Thursday, January 04, 2024

Testbericht: Nike Alphafly 3 - Das Maß aller Dinge! 10 Vergleiche (German)

Article by Nils Scharff

Nike Alphafly 3 (310€)


Einleitung

Wer in den letzten Tagen auf Instagram unterwegs war und wie ich vom Algorithmus der Lauf-, Ausdauersport und Schuhgeek-Bubble zugeordnet wird, kam nicht umhin sie zusehen: die allgegenwärtigen mehr oder weniger sportlichen Jahresrückblicke voller Höhen, Tiefen, Training, Motivation, Verletzungen, Erfolge und Misserfolge. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, selbst auch so etwas zusammenzubasteln, habe es zwischen beruflichen Verpflichtungen und Freizeitstress jedoch nicht hinbekommen. Die Prioritäten lagen an anderer Stelle.

Warum schreibe ich das? Nun, meine sportlichen Höhepunkte hatten einen gemeinsamen Nenner: Den Nike Alphafly. In diesem Schuh habe ich vergangenes Jahr neue persönliche Bestzeiten über 10km, die halbe und die volle Marathondistanz aufstellen können. Letzteres sogar zwei Mal! Vor allem die ursprüngliche Variante, den “Alphafly 1”, habe ich lieben gelernt und halte ihn bis dato für den besten (Langstrecken-) Wettkampfschuh aller Zeiten. 

Doch gleich zu Beginn des Jahres hält Nike einen Höhepunkt für uns bereit: Der Nike Alphafly 3 wird am 4.1.24 das Licht der Welt erblicken und für uns Konsumenten zunächst in der obligatorischen Prototyp-Variante erhältlich sein. Voraussichtlich werden diese ersten Paare innerhalb kürzester Zeit ausverkauft sein, bevor dann weitere Farbvarianten Anfang Februar das Portfolio ergänzen werden. Allen Kaufinteressenten mit dem entsprechend ausgestatteten Portemonaie wird also rechtzeitig zu den Frühjahrsmarathons die Möglichkeit gegeben werden, für sage und schreibe 310€ am Wettkampftag nichts dem Zufall zu überlassen. 

Doch ist der Hype berechtigt? Was kann der aktuelle “Weltrekordschuh” uns Sterblichen bieten, die wir Marathons in zweieinhalb, drei oder vier Stunden und nicht wie Kelvin Kiptum in unglaublichen 2:00:35h laufen? Hilft uns der Alphafly 3 dabei, uns auch einmal ein wenig “superhuman” zu fühlen?


Pro:

  • Bietet nach wie vor das unvergleichliche “Zoom Air Feeling”!

  • Smoothere Übergänge durch die nun durchgehende Mittelsohle!

  • Das Obermaterial ist ein Meisterwerk - ein Hauch von nichts, das trotzdem einen super Halt bietet und sau bequem ist!

  • Auch unterm Fuß definitiv etwas weicher und damit bequemer!

  • Nicht mehr ganz so laut wie die beiden Vorgänger (aber immer noch deutlich hörbar)!

  • Die neue Außensohle ist dem Vaporfly 3 entliehen und funktioniert in beiden Schuhen hervorragend!

  • Der leichteste Alphafly aller Zeiten (221 Gramm in meiner US 10.5)!

  • Der deutliche Druck im Fußgewölbe, der vielen Läufer:innen in den Vorgängerversionen Probleme bereitet hat, ist gänzlich verschwunden!


Contra:

  • Trotz smootherer Übergänge immer noch ein sehr künstliches Laufgefühl, dass man liebt oder hasst!

  • Eine etwas aggressivere Plattengeometrie macht ihn nicht mehr ganz so universell am langsameren Ende des Pacespektrums einsetzbar!


Nils Scharff

Ich bin 33 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 6 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit acht Marathons gelaufen, die PB von 2:46:47h habe ich erst kürzlich in Berlin aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (17:29min), 10km (35:54min) über Halbmarathon (1:17:29h) bis eben zum Marathon.

