Friday, October 27, 2023

Testbericht: ASICS Fuji Speed 2

Artikel von Marcel Krebs und Nils Scharff


ASICS Fuji Speed 2 (180€)

Einleitung

Marcel: Auf der Straße gehören die “Superschuhe” aus dem Hause ASICS bereits zu meinen absoluten Favoriten. Dies gilt insbesondere für den Metaspeed Sky+, der genau auf meinen Laufstil abgestimmt ist (den deutschen Testbericht zum Schrittlängen-optimierten Metaspeed Sky+ findet ihr hier; jenen zum Schrittfrequenz-optimierten Edge+ hier). 

Umso erfreuter war ich, als ich hörte, dass ASICS seinen Racer für den Trails, den FUJI Speed, umfassend überarbeitet und insbesondere mit einer neuen Mittelsohlenkonstruktion versehen hat. 


Präsentiert wurde der neue FUJI Speed 2 im Rahmen der diesjährigen UTMB Woche von keinem Geringeren als Stian Angermund, jenem ASICS Athleten, der wenige Tage später den OCC in eben jenem FUJI Speed 2 äußerst überzeugend gewinnen sollte.


Inwieweit der ASICS Fuji Speed 2 nicht nur die ASCIS Profiläufer wie Stian, sondern auch ambitionierte Freizeitläufer wie Nils und mich überzeugt hat, erfahrt ihr in den nachfolgenden Abschnitten. 


Nils: Der Fujispeed war einer der allerersten Schuhe, die ich für RoadTrailRun testen durfte. Damals war ich noch lange nicht so ambitioniert auf den Laufstrecken unterwegs wie heute und konnte entsprechend mit dem sehr direkten, leicht ruppigen Schuh nur bedingt etwas anfangen. Doch sowohl ich, als auch der Schuh haben sich weiterentwickelt, entsprechend bin ich sehr gespannt, wie wir heute zueinander passen.


Pro:

  • Hervorragender Allrounder, der Langlebigkeit verspricht (Marcel, Nils)

  • Gut abgestimmte Mittelsohle vereinbart Vortrieb & Stabilität (Marcel, Nils)

  • Exzellente Traktion dank ASICSGRIP Außensohle (Marcel, Nils)

  • Performance-Fit sorgt für sicheren Halt (Marcel)

  • Nicht nur in technischem Gelände zu Hause, sondern auch im Door-To-Trail-Einsatz eine Rakete (Nils)



Contra:

  • Zehenbox immer noch etwas schmal wenn auch deutlich großzügiger als beim Vorgängermodell (Marcel)

  • Der Lockdown ist gut, aber nicht perfekt. Insbesondere im technischen Einsatz würde ich mir wünschen, etwas sicherer und ggfs. tiefer im Schuh zu stehen (Nils)


Tester: 

Marcel ist ein begeisterter Trailrunner aus Deutschland, der zunehmend den Straßenlauf für sich entdeckt und dort seine meisten Trainingskilometer absolviert. Er hat 2023 seinen PR auf der Halbmarathondistanz in Berlin (1:32) und seinen Marathon-PR in Hamburg (3:17) geknackt und nimmt für 2024 die magische 3 Stunden Marke ins Visier. 


Außerdem liebt er es, bei Rennserien wie der UTMB World Series auf den Trails unterwegs zu sein. Im Fokus steht hierbei die 50 Kilometer Distanz.


Neben seiner Faszination für Laufschuh-Innovationen begeistert sich Marcel auch für technische Gadgets aller Art. Folgt ihm auf IG für die neuesten Nachrichten über seine Testpipeline und vieles mehr (@running.analytics).


Nils Scharff

Ich bin 33 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 6 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit acht Marathons gelaufen, die PB von 2:46:47h habe ich erst kürzlich in Berlin aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (17:29min), 10km (35:54min) über Halbmarathon (1:17:29h) bis eben zum Marathon.


Daten

Gewicht:

  Offiziell: 243g (Herren US9) // 212g (Damen US8)

  Testschuh: 253g (Herren EU 44 / US 10);  261g (Herren EU 44.5 / US 10.5)

Sprengung: 5mm (Herren: 24 mm Ferse / 19 mm Vorfuß; Damen: 23 mm Ferse / 18 mm Vorfuß)

Verfügbarkeit: Erhältlich im Fachhandel für 180€

Link zu allen RTR-Testberichten: HIER

Erster Eindruck und Passform


Marcel: Mit seinen knalligen Farben fällt einem der ASICS Fuji Speed 2 mit seinen dominanten Neonfarben direkt ins Auge. Und dies auf eine positive Weise.  


