Saturday, December 02, 2023

Testbericht: WINQS Zerofly - Nachhaltigkeit einen Schritt weiter gedacht (German)

Artikel von Markus Zinkl, Maren Müller und Nils Scharff

WINQS Zerofly (160€)

Einleitung

Maren: Die Sportschuhindustrie produziert jedes Jahr etwa 20 Milliarden Sportschuhe, die größtenteils aus erdöl-basierten Kunststoffen bestehen und massive CO2-Emissionen verursachen. Deshalb hat sich die Sportmarke WINQS vorgenommen, diesen Status quo zu ändern und eine nachhaltigere Zukunft für Sport- und Umweltbegeisterte zu schaffen. Mit dem Zerofly™ setzen sie auf biobasierte, erneuerbare und recycelte Materialien wie Holzfasern, Rizinusöl und Algenschaum. Darüber hinaus wird großer Wert auf Fairness und soziale Verantwortung in der gesamten Produktionskette gelegt. Jeder Schritt bei der Herstellung der Produkte läuft ethisch und transparent ab. Ich bin gespannt, wie sich der Zerofly™ als hybrider Performance-Laufschuh schlägt! 


Nils: Maren’s Erklärung des gut durchdachten und ebenso löblichen Konzepts von WINQS habe ich wenig hinzuzufügen. Natürlich hört man bei allen, auch größeren Brands mittlerweile von diversen Nachhaltigkeitsbemühungen. Gerade die Nutzung von recycelten Materialien, bio-basierten Rohstoffen in den Mittelsohlen oder auch die Einsparungen von Wasser in Produktions- und Färbeprozessen kommen immer mehr auf. Doch WINQS ist hier einfach einen Schritt weiter und vor allem konsequenter. Ich finde diesen Ansatz nicht nur richtig, sondern auch höchst spannend und bin deshalb schon seit einiger Zeit mit den beiden Gründen Jan und Marek in Kontakt. Die beiden waren auch schon vor der Gründung von WINQS in der Sportartikelindustrie tätig und wissen deshalb was sie machen. Gestartet sind sie zunächst mit Sportbekleidung, die gleichfalls Ihre Werte hochhält. Dieses Jahr hat dann mit dem Zerofly der erste Sportschuh ihr Portfolio ergänzt, was für uns bei RTR der Anlass war, die Produkte der jungen Marke aus Berlin endlich genauer unter die Lupe zu nehmen. Ebenso wie Maren bin ich sehr gespannt, ob und wie gut sich Performance und Nachhaltigkeit miteinander vereinen lassen. 


Pro:

  • starker Fokus auf Nachhaltigkeit (Maren / Nils / Markus )

  • Nachhaltigkeit konsequent zwei Schritte weiter gedacht, als bei der Konkurrenz (Nils)

  • Außensohle mit guten Grip bei Regen und Nässe (Maren / Markus)

  • Der bio-basierte PEBA Schaum ist energetisch und lauffreudig (Nils / Markus)

  • Bequemes und hochwertig verarbeitetes Obermaterial (Nils)


Contra:

  • Passform nicht ideal (Maren / Nils / Markus)

  • Zu weite Passform am Mittelfuß (Nils / Markus)

  • Das dehnbare Material ist zwar bequem, macht aber in Kombination mit der zu großzügigen Passform und dem fehlenden letzten Schnürloch einen guten Lockdown unmöglich (Nils / Markus)

  • Die Geometrie der Mittelsohle lässt die ohnehin eher hohe Sprengung von 9mm noch höher wirken (Nils / Markus)

  • Vorfuß und Ferse fühlen sich stark voneinander entkoppelt an - dadurch läuft sich der Zerofly über den Vorfuß gut, über Ferse und Mittelfuß jedoch etwas unbeholfen (Nils)




Daten

Gewicht:

Offiziell: 

246 g (Herren EU 44 / US 10)

246 g (Damen EU 44 / US 10) 

Testschuh: 

Markus: 288g (links)/ 302g(rechts) (Herren EU 44.5 / US 10.5)

Maren: 288g (Herren EU 44 / US 10)

Nils: 282g (Herren EU 44.5 / US 10.5)

