Sunday, July 19, 2020

Testbericht: Saucony Endorphin - Familie über alles!

Article by Nils Scharff


Link zum deutschsprachigen RTR-Test des Saucony Endorphin Pro: HIER

Link zum englischsprachigen Multitester-Artikel des Saucony Endorphin Pro: HIER

Link zum englischsprachigen Multitester-Artikel des Saucony Endorphin Speed: HIER

Link zum englischsprachigen Multitester-Artikel des Saucony Endorphin Shift: HIER

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Saucony Endorphin Pro (220€) Endorphin Speed (180€) Endorphin Shift (150€)


Einleitung

Auf Sauconys Endorphin Pro hat die Laufgemeinde ziemlich lange gewartet. Man konnte die diversen Prototypen schon das gesamte vergangene Jahr an den Füßen von diversen Saucony Athleten wie Molly Huddle, Parker Stinson oder Jared Ward sehen. Die Beteiligung der Profis an der Entwicklung des neuen “Superschuhs” wurde immer wieder betont. Und allen voran Jared Ward mit zwei herausragenden Rennen in Boston und New York, haben die Saucony Athleten gezeigt, dass Saucony Ihnen einen Schuh an die Hand (oder eher an den Fuß) gegeben hat, der mit dem alles überragenden Nike Vaporfly Next % anscheinend mithalten kann. Da mir die Schuhe mit dem Wellenlogo aus Boston in 99% der Fälle perfekt passen und ich außerdem meine letzten Marathon- und Halbmarathonbestzeiten im Saucony Klassiker Kinvara gelaufen bin, war für mich klar: Den Schuh muss ich haben!

Nun haben sich auf Grund der Covid-19 Pandemie sämtliche Erscheinungstermine in diesem Jahr nach hinten verschoben, auch Saucony blieb davon nicht verschont. Der lang erwartete Endorphin Pro kam dann im April endlich im Rahmen eines limitierten Vorabreleases auf den Markt und hat die hohen Erwartungen auch mehr als erfüllt. Näheres dazu könnt ihr in meinem ausführlichen Testbericht zum Saucony Endorphin Pro HIER oder im englischsprachigen Multitesterformat HIER lesen. Ich werde mich deshalb im folgenden immer nur kurz auf den Endorphin Pro beziehen und stattdessen näher auf seine beiden Geschwister eingehen.

Denn was zu Beginn des Endorphin Hypes noch gar nicht so richtig klar war: Saucony hat mehr im Petto als “nur” den karbonfaserverstärkten Marathonschuh! Eine ganze Produktfamilie sollte es werden mit dem Endorphin Speed als schnellem Trainingsschuh und dem Endorphin Shift als Arbeitstier für lange und / oder langsame Läufe. Zur Familie werden die Schuhe zum einen durch eine gemeinsame Optik im sog. Mutanten-Look. Dieser macht mit frischen, knalligen Farben auf weißem Grund einiges her und passt perfekt zum mittlerweile aufgekommenen Sommer. Zum anderen teilen alle drei Schuhe die neue Speedroll Technologie, eine besonders ausgefeilte Sohlengeometrie, die für ein besonders effizientes Abrollverhalten sorgen soll. Der Gedanke dahinter: Der Bewegungsablauf des Läufers / der Läuferin soll sich im Training kaum bis gar nicht von dem im Wettkampf unterscheiden. Auch im Training sollen exakt die Muskelgruppen angesprochen werden, die im Wettkampf(-schuh) benötigt werden. Verminderte Leistung oder Verletzungen durch ungewohnte Belastungen sollen damit der Vergangenheit angehören. Ob das in der Praxis funktioniert und ob sich auch die beiden “kleinen” Geschwister des Endorphin Pro genauso traumhaft laufen lassen, werde ich im Laufe dieses Artikels erörtern. Wer nicht lesen mag oder gern auch noch einen zweiten Eindruck vermittelt bekommen möchte, kann sich auch gern mein Übersichtsvideo zur Endorphin Familie HIER im RTR Youtube-Kanal ansehen.

Pro & Contra


Pro:

Alle drei Schuhe gehören zu den besten / aufregendsten Schuhen dieses Jahres bzw. ihrer jeweiligen Kategorie!

Alle drei gehören zu den schönsten Laufschuhen, die ich bisher in der Hand hatte!

PWRRUN PB in Pro und Speed reduziert die Muskelermüdung, was man sowohl gegen Ende langer Läufe als auch nach dem Lauf bzw. am nächsten Tag merkt!

Die in allen drei Modellen eingesetzte Speedroll Sohlengeometrie führt perfekt durch den Abrollvorgang des Fußes!

Alle drei laufen sich schnell und geschmeidig, selbst der Wonneproppen der Familie - Endorphin Shift.

Pro und vor allem Shift sind sehr stabil und deshalb für leichte Überpronierer gut geeignet!

Pro und Speed sind mutmaßlich langlebig im Vergleich zu anderen schnellen Schuhen!

Contra:

Leichtes Rutschen an der Ferse im Pro, noch geringfügiger im Speed - Marathonknoten ggfs. notwendig!

Pro und Speed sind nicht ganz so trampolinartig wie erwartet!

Der Vorwärtsdrang der Karbon-/Nylonplatte fühlt sich nicht ganz so bedingungslos schnell an wie bei der Konkurrenz!

Weiße Schuhe, die dazu noch so schön sind, muss man ständig putzen!


Tester: Nils Scharff

Ich bin 30 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 5 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit vier Marathons gelaufen, die PB von 3:14:49h habe ich dieses Jahr trotz Corona im Rahmen eines #stayathomemarathons aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (18:14min), 10km (38:17min) über Halbmarathon (1:28:12h) bis eben zum Marathon. Mal sehen, wann der erste Ultra in dieser Liste auftaucht.