Bei etwas näherer Betrachtung fallen zudem die geriffelten Schnürsenkel auf, wie wir sie sonst vor allem von Straßenracern wie den bereits angesprochenen Metaspeed Modellen her kennen. Auch dies ist ein klarer Fingerzeig von ASICS, dass es sich bei dem Fuji Speed 2 um einen echten Racer für die Trails handelt. 


In Sachen Passform sitzt der Fuji Speed 2 in meiner Stammgröße US-M10 wie angegossen und gleichzeitig auch komfortabel. Lediglich in der Zehenbox hätte ich mir in der Breite etwas mehr Platz gewünscht - insbesondere für längere Einheiten. Im Vergleich zum Fuji Speed 1 ist die Zehenbox jedoch weniger spitz und deutlich runder gestaltet, so dass sie nunmehr für die meisten Fußformen gut passen sollte. Zudem ist bei einem Racer insbesondere auf den Trails ein präziser Sitz besonders wichtig. 

Nils: Wenn ich mir Marcels Aussagen zur Passform so anschaue, muss ich Mal wieder feststellen, dass wir doch deutlich unterschiedliche Fußformen haben müssen. Wenn ich die Füße in den Fujispeed 2 stecke und die Zehen in alle Richtungen ausstrecke, berühre ich das Obermaterial an keiner einzigen Stelle. Die Zehenbox ist somit für mich angenehm weit, ohne dabei jedoch das Gefühl zu vermitteln, dass ich im Schuh “schwimme”. Der Schuh passt für mich in meiner üblichen EUR 44,5 also größenecht.


Gleichzeitig werden Mittelfuß und Ferse angenehm umschlossen. Auch meine eher schmale Fußform sitzt sicher. Auffällig ist, dass der Fersenbereich eher niedrig geschnitten ist. Da bin ich gespannt, wie sich das auf dem Trail in Sachen Stabilität auswirken wird.

Beim ersten Gang durch die Wohnung offenbart sich trotz weichem FFBlast Plus Dämpfungsschaum ein eher festes Gefühl unterm Fuß, was wahrscheinlich an der relativ hoch in der Mittelsohle sitzenden Karbonplatte liegen wird. Man braucht also keine Angst zu haben, dass man hier zu weich unterwegs ist.

Insgesamt bietet der ASCIS FUJISPEED 2 einen sehr positiven ersten Eindruck und ich kann es kaum erwarten, ihn über Stock und Stein zu jagen.

Obermaterial

Marcel: Beim Blick auf das Obermaterial fällt neben den bereits angesprochenen geriffelten Schnürsenkeln (die übrigens in der Praxis sehr gut funktionieren) auch deren asymmetrische Schnürung auf. Durch diese soll sich der Druck auf den Fußrücken reduzieren. Und in der Tat sitzt der FUJI Speed 2 nicht nur sehr gut am Fuß, sondern es drückt auch nichts, wobei natürlich offen bleibt, inwieweit dies auf die asymmetrische Anordnung zurückzuführen ist. 

Auf dem obigen Bild gut erkennbar ist die mittig angeordnete Schnürsenkellasche. Während meiner Testläufe habe ich diese nicht genutzt, da die Länge der Schnürsenkel sehr gut ist. Dennoch ist dies ein sinnvolles Feature, insbesondere um ein Verhaken in technischen Terrain zu verhindern. 


Wie ihr sehen könnt, ist die Zunge zudem einerseits sehr dünn, um den Sitz zu optimieren und das Gewicht zu reduzieren. Auf der anderen Seite ist die neoprenartige Zunge so konstruiert, dass sie genau an den Stellen zusätzlich gepolstert ist, auf denen besonderer Druck lastet. 