Daten

Gewicht:

  Offiziell: 221g (Herren US 10.5)

  Testschuh: 221g (Herren US 10.5) >> 13 Gramm leichter als mein Alphafly 1, 28 Gramm leichter als mein Alphafly 2

Sprengung: 8mm (40mm Ferse / 32mm Vorfuß)

Release: Erhältlich auf nike.com - Preis 310€ (ich denke die kommenden Farbgebungen werden 300€ kosten)


Link zum englischsprachigen Testbericht des Nike Alphafly 3: HIER

Link zu allen RTR-Testberichten: HIER


Erster Eindruck, Passform und Obermaterial

Danke neu aufgetaner Kontakte in den Nike Kosmos hat mich mein Testpaar des Alphafly 3 noch rechtzeitig vorm Releasedatum und zufälligerweise genau an meinem Geburtstag erreicht. Und ich muss gestehen, dass trotz einer tollen Feier mit meinen Liebsten und vielen, liebevollen und durchdachten Geschenken, das Klingeln des DHL-Express-Boten eins der Highlights des Tages war. Die Vorfreude war riesig, der Alphafly Hype hatte mich schließlich schon voll im Bann!

Und was soll ich sagen. Zumindest auf den ersten Blick hat sich das Warten und die Vorfreude mehr als gelohnt. Zum einen fühlt sich der neue Alphafly schon verdammt leicht an - leichter als so viel Schuh eigentlich sein dürfte. Außerdem wirkt er wirklich bis ins letzte Detail perfektioniert - was mich persönlich total begeistert. Hier wurde wirklich jedes Gramm herausgeschwitzt ohne (hoffentlich) Einbußen bei der Performance hinzunehmen. Insbesondere das Atomknit-Obermaterial ist ein absoluter Hingucker - so offenporig gewebt und dadurch durchsichtig kommt es daher. Bei näherer Untersuchung wirkt es jedoch keineswegs fragil - ganz im Gegenteil. Hier kann ich mit Zuversicht sagen, dass das Material länger als einen Marathon halten wird!

Die weiße Prototyp-Farbgebung mit den orange leuchtenden AirPods unterm Vorfuß kann man mögen, muss man aber nicht. Meine Mama fand den neuen Alphafly ziemlich hässlich, als ich ihn ihr stolz präsentiert habe. Ich denke das liegt vor allem an der bootsähnlichen Form der Mittelsohle. Wer dagegen, wie ich, an die Ästhetik von Max-Cushion-Schuhen gewöhnt ist, wird dem Alphafly 3 sicher etwas abgewinnen können. Die Prototyp Farbe ist auf jeden Fall “klassisch” gehalten und wird zu jedem Laufoutfit passen.  

Doch da Geschmack ja bekanntlich sowieso immer subjektiv ist, jetzt zur ein wenig greifbareren Passform: Zunächst fällt auf, dass sich der neue Alphafly 3 trotz einer erneut sockenartigen Konstruktion deutlich leichtgängiger über den Fuß Streifen lässt, als noch sein direkter Vorgänger - mit letzterem musste ich ab und an ganz schön kämpfen, bis er endlich am Fuß saß.

Im Schuh selbst scheint nichts dem Zufall überlassen. Die Fersenpolster sind weich und bequem, für einen Wettkampfschuh relativ großzügig bemessen und bieten einen guten Halt. Zudem ist die Fersenpartie mit einer halbhohen, steifen Fersenkappe versehen, die für Stabilität sorgt. Nach innen ist diese Kappe mit einem weichen, suedeartigen Material überzogen, weshalb sie dem ungeahnten Komfort des Alphafly 3 keinerlei Abbruch tut. Eine eingewebte Anziehschlaufe rundet den rückwärtigen Bereich ab.

Die Schnürung legt sich wie schon bei den bisherigen Alphaflys eher locker über das sowieso schon sehr straff sitzende Material der minimal gepolsterten und leicht dehnbaren Zunge. Die geriffelten “Racing-Schnürsenkel” laufen dabei durch Schlaufen, die ins Obermaterial eingewebt wurden. Doch auch wenn diese Konstruktion nicht dafür gedacht ist, sie bis zum letzten festzuzurren, ist der Halt um den Mittelfuß für meinen eher schmalen Mittelfuß hervorragend. Doch dank des Stretchanteils sollten auch breitere Füße keinerlei Probleme verspüren. 

