortabel ist, ist es gleichzeitig deutlich leichter und läuft sich deutlich energetischer. Das Zauberwort Energierückgewinnung ist eine der großen Stärken. So kommt es, dass der Triumph 18 zwar einer der bequemsten Schuhe auf dem Markt, gleichzeitig aber keineswegs eine lahme Krücke ist. Und die größte Schwäche des PWRRUN+ Materials - seine Flexibilität und damit die Neigung zur Instabilität - hat Saucony durch viel Struktur im Obermaterial bestens in den Griff bekommen.
Johannes: Saucony verwendet im Triumph 18 eine durchgehende Schicht aus Sauconys TPU-Schaum PWRRUN+, welcher auch im Triumph 17, Freedom 3, Switchback 2 und Xodus 10 vertreten ist. PWRRUN+ ist ein federnder, flexibler Schaum, mit starker Ähnlichkeit zu Adidas Boost. Im Freedom 3 – einem meiner Lieblingsschuhe – fühlte sich PWRRUN+ sehr flexibel, weich und besonders federnd an. Die dickere Schicht des Triumph 18 ist ein wenig „stiller“. Das Bemerkenswerteste an PWRRUN+ ist die bodenlose Dämpfung bei gleichzeitiger Abwesenheit eines matschigen Gefühls. Das Gefühl des Schaums ist weniger weich als beim Freedom 3. Ich denke, die dicke und weiche Einlegesohle und die festere, umfassende Außensohle tragen dazu bei, dass das PWRRUN+ im Triumph nicht allzu stark durchschlägt. Beim Einstieg entsteht nicht der Eindruck eines superweichen Schaums. Beim Laufen fühlt sich die Mittelsohle zwar weich im Sinne von gut gepolstert, aber auch federnd, stabil und gleichmäßig an und erzeugt ein rundum angenehmes Bewegungsgefühl.
Außensohle
Nils: Das sogenannte Crystal Rubber, dass im Saucony Triumph 17 zum Einsatz kam, findet man im Triumph 18 nicht mehr. Stattdessen hat Saucony sich entschieden eine andere Gummimischung, zu nutzen, die nicht weiter betitelt wird. Und bisher kann ich der Entscheidung nur positives abgewinnen. Zwar bin ich nie einen Schuh mit dem Vorgänger, Crystal Rubber, gelaufen, jedoch hatte ich mit der Außensohle der neuen Generation keinerlei Probleme. Ich bin den Triumph 18 jetzt schon bei strömendem Regen, auf Feld-, Forst- und Radwegen gelaufen und kann mich über keinerlei Traktionsprobleme beschweren. Auch die Haltbarkeit scheint hervorragend zu sein. Ich hab jetzt schon knapp 110km in meinem paar absolviert und bisher sieht die Außensohle, abgesehen von ein wenig Verfärbung, noch aus wie neu. Selbst die Struktur auf den einzelnen Profilelementen ist an den meisten Stellen noch zu sehen. Und das grün gefärbte Stück Sohle auf der Innenseite der Ferse, scheint sogar nochmal härter und widerstandsfähiger zu sein, als der Rest der Sohle! Ich denke das so noch mehr mediale Stabilität erreicht werden soll.
Thema Profil: Im Prinzip wurde das Saucony typische Zickzackmuster umgesetzt, wie es sehr ähnlich auch bei Kinvara, den Endorphins und dem Ride zu finden ist. In Querrichtung sind die Einkerbungen dabei nicht vollständig bis zur Mittelsohle durchgezogen, so wird der starken Flexibilität des PWRRUN+ Materials entgegengewirkt. Gleichzeitig sind in Längsrichtung gleich mehrere tiefe Flexkerben eingearbeitet, die dem Abrollvorgang eine Richtung vorgeben.
Johannes: Der Triumph 18 verwendet vollflächiges XT-900-Gummi aus Kohlenstoff mit hoher Abriebfestigkeit und konstanter Dichte. Die Außensohle hat einen tiefe Flex-Kerbe unter dem Mittelfuß und dem Fersenanfang. Das Außensohlengummi ist reichlich dick und mittelfest, was eine gute Haltbarkeit, Stabilität und geringere Flexibilität bietet. Während ein festeres oder steiferes Gummi einen bemerkenswerten Effekt bei der Energierückgabe und eine spürbarere Kraftübertragung vom Fuß / Bein auf den Boden haben kann, negiert die Dicke der Zwischensohle beim Triumph 18 den größten Teil dieses Gefühls. Vielleicht hat die Außensohle mehr Reaktionsfähigkeit als das Kristallgummi des Triumph 17 (in dem ich nicht gelaufen bin), aber es ist in keiner Hinsicht besonders schnell. Wie bei allen Saucony-Schuhen, die ich 2020 gelaufen bin, ist der Grip auf allen (auch nassen) Oberflächen solide.
