Tuesday, June 23, 2020

Testbericht: adidas adizero Pro - Racing Flat 2.0! (Deutsch)

Article by Nils Scharff


Link zum original RTR-Test des adidas Adizero Pro: HIER

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Einleitung

Lange haben wir Läufer uns nach Konkurrenz für den allgegenwärtigen Nike Vaporfly gesehnt. Und dieses Jahr haben es die meisten Hersteller auch endlich geschafft, mit dem ein oder anderen interessanten Modell nachzuziehen. Nachdem letztes Jahr schon Hoka One One den Vorreiter (unter den Verfolgern) gespielt hat, haben mittlerweile auch Skechers, Saucony, ASICS und Brooks nachgezogen. Der adidas Adizero Pro ist einer der letzten “Superschuhe”, also Marathonracer mit Karbonfaserplatte, der noch auf dem Markt gefehlt hat. Tatsächlich war vorab wenig über den neuen schnellen Schuh aus Herzogenaurach bekannt. Erstmals zu sehen war er meines Wissens nach beim New York Marathon u.a. an den Füßen der Weltklasseläuferin Mary Keitany, die 2019 in der amerikanischen Metropole Rang 2 belegte. Doch der Adizero Pro erlangte selbst bei diesem tollen Ergebnis nicht viel Aufsehen, denn im Vergleich zur Konkurrenz aus Oregon sah er relativ bescheiden und fast minimalistisch gedämpft aus. Alle dachten “da kommt doch sicher noch was von adidas”. Vielleicht ist das auch der Fall, doch der Adizero Pro ist schon da! Ob er sich wirklich so minimalistisch läuft oder auch für den normalen Läufer eine Option ist, werde ich in der Folge diskutieren.

Pro & Contra

Pro:

Racing Flat mit dem Vorschub einer toll designten Karbonfaserplatte (Carbitex).

Das Obermaterial ist große Kunst und verschwindet beim Laufen!

Sehr stabil! Dadurch, dass er näher am Boden gebaut ist als die Konkurrenz ist er eine hervorragende Wettkampfoption für Läufer mit Pronationsproblemen!

Super Traktion!

Voraussichtlich lange haltbar!

Contra:

Nur etwas für schnellere Läufe(r/innen)! Meine Marathonpace von 4:37min/km ist gerade so die Grenze an der die Carbitexplatte anfängt zu funktionieren.

Nicht so stark gedämpft und komfortabel wie die Konkurrenz.

Dürfte ruhig ein paar Gramm leichter sein.


Tester: Nils Scharff

Ich bin 30 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 5 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit vier Marathons gelaufen, die PB von 3:14:49h habe ich dieses Jahr trotz Corona im Rahmen eines #stayathomemarathons aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (18:14min), 10km (38:17min) über Halbmarathon (1:28:12h) bis eben zum Marathon. Mal sehen, wann der erste Ultra in dieser Liste auftaucht.


Daten

Gewicht:

  Offiziell: 235g / 8.3 oz (Herren US9)

  Testschuh: 235g (Herren EU 44,5 / US 10.5)

Sprengung: 10mm (32mm Ferse / 22mm Vorfuß)

Release: Erhältlich im Fachhandel für 180€


Erster Eindruck und Passform

Mein erster Eindruck vom adidas Adizero Pro war, dass er auch Adios 6 heißen könnte. Denn rein optisch ist die Ähnlichkeit zum Adios 5 nicht zu leugnen. Beide Schuhe sehen richtig gut und extrem schnell aus!

Doch im direkten Vergleich wirkt der Adios ein wenig robuster, während sich der Adizero Pro eleganter gibt. Alles ist ein wenig dünner, feiner, leichter. Und das muss auch so sein, denn auf der Waage wiegen beide Schuhe exakt gleich viel - 235g in meiner Testgröße 44 EUR. Doch der Adizero Pro bietet bei gleichem Gewicht mehr Dämpfung und eine Karbonfaserplatte, weshalb am übrigen Schuh jedes Material in Frage gestellt wurde, um das Gewicht Gramm für Gramm zu reduzieren.