Sprengung: 9 mm

Release: Ab sofort erhältlich im Fachhandel für 160€

Link zu allen RTR-Testberichten: HIER

Erster Eindruck und Passform

Maren: Beim ersten Reinschlüpfen wird der Fuß sofort komfortabel umschlossen, was an dem 360 Wrap System™ liegt. Das 360 Wrap System™ besteht aus verschiedenen Elementen, die dazu beitragen sollen, den Fuß in der optimalen Position zu halten und gleichzeitig ein Höchstmaß an Komfort und Schutz vor Rutschen und Druckstellen zu gewährleisten. Beginnend mit der Ferse, die von einem Heel Cup gehalten wird, gibt es einen Icon-Layer, der zusammen mit einer weichen Slip-On-Schnürung aus Eukalyptus-Fasern den gesamten Fuß umschließt. Dieses Design verspricht eine verlässliche Fixierung des Fußes, ohne dabei den Tragekomfort zu beeinträchtigen. Der Schuh sitzt bei mir ganz gut, allerdings etwas “locker”. Auch wenn ich die Schnürung nachziehe, habe ich das Gefühl, dass der Fuß nicht optimal festgehalten wird und für Trails ist mir der Sitz eindeutig zu locker. 


Markus: Der erste Eindruck der Zerofly Laufschuhe von Winqs ist durch ein weiches Obermaterial geprägt, das sofort ein hohes Maß an Komfort vermittelt. 

Das innovative “One Piece Upper”, das durch das 360 Wrap System realisiert wird, sorgt für eine nahtlose Struktur und trägt zur Gesamtbequemlichkeit bei. Allerdings gestaltet sich aufgrund dieses Designs die Anpassung der Passform als herausfordernd, was bei mir zu einer etwas zu lockeren Passform im Mittelfußbereich führte. Designbedingt ist auch kein zweites Loch für eine “Heel-Lock” Schnürung vorhanden, was den Halt verbessern hätte können.

Nils: Also zunächst erstmal vorab: Mein komplett in weiß gehaltenes Testmuster des WINQS Zerofly sieht echt zum Hinknien aus. Auf jeden Fall ist der Schuh viel zu schade, um ihn im aktuellen Herbstwetter einzusauen. Entsprechend hab ich meine Testtage mit Bedacht gewählt, um das schöne, weiße Obermaterial sauber zu halten.

Der sog. Step-In-Comfort, also der bequeme Eindruck beim ersten Anziehen eines Laufschuhs, ist bei der Kaufentscheidung vieler Läufer:innen extrem wichtig. Und diesbezüglich hat WINQS auf jeden Fall seine Hausaufgaben gemacht, denn der Zerofly ist dank des oben beschriebenen 360 Wrap System und hochwertig anmutenden Materialien wirklich sehr bequem. Leider muss ich meinen beiden Vorredner:innen folgen und ebenfalls von einer eher suboptimalen Passform berichten. Der Mittelfuß und vor allem dessen Übergang zum Vorfuß bieten extrem viel Luft, sodass ich dort sogar Faltenbildung im Material sehe. In der Folge ist der Lockdown für langsame Tempi oder Casual-Wear in Ordnung, aber für ambitioniertes Laufen ungeeignet. Dass es obendrein keine Möglichkeit einer Marathonschnürung gibt, verstärkt dieses Problem noch.

Von diesem Problem einmal abgesehen passt der Zerofly größenecht. Mein Testmuster der für mich üblichen Größe 44,5 EUR hat genau die richtige Länge, die Ferse sitzt gut und die Zehen haben genug Spielraum.


Obermaterial

Maren: Ein atmungsaktiver Knit-Upper aus 100% recyceltem Polyester sorgt für eine gute Belüftung im Schuh. Ich habe den Schuh bei Temperaturen zwischen 11 und 18 Grad Celsius getestet, bei denen das Klima im Schuh stets angenehm war. Eine Aussage über das Verhalten des Materials bei extrem warmen oder kalten Temperaturen kann ich allerdings nicht treffen. Insgesamt war ich bei meinen Testläufen aber zufrieden. Zudem ist sehr positiv, dass das Material angenehm aufliegt und nachhaltig produziert ist. 


Markus: Das Innenleben der Winqs Zerofly Laufschuhe besticht durch die Verwendung von weichen Eukalyptus-Fasern, die ein angenehmes Tragegefühl vermitteln. Diese nachhaltige Materialwahl unterstreicht das Umweltbewusstsein der Marke. Das atmungsaktive Knit-Upper, gefertigt aus 100% recyceltem Polyester, ermöglicht eine effiziente Belüftung und trägt dazu bei, ein angenehmes Klima im Schuh aufrechtzuerhalten.

