Article by Nils Scharff
adidas Adizero Adios Pro 3 (250€)
Einleitung
Rechtzeitig zur anstehenden Leichtathletikweltmeisterschaft gibt es derzeit viel Bewegung auf dem Markt der sog. Superschuhe - also Wettkampfschuhe für lange Distanzen, die auf Karbonfaserkonstruktionen und extrem reaktive Dämpfungsschäume bauen. adidas ist da keine Ausnahme und spendiert seinem Marathon-Wettkampfschuh Adios Pro eine Generalüberholung. Mittlerweile sind die meisten Marken auf einem Stand in Ihrer Schuhentwicklung, wo es vor allem um Feintuning geht um noch mehr Performanz zu erzielen und den Athleten ein noch effizienteres Laufen zu ermöglichen.
Doch adidas spendiert seinem Adios Pro einige einschneidende Veränderungen: So ändert sich im Adios Pro 3 die Sohlengeometrie und erinnert vor allem durch die zusätzlichen Aussparungen stark an den hochgelobten Takumi Sen 8. Die Sprengung des Schuhs wird auf 6,5mm reduziert, die Basis des Schuhs ist etwas breiter. Zudem hat man im inneren die Karbonfaserstreben - Energy Rods - überarbeitet.
Auch das Obermaterial hat eine Erneuerung erfahren, kommt jetzt etwas grober, aber noch luftiger daher und besteht zudem aus mindestens 50% Recyclinganteil. Letzteres ist genauso wie eine leichte Gewichtsreduktion sehr lobenswert!
Der Adios Pro 2 hat sich im Laufe meiner Vorbereitung auf den Kopenhagen-Marathon zu einem meiner Lieblingsschuhe entwickelt. Lasst uns gemeinsam herausfinden, was sich im Detail im Vergleich zum hervorragenden Vorgängermodell verändert hat und ob der Adios Pro 3 ein würdiger Nachfolger ist.
Pro & Contra
Pro:
Energyrods 2.0 verbessern Energierückgabe, Abrollverhalten und Stabilität!
Ferse und Vorfuß wirken nicht mehr so sehr voneinander entkoppelt wie beim Vorgänger!
Extrem effizient auf Halb- / Marathonpace!
Guter Lockdown, extrem atmungsaktiv!
Das mittlerweile bewährte Lightstrike Pro “schützt” die Beine vorzüglich - die Erholung von harten Läufen fällt definitiv leichter im Vergleich zu regulären Dämpfungsmaterialien!
Top Außensohle!
Hoher Schutz und klasse Vibrationsdämpfung!
Contra:
Lightstrike Pro ist zwar sehr effizient, vermittelt aber leider nicht so viel Bounce und damit Spaß wie manche Materialien der Konkurrenz!
Obermaterial ist etwas rau und steif!
Besser auf der Langdistanz, dafür nicht mehr ganz so gut für kürzere Wettkämpfe geeignet!
Tester: Nils Scharff
Ich bin 32 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 6 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit acht Marathons gelaufen, die PB von 2:52:38h habe ich dieses Frühjahr in Kopenhagen aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (17:32min), 10km (36:15min) über Halbmarathon (1:19:35h) bis eben zum Marathon.
Daten
Gewicht:
Offiziell: 215g (Herren US9)
Testschuh: 232g (Herren EU 44 / US 10)
Sprengung: 6,5mm (39,5mm Ferse / 33mm Vorfuß)
Release: Erhältlich im Fachhandel für 250€
Erster Eindruck und Passform
Ich bin ganz ehrlich: Der Adios Pro 2 hat es am Wettkampftag nie an meine Füße geschafft. Irgendein Schuh war meiner Ansicht nach immer besser geeignet bzw. hat für mich und meinen Laufstil einfach besser funktioniert, um die letzten Sekunden rauszuholen. Trotzdem hat sich der Schuh im Laufe meiner letzten Marathonvorbereitung zu einem meiner Lieblingsschuhe entwickelt, weil er die nicht zu verleugnenden Vorteile von Karbonfaser und Lightstrike Pro in einem sehr bequemen Gesamtpaket verpackt hat. Dadurch habe ich vor allem bei Longruns mit Aufgabenstellung (bspw. Endbeschleunigung) oder harten, längeren Tempoeinheiten stets gern und immer öfter zum Adios Pro 2 gegriffen.