Und der erste Eindruck am Fuß ist auf jeden Fall, dass das hervorragend gelungen ist. Der Schuh fühlt sich auf den ersten Schritten deutlich komfortabler und weicher an, als sein schnelles Aussehen vermuten lässt. Die Passform ist typisch adidas: schmal und lang. Ich trage in den allermeisten Fällen 44,5 EUR (z.B. im Endorphin Pro, Terra Kiger 6, 1080v10). Doch im adidas Adizero Pro passt die 44 EUR perfekt. Ich habe nach vorn den berühmten Daumen Platz und gleichzeitig einen sicheren Sitz an Ferse und Mittelfuß. Wenn ich ausschließlich kürzere Rennen bis 10km im Adizero Pro laufen wollen würde (und dafür ist er auf jeden Fall geeignet), würde sogar eine 43,5 EUR passen. 


Obermaterial

Das aus einem Stück gefertigte, sogenannte Celermesh, das im adidas Adizero Pro zum Einsatz kommt, ist der Hammer! Zum einen ist es optisch ein richtiger Hingucker. Man kann fast aus jeder Perspektive durch den Schuh hindurchschauen!Bei genauerem hinschauen sieht man, dass es sich um ein sehr, sehr dünnes schwarzes Gewebe handelt, dass von innen ganzflächig mit einer gitterartigen Verstärkung beklebt ist. Das ist das gleiche Prinzip wie es schon im Adios 5 zum Einsatz gekommen ist, jedoch feiner strukturiert. Die innenliegende Verstärkung fühlt sich so ähnlich an wie eine T-Shirt-Beflockung und ist am Fuß selbst ohne Socken super bequem (Achtung! Wenn ihr den Schuh ohne Socken tragen wollt, denkt daran die Größe zu reduzieren!).


Von Außen kommt der Schuh gut ohne nennenswerte verstärkende Elemente aus. Der Seitenhalt im Adizero Pro ist trotzdem herausragend. Die drei riesigen adidas-Streifen im Used-Look sind sehr dünn und geben nur wenig Struktur. Für die einzige Flachnaht auf der Innenseite des Schuhs gilt dasselbe. Einzig um die Löcher der Schnürung ist eine Verstärkung eingenäht. Diese Verstärkung ist einseitig etwas breiter, da sich adidas hier etwas außergewöhnliches hat einfallen lassen: Der Adizero Pro weist dort 9 zusätzliche Löcher für die Schnürsenkel auf.Ehrlich gesagt ist die Passform auch schon bei der Nutzung der Standardschnürung für mich perfekt. Aber mit Hilfe dieser zusätzlichen Möglichkeiten, lässt sich der Druck noch besser verteilen und so der Adizero Pro problemlos an verschiedenste Fußformen und Bedürfnisse anpassen. Das habe ich bisher nur am Saucony Mad River TR gesehen und halte es auf jeden Fall für ein cooles Feature. 


Die Zunge des adidas Adizero Pro ist aus einem dünnen, neoprenartigen Material gefertigt. Am oberen Ende sind zwei kleine Polster eingearbeitet. Material und Polster zusammen schützen den Mittelfuß wunderbar vor jederlei Druck durch die Schnürsenkel - da ist nichts zu spüren. Wenn die Marathon-Schnürung verwendet wird, ist es jedoch ein wenig fummelig die Zunge noch hoch genug zu ziehen um den Fuß zu schützen. Jedes eingesparte Gramm zu ehren, aber hier hätte adidas uns einen halben Zentimeter mehr gönnen können. Die Zunge ist wie heute üblich mit dem übrigen Schuh vernäht, um sie gegen ungewolltes verrutschen zu sichern und gleichzeitig die Passform des Schuhs zu optimieren. Auf der Innenseite reicht sie herunter bis zur Mittelsohle, auf der Außenseite endet sie jedoch schon auf Höhe der untersten Schnürlöcher - vermutlich um wieder ein paar Gramm einzusparen. Ich hatte zunächst Bedenken dort ggfs. Reibung zu spüren. Doch die Naht wurde hervorragend gearbeitet, weshalb diese Bedenken grundlos waren.