Jedoch fällt auf, dass trotz der Atmungsaktivität das Knit-Upper etwas zu voluminös ist und möglicherweise zu wenig Anpassungsmöglichkeiten an die individuelle Fußform bietet. Dies könnte bei einigen Läufern zu einem gewissen Mangel an Präzision in der Passform führen. Trotzdem bleibt die Verwendung umweltfreundlicher Materialien ein positiver Aspekt, der den Schuh insgesamt aufwertet.

Nils: Zu Passform, Haptik und Nachhaltigkeitsaspekten des Obermaterials kann ich meinen Vorredner:innen nichts hinzufügen. Deshalb hier ein paar wenige, eher technische Ergänzungen: 

Die Fersenpartie des Zerofly ist eher hoch geschnitten. Die führt zu einem sicheren Halt, kann bei empfindliche Achillessehnenbereiche aber sicherlich irritieren. Die innenliegende Fersenverstärkung ist dafür eher flach geschnitten und stabilisiert nur mäßig.

Grundsätzlich wird das Material durch eine unterschiedlich dichte Strickung an den notwendigen Stellen verstärkt. Ein einziges, großes Overlay zieht sich über Innen- und Außenseite des Mittelfußes und stabilisiert das gestrickte Obermaterial zusätzlich, schränkt aber durch seine durchgängige Machart die Atmungsaktivität in diesem Bereich leicht ein. WINQS nennt dieses Overlay 360° Motion Wrap und es funktioniert als relativ weicher Mittelfußkäfig gut und zweckmäßig. In Kombination mit der sehr dehnbaren Zunge sorgte es für tollen Komfort.

Mittelsohle

Maren: Die Mittelsohle des Zerofly™ Laufschuhs ist das entscheidende Element für Dynamik, Tempo und Komfort. Die Wahl des Materials fiel bei diesem Schuh auf PEBAX RNEW®, einen Mittelsohlen-Schaumstoff mit außergewöhnlich geringer Dichte.

Durch die Verwendung von PEBAX RNEW® erreicht der Zerofly™ eine gute Kombination aus solider Dämpfung und geringem  Gewicht. Dies trägt maßgeblich zum Gesamtkomfort und zur Leistungsfähigkeit des Schuhs bei. Eine Besonderheit bei der Herstellung dieses Materials sind nachhaltig angebaute Rizinussamen. Diese innovative Technologie ermöglicht es WINQS, mehr als 30 % des erdöl-basierten Kunststoffs zu ersetzen, was nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch den ökologischen Fußabdruck des Schuhs erheblich reduziert. Die Mittelsohle ist weich und reaktiv, vor allem bei moderaten Trainingsläufen bietet sie ausreichend Reaktivität. Sie trägt sich komfortabel und ist insgesamt eine gute Mischung aus Leistungsfähigkeit und Umweltbewusstsein. 



Markus: Was mir sofort ins Auge fällt, ist die bewusste Entscheidung von Winqs, eine recycelte PEBAX Mittelsohle zu integrieren, wie Maren bereits bemerkt hat. Beim Tragen wird schnell klar, dass diese Mittelsohle angenehm weich und überraschend reaktiv ist. Das ist für mich besonders beachtlich, da ich bisher oft den Eindruck hatte, dass Laufschuhe mit recycelten Mittelsohlen in puncto Leistung hinter denen mit konventionellen Materialien zurückbleiben.


Der Zerofly hat meine Erwartungen in dieser Hinsicht jedoch übertroffen. Die recycelte Mittelsohle bietet nicht nur Komfort, sondern auch die gewünschte Reaktivität, die ich von Laufschuhen erwarte. Allerdings wird der Schuh von der Mittelsohlengeometrie zurückgehalten. Dieser Aspekt wird im Kapitel zum Laufgefühl genauer beleuchtet. Insgesamt stellt die Mittelsohle jedoch eine gelungene Kombination aus Nachhaltigkeit und Leistung dar.

Nils: Markus Fazit kann ich vollkommen folgen. Ich hatte schon gehofft, dass das verwendete Material über die gewohnten, sehr positiven PEBAX Eigenschaften verfügt. Und tatsächlich tut die Verwendung von Rizinussamen im Materialmix dem reaktiven und energetischen Charakter der Mittelsohle keinerlei Abbruch. Die Mittelsohle erinnert sowohl in Ihrer pellet-artigen Anmutung als auch in den Laufeigenschaften den neueren, etwas weicheren PWRRUN PB Mischungen von Saucony - und dies ist etwas sehr positives! 