Daten

Endorphin Pro

Gewicht:

  Offiziell: 221g (Herren US9)

  Testschuh: 230g (Herren EU 44,5 / US 10.5)

Sprengung: 8mm (35,5mm Ferse / 27,5mm Vorfuß)

Release: Seit Juni verfügbar im Fachhandel für 220€


Endorphin Speed

Gewicht:

  Offiziell: 221g (Herren US9)

  Testschuh: 250g (Herren EU 45 / US 11)

Sprengung: 8mm (35,5mm Ferse / 27,5mm Vorfuß)

Release: Seit Juli verfügbar im Fachhandel für 180€


Endorphin Shift

Gewicht:

  Offiziell: 295g (Herren US9)

  Testschuh: 323g (Herren EU 45 / US 11)

Sprengung: 4mm (38mm Ferse / 34mm Vorfuß)

Release: Seit Juli verfügbar im Fachhandel für 150€


Erster Eindruck und PassformD:\Benutzer\Nils\Documents\Reviews\Kinvara 11\Box.jpg

Als das Paket von Saucony mit Endorphin Speed und Shift ankam, war das ein bisschen wie Weihnachten. Ich wusste ja was kommt, trotzdem habe ich mich diebisch gefreut, als mich die eigens für die Produktfamilie designten Schuhkartons angelächelt haben! Da Punktet Saucony auf jeden Fall schonmal. Die Kartons mit der Aufschrift “The Evolution of Fast” werden zumindest Mal nicht direkt in den Müll wandern. Beim Öffnen kam dann direkt die nächste Überraschung: Saucony hat mir ein farblich passendes Paar Endorphin Socken mit beigelegt. Hier weiß auf jeden Fall jemand in der Marketingabteilung, wie man mir Freude bereiten kann. Habe die Socken leider noch nirgends online zum Kauf entdecken können, sollten sie aber irgendwann verfügbar sein, könnt ihr bedenkenlos zugreifen. Sie sind bequem, weder zu dünn noch zu dick und haben mich bisher zuverlässig vor Blasen geschützt. Ich denke die kommen nach der nächsten Wäsche zu den Endorphin Pro in den Schuhkarton und werden für Wettkämpfe aufgehoben. Das Auge isst schließlich mit.

Doch zurück zu den Schuhen. Ich hatte ein bisschen Bedenken bezüglich der Passform. Meinen Endorphin Pro hatte ich in meiner Saucony Standardgröße 44,5 EUR gekauft und musste für einen guten Fersenhalt zur Marathonschnürung greifen. Meine Testschuhe des Endorphin Speed bzw. Shift wurden mir jedoch in 45 EUR zugesandt, also nochmal größer. Ob das gut geht? Als ich dann in den ersten Schuh (Speed) hinein geschlüpft bin, konnte ich jedoch aufatmen. Ja, in der Länge ein wenig zu groß, ja ein wenig wölbt sich das Material im Vorfußbereich, wenn ich die Schnürung auf meinen etwas schmaleren Fuß anpasse. Aber alles hält, nichts rutscht. Das etwas bequemere Obermaterial des Endorphin Speed verzeiht den Größenunterschied. Nach meinem ersten Lauf bin ich dann auch im Speed zur Marathonschnürung gewechselt, jedoch eher als Vorsichtsmaßnahme denn aus purer Notwendigkeit. Im Endorphin Shift habe ich auf die Marathonschnürung bisher ganz verzichtet. Das stark gepolsterte Obermaterial (von Saucony Formfit genannt) hält den Fuß exakt dort wo er sein soll und das auf eine äußerst flauschige und bequeme Art und Weise. Tatsächlich würde ich sagen, dass der Endorphin Shift der bequemste Schuh ist, den ich dieses Jahr getragen habe. Summa summarum kann ich besten Gewissens sagen, dass alle drei Endorphin Schuhe größenecht (true to size) sind. Meine Saucony Standardgröße 44,5 EUR wäre in allen drei Modellen die perfekte Wahl. 


Obermaterial

Direkt Eingangs sei hier gesagt: Um Belüftung oder zu heiße Füße braucht man sich in keinem von Sauconys Endorphin Modellen Sorge machen! Mehr Belüftung als im einschichtigen Meshmaterial des Pro geht kaum. Aber auch der Endorphin Speed steht dem kaum nach. Das Material im schnellen Trainer der Familie wirkt auf den ersten Blick ebenfalls einlagig, bei genauerem Hinsehen scheint es aber so, als ob eine zum Teil fast durchsichtige zweite Schicht über das Meshmaterial des Pro gestülpt wurde. Dadurch kommt der etwas weichere Charakter zu Stande, der den Schuh bequemer macht und mehr wie eine Trainingsschuh wirken lässt. Im Gegenzug wurden die Belüftungsausschnitte nochmals erweitert, sodass immernoch ein sehr atmungsaktiver Schuh das Ergebnis ist. Dem Shift wird in Sachen Belüftung seine Natur als stark gepolsterter Komfortschuh zum Verhängnis. Viel Polsterung bedeutet eben auch viel Material. Doch vor allem wenn man ihn mit anderen Schuhen seiner Klasse vergleicht (bspw. dem Saucony Triumph, ASICS Glideride usw.) bleiben auch hier keine Wünsche offen. Er ist so luftig wie ein Schuh dieser Art eben sein kann.

Overlays kommen bei den beiden schnellen Endorphin Modellen fast gar nicht und meiner Meinung nach nur aus kosmetischen Gründen zum Einsatz - irgendwie muss ja das Logo auf den Schuh. Der Shift hat dagegen auf beiden Seiten relativ stark auftragende Wellenlinien, die ich auf den ersten Blick für Stickereien gehalten habe. Diese tragen sicherlich zum hervorragenden Halt im Endorphin Arbeitstier bei.