Rund um den Einstieg des Schuhs ist der Adizero Pro relativ dünn gepolstert. Die Polsterung legt sich wie ein ca. 2cm breiter Ring um den Knöchel und reicht an der Ferse etwas weiter herunter. All das fühlt sich sehr angenehm am Fuß an bietet zusammen mit einer sehr schmalen, aber relativ hohen Fersenkappe hervorragenden Halt im Schuh. Eine ziemlich dicke Innensohle mit der Aufschrift Lightstrike rundet die verwendeten, allesamt hochwertig scheinenden, Materialien ab. Sie ist nicht sonderlich vorgeformt, sondern zeichnet sich lediglich durch ast 5mm Dicke und ein besonders weiches Gefühl aus. Dieses Gefühl ist es, was mich am meisten am Adizero Pro überrascht hat. Der Schuh sieht aus wie eine Waffe, fühlt sich am Fuß aber an wie ein Pantoffel. 


Mittelsohle

Adidas geht bei der Mittelsohle einen anderen Weg als die meisten ihrer Konkurrenten. Wo sich bspw. Nike und Saucony das in ihren Highend-Schuhen verwendete Dämpfungsmaterial für die Preisklasse jenseits der 180€ aufsparen, haben die Konstrukteure aus Herzogenaurach auf bewährte Materialien zurückgegriffen: Boost und Lightstrike. Auch die Art und Weise wie diese Komponenten eingesetzt werden, ist sehr ähnlich wie es sich schon im Adios 5 bewährt hat. Ein fast durchgängiger Außenring aus dem härteren Lightstrike gibt Struktur. Boost wird dann flächig im inneren der Mittelsohle sowie an der Ferse eingesetzt, um für Komfort und ein energiegeladenes Laufgefühl zu sorgen.


Die große Neuerung im adidas Adizero Pro ist die zusätzlich in die Mittelsohle eingelassene Carbitex Platte. Diese ist wie bei allen Herstellern “einzigartig geformt” und sieht wie bei den meisten Herstellern aus wie ein zu groß geratener Löffel. Dieser Löffel unterscheidet sich insofern von allen Karbonfaserplatten, die ich bisher gelaufen bin (Next %, Carbon X, Endorphin Pro), dass sie verhältnismäßig flexibel ist. Der Schuh lässt sich im Vorfuß zumindest ein wenig biegen. Auf diese Weise sorgt die Carbitex Platte im Adizero Pro für ein verhältnismäßig flexiblen Abrollvorgang und so für das gewisse etwas. Zudem ist die Platte trotzdem verwindungssteif, weshalb der adidas Adizero pro ein hohes Maß an Stabilität für einen so minimalistischen Wettkampfschuh bietet. Da er sich mit 22mm* Dämpfung im Vorfuß und 32mm* an der Ferse in Sachen Dämpfung als relativ bescheiden zeigt, ist der adidas Adizero Pro zudem ein Schuh mit viel Gefühl für die Laufstrecke und hervorragender seitlicher Stabilität - zumindest im Vergleich zu Maximalisten wie Vaporfly oder Endorphin Pro. Er ist deshalb eine gute Option für anspruchsvollere Strecken oder Läufer mit Pronationsproblemen!


*Beide Maße entstammen ursprünglich den Produktdaten unseres Partners Running Warehouse. Ich habe nachgemessen und kann beide Maße bestätigen, sofern man inkl. Außen- und Innensohle misst. adidas selbst gibt 12 / 21,5mm auf ihrer Website an. Doch auch wenn es ohne moderne Technik schwierig ist nachzumessen, kann ich mir diese Werte nicht erklären. Im Vorfuß komme ich auch ohne Innensohle auf mindestens 15mm, an der Ferse auf mindestens 25mm.