Und obwohl oder vielleicht auch gerade weil es vielen Läufern so ging wie mir, merkt man sofort, dass man beim Adios Pro 3 einiges anders machen wollte, als beim Vorgängermodell. Vor allem durch die radikale Sohlengeometrie mit Ihren Ausschnitten an Vorfuß, Ferse und Mittelfuß erinnert der AP3 auf den ersten Blick viel mehr an den Takumi Sen 8, als an den Adios Pro 2. Der TS8 ist adidas Antwort auf die Frage nach einem modernen Wettkampfschuh für 5 und 10km Straßenrennen und ein Modell, von dem nicht nur ich begeistert bin! Die Hoffnung ist bei mir also direkt geweckt, dass ich hier sozusagen einen Takumi für die Langstrecke in den Händen halte.
Durch die besagten Ausschnitte sieht der Schuh sehr futuristisch aus und vor allem die Kerbe auf der lateralen Seite des Vorfußes sorgt dafür, dass der Adios Pro 3 aggressiver aussieht, als er tatsächlich ist. Ebenso auf den ersten Blick merkt man, dass vor allem der Vorfuß breiter gestaltet ist - heißt das etwa bessere Stabilität für Überpronierer wie mich?
Das komplett in schwarz gehaltene Obermaterial wirkt nochmal luftiger als das Celermesh Material aus dem letzten Jahr - auch wenn es diesmal keinen coolen Namen trägt. Optisch macht das kontrastreiche Design mit grün-gelben Akzenten im übrigen einiges her und unterstreicht den aggressiven Look des neuen Adios noch mehr.
Der Adios Pro 3 passt meiner Ansicht nach, wie alle adidas Schuhe auch. Das bedeutet für mich, dass eine halbe Nummer kleiner als bei anderen Marken die perfekte Wahl ist. Mein Testpaar der Größe US10 / EUR 44 passt entsprechend perfekt (ich trage sonst 44,5 EUR bei anderen Marken).
Die Passform ist adidas-typisch eher schmal - vor allem im Mittelfußbereich. Breitfüßige Läufer:innen sollten sich also eher anderswo umschauen. Für mich und meine schmalen Füße sitzt der Schuh jedoch ziemlich gut. Der Halt im Schuh ist “erste Sahne”. Die dünne Zunge ist etwas fummelig zu handhaben, damit sie keine Falten schlägt. Ansonsten habe ich jedoch bei der ersten Anprobe nichts zu beanstanden und freue mich auf den ersten Lauf im adidas Adizero Adios Pro 3!
Obermaterial
Das Obermaterial des Adios Pro 3 hat sich grundlegend verändert. Vergangen sind die Zeiten des durchsichtigen Celermesh Materials mit seiner Wabenstruktur. Das hier verwendete, namenslose Gewebe ist einlagig gewebt und hochatmungsaktiv. adidas hat dem Material dieses Mal keinen expliziten Namen gegeben, gibt aber an, dass es einen Recyclinganteil von mindestens 50% hat. Gefühlt wird dieser Anteil über alle Hersteller hinweg immer größer, was mich natürlich freut!
Das genutzte Material ist nicht mehr transparent, durch seine offenporige Struktur aber genauso durchsichtig wie zuvor. Die Luftdurchlässigkeit ist entsprechend hoch. Wenn man heiße Füße im Adios Pro 3 bekommen sollte, liegt das also sicher nicht am Obermaterial. Leider ist das Material auch etwas grober als zuvor und auch etwas steif anmutend. Bei den ersten 1-2 Läufen habe ich etwas Reibung im Bereich der Achillessehne gespürt.