Laufgefühl
Nils: Ich befürchte ich wiederhole mich, aber der Saucony Triumph 18 ist einfach richtig weich und sau bequem. Ich hab den Schuh zum ersten Höhepunkt meines Sommertrainingsblocks bekommen und da kam er mir gerade recht. Die Beine waren regelrecht Schrott und der Triumph hat mich so schonend wie möglich durch diverse Erholungs- und auch längere Läufe in dieser Zeit getragen. Und dafür habe ich ihn lieben gelernt! Ich bin fest davon überzeugt, dass er einer der Gründe war, dass ich im Sommerurlaub neben dem Laufen auch noch Berge besteigen konnte. Ich habe nicht viele Schuhe im Regal, die ich mir nach einem langen Wandertag noch an die Füße gezogen hätte, um ein paar Kilometer vor mich hin zu traben.
Obwohl er so bequem ist, braucht man aber gleichzeitig keine Angst haben, dass man im Triumph 18 auf einem Sofakissen läuft. Dank PWRRUN+ hat man nie das Gefühl durch die weiche Dämpfung “hindurchzutreten”. Zumindest konnte ich das bei Läufen von bisher bis zu 29km nicht erspüren. Gleichzeitig werden dem weichen und flexiblen Dämpfungsmaterial auf hervorragende Weise Leitplanken durch die diversen Stabilitätselemente in Obermaterial und Außensohle vorgegeben. So wird die von der Mittelsohle zurückgegebene Energie sehr kontrollierbar an den Läufer zurückgetragen. Tatsächlich ist der Triumph 18 sogar ein sehr stabiler Neutralschuh, den ich leichten Überpronierern (wie mir selbst), bedenkenlos empfehlen kann! Vor allem die Außensohle ist so gut gestaltet, dass sich der Schuh trotz seines hohen Gewichts und Dämpfungslevels für mich sehr natürlich läuft. Der Flexpunkt im Vorfuß ermöglicht gemeinsam mit dem energetischen Mittelsohlenmaterial sogar schnellere Läufe. So war mir der Schuh bei einem Steigerungslauf von gemütlichen 5:45min / km bis hin 3:55min / km eigentlich nie im Weg. Ganz im Gegenteil! Vor allem bei den höheren Geschwindigkeiten konnte sich das Potential der Mittelsohle richtig entfalten. Sicher ist das trotzdem nicht die Paradedisziplin des Triumph 18, dafür wiegt er einfach zu viel. Aber wenn man keinen anderen Straßenlaufschuh zur Hand hat (wie ich im Urlaub in den Alpen), taugt er auch Mal als etwas übergewichtiger Allrounder.
Johannes: Nils fasst das Laufgefühl in Bezug auf die primär weiche Dämpfung mit ein wenig Sprungkraft gut zusammen. Der Triumph 18 hat ein stilles, gleichmäßiges Laufverhalten mit guter Stabilität und einem komfortablen Gefühl am Fuß, das nicht allzu weich ist und dem natürlichen Bewegungsablauf nicht im Weg steht. Im Gegensatz zu Nils fühle ich mich definitiv ein bisschen vom Gesamtgewicht des Schuhs gehindert. Der Triumph 18 fühlt sich für mich zu trottend und schwer an für Geschwindigkeiten unter 4:00 min/km. Das kann durchaus daran liegen, dass meine Beine es nicht gewöhnt sind, in Schuhen zu laufen, die die 300 Gramm-Grenze überschreiten. Die meisten meiner Testläufe waren auch langsamer / einfacher. Auch an Tagen, an denen ich frisch bin, bemerke ich stets das hohe Gewicht. Wenn meine Beine jedoch müde sind und ich eher im Recovery-Modus unterwegs bin, ist der Triumph eine echte Wohltat. Ich hatte gehofft, dass das PWRRUN+ im Triumph 18 sich wie im Freedom 3 verhält, aber die Bauweise des Triumph macht es langsamer. Insgesamt hat der Triumph ein komfortables, ungezwungenes Laufgefühl, mit Fokus auf entspannten Kilometern, (langsamen) Longruns und Recovery-Läufen.