Stichwort Probleme: Alphafly 1 und 2 haben bei vielen Läufer:innen für Druck, Reibung und Schmerz im medialen Bereich des Fußgewölbes gesorgt. Für viele war das ein Ausschlusskriterium in Bezug auf diese Modelle. Ich gehöre zwar zu den Glücklichen, die auch in AF 1 und 2 immer komfortabel und problemlos über die Ziellinie gelaufen sind, doch vor allem im direkten A/B Vergleich kann ich diesbezüglich Entwarnung geben. Während in den beiden Vorgängermodellen der beschriebene Druck seitlich unterm Mittelfuß deutlich spürbar ist, kann man davon im Alphafly 3 nichts mehr bemerken. Stattdessen umschließt er den Mittelfuß deutlich komfortabler, jedoch keineswegs weniger sicher. Dabei hilft die genau an der Problemstelle hochgezogene, eingeklebte Innensohle, die das Fußgewölbe vor Reibung durch das Obermaterial schützt.

Im Vorfuß bietet der neue Alphafly genauso wie bisher ausreichend Platz. Er engt weder ein, noch schwimmt mein Vorfuß im Material. Im direkten Vergleich sehe ich etwas weniger Materialfalten als insbesondere beim Alphafly 2, was für etwas weniger Breite und Volumen im Vorfuß spricht. Der Unterschied ist jedoch minimal und sollte nur für die breitesten Füße relevant sein. Zudem ist der Alphafly 3 vielleicht 1-2mm kürzer, als seine Vorgänger. Grundsätzlich passt mir mein Testmodell in der für mich üblichen Größe 44,5 EUR / 10.5 US größenecht, doch wer zwischen zwei Größen steht, sollte hier vor allem für den Einsatz über die Marathondistanz die größere Größe wählen.


Mittelsohle

Das Grundrezept des Nike Alphafly bleibt auch in seiner dritten Generation gleich: Das nach wie vor wahrscheinlich beste Mittelsohlenmaterial - ZoomX - wird durch eine durchgängige Karbonfaserplatte stabilisiert und durch zwei Air Zoom Pods im Vorfuß ergänzt. Nike sagt zu letzteren, dass jegliches Material um die AirPods entfernt wurde, um diesen mehr Raum zur Kompression und vor allem zur anschließenden Entfaltung zu geben. Und tatsächlich: Die Air Zoom Pods scheinen sich in einer Art Höhle innerhalb der Mittelsohle zu befinden - sieht sehr faszinierend aus!

Offizielle Angaben zur Stapelhöhe konnte ich bisher nirgends finden. Ich gehe jedoch davon aus, dass wir uns am oberen Ende des World Athletics Limit von 40mm bewegen. Aus den von Nike angegebenen 8mm Sprengung resultiert somit eine Dämpfungshöhe von 32mm im Vorfuß. 

Während die Breite des Alphafly im vorderen Bereich im Vergleich zum Vorgängermodell gleich bleibt, wurde die Ferse um 10mm verschmälert. Dadurch wird natürlich Gewicht eingespart, doch auch auf Stabilität verzichtet. 


Die größte Neuerung am Alphafly 3 ist jedoch die durchgehende Mittelsohle. Was bei 99% aller Laufschuhe Standard ist, ist hier ein Feature. In den beiden bisherigen Alphaflys waren Vorfuß und Ferse voneinander getrennt. Unter dem Mittelfuß klaffte eine Lücke. Im neuen Modell ist diese Lücke gefüllt und der ZoomX Schaum verläuft durchgängig über die gesamte Länge des Schuhs. Dadurch wird mutmaßlich der Abrollprozess geglättet und sich in der Folge weniger künstlich und unbeholfen anfühlen - ein Problem, das für mich vor allem im Alphafly 2 zu Tage trat.

In Sachen Geometrie scheint der neue Alphafly gefühlt etwas aggressiver, der Kippwinkel im Vorfuß noch steiler zu sein. Auf direkten Vergleichsbildern sieht das erstmal gar nicht so aus, was jedoch daran zu liegen scheint, dass der Kippwinkel erst weiter vorn beginnt. Während bei AF1 und 2 die Airpods leicht schräg in der Mittelsohle positioniert sind und somit sogar nach hinten gekippt sitzen, scheinen sie im AF3 waagerecht verbaut zu sein. In der Folge beginnt der Kippwinkel der Vorfußpartie erst vor den Air Zoom Einheiten und ist in der Folge kürzer, aber steiler. Dies wird mutmaßlich vor allem den schnelleren Läufer:innen zu Gute kommen und ggfs. das Nutzungsprofil für moderate Tempi einschränken.