Darüber hinaus ist das Obermaterial recht dicht und durch zusätzliche Overlays verstärkt. Dies gilt insbesondere im Bereich der Zehenbox. Diese Materialdichte verhindert effektiv das Eindringen von Schmutz und kleinen Steinchen. Gleichzeitig geht dies erfreulicherweise auch nicht nennenswert auf Kosten der Atmungsaktivität, so dass der Schuh auch bei Temperaturen von knapp unter 30 Grad nicht nennenswert aufheizte. Insbesondere für den bevorstehenden Herbst und Winter ist die gewählte Konstruktion auf jeden Fall besonders vorteilhaft. 

Um den Sitz der Zunge hat ASICS diese seitlich vernäht (gusseted tongue, von ASICS Wing-Fit-System genannt), wie wir es inzwischen von vielen Modellen kennen. Für einen Wettkampfschuh, bei dem es bekanntlich um jedes Gramm geht, ist dies jedoch keineswegs selbstverständlich. 

Gleiches gilt im Übrigen für die eher klassisch gestaltete und vergleichsweise feste Fersenkappe. Während wir bei einigen Wettbewerbern diesbezüglich in letzter Zeit sehr minimalistische Gestaltungen gesehen haben, die nicht selten zu Lasten des Fersenhalts und der Stabilität gehen, punktet der ASICS Fuji Speed 2 mit einer vollwertigen Fersenkappe, die einen festen und gleichzeitig komfortablen Sitz bietet - ganz so, wie man es sich insbesondere von einem Trailschuh erwartet. 

In der rückwärtigen Ansicht gut zu erkennen ist die vergleichsweise schmal gestaltete Ferse. Diese geht jedoch nicht zulasten der Stabilität und trägt gleichzeitig zur Agilität des Fuji Speed 2 bei. 


Eine Anziehschlaufe ist ebenfalls vorhanden. Diese ist aus meiner Sicht zwar nicht wirklich erforderlich, allerdings ist sie so gestaltet, dass die Gefahr, irgendwo hängen zu bleiben, minimiert ist. Gleiches gilt für das Zusatzgewicht, das sich im Rahmen weniger Gramm bewegen dürfte.

Nils: Marcels detaillierter Beschreibung möchte ich lediglich ein paar subjektive Eindrücke ergänzen: Das gewebte Meshmaterial, dass beim ASICS FUJISPEED 2 zum Einsatz kommt, erinnert mich stark an das Obermaterial der ASICS Metaspeed Sky+ und Edge+ Modelle. Auch dort kommt ein sehr dicht gewebtes, durchsichtiges Grundmaterial zum Einsatz, welches durch eine zweite oder teilweise sogar dritte aufgetragene Materialschicht ergänzt wird. Wie auch in den Metaspeed Modellen ist dieses Material komplett unnachgiebig und eignet sich somit hervorragend für einen Trailschuh und den dort benötigten Halt. Auch in Sachen Atmungsaktivität kann ich nur Gutes berichten. Bei den Metaspeeds stand die Fußtemperatur ja unter anderem im Fokus der Entwicklung. Und auch, wenn die beim Straßenrenner umgesetzten Maßnahmen hier nicht ganz konsequent durchgezogen wurden, habe ich selbst bei 35°C nie das Gefühl gehabt, dass sich der FUJISPEED besonders aufgeheizt hätte.

Im Gegensatz zu den Metaspeed Modellen verfügt der FUJISPEED auf der Außenseite des Obermaterials über ein paar verstärkende Overlays. Diese finden sich zum einen rund um den relativ flexiblen Zehenschutz im Frontbereich, zum anderen seitlich um den Mittelfuß in Form der dort platzierten ASICS Logos. Zusätzlich gibt es auf der medialen Seite des Mittelfußes eine kleine, innenliegende Verstärkung, die verhindert, dass der Fuß dort zu sehr zur Innenseite überhängt.


Mittelsohle

Marcel: Das Herzstück der Mittelsohle bildet die durchgehende Karbonplatte. Diese sorgt nicht nur für Vortrieb, sondern stabilisiert vor allem auch den leichten und vergleichsweise weichen Mittelsohlenschaum. 

Im Unterschied zum Vorgängermodell kommt beim neuen Fuji Speed 2 nunmehr der weichere und reaktivere FFBlast+ Foam zum Einsatz, der durch die Karbonplatte stabilisiert wird. 