Zusammenfassung und Empfehlung
Nils: Tja, Saucony stellt uns Läufer dieses Jahr vor die Qual der Wahl! Triumph 18, Endorphin Shift und Ride 13 sind alles hervorragende Schuhe mit starker Dämpfung und hoher Stabilität. Der Triumph ist mit seiner weichen PWRRUN+ Dämpfung für mich der bequemste aus diesem Trio. Vor allem für Erholungsläufe mit müden Beinen ist er mein Schuh der Wahl geworden, den ich immer wieder aus dem Regal hole. Zum einen weil er so bequem ist, zum anderen aber auch weil er genug Stabilität bietet um meinen Bewegungsapparat zu unterstützen, wenn er nur auf Sparflamme arbeitet. Auf langen Läufen ist er mir einen ticken zu schwer und da war ja auch noch der Vorfall mit meinem Zehennagel. Aber vor allem für etwas schwerere Menschen als mich, die ein wenig mehr von den Dämpfungseigenschaften und der Energierückgewinnung der Mittelsohle profitieren, oder für Fans von stark Gedämpften Schuhen, eignet er sich durchaus zum Allrounder für tägliches Training.
Johannes: Die Triumph 18 ist ein Komfortkreuzer mit maximaler Dämpfung, maximaler Polsterung und maximalem Gewicht. Er ist von hoher Qualität in der Konstruktion. Er ist jedoch zu schwer und stiefelartig für meinen Geschmack und ich laufe nur dann sehr gerne darin, wenn meine Beine müde sind und mir der Sinn nach einem Schuh steht, der meinen Beinen und Füßen die Arbeit abnimmt. Fans von maximaler Dämpfung, denen hohes Gewicht nichts ausmacht und die vor allem Komfort suchen, werden vom Triumph 18 nicht enttäuscht sein. Der Schuh bietet gute Stabilität, noch besseren Halt am Fuß und sogar ein wenig Sprungkraft. In der nächsten Version würde ich gerne sehen, das an der Polsterung des Obermaterials gespart wird um Gewicht zu verlieren und seine Verwendungsmöglichkeiten von einem speziellen Komfortschuh in Richtung eines Daily Trainer zu erweitern.
Wertung 9,1/10 (-0,3 für zu hohes Gewicht; -0,1 für zu viel / zu warme Polsterung; - 0,5 für den verlorenen Zehennagel)
Nils: Saucony beschreibt den Triumph 18 als stark gedämpften, luxuriösen Laufschuh, der sich für langsame und lange Läufe eignet, der aber auch Geschwindigkeit bieten kann, wenn sie von ihm gefordert wird. Und grundsätzlich muss ich sagen, dass der Schuh dieser Beschreibung fast zu 100% gerecht wird. Für etwas mehr Allroundpotential, bzw. die Eignung auch Mal schnellere Einheiten zu absolvieren, müsste er auf jeden Fall noch etwas abspecken. Saucony hat es dieses Jahr ja sogar geschafft, dass der Triumph 18 schwerer als sein Vorgänger ist. An dieser Stellschraube muss auf jeden Fall für Variante 19 gedreht werden, damit der Triumph auf langen Läufen nicht irgendwann zum Klotz am Bein wird. Damit einher geht auch, dass man einen Schuh auch zu stark aufpolstern kann! Wenn rund um Zunge, Einstieg und Ferse etwas Polsterung wegfallen würde, könnte Gewicht gespart und gleichzeitig die Atmungsaktivität erhöht werden. Ich verstehe, dass ein sog. Luxusschuh, stark gepolstert sein muss. Aber ich persönlich würde lieber auf etwas Polster verzichten, wenn dafür im Hochsommer meine Füße nicht gekocht würden. Es geht diesbezüglich schlimmer als im Triumph 18, aber Saucony hat dieses Jahr im Endorphin Speed schon gezeigt, wie es auch besser gehen kann - deshalb wiederhole ich mich hier gern. Letztlich muss ich mir dann noch wünschen, dass die Zehenbox in der kommenden Version ein wenig höher gestaltet wird - meine Zehen werden es mir danken. Vermutlich ist das ein sehr individuelles Problem, aber einen verlorenen Nagel kann ich in der Wertung auch nicht ignorieren.