An äußerlichen Verstärkungen kommen natürlich verstärkende Elemente rund um die Schnürung zum Einsatz. Besonderheit hier: Die ersten beiden Schnürlöcher werden durch weiter außen platzierte Laschen ersetzt. So lässt sich eine bessere Druckverteilung zwischen Vor- und Mittelfuß erreichen. Inklusive der Verstärkungen (grau), die die Verknüpfungspunkte der Laschen zum Obermaterial verstärken, wirkt das ganze aber relativ kompliziert und überkonzipiert - viel Aufwand für wenig Mehrwert. Eine normale Schnürung im Vorfußbereich hätte es vielleicht auch getan.
Eine wirkliche Verstärkung ist dagegen die sog. Fersenschlinge, die sich um den oberen Fersenbereich zieht und dort für Spannung und somit einen verbesserten Halt sorgt. In der Praxis funktioniert diese Konstruktion sehr gut. Der Fersenhalt ist auch ohne Fersenkappe perfekt. So kann an der Ferse selbst das luftdurchlässige Obermaterial zur Geltung kommen und für kühle Füße sorgen.
Polsterung sucht man im Adios Pro 3 nahezu vergebens. Hier wurde alles auf Gewichtsreduktion und optimale Performance am Wettkampftag ausgerichtet. Lediglich zwei seitlich platzierte Fersenpolster sorgen zweckmäßig für Halt. Diese sind zusätzlich angeraut, um ein Rutschen im Schuh zu verhindern.
Auch die Zunge ist komplett ungepolstert und besteht lediglich aus einer dünnen Materialschicht. Leider ist sie seitlich nicht vernäht und wird lediglich durch die Schnürung an Ort und Stelle gehalten. Das macht das ordnungsgemäße Anziehen des Schuhs leider etwas schwierig - die “labbrige” Zunge schlägt Falten und muss beim Schnüren ordentlich gerichtet werden. Einmal ausgerichtet verrutscht dann glücklicherweise aber nichts mehr.
Auch an der Zunge wird eine vermeintlich übermäßig komplizierte, zweite Befestigung im Vorfußbereich genutzt: Die sehr weit nach vorn reichende Zunge ist nur auf 2-3cm breite mit dem Obermaterial vernäht. Zusätzlich reicht eine Lasche des Obermaterial ca. 5cm die Zunge herauf und ist mehrfach durch Nähte mit der Zunge verbunden. Die Schnürung führt dann durch die resultierenden Laschen. Das alles funktioniert gut, aber mir fehlt die Fantasie, welchen Vorteil diese Konstruktion bringen soll.
Mittelsohle
Schon auf den ersten Blick sieht man, dass sich die Mittelsohle des Adios Pro 3 im Vergleich zum Vorgänger verändert hat. Zwar kommt als Dämpfungsmaterial nach wie vor das bewährte Lightstrike Pro zum Einsatz, die Form hat sich aber drastisch verändert. Schon rein optisch sieht das ganze dem Schwestermodell Takumi Sen 8 sehr viel ähnlicher, als dem Adios Pro 2.
Lightstrike Pro ist ziemlich weich (tatsächlich bilde ich mir ein, dass es im Adios Pro 3 noch weicher ist als im Pro 2), gleichzeitig aber irgendwie resilienter als manche Konkurrenzprodukte wie bspw. ZoomX oder FuelCell. Man spürt schon beim Eindrücken mit dem Finger, dass der Schaum bei Verformung möglichst schnell wieder in seine Ausgangsform zurück möchte. Und genau das beschert uns als Läufern eine tolle Energierückgewinnung. Außerdem hat adidas “Superschaum” in den Vorgängermodellen eine relativ hohe Lebensdauer bewiesen - vor allem im Gegensatz zu manchem Konkurrenzprodukt.
Im Adios Pro 3 gibt es nun mehr vom besagten Lightstrike Pro als zuvor. Die Basis des Schuhs hat sich um einige Millimeter verbreitert, was zu mehr Stabilität führt:
AP2: Ferse 78mm, Mittelfuß 66mm, Vorfuß 113mm
AP3: Ferse 85mm, Mittelfuß 72mm, Vorfuß 117mm
Ferse +7mm, Mittelfuß +6mm, Vorfuß +4mm
Zudem hat adidas die Sprengung von zuvor 10mm auf nunmehr 6,5mm reduziert. In der Ferse bedeutet das gleichbleibend 39,5mm Stapelhöhe. Doch im Vorfuß haben wir nun 33mm des Schaums. Die zusätzlichen 3,5mm sorgen unterm Fußballen für zusätzlichen Schutz, mehr Bounce und ein etwas weicheres Gefühl.