Außensohle

Auch die Außensohle des adidas Adizero Pro birgt vieles, was aus anderen Schuhen der Adizero Linie bekannt ist. Im Vorfuß wird eine große Fläche vom bewährten Contintental Gummi bedeckt. Dieses hat sich in der Vergangenheit immer wieder durch hervorragende Haltbarkeit und Traktion (auch bei Nässe) ausgezeichnet, weshalb ich adidas Schuhe auch sehr gern in der Freizeit trage. Ich denke auch beim Adizero Pro wird man sich auf das mit dem Continental Logo versehene Gummi verlassen können. Im Vergleich zum Adios 5 ist das verwendete Gummi dünner, weniger profiliert und zudem durchgängig verwendet. Im Adizero Pro hat man keine Ausschnitte innerhalb der Gummifläche vorgesehen, durch die die Mittelsohle zu sehen wäre. Ich frage mich ob mehr Profil im Zusammenspiel mit Ausschnitten nicht für bessere Traktion bei vergleichbarem Gewicht gesorgt hätte. Aber auch so bin ich bisher auf keinerlei Traktionsprobleme gestoßen.


Die Ferse des Adizero Pro wird vom sogenannten Adiwear Gummi vor Abrieb geschützt. Auch das ist ein probates Mittel, das bei anderen Schuhen schon funktioniert hat. Was neu ist, sind die Übergänge von der Ferse zum Mittelfuß. Dort kommt Quickstripe DSP zum Einsatz, was mit den Worten “leichtgewichtige Außensohle für Flexibilität und Haltbarkeit - auf Straße und Laufbahn” beworben wird. Diese Streifen fühlen sich ähnlich zu den innenliegenden Verstärkungen des Obermaterials an - irgendwie wie ein T-Shirt-Flock. Das ist erstmal ein sehr merkwürdiges Material für eine Außensohle. Doch versehen ist dieses “Textilklebeband” mit sehr harten, kantigen Noppen, die fast wie Minispikes funktionieren. Diese sind mir bisher weder auf der Straße noch auf der Laufbahn wirklich aufgefallen, sie sehen aber so aus, als ob sie unter schwierigen Bedingungen hervorragend vor der ein oder anderen Rutschpartie schützen würden - bspw. auf der nassen Tartanbahn. Gleichzeitig fühlen sie sich aber auch nicht zu hart auf der Straße an. Ich habe noch ein wenig Bedenken wie lange diese Streifen am Schuh halten, aber solange sie dies tun, sind sie eine tolle Ergänzung zu den bewährten Continental- und Adiwearmaterialien.


Laufgefühl

Nachdem wir nun über viele technische Details und verwendete Materialien gesprochen haben, kommt hier die alles entscheidende Frage: Wie läuft sich der adidas Adizero Pro denn nun? Zunächst einmal vorweg - ziemlich gut! Ich bin 15min nachdem das Paket von adidas bei mir angekommen ist zu einem Testlauf für den ersten Eindruck im Adizero Pro gestartet und die Eindrücke dieses Laufs haben sich immer weiter bestätigt, je mehr Kilometer ich absolviert habe (mittlerweile über 50km). Ist man langsam unterwegs, zum Warmlaufen, Auslaufen oder einfach nur dahin Cruisen, ist der Adizero Pro ein ganz normaler Schuh. Das tolle Obermaterial verschwindet am Fuß, man hat guten seitlichen Halt und ein gutes Gefühl für die Laufstrecke. Durch die genutzte Karbonfaserplatte und den Außenring aus Lightstrike ist er zudem sehr seitenstabil und deshalb bestens für Läufer mit leichten Pronationsproblemen geeignet. Er fühlt sich sogar noch leichter an als seine 235g vermuten lassen und kann mit all diesen Eigenschaften auch gut über die Distanz gehen. Mein längster Lauf im Adizero Pro hat bisher 28km betragen und auch wenn sich der Vorfuß irgendwann ab etwa 25km ein weniger härter als notwendig angefühlt hat, hätte mich der Schuh aber auch auf jeden Fall noch weiter getragen. 