Leider sehe ich genauso wie Markus noch Potential was die Mittelsohlengeometrie angeht. Mit 18mm im Vorfuß und 27mm im Fersenbereich ist die Stapelhöhe nach heutigen Standards eher niedrig. Und auch das Thema Feintuning der Mittelsohle bietet Raum zur Verbesserung. Mehr dazu im Kapitel Laufgefühl.


Außensohle

Maren: Niemand kennt sich wohl besser mit Kontrolle auf rutschigen Oberflächen aus als Michelin. In Kooperation mit dem renommierten Reifenhersteller wurde die GeckoGrip™ Hybrid Rubber Außensohle entwickelt. Diese Außensohle ist ergonomisch flexibel, weist ein Zellmuster für Halt in jeder Richtung auf und verfügt über Kanäle, die das Abfließen von Wasser ermöglichen. Eine erhöhte Fersenkante sorgt dafür, dass das Ausrutschen vermieden wird. Bei der Produktion der Sohlen wird wiederverwertetes Gummi verwendet, um den Bedarf an neuem Material zu reduzieren. Diese Eigenschaften kommen bei Trainingsläufen im herbstlichen Dauerregen voll zum Einsatz. Die Außensohle bietet Griffigkeit und Halt, nasses Laub und feuchte Waldwege sind kein Problem. Für mich eine absolute Empfehlung bei herbstlichen Bedingungen und leichtem Nieselregen. 


Markus: 

Ein absolutes Highlight des Winqs Zerofly Laufschuhs ist zweifelsohne die rutschfeste GeckoGrip™ Außensohle von Michelin. Schon beim ersten Tragen wird klar, dass diese Außensohle nicht nur eine sehr gute Haftung, sondern förmlich klebende Eigenschaften aufweist. Die exzellente Haftung bleibt auch bei nassen Bedingungen konstant erhalten, was für mich das herausragende Merkmal dieses Schuhs darstellt.

Die GeckoGrip™ Technologie macht sich nicht nur auf trockenen Untergründen bemerkbar, sondern zeigt ihre Stärke besonders bei feuchten Bedingungen. Die außerordentliche Griffigkeit gibt mir das Vertrauen, auch bei widrigen Wetterverhältnissen sicher zu laufen.


Nils: Zwei Faktoren fallen bei der GeckoGrip Mittelsohle sofort ins Auge: Zum einen ist es natürlich das Michelin Logo, das für sehr positive Assoziationen und ein gewisses Qualitätsversprechen sorgt. Zum anderen sind dies die hellen “Flocken”, die auf der ganzen Mittelsohle zu finden sind. Diese bestehen aus recyceltem Altgummi und unterstreichen den Nachhaltigkeitsanspruch des Schuhs.

In Sachen Performance kann ich meinen beiden Vorredner:innen nur zustimmen. Ich bin gestern testweise sogar Mal auf eine Eisfläche gestiegen und konnte mich dort sicher bewegen. Insofern ist der Zerofly eine klare Empfehlung für herbst- und winterliche Straßenbedingungen.

Laufgefühl

Maren: Das Laufgefühl empfinde ich insgesamt als durchaus positiv und dynamisch, die Reaktivität der MIttelsohle bietet Lauffreude, vor allem bei lockeren Tempi. Der Schuh bietet sich aus meiner Sicht für Läuferinnen und Läufer an, die in einem lockeren Tempo bei jedem Wetter laufen gehen. 


Markus: Das Laufgefühl der Winqs Zerofly Laufschuhe präsentiert sich angenehm, besonders bei einem entspannten, lockeren Tempo. Die Schuhe zeigen sich reaktiv und bieten ein leichtes "Pop"-Gefühl, das das Laufvergnügen zusätzlich steigert. Diese Eigenschaften machen den Schuh zu einer soliden Wahl für Läufer, die ein angenehmes und dynamisches Laufgefühl schätzen.


Jedoch stelle ich persönlich fest, dass die 9mm Sprengung in Kombination mit der Mittelsohlengeometrie etwas zu viel für meinen Geschmack ist. Dies führt zu einem nicht ganz so flüssigen Übergang im Gangzyklus, was mein Laufgefühl leicht beeinträchtigt. Es wäre wünschenswert gewesen, eine etwas geringere Sprengung zu haben, um eine harmonischere Laufbewegung zu ermöglichen. Dies ist jedoch eine individuelle Präferenz, und Läufer mit Vorliebe für höhere Sprengungen könnten dies anders erleben. Insgesamt bietet der Zerofly ein positives Laufgefühl, insbesondere für jene, die sich in einem moderaten Tempo bewegen.