Doch zurück zur Form der Mittelsohle: Das auffälligste Merkmal des adidas Adizero Adios Pro 3 ist der Ausschnitt auf der lateralen Seite des Vorfußes. Dieser lässt den Winkel, in dem der Vorfuß abgeschrägt ist, nochmal viel drastischer wirken als er sowieso schon ist. Doch wozu ist dieser Ausschnitt da? Der erste Gedanke ist natürlich Gewichtseinsparung. Doch das ist nur ein Nebeneffekt. In einem Interview hat der bei adidas tätige Product Manager Nick Roché das Geheimnis gelüftet: Es geht darum die Kraftübertragung fast wie bei einem Kletterschuh in Richtung großen Zeh zu lenken. Das macht total Sinn, kann dieser doch offensichtlich die größten Kräfte unserer fünf Zehen aufbringen.
Weitere Ausschnitte gibt es auf der medialen Seite der Ferse, sowie schon wie aus dem Vorgängermodell bekannt auf der Innenseite des Mittelfußes. Dort schauen auch die überarbeiteten Energyrods 2.0 heraus.
Photo Credit with permission: @therunningshoesguru
Diese sind adidas’ Interpretation der Karbonfaserunterstützung in einem Langstreckenwettkampfschuh. Statt einer Platte werden einzelne Karbonfaserstreben genutzt, die den Fußknochen nachempfunden sind. Doch während diese Streben in Adios Pro 1 und 2 noch auf etwa ¾ Länge des Schuhs geendet haben und im Fersenbereich von einer stabilisierenden Karbonfaserplatte unterstützt wurden, ziehen sie sich diesmal über die gesamte Länge der Mittelsohle. Die Platte im hinteren Abschnitt entfällt. Stattdessen verwinden sich die 5 einzelnen Streben im Fersenbereich zu einer Art Brezel, die für Stabilität im Fersenbereich sorgt - sie sind also alle miteinander verbunden. Gleichzeitig fühlt sich die Ferse des Schuhs etwas angenehmer unterm Fuß an, weil man nicht mehr auf die undurchlässige Platte tritt.
Außensohle
Die Außensohle des adidas Adizero Adios Pro 3 besteht aus fünf statt bisher vier verschiedenen Gummiapplikationen und ähnelt der des Adios Pro 2 stark. Die Fußspitze wird von einem kleinen Stück Continental-Gummi geschützt. Dieses scheint härter und somit abriebfester zu sein, als die übrigen Teile der Sohle und ist im von Pro 2 zu Pro 3 ein gutes Stück gewachsen. Da dies die Stelle eines Wettkampfschuhs ist, die der meisten Abnutzung unterliegt, ist das eine sehr willkommene Änderung.
Die schwarze, große Gummiapplikation, die den Großteil des Vorfußes schützt, ist wie schon im Vorjahr angeraut und erinnert so an eine Art Schmirgelpapier. Wer schonmal einen Kletterschuh in der Hand hatte, kennt diese Optik und ich kann mir gut vorstellen, dass adidas sich hier bei den hausinternen Kletterschuhspezialisten von FiveTen bedient hat. Das verwendete Gummi ist weicher als die Applikation an der Fußspitze und sorgt für gute Traktion. Ich bin den Adios Pro 3 ausschließlich unter trockenen Bedingungen gelaufen. Doch die Erfahrung mit den Vorgängern sagt, dass auch bei Nässe der Grip stets bestens sein wird und zu einem sicheren und kontrollierten Laufgefühl führt. Durch die etwas vergrößerte Lochung des Materials wird etwas Gewicht eingespart und eine Art Aquaplaning Effekt unter nassen Bedingungen verhindert.