Doch all das sind nicht die Gründe, warum ihr den adidas Adizero Pro unbedingt laufen wollt - und ihr wollt es, glaubt mir! Der Grund der den Adizero Pro zu etwas Besonderem macht, heißt Carbitex! Die in die Mittelsohle eingelassene Karbonfaserplatte fängt für mich etwa ab Marathongeschwindigkeit (4:35min/km) an sich bemerkbar zu machen. In dieser Geschwindigkeit habe ich ein wenig mit der Carbitex Platte gekämpft, denn ihr unfassbarer Vortrieb hat mich schneller laufen lassen, als ich wollte. Vorbei war dieser Kampf dann als es noch schneller und in Richtung Halbmarathonpace (4:10min/km) ging. Da ist der Schuh einfach nur noch geflogen. Auf leicht abwärts führenden Streckenabschnitten hat man dabei den Effekt noch stärker gespürt als sowieso schon. Spannend ist, dass die Platte im Vorfuß relativ flexibel zu sein scheint, was die federnde Wirkung zumindest für mich noch spürbarer macht. Gleichzeitig fühlt sich der Schuh dadurch nicht steif wie ein Brett an.


Ansonsten gilt für den adidas Adizero Pro - je schneller, desto besser. Marathon - jetzt gehts los! Halbmarathon - geil! 10k - auf jeden Fall! 5k - sowieso! Für 5km Rennen und kürzer sei vielleicht dazu gesagt, dass es sicherlich leichtere Alternativen auf dem Markt gibt. Da muss man irgendwann den Vortrieb der Carbitexplatte gegen das Gewicht abwägen. Ich würde sagen im Adizero Pro kann der etwas ambitioniertere Läufer alle üblichen Wettkämpfe bis 42,2km absolvieren. Sicher bietet er dabei nicht den Komfort der teilweise stärker gedämpften Konkurrenz, doch wer es ein wenig klassischer und direkter mag und die Straße spüren möchte, bekommt von adidas einen Wettkampfschuh der Extraklasse zur Verfügung gestellt. Wer etwas langsamer unterwegs ist, für den kann der Schuh auf den kürzeren Strecken trotzdem eine tolle Alternative sein. Zudem ist der adidas Adizero Pro voraussichtlich relativ haltbar und eignet sich somit auch für die ein oder andere schnelle Trainingseinheit.


Zusammenfassung und Empfehlung

Ich hatte zugegebenermaßen gar nicht so hohe Erwartungen an den adidas Adizero Pro. “Zu wenig” Dämpfung, kein “Superschaum” - wo soll die Magie schon herkommen? Ich hatte deshalb irgendwie eine Art weiteren Adios erwartet. Zwar ein sehr guter Schuh, aber ohne Wow-Effekt. Irgendwie hatte ich damit recht, aber gleichzeitig habe ich mich völlig geirrt! Ich hatte einfach nicht auf dem Schirm, dass die Hersteller ihre Karbonfaserplatten a) alle anders gestalten und b) aus einem ganz bestimmten Grund in ihre Topmodelle integrieren. 


Ja, der Adizero Pro ist meiner Ansicht nach einer konsequente Weiterentwicklung des Adios 5, die noch weiter perfektioniert wurde. Aber einen Wow-Effekt gibt es dank dem Vorwärtsdrang der Carbitex Platte trotzdem! Der Schuh macht auf höheren Geschwindigkeiten deshalb richtig Spaß und genug Dämpfung sollte er dabei für die meisten Läufer auch ohne “Superschaum” haben. Gleichzeitig überzeugt der Adizero Pro durch Bodenkontakt, Seitenhalt und seine Eignung für Über- oder Unterpronierer. Dass er zudem eine gute Haltbarkeit verspricht macht ihn für 180€ fast zu einem Preistipp unter den Schuhen mit Karbonfaserplatten.