Unter Mittelfuß und Ferse zieht sich nun tiefer Ausschnitt durch die Länge der Mittelsohle und die darunter liegende Karbonfaserplatte kommt zum Vorschein. Und während dies ggfs. ein wenig die “Energy Arc” Mechanik begünstigt, die New Balance versucht in seinen Modellen zu nutzen, sehe ich diesen Ausschnitt im Alphafly vorrangig als Maßnahme zur Gewichtsreduktion. Der Alphafly möchte sowieso weiter vorn gelaufen werden.


Außensohle

Das Highlight der neuen Außensohle sind die in Orange gehaltenen Element unter den Air Zoom Einheiten. Diese sind gehärtet, um die Pods zu schützen. Ich wurde bisher davon verschont, aber leider konnte man immer wieder von unglücklichen Läufer:innen hören, die sich einen Platten in Ihren Alphaflys gelaufen haben. Allein dieser Schutz ist deshalb schon erwähnenswert. Doch meiner Ansicht nach noch wichtiger ist der zweite Nutzen, den dieser gehärtete Teil der Sohle mit sich bringt:

Wir erinnern uns kurz, wie die World Athletics Regeln zum Schuhdesign aussehen. Die 40mm Stapelhöhe sind ja allseits bekannt. Doch ein weiterer Auszug besagt, dass nur eine (Karbonfaser-) Platte im Schuh eingesetzt werden kann. Doch genau als diese fungieren diese gehärteten Außensohlenelemente im Alphafly 3 - als zusätzliche Platten. Die Air Zoom Units werden somit zwischen der Karbonfaserplatte und der harten Außensohle (-nplatte) eingeschlossen, die federnde Wirkung wird somit maximiert. Ich habe keinerlei wissenschaftlichen Beweis für diese Theorie, für mich klingt sie jedoch sehr plausibel. Nike reizt die Grenzen des Erlaubten aus und liefert den Athlet:inenn so maximale Performance.

Neben den beiden angesprochenen, orangen Elementen finden sich drei weitere Gummiapplikationen unter dem Alphafly 3. Während der Fersenbereich klassischerweise durch zwei sehr harte und relativ dicke Gummipatches geschützt und stabilisiert wird, findet sich unter dem Vorfuß ein Stollenmuster, das an Nikes ursprüngliches Waffelmuster erinnert. Dieses besteht aus einer neuen, sog. Fast-Shot-Gummimischung und sorgt für gute Traktion. Ich bin den Alphafly 3 bisher nur einmal unter nassen Bedingungen gelaufen, hatte dabei jedoch keinerlei Probleme mit dem Grip. Auch die Außensohle sieht nach bisher gut 30 Testkilometern aus wie neu.

Laufgefühl

Es ist schwer jemandem das Laufgefühl eines Alphafly zu beschreiben, ohne dass das Gegenüber zumindest irgendeinen Alphafly bisher selbst am Fuß hatte. Das Gefühl der Air Zoom Pods unterm Fuß ist einfach zu einzigartig. Den schnellen, verhältnismäßig harten Energierückstoß konnte bisher noch mit keiner anderen Technologie reproduziert werden. Er macht es unglaublich einfach, einen Rhythmus zu finden und eine (schnelle) Pace zu halten. Es fühlt sich im wahrsten Sinne des Wortes “verboten gut” an.

Doch dieses Gefühl eint alle Alphaflys. Was macht die dritte Variante also anders? Zum einen scheint der Alphafly 3 im direkten Vergleich zu Alphafly 1 und 2 weicher unterm Vorfuß zu sein. Dies könnte entweder an einem geringeren Druck in den Air Zoom Pods liegen oder aber am zusätzlichen Raum, den diese Pods nun zur Entfaltung haben. Außerdem bilde ich mir ein, dass der Alphafly 3 minimal mehr Energie zurückgibt, was die gleichen Gründe haben könnte und ggfs. noch durch die besagten, härteren Außensohlenelemente unter den Pods verstärkt werden könnte. Vielleicht spricht da aber auch nur der berühmte “recency bias” aus mir.

Darüber hinaus ist die im Falle des Alphafly 3 als Feature beworbene, durchgängige Mittelsohle auf jeden Fall bemerkbar. Die Übergänge im Abrollvorgang sind sehr viel smoother als bisher, die aus den alten Modellen bekannte Segmentierung zwischen Vorfuß und Ferse nicht mehr spürbar. Alphafly 1 und 2 fühlen sich im Vergleich wie grobe Prototypen an, während der Alphafly 3 dagegen fein abgestimmt und perfektioniert wirkt.