An der Ferse findet in Bezug auf die Außensohle die größte Neuerung statt. Auch hier weisen zwei der drei Gummistreifen die angesprochene Sandpapier-Optik auf. Auch in Bezug auf Härte, Abriebsfestigkeit und Grip ist alles genau wie im Vorfuß. Doch unter der medialen Seite der Ferse ist ein zusätzlicher Streifen einer härteren, transparenten Gummimischung hinzugekommen. Augenscheinlich dient diese Neuerung lediglich der Darstellung des Adizero Schriftzugs. Doch auf den zweiten Blick scheint dieser härtere Materialstreifen die Fersenpartie zu stützen und so für mehr Stabilität zu sorgen.
Laufgefühl
Nun also zum wichtigsten Teil: Wie wirken sich all die beschriebenen Neuerungen auf die Laufqualitäten des Adios Pro 3 aus? Mein erster Lauf in dem neuen Boliden aus Herzogenaurach war ein Fahrtspiel mit mehreren Tempowechseln in Marathon- und Halbmarathonpace hinein. Dabei konnte ich direkt einige Beobachtungen machen:
Zum einen ist der Schuh deutlich stabiler als das Vorgängermodell. Die über die gesamte Schuhlänge breitere Mittelsohle kommt hier zum tragen, ebenso wie die Fersenschlinge und die jetzt durchgängigen Energyrods. Selbst in langsamen Phasen des Laufes, lief sich der Adios Pro 3 dank dieser Maßnahmen gut und flüssig und nicht mehr “wie auf Eiern”, wie es noch im Vorgängermodell der Fall war. Defacto ist er ein sehr guter Longrunschuh - sofern man sich diesen Luxus denn leisten möchte.
Es ist deutlich spürbar, dass die Energyrods nun bis in die Fersenpartie hineinreichen. Dadurch sind Ferse und Vorfuß nicht mehr in dem Maße voneinander entkoppelt, wie es noch im Adios Pro 2 der Fall war. Neben der dadurch gewonnen Stabilität fühlen die Übergänge im Abrollvorgang dadurch flüssiger an. Alles wirkt etwas müheloser und man kann sobald man seine Pace gefunden hat dahin cruisen.
Thema Abrollen: Die Fußspitze ist überraschend flexibel für einen Karbonfaser-gestärkten Schuh und führt zu einem tollen Abrollverhalten im späten Verlauf des Bewegungsablaufs.
Ein etwas anderes Bild stellt sich dar, wenn man die Geschwindigkeit noch mehr erhöht. Ich hab auf der Laufbahn eine Art Leistungstest machen dürfen, während dem ich u.a. einen Kilometer “All out” laufen musste. Und ja, ich gebe zu, dass das ungewohnt und etwas außerhalb meiner Komfortzone war. Doch der Adios Pro 3 hat sich in diesem Maximaltempo etwas klobig angefühlt. Andere der Wettkampfschuhe für die Langstrecke können da ein breiteres Spektrum abbilden und auch gut auf der 5- oder 10km-Distanz genutzt werden. Auch der Vorgänger - Adios Pro 2 - hat das etwas besser gemacht.
Aber versteht mich bitte nicht falsch. Der Adios Pro 3 ist keineswegs ein schlechter Schuh oder einer sog. “Verschlimmbesserung”. Denn er ist nicht für kurze, schnelle Sachen konzipiert - dafür gibt es den Takumi Sen 8 in der adidas-Produktpalette. Nein, hier geht es darum auf der Langstrecke möglichst lange und kraftsparend euer Zieltempo zu halten. Und das macht der Adios Pro 3 besser als jeder andere adidas Schuh vor ihm!
Zusammenfassung und Empfehlung
Der Adios Pro 2 hatte als Superschuh für mich persönlich zwei Schwächen - zum einen war er zu instabil und zum anderen hat er für mich erst ab Halbmarathon-Tempo oder schneller funktioniert. Er war meiner Ansicht nach ein Schuh für schnelle Läufer.