Wertung 9,6/10 (-0,3 für Gewicht; -0,1 für zu kurze Zunge)

Ich bin sehr froh, dass ich den adidas Adizero Pro zum testen bekommen habe. Er ist kein Vaporfly oder Endorphin Pro, aber das will er auch gar nicht sein. Dass die Carbitexplatte auch für den 5h Marathoni funktionieren wird, ist vermutlich Wunschdenken. adidas hat diesbezüglich vermutlich schon das bestmögliche rausgeholt - die Platte stört bei langsamen Läufen nicht.   Ein wenig mehr Zunge wäre noch schön. Ansonsten bleibt nur noch das Gewicht. Boost ist trotz seiner tollen Eigenschaften einfach ein wenig zu schwer, gemessen an dem was auf dem Markt ansonsten vorkommt. Ein Adizero Pro 2.0 hat in meinen Vorstellungen eine Dämpfung aus Boost 2.0 - gleiche Eigenschaften bei geringerem Gewicht. Wenn adidas es schafft das Gewicht dieses jetzt schon großartigen Schuhs auf unter 200g zu drücken, fällt nächstes Jahr die 10/10!


INITIAL VIDEO REVIEW (DEUTSCH)


Vergleiche


adidas Adizero Pro vs. adidas Adios 5 (RTR Review GermanRTR Review English)

Auf diesen Vergleich bin ich im Verlaufe des Artikels ja schon mehrfach eingegangen. Letzten Endes ist der Adizero Pro das, was der Adios im Jahr 2020 sein sollte. Alles ist noch ein wenig mehr optimiert und um den Faktor der Carbitexplatte erweitert. Mir Fallen nicht viele Gründe ein, warum ich den Adios statt dem Adizero Pro wählen würde. Der Preis ist sicherlich einer, ansonsten nur für sehr spezielle Einsatzzwecke wie etwa als Racer auf geschotterten Wald- und Feldwegen bzw. auf sehr anspruchslosen Trails. Ansonsten schlägt der Adizero Pro seinen “Vorgänger” in allen Belangen! Selbst bei langsamen Geschwindigkeiten fühlt er sich besser an. 44 EUR in beiden Schuhen.


adidas Adizero Pro vs. adidas SL20 RTR Review English)

Ich bin den SL20 außer ein paar Kilometern zum eintragen noch nicht gelaufen, da er gleichzeitig mit dem Adizero Pro angekommen ist. Der erste Eindruck ist ein wenig mehr in Richtung Trainer und entsprechend etwas bequemer. Ich habe beide Schuhe in 44 EUR hier, der Adizero Pro ist in dieser Größe etwas länger als der SL20.


adidas Adizero Pro vs. Saucony Endorphin Pro (RTR Review English RTR Review German)

Hier zitiere hier meinen Vergleich zwischen Adios 5 und Endorphin Pro: “Beide haben die gleiche Funktion im Arsenal ihrer jeweiligen Hersteller: Langstreckenwettkampf. Beide wiegen in meiner Größe aufs Gramm genauso viel. Beide haben herausragende Obermaterialien.” Doch wo ich den Adios 5 noch als Racer aus einer anderen Zeit beschrieben habe, ist der Adizero Pro im Hier und Jetzt angekommen und kann dem Endorphin Pro deshalb definitiv Konkurrenz machen! Der Endorphin Pro läuft sich dabei müheloser und ist für mich vor allem zum “rollen” auf schnellen Marathonstrecken der bessere Schuh. Er funktioniert auch schon auf einem ein wenig gemächlicheren Tempo und ist deshalb vermutlich für mehr Läufer geeignet. Doch spätestens auf der Halbmarathonstrecke oder kürzer ist es reine Geschmackssache, welchen Schuh man bevorzugt. Der Adizero Pro ist näher am Boden, fühlt sich direkter und schneller an. Für anspruchsvollere Kurse mit vielen scharfen Kurven und ggfs. auch Mal Kopfsteinpflaster oder Schotter ist er definitiv eine Alternative über die man nachdenken sollte. Adizero Pro 44 EUR, Endorphin Pro 44,5 EUR.


adidas Adizero Pro vs. Saucony Kinvara 11 (RTR Review English, RTR Review German)