Wertung 9/10 (-0,25 für übertriebene Polsterung der Ferse und Zunge, -0,25 für zu stark gezähmte Mittelsohle, -0,5 für hohes Gewicht)
Johannes: Zu Nils Ausführungen habe ich nichts hinzuzufügen.
Vergleiche
Saucony Triumph 18 vs. Saucony Ride 13 (RTR Review English)
Nils: Der Ride hat sich dieses Jahr sehr stark dem Triumph angenähert. Das liegt am allgemeinen Trend zu mehr Dämpfung, weshalb dieses Jahr Dailytrainer wie Ride, Pegasus und Co. deutlich an Dämpfung und Gewicht zugelegt haben. Selbst das Maß an Polsterung ist fast identisch. Der Ride ist rund um die Ferse tatsächlich noch aufgepolsterter als der Triumph, dafür sticht der Triumph mit der dicksten Zunge, die ich je an einem Schuh gesehen habe. Größter unterschied ist jedoch die Mittelsohle beider Schuhe. PWRRUN+ im Triumph ist weicher und flexibler und bietet auch bei geringen Geschwindigkeiten schon etwas Bounce. PWRRUN im Ride ist härter und erwacht für mich erst bei etwas höheren Geschwindigkeiten. Dann fühlt es sich aber verdammt geschmeidig an, auch dank toller Flexpunkte in beiden Schuhen. Ride als Allrounder, Dailytrainer und für zügige lange Läufe. Triumph zum langsamen dahin cruisen. Beide in 44,5 EUR.
Saucony Triumph 18 vs. Saucony Endorphin Shift (RTR Reviews: German, English)
Nils: Der Shift ist bisher mein Trainer des Jahres. Er steht im Prinzip zwischen den beschriebenen Ride und Triumph. Seine Mittelsohle besteht aus dem härteren PWRRUN Material ist aber noch dicker als im Triumph. Während der Triumph eine klassische Mittelsohlengeometrie mit sehr natürlich anmutendem Flexpunkt bietet, rollt der Shift mit seiner Speedroll Technologie durch den Bewegungsablauf. Gleichzeitig ist er noch stabiler als der Triumph! Für reine Erholungsläufe würde ich den Triumph bevorzugen - der Shift kann diese jedoch auch. Für zügige, lange Einheiten, kann ich mir jedoch keinen besseren Schuh als den Shift vorstellen. Beide 44,5 EUR.
Saucony Triumph 18 vs. New Balance 1080v10 (RTR Reviews: German, English)
Nils: Der 1080v10 war mein Meilensammler im Trainingsblock für den Frühjahrsmarathon. Er hat mir dabei so gut gedient, dass ich ein zweites paar gekauft habe! Der Triumph läuft sich im Prinzip sehr ähnlich, jedoch wiegt er ein gutes Stück mehr und hat eine weniger abrollende Sohlengeometrie als der New Balance. Das hat zur Folge, dass er auch weniger dynamisch ist. Wer klassische Sohlengeomtrien oder maximale Dämpfung bevorzugt nimmt den Triumph, wer einen sehr bequemen Allrounder sucht, den 108ßv10. Beide 44,5 EUR.
Saucony Triumph 18 vs. ASICS Novablast (RTR Reviews: German, English)
Nils: Der Novablast ist einer der wenigen Schuhe, der noch weicher ist als der Triumph. Er läuft sich noch energetischer und leichter (obwohl er auch über 300g wiegt) und eignet sich deshalb auch für schnellere Einheiten. Was der Novablast jedoch überhaupt nicht bietet ist Stabilität. Und deshalb ist er für mich im Prinzip nicht laufbar. Wer perfekte Bewegungsabläufe hat, findet im Novablast einen tollen Schuh. Jeder der jedoch auch nur einen Hauch von Support benötigt, sollte zum Triumph greifen! Triumph 44,5 EUR, Novablast 44 EUR.
YouTube Playlist mit englischsprachigen Laufschuhtests
Die Laufbiographien aller RTR-Tester könnt ihr hier lesen.
Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von Saucony kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.
Ich freue mich über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.
Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.
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