Der Adios Pro 3 dagegen funktioniert durch sein neues Mittelsohlensetup und die hinzugewonnene Stabilität nun in einem sehr viel breiteren Leistungsspektrum auf die Halb- / Marathondistanz bezogen. Er fühlt sich dabei nicht so aggressiv und dadurch schnell an, wie manch ein Konkurrenzprodukt. Andere Modelle mögen zudem auch bounciger sein und dadurch etwas mehr Spaß vermitteln. Beim adidas Adizero Adios Pro 3 dreht sich dagegen alles um Effizienz. Eine verhältnismäßig schnelle Pace treffen und diese dann so lange halten wie möglich - das ist das Szenario in dem der Adios Pro 3 glänzt - und das ist genau das, was man beim Marathon braucht. Dadurch eignet er sich hervorragend für euren nächsten Bestzeitversuch - egal ob ihr 2:10h oder 4:30h über die 42,2km anpeilt.
Wertung: 9.08/10
Laufgefühl: 9.5 (50%) Passform: 8.5 (30%) Preisleistung: 8.5 (15%) Style: 10 (5%)
7 Vergleiche
adidas Adizero Adios Pro 3 vs. adidas Adizero Adios Pro 2 (RTR German Review)
Diesen Vergleich habe ich in diesem Testbericht schon vielfach bemüht, deshalb nur in Kürze: Adios Pro 3 ist weicher, breiter, stabiler, effizienter - der bessere Langstreckenschuh! Er ist jedoch auch 30€ teurer geworden! Adios Pro 2 ist besser auf der Kurzstrecke und etwas bequemer am Fuß, sonst spricht meiner Ansicht nach alles für den Nachfolger. Beide Schuhe EUR 44.
adidas Adizero Adios Pro 3 vs. ASICS Metaspeed Sky (RTR German Review)
Beide Schuhe haben herausragende Performance-Obermaterialien, die jedoch beide keine Fußschmeichler sind. Auch beide Außensohlen performen bestens - auf nassen, wie trockenen Straßen. Der Adios hat sich dem Metaspeed durch die nun geringere Sprengung angenährt, was mir und meinem Laufstil zu Gute kommt. In Sachen Effizienz über die Langdistanz sind beide Schuhe für mich nun auf Augenhöhe! Der Adios überzeugt jedoch für mich und meine leichte Überpronation durch eine breitere Basis und mehr Stabilität. Er funktioniert zudem besser auch in langsameren Tempi. Der Metaspeed ist dafür leichter, bietet etwas mehr Bounce und funktioniert auf jeder Wettkampfdistanz - selbst 5km und kürzer! Außerdem ist er nicht ganz so schmal geschnitten wie der adidas. ASICS 44,5 EUR / adidas 44 EUR.
adidas Adizero Adios Pro 3 vs. ASICS Metaspeed Sky+ (RTR German Review)
Hier gilt im Prinzip, was ich schon im Vergleich zum Sky geschrieben habe. Der Sky+ hat ein etwas bequemeres Obermaterial und noch etwas mehr Bounce. Im Mittelfußbereich ist etwas mehr Luft - wodurch er an noch mehr Füße passt, was mir persönlich aber zu Einbußen bei Stabilität und Lockdown führt. Der adidas ist schmaler geschnitten, der Lockdown dadurch “sportlicher”. Der adidas ist durch die breitere Basis und die Fersenschlinge stabiler und das obwohl er Im Laufgefühl deutlich weicher ist. ASICS für Läufer mit breiteren Füßen, für jene, die ein etwas festeres Laufgefühl mögen und für alle, die einen Wettkampfschuh für jede Distanz suchen. adidas für einen weicheren Langstrecken-Boliden, für alle mit schmalen Füßen oder Stabilitätsansprüchen und auch für die etwas langsameren Marathonis. ASICS 44,5 EUR / adidas 44 EUR.
adidas Adizero Adios Pro 3 vs. Saucony Endorphin Pro 3
Der Endorphin Pro 3 ist ein weiteres, tolles Update eines Wettkampfschuhs. Während die Vorgänger meiner Ansicht nach etwas hinter anderen Konkurrenzprodukten anstanden, ist der EP3 jetzt genauso wie der Adios ein Top-Level-Marathonschuh! Er ist ähnlich weich, bietet aber bedeutend mehr Bounce und macht dadurch mehr Spaß. Auch er bietet ein gutes Maß an Stabilität, steht diesbezüglich aber etwas hinter dem Adios an. In Sachen Atmungsaktivität sind beide Schuhe kaum zu schlagen. Im EP3 hatte ich fast schon zu viel Platz, vor allem im Vorfuß während der Adios eine schmale Passform und besten Lockdown bietet. EP3 für Bounce und breitere Füße, Adios für schmalere Füße, mehr Stabilität und Effizienz. Saucony 44,5 EUR / adidas 44 EUR.