Nils: Interessanterweise habe ich eine sehr ähnliche Empfindung wie Markus, komme jedoch zu einer gegensätzlichen Schlussfolgerung. Auch ich würde mich über eine etwas niedrigere Sprengung freuen. Tatsächlich führt die Sohlengeometrie dafür, dass sich der Zerofly eher wie 10-12mm statt der angegebenen 9mm läuft. Auch erscheinen mir Ferse und Vorfuß stark voneinander entkoppelt. Dies hat ggfs. mit der Unterbrechung der Mittelsohle im Mittelfuß zu tun. Zudem fühlen sich die 18mm Stapelhöhe im Vorfuß nach heutigen Maßstäben relativ niedrig an. Dadurch hat man natürlich ein gutes Gefühl für den Laufstrecke, doch ein wenig mehr Dämpfung würde ich mir wünschen. Ggfs. wäre eine um 3-4mm verstärkte Dämpfung im Vorfuß die Lösung beider meiner subjektiven Probleme.

Durch den weiten Schnitt des Obermaterials ist für mich zudem der Halt im Schuh eingeschränkt und eignet sich nur für moderate Geschwindigkeiten. Das ist sehr schade, kommt doch das tolle Mittelsohlenmaterial vor allem bei höheren Geschwindigkeiten erst richtig zur Geltung. Tatsächlich läuft sich der Zerofly für mich am besten, wenn ich wirklich Gas gebe - also Marathonpace (3:55min / km) und schneller. Dann fokussiert sich mein Abrollvorgang auf den Vorfuß und dieser funktioniert für sich allein hervorragend - wird aber wie gesagt, durch den mittelmäßigen Mittelfußhalt eingeschränkt. Wenns dann langsamer wird, kommen die besagte Unterbrechung im Abrollvorgang und die fehlende Stabilität im Fersenbereich des Obermaterials stärker zu Geltung und das Laufgefühl wird etwas holprig.

Zusammenfassung und Empfehlung

Maren: Zusammenfassend würde ich den Wings Zerofly all jenen empfehlen, die ihren Fokus auch auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein legen. Der Schuh macht Spaß und kann gut als Trainingsschuh ins alltägliche Training integriert werden. Vor allem Läuferinnen und Läufer, die eher bei einem moderaten Tempo ihre Kilometer machen und einen Schuh suchen, der sowohl auf der Straße als auch auf Waldwegen sicheren Halt bietet, würde ich den Schuh empfehlen. Ich bin gespannt, was von Wings noch an Laufschuhen produziert wird, denn die Ansätze sind interessant und innovativ und die Entwicklung des Schuhs noch nicht am Ende. 

Marens Punktzahl: 6.9/10

Laufgefühl:6  - Passform:7  - Wert:9  - Stil: 9


Markus:Die Winqs Zerofly Laufschuhe überzeugen mit einem weichen Obermaterial, nachhaltigen Materialien und einer herausragenden GeckoGrip™-Außensohle von Michelin. Das Laufgefühl ist angenehm, reaktiv, jedoch könnte die Sprengung für manche Läufer zu viel sein. Für den ersten Schuh macht Winqs hier einiges richtig und gerade der Nachhaltigkeitsfokus kommt nicht zu kurz. Nun geht es ans Finetuning. Ich sehe hier definitiv noch Potential nach oben, das durch Anpassung der angesprochenen Punkte ausgeschöpft werden könnte.

Markus’ Punktzahl: 6.9/10

Laufgefühl: 6 - Passform: 7 - Wert: 9  - Stil: 9 


Nils: WINQS suggeriert in Ihren Marketingbotschaften, dass der Zerofly an Laufschuh ohne Kompromisse ist. Der Zerofly will branchenweit ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit sein und gleichzeitig ein vielfältiges Gesamtpaket bieten, das sich für die meisten Läufer:innen eignet und keine Abstriche in Sachen Performance macht. Vor allem die Qualität der Michelin-Außensohle wird hervorgehoben und diese ist auch für mich eines der Highlights des Schuhs. Sie gehört zweifelsohne zu den besten auf dem Markt.