In Sachen Komfort und Halt im Schuh lässt sich ebenfalls ein Gefälle innerhalb der Endorphin Familie feststellen. Doch diesmal in umgekehrter Reihenfolge. Aber Genauso wie beim Thema Atmungsaktivität sind auch die hier festzustellenden Unterschiede ganz einfach in der Natur des jeweiligen Schuhs begründet. Natürlich ist der von vorn bis hinten gepolsterte Shift bequemer als Speed und Pro. Natürlich gibt er bedingt durch die Polsterung und die externe Fersenkappe aus Plastik mehr Halt bei vergleichsweise moderat angezogener Schnürung. Und natürlich spürt man den Druck der Schnürsenkel durch die Polsterung der Zunge kaum bis gar nicht. Die Zunge ist im übrigen der einzige, winzige Kritikpunkt, den ich am Obermaterial des Endorphin Shift habe. Sie ist einfach ein bisschen zu lang geraten. Bei einem Schuh, der potentielle Käufer vermutlich am ehesten durch sein hohes Gewicht abschreckt, ist das definitiv ein Punkt, an dem ein paar Gramm gespart werden könnten und sollten.

Beim Speed sind alle genannten Faktoren weniger ausgeprägt, weshalb auch der Schuh ein bisschen weniger bequem sitzt als sein schwergewichtiger Bruder. Doch für einen schnellen Trainer seiner Gewichtsklasse fühlt er sich immernoch unverschämt gut an. Die leicht gepolsterte und mit der Innensohle verbundene Zunge (diese Verbindung zur Innensohle findet sich im übrigen in allen drei Endorphins wieder) umschließt den Fuß wie ein Socken. Und die weit um die Ferse herum gezogene, externe Fersenkappe trägt dazu bei, ausreichend Halt selbst für schnellste Trainingseinheiten zu geben. Im Endorphin Pro schließlich hatte ich wie Eingangs erwähnt ein paar Probleme einen guten Fersenhalt zu finden. Bedingt durch das minimalistische Meshmaterial und den weichen Fersenbereich musste ich hier zur Marathonschnürung greifen. Mit dieser hatte sich das Problem dann aber auch erübrigt.

Alle drei Schuhe gemeinsam haben zudem eine hervorragende, an den Seiten hochgezogene Innensohle, die für zusätzlichen Komfort und Halt sorgt und zudem Schnürsenkel wie aus dem Bilderbuch. Während man beim Pro sogar die Wahl zwischen weiß und neongelb hat, bleibt bei beiden anderen Modellen lediglich die Neonvariante. Doch alle angebotenen Schnürsenkel sind flach, minimal dehnbar und lassen sich hervorragend schnüren - genauso Stelle ich mir das an einem Laufschuh vor. Sie lassen sich dank der großen Ösen sehr leichtgängig nachziehen und liegen schön flach und angenehm am Fuß an.Für die Marathonschnürung wurde es vor allem am Speed etwas knapp mit der Länge des Schnürsenkels. Wer, wie ich auch, den Endorphin Pro zur Verfügung hat, dem sei deshalb empfohlen das Paar Ersatzschnürsenkel vom Pro in den Speed einzufädeln - dieses ist ein wenig länger.


Mittelsohle

Der folgende Abschnitt bedient sich zu Beginn stark an meinem Testbericht des Endorphin Pro um einen Überblick über das verwendete PWRRUN PB Material zu geben. Dies halte ich für wichtig um einen vollen Überblick über die Saucony Endorphin Familie zu geben:


Schaut man sich die dicke Mittelsohle (27,5mm Vorfuß, 35,5mm Ferse) von Saucony Endorphin Pro und Speed an, fällt zunächst die starke Ähnlichkeit zu adidas’ Boost Material auf. Doch diese beruht lediglich auf der verwendeten Pellet-Struktur und ist nur optisch vorhanden. Drückt man jedoch mit dem Finger in Sohle weckt das ganz andere Erinnerungen. Und zwar an Nike’s ZoomX Schaum. Man merkt sofort, dass man hier genau das gleiche Grundmaterial in den Händen hält. Das leichte, styroporartige Gefühl des sogenannten PEBA Materials (Polyether Block Amide) ist unverwechselbar. Und die Recherche zeigt auch, dass Saucony genauso wie Nike das sogenannte PEBAX® Material beim französischen Chemiekonzern Arkema bezieht. Doch während Nike sich entschieden hat PEBAX® also Monomaterial (also als ein Stück Schaum) zu verarbeiten, ist man bei Saucony im Laufe der Prototypenentwicklung von diesem Weg abgewichen. Man hat im Laufe der Prototypentests festgestellt, dass eine Verwendung von PEBAX® in Pelltform - analog zu adidas Boost - die positiven Eigenschaften wie Energierückgewinnung und reduzierte Ermüdung nur minimal beeinflussen. Gleichzeitig soll sich auf diese Weise die Haltbarkeit jedoch mehr als verdoppeln. Ob das tatsächlich stimmt, bleibt abzuwarten. Doch während ein Nike Vaporfly schon nach 10km “Kompressionsfalten” bekommt, sieht die Mittelsohle meiner beiden Endorphin Modelle nach jeweils mehr als 50km noch aus wie neu. Das gibt definitiv Hoffnung, dass das Haltbarkeitsversprechen nicht aus der Luft gegriffen ist und das Preis-Leistungs-Verhältnis der beiden schnellen Endorphin Modelle im Vergleich zur Konkurrenz deshalb herausragt.