adidas Adizero Adios Pro 3 vs. Puma FAST-R Nitro Elite (RTR German Review)
In Sachen Obermaterial zeigt Puma im FAST-R was alles möglich ist. Der FAST-R ist der bequemste Schuh den ich habe, über alle Katergorien! Und das bei einem unfassbar niedrigen Gewicht, hervorragendem Lockdown und starker Atmungsaktivität. Das adidas Obermaterial ist vielleicht noch etwas luftiger, alles andere macht das Obermaterial des Puma aber besser. Obwohl beide Schuhe sehr unterschiedliche Designkonzepte verfolgen, sind sie sich im Ergebnis sehr ähnlich: Beide Schuhe sind sehr weiche, doch gleichzeitig stabile und effiziente Langstreckenschuhe, die sich für den Longrun genauso gut eignen, wie für den Marathonwettkampf. Beide haben im übrigen auch hervorragende Außensohlen! Nachteil beim Puma: Er kann seine Stärken in Sachen Effizienz ausschließlich für Vorfußläufer ausspielen! Der Adios sollte dagegen für ein breiteres Spektrum an Läufern funktionieren. Er hat zudem einen Gewichtsvorteil von fast 20 Gramm. Puma 44,5 EUR / adidas 44 EUR.
adidas Adizero Adios Pro 3 vs. Nike Alphafly 1 (RTR English Review)
Der Alphafly ist für mich nach wie vor der König der Marathondistanz. Die Kombination aus ZoomX und ZoomPods ist einfach einzigartig und kein andere Schuh bietet ein solches Maß an “Bounce”. Da er für mich und meinen Laufstil (Vorfuß, relativ hoher Kniehub) zudem auch perfekt funktioniert, haben andere Modelle es in diesem Vergleich sehr schwer. Der Adios Pro 3 hat sich nun dem Alphafly konzeptionell angenährt: Spezialisierung auf die Langstrecke, breitere, stabilere Basis, weicheres Laufgefühl. Er hat nicht den Bounce des Alphafly, dafür jedoch je nach Läufer:in ein nahezu ebenbürtiges Maß an Effizienz. Er sitzt in Sachen Geometrie und Laufgefühl irgendwo in der Mitte zwischen Alphafly (Bounce) und Vaporfly (Roll) und kann somit eine hervorragende Alternative für viele Läufer sein! Die Passform des adidas ist etwas schmaler, der Lockdown dafür sicherer. adidas hat zudem die bei weitem bessere Gummimischung in der Sohle - bei nassem Wetter gewinnt der Adios deshalb deutlich. Nike 44,5 EUR / adidas 44 EUR.
adidas Adizero Adios Pro 3 vs. Nike Vaporflly Next % (RTR English Review)
Der Nike Next% ist für jeden Schuh mit Karbonfaserplatte die Messlatte. Ich persönlich bin nie richtig mit ihm klar gekommen, ich bin im Nike-Universum eben eher der Alphafly Typ. Das ist jedoch nicht der einzige Grund, warum der Adios diesen Vergleich für mich gewinnt. Er ist etwas weniger aggressiv abgestimmt und fühlt sich für mich einfach effizienter an. Zudem ist er atmungsaktiver und bietet die bessere Außensohle. Der Vaporfly pusht den Läufer dagegen noch mehr nach vorn, was Spaß macht, aber nicht für jeden über 42,2km machbar ist. Adios 44 EUR, Next% 44,5 EUR.
Link zu allen RTR-Testberichten: HIER
YouTube Playlist mit englischsprachigen Laufschuhtests HIER
Die Laufbiographien aller RTR-Tester könnt ihr hier lesen.
Der Schuh, der Grundlage dieses Tests ist, wurde mir von adidas kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind meine eigenen.
Ich freue mich über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.
Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.
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