Der Kinvara 11 war mein letzter Marathonschuh, weshalb ich ihn hier aufführe. Beide sind ähnlich stark gedämpft, Kinvara etwas mehr im Vorfuß. Passform und Obermaterialien sind beim Kinvara viel mehr ein Trainer als als Wettkampfschuh. Trotzdem ist er leicht genug um für Wettkämpfe auf (Halb-) Marathondistanz zu funktionieren. Der Adizero Pro ist dagegen ein Vollblutracer, in dem man aufgrund seiner Haltbarkeit auch (schnell) trainieren kann. Dem Kinvara fehlt der Vorschub der Carbitexplatte. Kinvara fürs Training, Adizero Pro für Wettkämpfe. Kinvara 44,5 EUR, Adizero Pro 44 EUR.


adidas Adizero Pro vs. Nike Vaporfly Next% (RTR Review English)

Den Vaporfly Next % habe ich selber nie besessen und bin ihn nur einmalig für ein 10k Schwellenlauf gelaufen. Im Next % spürt man einen genauso starken Vorschub der Karbonfaserplatte wie es im Adizero Pro der Fall ist. Jedoch gepaart mit dem einzigartig weichen und leichten Gefühl von ZoomX. Dafür steht man deutlich weiter über dem Boden und entsprechend unsicherer. Beim Vaporfly hat die Karbonplatte meine Achillessehnen arg in Mitleidenschaft gezogen (2 Wochen Schmerzen), im Adizero Pro habe ich keinerlei Probleme. Ähnlich wie im Vergleich zum Endorphin Pro gilt hier für mich: Marathon - Vaporfly. Halbmarathon - Gleichstand. Alles darunter - Adizero Pro. Sicher kann man je nach Geschmack aber auch all diese Distanzen im jeweils anderen Schuh laufen. Adizero Pro sollte besser für Überpronierer oder Anspruchsvolle Strecken funktionieren, Vaporfly dafür auch für langsamere Läufer/innen. Next% 44,5 EUR, Adizero Pro 44 EUR.


adidas Adizero Pro vs. Hoka One One Carbon X (RTR Review English)

Eigentlich kaum ein Vergleich. Der Hoka ist viel mehr gedämpft und wiegt in meiner Größe 40g mehr. Dabei ist er deutlich steifer und hat eine viel breitere Basis, was ihn zu einer noch stabileren Option macht. Überraschenderweise funktioniert er trotz enormer Mittelsohle und Gewicht selbst noch im 10km Wettkampf sehr gut. Würde ihn jedoch nur noch für schnelle, lange Trainingsläufe aus dem Regal holen, wenn ich stattdessen auch den Adizero Pro zur Verfügung habe. Beide in 44 EUR.


adidas Adizero Pro vs. New Balance 1400v6 (RTR Review English RTR Review German)

Der 1400v6 war mein letzter 5k und 10k Wettkampfschuh. Er ist deutlich leichter als der Adizero Pro, aber auch weniger stabil und kann dem Vortrieb der Carbitexplatte nichts entgegensetzen. Adizero Pro gewinnt in allen Belangen. Beide in 44 EUR (Adizero Pro auch möglich in 43,5 EUR, wenn er ein reiner 5 und 10k Wettkampfschuh sein soll). 


YouTube Playlist mit englischsprachigen Laufschuhtests HIER


Die Laufbiographien aller RTR-Tester könnt ihr hier lesen. 

Den Schuh, der Grundlage dieses Tests ist, hat mir adidas kostenlos für Testzwecke zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind meine eigenen.

Ich freue mich über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.

Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.

 

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3 comments:

Nils said...

Following

Torsten said...

Das ist jetzt aber ein anderer Schuh, als der hier, oder?

https://twitter.com/PhilippPflieger/status/1276147918978846726/photo/2

Nils said...

Genau, das ist ein völlig anderer Schuh. Der hat uns gestern auch alle überrascht! Der hier getestete Adizero Pro ist ein "Racing Flat" mit Karbonplatte, der gestern vorgestellte Adios Pro ist sehr viel stärker gedämpft!