Da der verwendete PWRRUN PB Schaum relativ weich ist, verfügen sowohl Endorphin Pro als auch Speed über eine in die Mittelsohle eingelassene Platte. Diese hat in beiden Schuhen die gleiche Funktion: Stabilisierung des weichen Mittelsohlenmaterials, Unterstützung der Speedroll Geometrie für ein besseres Abrollverhalten sowie die Erzeugung eines vorwärts gerichteten Federmoments. Um diese Ziele zu erreichen sind die Platten in beiden Modellen jedoch unterschiedlich ausgestaltet. Im Endorphin Pro kommen Karbonfasern zum Einsatz, im Endorphin Speed Nylon. Beide Umsetzungsvarianten laufen sich sehr geschmeidig, mühelos und unaufdringlich. Trotzdem hat die unterschiedliche Bauart zur Folge, dass die entsprechend Eigenschaften unterschiedlich stark in Endorphin Pro und Shift hervortreten. Die Karbonfaserplatte im Pro ist steifer als die Nylonplatte des Speed. Der Pro ist deshalb stabiler und die bessere Wahl für leichte Überpronierer wie mich. Zudem scheint mir der durch die Platte erzeugte Vorwärtsdrang etwas ausgeprägter als im Endorphin Speed. Der Speed wiederum handhabt diese Faktoren etwas moderater und läuft sich deshalb etwas weniger steif und deshalb komfortabler. Dies hat zur Folge, dass ein Training im Speed durchaus denkbar ist, während mir die Karbonfaserplatte im Endorphin Pro auf Dauer zu steif dafür wäre. Wer die zusätzliche Stabilität des Endorphin Pro nicht braucht, findet somit im Speed einen Schuh der fast genauso performant wie der Pro ist, sich jedoch für Training und Wettkampf gleichermaßen eignet.

Der Endorphin Shift macht auch im Bezug auf die Mittelsohle einiges anders als seine Geschwister. Er nutzt keine verstärkende Platte, stattdessen kommt die notwendige Steifigkeit aus dem festeren Mittelsohlenmaterial PWRRUN. Dieses ist ein mit Polyurethan (PU) angereicherter EVA-Schaum, der bspw. auch im Saucony Kinvara, Ride oder Guide zum Einsatz kommt. PWRRUN zeichnet sich durch eine gute Energierückgewinnung bei gleichzeitig verhältnismäßig hoher Festigkeit (Stabilität) und Haltbarkeit aus, weshalb es ohne oder mit relativ wenig Außensohlengummi auskommt - dazu später mehr. Die Speedroll Geometrie wird auch im Endorphin Shift für einen geschmeidigen Abrollvorgang eingesetzt. Jedoch verfügt die Mittelsohle dabei lediglich über 4mm Sprengung und zwingt den Läufer damit nicht so sehr auf den Vorfuß wie die beiden schnellen Geschwister. Dies ist vermutlich der noch größeren Mittelsohlenhöhe von 34mm im Vorfuß und 38mm im Fersenbereich geschuldet. Um trotz der immensen Höhe den Schuh nicht zur Gefahr für Leib und Leben zu machen (oder eher für den umknickenden Knöchel), hat man sich bei Saucony für die geringere Sprengung entschieden. Diese hat außerdem eine natürliche Laufhaltung zur Folge, was ich bei einem Trainingsschuh definitiv gut heiße.


Außensohle

Bei Wettkampfschuhen spielt das Gewicht oft eine entscheidende Rolle. Um möglichst viele Gramm einzusparen, werden dafür an vielen Stellen des jeweiligen Schuhs Stellschrauben gedreht. Eine davon ist die Reduktion des Gummis der Außensohle. Interessanterweise hat Saucony jedoch in seiner Endorphin Linie den beiden schnellen Schuhen Speed und Pro mehr Außensohlengummi gegönnt als dem Kilometerfresser Endorphin Shift. Das hat vorrangig mit dem verwendeten Mittelsohlenschaum zu tun. Während in Speed und Pro das weiche und empfindliche PWRRUN PB zum Einsatz kommt, wird im Shift auf das härtere PWRRUN-Material zurückgegriffen. Und dieses hat schon im Kinvara 11 bewiesen, dass es keinerlei Probleme damit hat, als Außensohle zu fungieren. Mein Kinvara hat mittlerweile knapp 400km auf dem Buckel und die Außensohle aus PWRRUN kann sicherlich noch doppelt so viel verkraften. Die Platzierung der zusätzlichen Gummiapplikationen im Endorphin Shift hat also definitiv andere Gründe als die Haltbarkeit. Zum einen sollen sie natürlich für mehr Traktion sorgen. Diese ist sicherlich nicht auf dem Level einer Vibramsohle, aber auch auf keinen Fall schlecht und in normalen Situationen (trockener und nasser Asphalt, geschotterte Parkwege etc.) mehr als ausreichend. Hinzu kommt, dass vor allem durch das am äußeren Rand der Sohle angebrachte Gummi, die Stabilität des Schuhs weiter erhöht wird. Saucony treibt das noch ein wenig weiter und hat das in grün gehaltene Gummi auf der Innenseite des Schuhs gut einen Zentimeter in die Mittelsohle hochgezogen, wo es als winzige Mediale Stütze fungiert. Ein weiterer Grund, warum der Endorphin Shift ein hervorragender Schuh für jeden ist, der ein wenig mehr Stabilität in seinen (neutralen) Laufschuhen benötigt. Auch das ist im übrigen eine Gemeinsamkeit mit dem Kinvara - und noch nicht die letzte. Denn das Sohlendesign im Vorfuß mit den gewellten Flexkerben könnte ebenfalls aus dem leichten Klassiker aus Sauconys Produktkatalog entlehnt sein. Diese Kerben sorgen gemeinsam mit der abgerundeten Sohlenform (Speedroll) für ein sehr müheloses und geschmeidiges Laufgefühl.