Mit einer Stapelhöhe von 24mm an der Ferse bzw. 19mm unter dem Vorfuß bietet der ASICS Fuji Speed 2 - in Abhängigkeit vom jeweiligen Terrain - auch auf Ultradistanzen bis 50 Kilometer für die meisten Läufer ausreichend Dämpfung. Die hieraus resultierende Sprengung von 5mm ist meiner Erfahrung nach ideal. Sie ermöglicht einen vergleichsweise flachen Fußaufsatz, was der Stabilität förderlich ist. Gleichzeitig ist der Zug auf den Waden merklich geringer als bei einer Nullsprengung, was den meisten Läufern ebenfalls entgegenkommt. 

Nils: In Sachen Sprengung bin ich voll und ganz bei Marcel. Die verwendeten 5mm sind meiner Ansicht nach für einen Trailschuh nahezu ideal. In Verbindung mit einer gut gestalteten Geometrie, im besten Falle mit einem leichten Vorfuß-Rocker, wie wir ihn hier beim FUJISPEED 2 vorfinden, kann eine solche Sprengung wunderbar den Abrollvorgang und das smoothe dahingleiten begünstigen. Gleichzeitig ist sie in steileren Passagen nicht so sehr im Weg, wie es eine höhere Sprengung mit sich bringen würde.

Die Carbonfaserplatte des FUJISPEED ist typisch löffelförmig, jedoch nur moderat steil gestaltet. Dadurch wird die Rockergeometrie unterstützt und in Verbindung mit dem weichen, aber nach heutigem Maßstab nicht extrem weichen FFBlast Plus Dämpfungsmaterial kommt auch einiges an Vortrieb zu Stande. 

Gerade auf härteren Untergründen läuft sich der FUJISPEED 2 genauso energetisch wie viele schnelle Straßenlaufschuhe. Mit einem noch höheren Aufbau würden diese Eigenschaften noch besser zur Geltung kommen, doch ASICS hat darauf bewusst verzichtet, um dem FUJISPEED sein direktes und präzises Laufverhalten auf den Trails nicht zu nehmen. 

Die 24/19mm Stapelhöhe lassen trotzdem genug Energieübertragung zu und schützen gleichzeitig ausreichend für die allermeisten Distanzen.


Außensohle

Marcel: Die Gummimischung namens ASICSGRIP hat sich in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Und dies völlig zu Recht, schließlich bieten diese Außensohlen exzellenten Grip und Langlebigkeit. Der Fuji Speed 2 reiht sich hier nahtlos ein. Dies liegt nicht zuletzt auch an der gewählten Stollenform, die auf der einen Seite die Traktion optimiert und auf der anderen Seite durch die recht weiten Abstände dafür sorgt, dass Matsch etc. sich deutlich leichter und schneller wieder lösen als dies bei anderen Modellen der Fall ist. 


Im Bereich der Zehenbox ist die Außensohle nach oben gezogen und fungiert somit als zusätzlicher Zehenschutz.

Während meiner Testläufe, die vor allem im Spätsommer und Frühherbst stattfanden, bot die Außensohle stets sicheren Halt. 


Hierbei hat ASICS einen sehr gelungenen Kompromiss zwischen Grip und Laufverhalten gefunden. Somit läuft sich Fuji Speed 2 zum einen auf flowigen und eher festen Trails sehr angenehm. Auf der anderen Seite kann die Außensohle auch zupacken, wenn es einmal durch matschige Passagen geht. 

Nils: Wie Marcel schon sagt, ist ASICSGRIP ein altbewährtes Material, das stets für gute Traktion und Haltbarkeit steht. Das ist auch im FUJISPEED 2 nicht anders. Interessanter als die Gummimischung sind deshalb die verwendeten Stollen. Diese sind mutmaßlich 4mm tief und haben die Form von dreizackigen Sternen, welche im Vorfuß nach hinten, im Fersenbereich nach vorn geöffnet sind. Somit optimieren sie den Grip bergauf wie bergab. Zudem komme ich gerade aus dem Wald - es hat den ganzen Tag geregnet - und obwohl es dort schlammig ohne Ende war, war das Profil des FUJISPEED 2 komplett sauber, als ich wieder daheim angekommen bin. Ich kann Marcel also voll und ganz zustimmen: Die weit auseinanderliegenden Stollen helfen dabei, dass sich Matsch nicht lange unter der Sohle hält.