Darüber hinaus ist die Geometrie natürlich anders. Die 4mm Unterschied in der Sprengung zwischen Alphafly 1 und 3 sind sehr klar zu spüren. Der Alphafly 3 hat einfach weniger Material unterm Vorfuß, der Fuß steht entsprechend steiler im Schuh. Doch auch im Vergleich zum Alphafly 2, der ja auf dem Papier über die gleiche Stapelhöhe und Sprengung verfügt, sind Unterschiede klar zu bemerken. Neben den schon angesprochenen Übergängen scheint sich auch die Geometrie der Karbonfaserplatte zu unterscheiden. Während der Alphafly 2 der “Alphafly für die Massen” war, der durch zusätzliche Stabilität und eine moderate Aggressivität auch gut in langsameren Paces funktioniert hat. Der Alphafly 3 ist dagegen durch den kürzeren Kippwinkel im vorderen Bereihc aggressiver unterm Fuß und begünstigt schnelles Laufen.

Zu guter Letzt ist da noch das Obermaterial. Auch wenn dieses weiterhin Atomknit heißt, ist das verwendete Garn etwas weicher und das ganze am Fuß einfach bequemer und damit noch besser für die Marathondistanz geeignet als bisher. Gemeinsam mit dem etwas weicheren Gefühl unterm Vorfuß macht das den neuen Alphafly zum bequemsten Alphafly aller Zeiten!


Zusammenfassung und Empfehlung

Zunächst die Kurzfassung: Der Nike Alphafly 3 ist für mich der beste Alphafly, den wir bisher hatten und zum jetzigen Zeitpunkt mein Superschuh der Wahl für das Wettkampfjahr 2024.


Und nun etwas ausführlicher: Wir sind mittlerweile in einer Schuh-Ära angelangt, in der fast jeder namhafte Hersteller einen hervorragenden Wettkampfschuh im Angebot hat. Unterschiede sind marginal und oftmals sehr subjektiv, falsch kann man sich fast nicht mehr entscheiden. Doch irgendwas ist es, was die schnellsten Modelle von Nike besonders macht. Wenn alle anderen Superschuhe bei 100% sind, ist Nike bei 101 oder 102%. Das war schon im letzten Jahr beim aktuellen Vaporfly so und ist jetzt beim Alphafly wieder genauso.


Der neue Nike Alphafly 3 ist der leichteste Alphafly den es bisher gab und dank des verbesserten Atomknit-Obermaterials zudem auch ganz sicher der bequemste. Vermutlich ist er für schnelles Laufen auch der Beste, was außer Gewicht und Komfort noch zusätzliche Gründe hat: Die Geometrie der Karbonfaserplatte ist aggressiver und dank der durchgängigen Mittelsohle sind die Übergänge im Abrollvorgang sehr smooth und fein abgestimmt ohne das verboten gute Gefühl der Air Zoom Units unter dem Vorfuß einzuschränken. Tatsächlich fühlen sich die Pods etwas weicher und erneut komfortabler an und können durch den zusätzlich gewonnenen Raum zur Entfaltung nochmal minimal mehr Energie zurückstoßen. Im für mich vor allem relevanten Vergleich zum Alphafly 1 - meinem bisherigen Wettkampfschuh der Wahl - fühlt sich der neue Alphafly 3 sehr viel besser optimiert und feingetunter an. Fast so, als hätten wir nun ein fertiges Produkt in der Hand und wären vorher in groben Prototypen gelaufen. Ich kann sehen, wie manche Läufer:innen weiter die 4mm Sprengung des Alphafly 1 bevorzugen, aber zumindest für mich gibt es mit dem neuen Alphafly 3 ab sofort eine mindestens gleichwertige oder sogar bessere Alternative.

Wertung: 9.78/10

Laufgefühl: 10 (50%) Passform: 10 (30%) Preisleistung: 8 (15%) Style: 10 (5%)


10 Vergleiche

Nike Alphafly 1 (RTR Review)