Doch nicht nur bei der Sohle, sondern grundsätzlich nutzt WINQS im Zerofly nicht nur nachhaltige, sondern gleichzeitig sehr hochwertige Materialien. Das Obermaterial ist äußerst bequem, die PEBAX-Mittelsohle reaktiv und lauffreudig, die Verarbeitung tadellos und das Design in meinen Augen gelungen.


All dies zeigt, dass das erklärte Ziel - einen nachhaltigen Laufschuh ohne Kompromisse anzubieten - durchaus gelingen kann. Allerdings merkt man in der Umsetzung doch noch an der ein oder anderen Stelle, dass wir es hier mit einem jungen Player am Markt zu tun haben. Mit einer besser abgestimmten Mittelsohle, ggfs. mehr Vorfußdämpfung und weniger Sprengung, etwas weniger Luft im Obermaterial und einer verbesserten Schnürung würde sich sehr viel erreichen lassen.


Doch auch jetzt schon ist der Zerofly keineswegs ein schlechter Schuh. Und zumindest jede/r Athlet:in mit einem verstärkten Nachhaltigkeitsfokus, findet hier tatsächlich einen Laufschuh, der sich nicht nur casual gut tragen lässt, sondern auch im Gym eine gute Figur macht und moderate Läufe bis vielleicht 15km Länge abbilden kann. Und die von mir beschriebenen Maßnahmen klingen alle gut umsetzbar, weshalb ich große Hoffnung für das habe, was zukünftig noch von WINQS kommen wird.

Nils’ Punktzahl: 7.53/10

Laufgefühl: 7.5 - Passform: 7 - Wert: 8 - Stil: 9.5 


Vergleiche 


Puma Velocity Nitro 2 (RTR review EN)

Markus:Der Velocity Nitro 2 ist für mich vor allem in der Passform dem Zerofly überlegen. Er passt mir, als wäre er für mich gemacht worden. Der Zerofly hingegen ist mir hier um den Mittelfuß viel zu locker und bietet durch die Bootie Konstruktion, sowie fehlenden Schnürsenkel-Löchern für einen Heellock keine Möglichkeiten die Passform etwas auf den Fuß anzupassen. Der reine PEBA Mittelsohlenschauem ist von den Eigenschaften dem Nitro Schaum von Puma überlegen, jedoch kann das Gesamtpaket aus Schaum und Sohlengeometrie beim Zerofly nicht überzeugen. Bei der Außensohle und dem Grip der Gummimischung würde ich dem Zerofly etwas vor dem Pumagrip Mischung sehen, wobei das etwas gröbere Außensohlenprofil des Velocity Nitro 2 etwas besser für den gelegentlichen Feldweg ist.



361° Centauri (RTR review DE)

Markus:Der Centauri ist dem Zerofly nahezu in allen Bereichen überlegen. Nur die Außensohle des Zerofly kann die des Centauri ausstechen. Die TPU Mittelsohle des Centauri ist, wenn auch charakteristisch ganz anders, in Sachen Reaktivität und Energierückgewinnung ebenbürtig. Die 9mm Sprengung im Centauri fühlt sich allerdings bei weitem nicht so harsch wie die des Zerofly an. Auch beim Obermaterial und der Passform habe ich im Centauri ein sichereres Gefühl und besseren Halt. Die Außensohle des Zerofly, die sich im Gegensatz zum Centauri über die volle Sohle erstreckt, ist in Sachen Halt dann doch um einiges besser als die des Centauri. 


Nike Vomero 17 (RTR review EN)

Markus: Der Vomero 17 ist wahrscheinlich dieses Jahr der beste Daily-Trainer, den ich testen durfte. Der deutsche Testbericht dazu wird ebenfalls bald veröffentlicht. Daher erst einmal der englisch Bericht oben verlinkt. Der Vomero 17 hat ein einfaches Obermaterial, dabei ist weniger oft mehr. Die Passform ist für meinen Fuß ausgezeichnet und die Standard Schnürung mit einfacher seitlich vernähter Zunge sorgt für einen super Halt. Das auch ohne Heellock Schnürung. Der Vomero 17 hat eine Mittelsohle aus zwei Schichten. Wie auch der Zerofly, eine Schicht aus PEBA Zoom X und dazu noch eine Schicht aus dem etwas festeren Cushlon Schaum. Diese Kombination macht den Vomero zu einem super Allrounder. Die Außensohle ist beim Zerofly wieder um einiges griffiger, wobei der Vomero 17 etwas tiefere und gröbere Stollen bietet, was ihn auf Feldwegen besser macht und wieder den Allrounder Eindruck verstärkt.