Laufgefühl

Marcel: Kurz & Knapp: Der ASICS Fuji Speed 2 läuft sich richtig gut! Dies liegt vor allem an der gelungenen Abstimmung des Schuhs. So ist die Mittelsohle sehr stimmig ausbalanciert durch eine vergleichsweise weiche Mittelsohle in Kombination mit einer stabilisierenden und Vortrieb generierenden Karbonplatte.

Das eher feste Obermaterial in Kombination mit einer performance orientierten Passform sorgt gemeinsam mit der klassischen Fersenkappe für einen sicheren Halt und einen festen Sitz. 

Auf den gut laufbaren Passagen profitiert man von der wirklich gelungenen Mittelsohlenkonstruktion und dem daraus resultierenden Vortrieb. Auch macht sich hier das geringe Gewicht von gerade einmal 253g in meiner Größe US-M10 bzw. EU 44 positiv bemerkbar. Wird es hingegen technischer, machen sich der sichere Sitz und der tolle Grip positiv bemerkbar. 

Nils: Es ist schon witzig, wie sich Ansprüche an Trail- und Straßenlaufschuhe unterscheiden. Während heutzutage viele Läufer:innen jeden Schuh unterhalb von 40mm Stapelhöhe für einen Straßenmarathon niemals in Betracht ziehen würden (mich vermutlich eingeschlossen), hat mein lieber Mittester Marcel euch gerade die Empfehlung für bis zu 50km in einem 24mm Schuh ausgesprochen. Ich bin da mittlerweile etwas verwöhnter und würde das gerne auf die Marathondistanz einschränken und dann auch nur, wenn ihr nahezu ausschließlich auf Trails unterwegs seid. Meine persönliche Grenze für den FUJISPEED 2 liegt sogar noch niedriger. Ab ca. 30km würde ich vermutlich zu einem etwas stärker gedämpften Schuh übergehen.

Der relativ niedrige Aufbau des FUJISPEED 2 lässt darauf schließen, dass ASICS ihn vorrangig im reinen Traileinsatz sieht. So kommt es relativ überraschend, dass sich der Schuh auch auf der Straße relativ komfortabel laufen lässt. Ich habe ihn mehrfach im Road-To-Trail-Einsatz getestet (70/30 Trail/Road) und hatte dabei keinerlei Probleme. Und auch 15km “road-only” ließen sich in ASICS Trailracer wunderbar bewältigen. Klar ist das Zweckentfremdung und sicher auch nicht die beste Idee im Sinne des Verschleiß, aber durchaus gangbar und keineswegs unangenehm unterm Fuß. Tatsächlich kommt beim Einsatz auf hartem Asphaltboden die federnde Wirkung der Carbonfaserplatte noch besser zur Geltung, wodurch der FUJISPEED ordentlich Vortrieb bekommt und regelrecht zum schneller Laufen animiert.

Doch auch auf den Trails will dieser Schuh keineswegs langsam. Das leichte Gewicht in Verbindung mit dem moderat hohen Aufbau verleiht ihm eine Agilität, die stärker gedämpfte Konkurrenzprodukte vermissen lassen. Der berühmte Tanz von Stein zu Stein ist somit nicht nur möglich, sondern fühlt sich sogar mühelos und sicher an. 

Bergauf hilft zudem, dass der FUJISPEED 2 trotz Carbonfaserplatte leicht im Vorfuß flext und so die natürliche Bewegung des Fußes im Berganlauf nicht einschränkt. Bergab ist es dagegen eine Freude, die Platte ordentlich mit Energie aufzuladen und den resultierenden Vortrieb zu genießen.


Zusammenfassung und Empfehlung


Marcel: Mit dem ASICS Fuji Speed 2 hat ASICS im Bereich der Wettkampfschuhe für die Trails einen großen Schritt nach vorne gemacht. Im Vergleich zum Vorgänger wurde das Modell grundlegend überarbeitet. Der Fuji Speed 2 bietet nunmehr eine zeitgemäße Mittelsohle, ausreichend Dämpfung auch für längere Distanzen und einen wirklich guten Grip. Zudem sitzt er fest am Fuß, was ebenfalls zum sicheren Halt beiträgt. 