Endorphin Pro und Speed haben ein bis auf die Farbe exakt gleiches Außensohlendesign. Doch bei den beiden schnellen Geschwistern geht es in größerem Maße darum die empfindliche Mittelsohle zu schützen. So kommt es, dass zwar im Mittelfuß ebenfalls viel des PWRRUN PB Schaums entblößt wird. Doch in den für Verschleiß anfälligen Regionen in Ferse und vor allem Vorfuß, wird sogar mehr Gummi eingesetzt, als im Shift. Im Vorfuß ist das Sohlengummi ebenfalls in gezackten Flexkerben für ein besseres Abrollverhalten gestaltet. Gleichzeitig verleiht es eine überdurchschnittlich gute Traktion. Etwa auf der nassen Tartanbahn hat der Endorphin Pro hervorragend performt. Normalerweise habe ich für diesen Nutzungsfall immer ein separates Paar Schuhe im Regal, das ich für Intervalle bei Nässe herauskrame. Doch der Endorphin Pro könnte diese Rolle auf jeden Fall übernehmen (wenn er nicht weiß und ziemlich teuer wäre)! Für den Speed gilt entsprechend genau das gleiche. Zudem wird durch den einmal komplett um die Sohle herum verlaufenden Ring aus Gummi die seitliche Stabilität des sehr weichen Mittelsohlenmaterials erhöht. Das macht sich in Kurven definitiv gut. Zu guter letzt wird durch den Einsatz von relativ viel Außensohle die Haltbarkeit von Endorphin Pro und Speed nochmals erhöht. Diese könnte sich, wie auch schon im Mittelsohlenkapitel erwähnt, als eine echte Stärke dieser Schuhe im Vergleich zur Konkurrenz herausstellen. Vor allem in der Kategorie der Wettkampfschuhe, in der sich beide problemlos messen können, ist eine gute Haltbarkeit ein eher seltenes Attribut.


Laufgefühl

Während der Beschreibung der Mittelsohle habe ich relativ ausführlich über den sog. PEBAX® Schaum berichtet, doch nur am Rande erwähnt, was dieser dem Läufer überhaupt bringt. Das Zauberwort ist natürlich wie so häufig Energierückgewinnung. Diese ist bei PEBAX® Materialen außergewöhnlich hoch. Gleichzeitig ist das PEBAX® deutlich leichter als TPU- oder EVA-Schäume. Die diversen Studien rund um den Nike Vaporfly 4% kamen fast immer zu dem Schluss, dass das Geheimnis dieses Schuhs nicht etwa die Geometrie der genutzten Karbonfaserplatte, sondern vielmehr das verwendete Mittelsohlenmaterial sei. Insofern sind Sauconys Endorphin Pro und Speed die ersten wirklichen Superschuhe, die nicht aus dem Hause Nike in Oregon stammen. Und während 4%, Next% oder wie viele Prozent auch immer natürlich auch zu großen Teilen zum Marketinghype gehören, kann ich zwei Dinge in Bezug auf die beiden schnellen Modelle der Endorphin Familie bestätigen: Zum einen laufen sie sich in Geschwindigkeiten von Marathonpace und schneller sehr, sehr geschmeidig. Man cruised problemlos in Zeiten dahin, die sich eigentlich schwerer anfühlen sollten. Zum anderen scheint die Ermüdung der Muskeln tatsächlich reduziert zu werden. Mein erster Lauf im Saucony Endorphin Pro war ein 10km Schwellenlauf und als ich damit fertig war, habe ich meinen Trainingspartner ernsthaft gefragt, ob wir das gleich nochmal machen wollen. Sicherlich sind beide Faktoren sehr subjektiv und Saucony betont auch, dass es selbst ihre Eliteathleten teilweise sehr unterschiedlich auf den Endorphin Pro ansprechen. Von Performancegewinnen von 0-6% ist da die Rede. Schlechter läuft man in Endorphin Pro oder Speed auf jeden Fall nicht. Und solange beide Schuhe ein tolles Laufgefühl vermitteln, kann man sich ja einreden, dass es 6% sind. Ist sicherlich nicht der schlechteste (Placebo-) Effekt.

Doch während ich das großartige Laufgefühl in Endorphin Pro und Speed mehr oder weniger erwartet oder zumindest erhofft hatte, war der Endorphin Shift tatsächlich die größte Überraschung dieser drei Geschwister. Nachdem mir die Waage 323g für den Endorphin Shift vermeldet hatte, habe ich wirklich nichts großartiges erwartet. Wie sehr ich mich da geirrt habe! Mein erster Lauf im Shift war ein langsamer Erholungslauf über 8km mit sehr, sehr müden Beinen. Dieser ist noch relativ unspektakulär verlaufen, doch mein Fazit war auch an dieser Stelle schon “der vielleicht bequemste Schuh 2020”. Doch richtig begeistert hat mich der Endorphin Shift, als ich ihn und mich dann wenige Tage später auf einem 24km Longrun mit vielen Hügeln und während eines komplett flachen Mitteldistanzlauf über 19km gefordert habe. Bei diesen Läufen hat sich gezeigt, dass der Endorphin Shift nicht nur bequem ist, sondern sich durch die Kombination aus Speedroll Geometrie, leichtem Vorschub der PWRRUN Mittelsohle und Stabilität auch viel, viel leichter läuft, als es die Waage vermuten ließ. Der 24km Lauf durch die Berge meiner alten Heimat war vielleicht einer der härtesten Trainingsläufe die ich dieses Jahr absolviert habe und der Endorphin Shift war ein traumhafter Begleiter dafür! Bergauf ließ er mich sein verhältnismäßig hohes Gewicht kaum spüren und bergab ist er einfach nur geflogen. Gleichzeitig war er selbst gegen Ende des Laufs immer noch einfach nur bequem. Die massive Mittelsohle hat es zudem geschafft Füße und Beine hervorragend zu schützen, sodass ich schon am nächsten Tag im Prinzip nichts mehr von den Anstrengungen des Vortages gespürt habe. Als ich dann zwei Tage später 19km am Neckar abgespult habe, hat der Endorphin Shift dann sein größtes Talent nochmals unterstrichen: (Speed-) Rollen. Ich bin im Verlauf dieser Einheit ungewollt immer schneller geworden, bis ich irgendwann verblüfft festgestellt habe, dass meine Pace schon eine ganze Weile 5 Sekunden unter Marathongeschwindigkeit liegt. Das fühlte sich definitiv leichter an als es sein sollte. Und auch wenn dieser Effekt vermutlich teilweise dem erhöhten Trainingspensum der letzten Wochen geschuldet war, war ich spätestens an dieser Stelle in den Endorphin Shift verliebt! 