Der AF 1 ist ein All-Time-Classic und wie eingangs erwähnt war er bis heute mein absoluter Lieblings-Wettkampfschuh. Ich hatte nur zwei Probleme mit diesem Schuh: 1. Die 4mm Sprengung waren gegen Ende des Marathons manchmal ein bisschen zu wenig für mich und haben mich zu sehr auf die Ferse rutschen lassen. 2. Man kann ihn so gut wie nirgends mehr kaufen. Ich hatte das Glück erst kürzlich noch ein frisches Paar zu ergattern und konnte so einen A/B Test zwischen einem jungfräulichen Paar AF1 und dem ebenso ungetragenen AF3 machen: Die unterschiedliche Sprengung (4 vs. 8mm) ist sofort spürbar, sobald man beide Schuhe anzieht. Ebenso deutlich ist der Unterschiedliche Druck unterm Fußgewölbe - dieser ist beim AF3 gänzlich verschwunden. Er ist dadurch bequemer. Fängt man dann an zu laufen, fühlt sich der AF1 deutlich fester unterm (Vor-) Fuß an - Der AF3 ist etwas weicher was nochmals dem Bequemlichkeitsfaktor zu Gute kommt. Ebenso ist deutlich spürbar, dass man im AF3 etwas “weniger” unterm Vorfuß hat. Beide Schuhe bieten beim Laufen nach wie vor das unvergleichliche Gefühl der AirPods unterm Vorfuß. In Sachen Rückstoß- und Rückstoßgeschwindigkeit habe ich bisher keine andere Mittelsohle erlebt, die diesen kleinen Luftpolstern von Nike das Wasser reichen kann. Im AF3 ist dabei der Abrollvorgang deutlich besser abgestimmt und durchgängiger - wie eben bei einer durchgehenden Mittelsohle zu erwarten war. Während bisher der Alphafly Vor- und Mittelfußläufer:innen vorbehalten war, sollte das neueste Modell auf für Fersenläufer funktionieren. Welcher von beiden nun der bessere Schuh ist, wird erst die Zeit zeigen. Aber insgesamt fühlt sich der AF3 fertiger und feiner abgestimmt an, während der AF1 im Vergleich das Gefühl eines eher groben Prototyps vermittelt. Ich persönlich kann mir vorstellen, dass ich vor allem auf kürzeren Distanzen weiter zum AF1 und dessen niedrigerer Sprengung greifen werde, solange ich noch Paare habe. Ich glaube aber mit dem Alphafly 3 einen mindestens ebenbürtigen Nachfolger gefunden zu haben, den ich jetzt schon über die halbe oder ganze Marathondistanz bevorzugen würde. Beide Schuhe größenecht in EUR 44,5.

Nike Alphafly 2 (RTR Review)

Der AF2 war für mich eine Erfahrung mit Licht und Schatten. Zwar bin ich in Hamburg in diesem Schuh eine zu diesem Zeitpunkt neue Marathon PB gelaufen, aber ich bin gegen 30km auch ganz schön hops gegangen und hatte deshalb eine nicht ganz optimale Erfahrung. Ich habe ihn dann in der nächsten Marathonvorbereitung wieder aus dem Schrank geholt, aber irgendwie sind wir nicht mehr warm geworden. Die Segmentierung der Mittelsohle ist im AF2 für mich sehr deutlich spürbar, weshalb sich der Schuh sehr unbeholfen unterm Fuß anfühlt. Ein Gefühl, dass dem AF3 und seiner “Smoothness” fremd ist. Der AF3 ist zudem bequemer, das Mittelfußproblem ist verschwunden und er ist gute 35 Gramm leichter. Er ist für mich in jedem Belangen der bessere Schuh. Beide größenecht EUR 44,5.

Nike Vaporfly 3 (RTR Review)

Der A/B Vergleich zwischen diesen beiden Schuhen war erschreckend. Der VF fühlt sich nach so viel weniger Mittelsohle unterm Fuß an. Insbesondere der Vorfuß sinkt deutlich tiefer in die ZoomX Mittelsohle ein. VF fühlt sich sehr viel dichter am Asphalt an. Der Vorfuß im VF ist deutlich weicher, was an der tiefer platzierten Carbonfaserplatte liegt. Im VF kann der Vorfuß in mehr Schaum einsinken, da die Platte weit unten sitzt. Im AF sitzt die Platte höher – über den Airpods – dadurch ist das Gefühl unterm Fuß nicht so weich aber auch nochmal direkter – auch wenn man es kaum für möglich hält. Der AF kann seine stärken deshalb umso besser ausspielen, je kräftiger der Laufstil und je höher der Kniehub ist - die Airpods werden dann mehr “geladen”. Der VF hat dagegen eher bei schnellen, stakatoartigen Laufstilen Vorteile und rollt beim Fersenlauf besser ab. Der VF hat deutlich mehr Volumen im Vorfuß – was für breite Füße gut, für meine eher schlecht ist. AF3 passt mir deutlich besser. Beide sind für mich gleichauf auf kürzeren Distanzen. Ich kann durchaus sehen, den VF über 5 oder 10km für mehr “Groundfeel” zu bevorzugen. Auf 21 oder 42km wäre meine Wahl jedoch der AF. Beide größenecht EUR 44,5.