Dieses Gesamtpaket macht den ASICS Fuji Speed 2 zu einem äußerst vielseitigen Schuh, nicht nur für den Wettkampf. Denn während auf der Straße inzwischen sogar Modelle auf den Markt kommen, die lediglich für einen einzigen Marathon ausgelegt sind, punktet der ASICS Fuji Speed 2 nicht zuletzt auch mit seiner Langlebigkeit - und zwar nicht nur bezogen auf die Außen- sondern auch auf die Mittelsohle.  


Somit ist der ASICS Fuji Speed 2 eine hervorragende Wahl für all jene, die einen Allrounder für die Trails suchen, der insbesondere auch im Wettkampf eine gute Figur macht. 


Lediglich im Bereich der Zehenbox hätte ich persönlich mir insbesondere für längere Distanzen noch etwas mehr Platz gewünscht. Aber das ist eine Frage der persönlichen Präferenz. In jedem Fall ist die Zehenbox großzügiger als beim Vorgänger gestaltet und sollte für eine Vielzahl an Fußformen passend gestaltet sein. 


Insbesondere aufgrund seiner Vielseitigkeit sowie der zu vermutenden Langlebigkeit ist der Preis von 180 EUR für den ASICS Fuji Speed 2 durchaus fair, vor allem, wenn man sich die stark gestiegenen Preise in den letzten Jahren anschaut, in denen es kaum einen Schuh mit Karbonplatte für unter 200 EUR gab. Dies gilt umso mehr, da sich bereits jetzt das ein oder andere Schnäppchen machen lässt.  


Marcel’s Punktzahl: 9.10/10

Laufgefühl: 9.25 - Passform: 9 - Wert: 9.25 - Stil: 9 - Traktion: 9 - Steinschutz: 9


Nils: Mein läuferischer Fokus lag dieses Jahr ganz klar auf der Straße und entsprechend hatte ich nicht viele Trailschuhe am Fuß. Doch der ASICS FUJISPEED 2 hat es auf Anhieb geschafft, mich wieder mehr nach den Trails zu sehnen. Denn egal ob beim lockeren Recoverylauf oder während einer Tempoeinheit: Er macht richtig Spaß! Einzig etwas mehr Stabilität um den Knöchel würde ihn für mich noch besser machen. Ansonsten überzeugen eine gute Passform, tolle Traktion und sein leichtes Gewicht. Die vermeintlich niedrig gestaltete Mittelsohle ist obendrein das berühmte i-Tüpfelchen, das einen soliden zu einem besonderen Schuh macht. Der ASICS FUJISPEED 2 schafft das seltene Kunststück, Vortrieb und gutes “Rollen” auf nicht-technischen Passagen mit sicherem Antreten und Agilität in technischem Gelände zu vereinen. Er ist deshalb für mich eine ganz klare Empfehlung!

Nils Punktzahl: 8.83/10

Laufgefühl: 9 - Passform: 8.5 - Wert: 9.5 - Stil: 8 - Traktion: 9.5 - Steinschutz: 8.5


Vergleiche


ASICS FUJISPEED 2 vs. Fuji Speed 1

Marcel: Auf diesen Vergleich bin ich im Testbericht ja bereits eingegangen, daher an dieser Stelle lediglich noch einmal in der Kurzform. Während bei manchen Modellen die Änderungen bei einem Versionssprung eher kosmetisch ausfallen, hat ASICS hier de facto einen gänzlich neuen Schuh präsentiert, der mit dem Vorgänger neben der Tatsache, dass beide über eine Platte verfügen, kaum noch etwas gemein hat. Zum einen hat ASICS die Schuhlänge korrigiert, so dass der Fuji Speed 2 nunmehr größengerecht ausfällt. Auch läuft dieser deutlich weniger spitz zu und bietet somit deutlich mehr Platz in der Zehenbox. Zudem wurde der Mittelsohlenschaum durch den deutlich modernen und reaktiveren FFBlast+ Foam ersetzt. Der neue ASICS Fuji Speed 2 ist dem Vorgängermodell somit in allen Belangen deutlich überlegen. Hier lohnt der Kauf des neuen Modells auf jeden Fall! Fuji Speed 1 in US 10.5 bzw. EU 44.5, Fuji Speed 2 hingegen größengerecht in US-M10 bzw. EU44.