Zusammenfassung und Empfehlung

Wer trotz Corona gerade einen Wettkampfschuh für die Halbmarathon- oder Marathondistanz sucht, für den sollte der Saucony Endorphin Pro auf jeden Fall Teil der aller engsten Auswahl sein. Defacto gibt es vor allem für die 42,2km gerade wahrscheinlich maximal drei Schuhe auf dem Markt, die mit dem Endorphin Pro mithalten können. Zwei davon sind bedeutend teurer (55€ bzw. 79€ Preisdifferenz) und der dritte heißt Endorphin Speed und kommt aus der eigenen Produktfamilie. Der Speed bietet dem Läufer für einen 40€ günstigeren Preis maximal 1-2% weniger Performanz. Gleichzeitig läuft er sich ein wenig angenehmer und kann gleichzeitig als Trainingsschuh dienen. Das macht ihn definitiv zum Preisleistungssieger unter den “Superschuhen”, dicht gefolgt vom Endorphin Pro. Diesen solltet ihr wählen, wenn ihr in anderen Modellen wie bspw. dem Kinvara trainieren wollt, das letzte Prozent Leistung herausholen wollt oder wenn ihr etwas mehr Stabilität benötigt.

Ergänzt werden die beiden schnellen Endorphin Modelle durch mein persönliches Highlight der Produktfamilie. Der Endorphin Shift ist der bequemste Schuh, den ich diese Jahr getragen habe. Gleichzeitig bietet er genügend Schutz selbst für die längsten Trainingsläufe, überdurchschnittliche Stabilität und ein Laufgefühl, dass einen staunen lässt. Der Endorphin Shift läuft sich genauso wie seine beiden Geschwister einfach nur smooth und viel leichter als er tatsächlich ist. Er macht selbst über die Marathongeschwindigkeit hinaus alles mit, was man sich an Szenarien für lange Läufe so vorstellen kann - die herausragende Speedroll Technologie, die alle drei Modelle vereint, macht es möglich. 

Sauconys Ansatz, eine aufeinander abgestimmte Laufschuhfamilie auf den Markt zu bringen, ist so sinnvoll, dass man sich fragen muss, warum auf die Idee nicht schon früher jemand gekommen ist. Sicherlich wird das Prinzip innerhalb der Produktkataloge der verschiedenen Hersteller Mal mehr, Mal weniger umsetzt. Doch nur von Sauconys Endorphin Familie ist mir bekannt, dass es auch so offensichtlich und “aggressiv” vermarktet wird. Dabei ist es nur logisch. Wer einen der drei Schuhe kauft und mag, wird sich ziemlich sicher als erstes die Geschwister anschauen, wenn er auf der Suche nach einem neuen bzw. weiteren Schuh ist. Dass alle drei Endorphin Modelle absolute optische Highlights und jeder für sich schon herausragende Schuhe sind, macht dieses Konzept zum Selbstläufer. Mich würde es nicht überraschen, wenn alle drei Saucony Endorphin Modelle am Ende des Jahres in den diversen “Schuh des Jahres” Listen für 2020 auftauchen werden. Man kann Saucony zu diesen drei Schuhen nur gratulieren!


Wertung 

Saucony Endorphin Pro 9,8/10 (-0,1 für Gewicht; -0,1 für Fersenhalt)

Der Saucony Endorphin Pro ist mein Wettkampfschuh der Wahl - vor allem für längere Distanzen. Mir fällt nicht viel ein, was Saucony für eine potentielle Version 2 verbessern sollte. Der Schuh ist noch ein paar Gramm schwerer als die Konkurrenz, vielleicht findet sich diesbezüglich ja noch irgendwo ein Einsparpotential. Und die Ferse sitzt wie beschrieben ohne Marathonschnürung leider nicht perfekt, hier gilt es nachzubessern.


Saucony Endorphin Speed 9,7/10 (-0,2 für Stabilität, 0,1 für Gewicht)

Der Saucony Endorphin Speed steht dem Pro nicht viel nach. Durch das bequemere Obermaterial und die weichere Nylonplatte eignet er sich als Wettkampf- genauso wie als Trainingsschuh. Er verliert gegenüber dem Pro minimal an Vorschub durch die andere Umsetzung der Platte, sowie vor allem an Stabilität. Wer letztere nicht braucht, findet im Saucony Endorphin Speed vielleicht das beste Preisleistungsverhältnis, dass die Laufschuhindustrie derzeit zu bieten hat. Im Vergleich zur Konkurrenz aus Oregon, dürfte er genauso wie der Endorphin Pro, gern noch ein Paar Gramm verlieren. Darüber hinaus habe ich aber wirklich nichts auszusetzen.


Saucony Endorphin Shift 9,8/10 (-0,2 für Gewicht)

Gern würde ich hier eine 10/10 vergeben. Doch 323g für meinen Testschuh in der Größe 45 EUR machen den Saucony Endorphin Shift zum schwersten Laufschuh in meinem Regal. Auch wenn er sich viel leichter läuft, kann ich das leider nicht ignorieren. Ansonsten ist es für mich der perfekte Schuh für jede lange Trainingseinheit und jeden Erholungslauf. Bequem, stabil, müheloses Laufgefühl! Ich liebe diesen Schuh!