New Balance SC Elite v4 (RTR Review)

Der im Februar erscheinende SC Elite v4 war eine tolle Überraschung für mich. Seine massive und extrem weiche Mittelsohle liefert Bounce, Komfort und Schutz ohne Ende und macht deshalb extrem viel Spaß. Hier haben wir eine niedrige Sprengung von 4mm und einen längeren, sehr schön abgestimmten Rocker. Der AF mit seinen Air Zoom Pods bietet einen schnelleren Energierückstoß, dadurch ein festeres Gefühl unterm Vorfuß und ein rythmischeres, mechanischeres Laufen - das man lieben oder hassen kann, aber das für mich die Magie des Alphafly ausmacht. Beides sind tolle Wettkampfoptionen -.der New Balance ist jedoch der schnelle Cruiser, während der Alphafly die All-Out-Performance-Variante darstellt. Beide EUR 44.5.


Saucony Endorphin Pro 3 (Deutscher Testbericht)

Der EP3 bietet ein sehr ähnliches Laufgefühl wie der Vaporfly (s.o.). Er ist ein leichter und recht flinker (Langstrecken-) Racer. Wer ein klassischeres Gefühl in seinem Superschuh bevorzugt, kann mit dem EP nichts falsch machen. Der EP hat eher bei schnellen, stakatoartigen Laufstilen Vorteile und rollt beim Fersenlauf besser ab. Der AF kann seine Stärken dagegen umso besser ausspielen, je kräftiger der Laufstil und je höher der Kniehub ist - die Airpods werden dann mehr “geladen”. Der EP3 hat deutlich mehr Volumen im Vorfuß – was für breite Füße gut, für meine eher schlecht ist. AF3 passt mir deutlich besser und ich bevorzuge ihn über jede Wettkampfdistanz. Beide EUR 44.5.


Xtep 160X 3.0 PRO (Englischer Testbericht)

Der Xtep war für das RTR-Team DIE Überraschung des letzten Jahres und in meiner persönlichen Wahrnehmung nach dem Alphafly 1 der beste jemals produzierte Wettkampfschuh. Leider ist er hier in Deutschland so gut wie nicht erhältlich. Durch seine niedrige Sprengung (4mm) läuft er sich eher Vorfuß-zentriert und besticht durch ein bequemes Obermaterial, eine sehr schön energetisches Mittelsohlenmaterial und eine sehr aggressive Plattengeometrie. Wer einen Wettkampfschuh ohne Air Zoom Units sucht, wird kaum einen besseren finden. Wer die beiden Lufteinheiten unter dem Alphafly jedoch lieben gelernt hat, findet im AF eine noch bessere Alternative. Der AF3 ist nochmal bequemer, bietet einen noch höheren und schnelleren Energy Return und ist deutlich leichter. Man kann hier nicht falsch wählen, aber der AF3 ist nochmal ein Prozent besser. Beide EUR 44.5.


ASICS Metaspeed Sky+ (Deutscher Testbericht)

Eine hohe Stapelhöhe und niedrige Sprengung zeichnet den Metaspeed Sky+ aus. Er ist für Vorfußläufer konzipiert und liefert deshalb naturgemäß auch mehr Vortrieb, wenn ihr im vorderen Bereich aufkommt - genauso wie der Alphafly. Sein FlyteFoam Turbo Dämpfungsmaterial ist fester und “zackiger” in der Energierückgabe, er fühlt sich deshalb für mich sehr effizient an. Das Obermaterial des Metaspeed ist weniger stabil und verfügt nicht über den Halt des AF. Über lange, ermüdende Einheiten hatte ich sogar Probleme damit, dass mein Fuß medial über der Mittelsohle überhing. Außerdem ist die hohe Plattenposition in der Zwischensohle deutlich zu spüren, was auf längeren Strecken unangenehm werden kann. Das macht Nike im AF deutlich besser. Aus diesen Gründen ist der Metaspeed für mich bei der Halbmarathondistanz begrenzt. Der AF hingegen ist höllisch bequem und hat ein stabileres Obermaterial. Ich persönlich bevorzuge über alle Distanzen den Alphafly, kann jedoch sehen, warum man über 5 und 10km den Metaspeed wählen könnte. Beide EUR 44,5. 


adidas Adizero Adios Pro 3 (Deutscher Testbericht)

Ähnlich wie der AF hat der AP3 einen recht steilen aber kurzen Vorfußrocker. Die laterale Beweglichkeit der Energyrods macht ihn zu einem der stabilsten Superschuhe und insbesondere das Cruisen auf Halbmarathon oder Marathonpace beherrscht er hervorragend. 