ASICS FUJISPEED 2 vs. The North Face Vectiv Sky (RTR Testbericht)

Nils: Die beiden Vectiv Modelle sind die einzigen anderen carbonfaser-verstärkten Trailschuhe, die ich bisher gelaufen bin. Während der Vectiv Pro dabei einige Probleme verursacht und deshalb eine Enttäuschung war, konnte mich der Vectiv Sky begeistern. Ähnlich wie der FUJISPEED ist er eher niedrig aufgebaut (21/17mm), nur unbedeutend schwerer und dadurch sehr agil. Dank einer für mich besseren Passform und einer breiteren Basis läuft er sich stabiler und ich fühle mich auf technischen Passagen sicherer als im ASICS. In besser laufbaren Gefilden bietet der FUJISPEED jedoch mehr Vortrieb und Lauffreude. Beide Schuhe EUR 44,5.

Marcel: Wer mit den “Wings” der Karbonplatte beim Vectiv Sky gut zurechtkommt (das sind tendenziell diejenigen, die einen schmalen Vorfuß haben) findet im Vectiv Sky eine gute Alternative, insbesondere fürs technischere Terrain. Dies liegt vor allem darin begründet, dass die Mittelsohle fester als beim Fuji Speed 2 ist. Da bei mir die ASICS ebenfalls sicheren Halt bietet und gleichzeitig die reaktivere Mittelsohle auf den laufbaren Passagen bietet, liegt der Fuji Speed 2 in diesem Vergleich für mich vorne. Beide größengerecht in US-M10 bzw. EU44.


ASICS FUJISPEED 2 vs. Scarpa Golden Gate Kima (RTR Testbericht)

Nils: Ich muss mich korrigieren. Auch der Kima ist ein carbonfaser-verstärkter Trailschuh, den ich schon testen durfte. Scarpa möchte ihn als Skyrunning Schuh für technisch anspruchsvolles Gelände platzieren. Er kommt dabei robuster (aber dadurch auch schwerer) daher als der FUJISPEED und vermittelt den Eindruck je besser zu performen, je alpiner die Ansprüche werden (schaut euch den namensgebenden Trofeo Kima Wettkampf an, dann wisst ihr, was gemeint ist). Dadurch ist er bei vergleichbarer Stapelhöhe aber auch deutlich schwerer und wirkt leider auch nicht so energetisch und agil wie der FUJISPEED, der zwar auch technisch kann, aber vor allem auf weniger technischen Strecken viel Speed und Freude bietet. Für meine Art zu laufen ist der FUJISPEED definitiv der bessere Schuh. Beide US 10.5.


ASICS FUJISPEED 2 vs. HOKA Tecton X 2 (RTR Testbericht)

Marcel: Der Tecton X 2 ist eine hervorragende Alternative für alle jene, die einen ähnlich leichten Schuh wie den Fuji Speed 2 suchen, hierbei jedoch etwas mehr Mittelsohlendämpfung insbesondere unter dem Vorfuß präferieren. Die Passform ist vergleichbar, während der Tecton X 1 noch etwas mehr Platz in der Zehenbox bot aufgrund des weicheren Uppers. Das Matryx-Obermaterial des Tecton X 2 ist hingegen deutlich robuster und performance orientierter. Bei der Außensohle liegt hingegen der ASICS Fuji Speed 2 vorne. Diese kann auch mal etwas matschigere Passagen ab, während der Tecton X 2 seine Stärken klar im trockenen und gut laufbaren Terrain hat. Welches Modell man präferiert, hängt daher vom vorgesehenen Einsatzzweck ab. Beide größengerecht in US-M10 bzw. EU44.  


ASICS Fuji Trail Kollektion

Passend zum neuen Fuji Speed 2 hat ASICS zudem ein Update der Fuji Trail Apparel Kollektion Ivorgestellt. Diese umfasst zum einen die Kombination aus Top und Shorts. Zum anderen eine Regenjacke. Genau die richtige Kombination also für das wechselhafte Herbstwetter.(Testbericht)


Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von ASICS kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.


Wir freuen uns über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.

Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.


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1 comment:

Striezi said...

Die im Test angegebene Stackheight stimmt nicht.
Richtig ist diese hier laut asics: https://www.asics.com/gb/en-gb/frontrunner/articles/asics-fujispeed-2-the-clue-is-in-the-name
Man kann das aber auch bemerken indem man kurz mal ein Lineal an den Schuh hält!