Vergleiche


Saucony Endorphin Pro / Speed vs. Nike Vaporfly Next %  (English Review)

Das ist natürlich der offensichtliche Vergleich für Pro und Speed, den ich im Verlauf des Artikels auch mehrfach bemüht habe. Der Vaporfly (den ich mittlerweile auch einmal für einen 10km Schwellenlauf genutzt habe), fühlt sich noch schneller, noch bedingungsloser an. Die beiden Endorphins laufen sich dagegen fast subtil und natürlich. Alle drei sind unfassbare Boliden an denen es kaum Verbesserungspotential gibt. Deshalb ist es meiner Ansicht nach einfach Geschmackssache - sowohl optisch als auch vom Laufgefühl her. Vielleicht kann die Passform auch noch ausschlaggebend sein. Diese ist jedoch bei allen drei sehr gut und universell. An objektiven Kriterien spricht der Gewichtsvorteil für den Next%, während Saucony bei Traktion (vor allem bei Nässe), Preis und Haltbarkeit die Nase vorn hat. Der Endorphin Pro ist zudem der Stabilitätssieger in diesem Vergleich. In allen drei Schuhen würde ich meine Standardgröße EUR 44,5 wählen.


Saucony Endorphin Pro / Speed vs. Hoka One One Carbon X  (English Review)

Auch der Carbon X hat ein tolles, luftdurchlässiges Obermaterial. Ich bin einen Marathonwettkampf im Carbon X gelaufen, brauche jedoch leider bei jedem Lauf in dem Schuh Blasenpflaster an den Achillessehnen. Ich denke das liegt am weiteren Schnitt, der ihn zu einer guten Wahl für breitere Füße macht. Durch seine weite Basis ist der Carbon X zudem noch stabiler und somit eine noch bessere Wahl für Läufer mit Pronationsproblemen. Der Carbon X nutzt jedoch kein PEBAX, weshalb der Endorphin Pro / Speed einfach nochmal in einer anderen Liga spielen. Carbon X EUR 44 (könnte aber ein tick länger sein), Endorphin Pro / Speed EUR 44,5.


Saucony Endorphin Pro / Speed vs. Saucony Kinvara 11 (German Review, English Review)

Bevor die Endorphin Familie kam, war der Kinvara der Schuh der Wahl auf der Marathondistanz für die meisten Saucony Athleten. Auch ich bin meine aktuelle Marathon PB im Kinvara 11 gelaufen und die Halbmarathon PB stand bis vor kurzem im Kinvara 9 - bis der Endorphin Pro kam. Durch die flexiblere Mittelsohle ohne Platte und nur 4mm Sprengung läuft sich der Kinvara natürlicher. Vom Obermaterial gibt es deutlich mehr, was ihn bequemer macht. Doch auch hier gilt: Schuhe mit PEBAX sind einfach konkurrenzlos. Deshalb wäre meine Traumkombo Kinvara 11 fürs Training, Endorphin Pro für den Wettkampf! Oder einfach Endorphin Speed für beides. Alle EUR 44,5.


Saucony Endorphin Pro / Speed vs. adidas Adizero Pro (German Review, English Review)

adidas Wettkampfschuh mit Carbitex-Platte ist in Sachen Gewicht sehr ähnlich zum Endorphin Pro, bietet jedoch deutlich weniger Dämpfung und kein PEBAX Schaum. Die Carbitex Platte ist ein Meisterwerk, dass sich sehr natürlich läuft und trotzdem immer weiter schiebt, sobald man die Geschwindigkeit erhöht. Doch Sauconys Konstruktion steht dem in nichts nach. Wer ein direkteres Laufgefühl mit mehr Kontakt zur Wettkampfstrecke sucht, findet im Adizero Pro einen herausragenden Schuh, der zudem preislich mit 180€ auf dem Niveau des Endorphin Speed liegt. Vielleicht ist das auch der bessere Vergleich, da man auch im Adizero Pro trainieren und Wettkämpfe bestreiten kann. Adidas bietet mit Celermesh das noch bessere Obermaterial. Die beiden Endorphine laufen sich jedoch beide müheloser. Adizero Pro bis Halbmarathon, Endorphin Pro / Speed ab Halbmarathon. Adizero Pro 44 EUR, Endorphin Pro / Speed 44,5 EUR.


Saucony Endorphin Pro / Speed vs. Brooks Hyperion Tempo  (English Review)

Der Brooks ist ein leichter, schneller, stabiler Trainer in dem man auf der (Halb-) Marathondistanz auch Wettkämpfe laufen kann. Eigentlich ist der Hyperion Elite der Konkurrenzschuh mit Karbonfaserplatte zum Endorphin Pro. Doch diesen bin ich nicht gelaufen und der Hyperion Tempo scheint außerdem das vorzeigbarere Familienmitglied zu sein. 

Sein Obermaterial ist unfassbar bequem und der mit Stickstoff angereicherte Mittelsohlenschaum ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, wenn auch kein PEBAX. Hyperion Tempo wenn ihr klassischere Mittelsohlengeometrien mögt, ansonsten Endorphin Pro /Speed. Alle 44,5 EUR. 


Saucony Endorphin Shift vs. New Balance 1080v10 (German Review, English Review)

Der 1080v10 ist einer meiner Lieblingsschuhe und hat fast alle langen und langsamen Läufe im letzten Trainingsblock aufgefressen. Doch seit ich den Endorphin Shift daneben im Regal stehen habe, kommt der 1080 nicht mehr zum Einsatz. Der Endorphin Shift ist noch bequemer, rollt noch besser ab, bietet noch mehr Schutz und ist vor allem stabiler. Zudem schlägt er den New Balance beim Preis 150€ vs 180€. Der 1080v10 ist dafür etwas weicher, trampolinartiger und atmungsaktiver. Bei beiden Schuhen könnt ihr nichts falsch machen. Wenn ihr einen guten Deal für den 1080 bekommt, schlagt zu. Auf UVP Level oder zum gleichen Preis würde ich den Endorphin Shift wählen. 44,5 EUR in beiden Schuhen.