Leider trübt in meinem Fall das Obermaterial den Spaß, da ich nicht weiter als 15km blasenfrei in dem Schuh laufen kann. Ein Problem, dass ich im Alphafly überhaupt nicht habe. Wenn eure Füße mit dem Adios klar kommen, ist er eine tolle und vor allem mittlerweile sehr günstig erhältliche Wahl. Der Alphafly ist jedoch um Längen bequemer, bietet das unverwechselbare, rhythmische Laufgefühl der Air Zoom Units und ist deshalb (für mich) das hier schon mehrfach erwähnte Prozent besser. adidas EUR 44, Nike EUR 44,5. 


361 Furious Future (RTR Review)

Der neueste Superschuh der chinesischen Marke 361° hat ähnlich zu den beiden vorherigen Alphaflys eine zweiteilige Mittelsohlenkonfiguration, die Ferse und Vorfuß voneinander entkoppelt. Sein ultra bounciger Schaum macht höllisch Freude, sollte jedoch unbedingt über den Vorfuß gelaufen werden. Der Furious Future ist für mich eine Kurzstreckenrakete - da ich die notwendige Laufform nicht über längere Strecken aufrecht erhalten kann. Der Alphafly ist - obwohl er aggressiver geworden ist - deutlich moderater abgestimmt als der FF. Er ist deutlich bequemer und aus beiden Gründen besser für die Langstrecke geeignet. Der FF gibt mir das Prototyp Gefühl des AF1, während der AF3 einfach das fertigere und deshalb bessere Produkt ist. 361 EUR 44; Nike EUR 44.5.


Puma Fast-R Nitro Elite (RTR Review)

Der Fast-R bietet einen weichen und energetischen Schaum unter dem Vorfuß, verwendet jedoch ein steiferes EVA im Fersenbereich, um ihn zu stabilisieren und den Läufer (schneller) in Richtung Vorfuß zu drücken. Das funktioniert hervorragend und sorgt für ein stabiles Laufverhalten und sehr schnelle Übergänge. Da die Platte außerdem sehr aggressiv ist, eignet sich der PUMA hervorragend für Rennen über kürzere Distanzen (5-10 km) oder längere Intervalle.


Bei längeren Distanzen hat der AF mit seiner bodenlosen Dämpfung deutlich die Nase vorn. Außerdem ist er effizienter, bequemer (über die Gründe habe ich oben genug Worte verloren) und deshalb der deutlich bessere Langstrecken-Bolide. Beides EUR 44.5.


Link zum englischsprachigen Testbericht des Nike Alphafly 3: HIER

Link zu allen RTR-Testberichten: HIER

YouTube Playlist mit englischsprachigen Laufschuhtests HIER


Der Schuh, der Grundlage dieses Tests ist, wurde mir von Nike US kostenlos zur Verfügung gestellt und auf meine eigenen Kosten importiert. Die dargestellten Meinungen sind meine eigenen.

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2 comments:

Nils said...

Following

Anonymous said...

Hallo Nils, ich habe aktuell den Hoka Rocket X2. Bist du diesen Schuh auch schon gelaufen und hast du einen Vergleich zu den beiden? Hast du bei den zweien eine unterschiedliche Schuhgröße? Der Hoka Rocket X2 passt mir in meiner Größe 42,5 perfekt. Ich habe jetzt den alphafly 2 anprobiert und hier würde ich einen 43er benötigen. Kannst du den Größen unterschied bestätigen, bzw. ist die Passform vergleichbar? Mit kommt vor beim Alphafoy 2 ist die Zehenbox sehr niedrig und ich stehe mit der großen Zehe oben an. Ich würde mir aber gerne für die heurigen Rennen den AL 3 gerne zulegen bei dem März Release in Volt. Ich freue mich über deine Antwort:)
lg
Gregor