Saucony Endorphin Shift vs. Saucony Triumph 17 ( English Review)

Der Triumph 17 wiegt bei ähnlicher Dämpfung noch etwas mehr als der Shift. Er hat eine klassische Sohlengeometrie (nicht gebogen) und das verwendete PWRRUN+ ist weicher und bietet mehr Bounce. Beide Schuhe sind super bequem, bieten viel Schutz und Spaß. Der Shift ist optisch, aber auch mit seinem neutralen aber stabilen Ansatz und der Speedroll Technologie der modernere Schuh und läuft sich müheloser. Zudem kostet er 30€ weniger. Der Triumph kann mit noch mehr Haltbarkeit punkten. Beide 44,5 EUR.


Saucony Endorphin Shift vs. ASICS Novablast (German Review, English Review)

Der Novablast hebt das Trampolingefühl auf ein neues Level. Da kann PWRRUN nicht mithalten, versucht es aber auch gar nicht. Stattdessen lebt der Shift von seiner modernen Geometrie, viel mehr Stabilität (die größte Schwäche des Novablast) und deutlich hochwertigeren Materialien. Novablast für ein wirklich spaßiges Gefühl bis max. 15km und nur wenn ihr keinerlei Stabilität in euren Schuhen benötigt. Shift für jeden ohne perfekte Bewegungsabläufe, für längere Läufe und ein generell bequemeres und müheloseres Laufgefühl. Shift in 44,5 EUR, Novablast in 44 EUR.


Saucony Endorphin Shift vs. ASICS Glideride (English Review)

Der Glideride geht mit stark gebogener Sohlengeometrie und Nylonplatte einen sehr ähnlichen Weg wie der Endorphin Shift oder die gesamte Endorphin Familie. Bei beiden Herstellern steckt Hightech in der Mittelsohlenkonstruktion um den Läufer zu entlasten. Saucony punktet jedoch mit besseren Obermaterialien, mehr Stabilität, dem besseren Preis und mit tollen Design. Der Glideride ist dafür noch robuster und wird noch länger halten. Zudem kann er auch schnellere Läufe, während er sich im Gegenzug nicht so gut für langsame Erholungsläufe eignet. Beide 44,5 EUR.


RTR German Language YouTube Reviews Playlist


RTR English Language YouTube Reviews


Den Saucony Endorphin Pro, der Grundlage dieses Tests ist, habe ich auf meine eigenen Kosten im Fachhandel erworben. Endorphin Speed und Shift wurden mir von Saucony zu Testzwecken kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind meine eigenen.

Ich freue mich über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.

Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.

 

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5 comments:

Marcel said...

Hallo Nils,
klasse Review, vielen Dank dafür! Besonders gut gefällt mir, dass Du in Deine Berichte neben den reinen Fakten auch viele persönliche Erfahrungswerte und Quervergleiche zu anderen Schuhen mit rein bringst! Das ist eine schöne Abrundung zu den englischen Reviews hier auf der Seite. Auch den Vergleich zum Novablast kann ich so (leider) nur 1:1 unterschreiben. Nur bezüglich der Farbe, habe ich eine andere Meinung, aber da scheine ich der einzige zu sein...;-) Aber in ein paar Wochen ist der Speed ja auch in black/gold hierzulande verfügbar.

Was mich noch interessieren würde: könntest Du noch ein wenig spezifizieren, wann Du zum Speed und wann zum Shift greifen würdest (Tempoworkouts mit dem Speed und Erholungsläufe mit dem Shift sind klar) wenn man beide verfügbar hat (werde beide kaufen)? Habe ich es zudem richtig verstanden, dass Du den Shift mit auf die Trails genommen hast? Oder waren das alles befestigte Wege? Weiter so & viele Grüße, Marcel

Nils said...

Hi Marcel! Dank dir für die netten Worte! Freut mich, dass was ich fabriziere auch jemandem gefällt.

Zu deiner Frage: grundsätzlich würde ich sagen, Speed für alles wo dir die Pace wichtig ist bzw. was du als Workout siehst. Intervalle, Tempoläufe, Steigerungsläufe. Geschmackssache ist es dann um die Marathonpace herum. Bin heute nen 26km Longrun im Speed gelaufen mit 15km auf Marathonpace. Das hätte ich sicher in beiden Schuhen machen können. Die Entscheidung fiel vor allem wegen der Hitze für den Speed - der ist einfach luftiger. Der Shift ist dafür der bessere Cruiser. Wenn du einfach nur raus willst und laufen, ist der Shift der Schuh der Wahl, wenn du irgendein spezifisches Ziel für den Tag hast, erreichst du das vermutlich leichter im Speed.

Ach und bzgl. Shift auf Trails: Solang die nicht zu technisch sind, geht das sicher. Die seitliche Stabilität ist Bombe im Schuh. Allerdings steht man auch ziemlich hoch, würde deshalb nur befestigte Waldwege etc. damit machen.

Marcel said...

Hi Nils,
danke für die ausführliche Erläuterung - kann es kaum erwarten, mit den beiden Schuhen ebenfalls los zu legen (beide nur kurz testweise gelaufen bislang, aber der Shift kommt noch diese Woche).

In Sachen Trailschuhen kommt übrigens die Tage ja der neue Salomon S/lab Ultra 3 raus - wäre genial, wenn Du den bei Zeiten auch einmal testen könntest. Zumindest rein optisch kommt er nach den - für mich persönlich - enttäuschenden, da viel zu engen Ultra 1 und Ultra 2 wieder deutlich näher an den legendären Sense Ultra ran, den Salomon seinerzeit ja leider eingestellt hatte, obwohl es wohl der bestverkaufte Slab aller Zeiten war..

Nils said...

Dank dir für den Hinweis! Ich hab die Frage Mal zu Sam bzw. zu unseren Kontakten bei Salomon weitergeleitet. Hätte nichts dagegen den Ultra 3 zu laufen ;)

Marcel said...

klingt gut - drücke die Daumen;-)