adidas Adizero SL (RTR Review)

Nils: Der Adizero SL wurde Ende letzten Jahres als Einstieg in die Adizero Welt vorgestellt und ist ein leichter Dailytrainer aus dem Hause adidas. Ich sehe ihn als Schuh mit sehr ähnlichem Nutzerprofil - 2-3 Läufe die Woche, nicht zu weit, ggfs. Mal ins Gym. Seine Mittelsohle aus Lightstrike ist deutlich fester und weniger komfortabel als beim Zerofly. Er fühlt sich zudem hölzerner unterm Fuß an. Auch beim Obermaterial ist der Zerofly deutlich bequemer, seine Außensohle ist griffiger. Lediglich die Passform könnte aus meiner Sicht für den Adizero sprechen: Er wird an schmalere Füße deutlich besser passen. Adizero 44 EUR, Zerofly 44,5 EUR.


adidas Ultraboost Light (RTR Review)

Nils: Noch ein adidas Schuh, der irgendwo zwischen Lifestyle, Gym und Laufstrecke zu Hause ist. Sein Primeknit Obermaterial ist sehr hochwertig gemacht und liegt gleichauf mit dem hochwertigen Material des Zerofly. Der Ultraboost sitzt allerdings etwas straffer und bietet besseren Halt. Auch in Sachen Stabilität hat er durch seinen externen Fersenkäfig und das Torsionssystem auf der Unterseite die Nase vorn. In Sachen Mittelsohlenmaterial bieten beide Schuhe moderne, energetische Dämpfungseigenschaften, die beim Ultraboost allerdings etwas fester und dynamischer ausfallen. Auch beim Ultraboost würde ich mir etwas mehr Dämpfung unterm Vorfuß wünschen. Sowohl Michelin als auch Continental bieten hervorragende Gummimischungen und in der Folge sehr griffige Außensohlen. Für den Zerofly spricht neben dem niedrigeren Preis vor allem das bequemere Gefühl am Fuß und natürlich der Faktor Nachhaltigkeit. Der Ultraboost ist stattdessen der etwas seriösere Laufschuh.  adidas 44 EUR, WINQS 44,5 EUR.


WINQS Bekleidung


Groow Longsleeve (70€) & Zirkuläres Longsleeve Biospeed (70€)


Markus: Das Winqs Longsleeve ist ein funktionales Running- und Fitness-Longsleeve, das aus holzbasierten TENCEL™ Lyocell Fasern hergestellt wird. Das Material ist recycelbar und biologisch abbaubar und hat eine hohe Atmungsaktivität, was es ideal für sportliche Aktivitäten macht. 

Das Longsleeve hat einen besonders bequemen Raglan-Schnitt mit vertikaler Rückennaht und ist plastikfrei, zirkulär und verantwortungsvoll produziert in Portugal.


Lyocell reduziert die Bildung von Bakterien, ist anti-statisch und wirkt hypoallergen. Außerdem ist es von Natur aus so strukturiert, dass es den Feuchtigkeitstransport perfekt steuert - besser als Polyester oder Nylon. Submikroskopische Kanäle zwischen den Fibrillen der Zellulose-Fasern regeln die Feuchtigkeitsaufnahme und -abnahme und halten den Körper so angenehm kühl und trocken.

Das Longsleeve hat eine sehr schöne Passform und eine angenehme lange Torsolänge in Größe S, was oft bei anderen Longsleeves in Größe S nicht der Fall ist. Das Material ist sehr weich und hat ein gutes natürliches Geruchsmanagement. 

Leider löst sich der Print nach dem ersten Waschgang.


Insgesamt ist das Winqs Longsleeve ein nachhaltiges und funktionales Sportshirt, das sich ideal für sportliche Aktivitäten eignet. Es ist bequem, atmungsaktiv und hat eine gute Passform. Der einzige Nachteil ist, dass der Print nach dem ersten Waschgang abfällt.


Maren: Ich habe das Longsleeve in Größe M getestet und bin wie Markus überzeugt von der Passform. Das Longsleeve trägt sich angenehm und fühlt sich sehr soft auf der Haut an. Besonders positiv ist mir aufgefallen, dass das Shirt auch nach mehrmaligen Benutzen nach der Wäsche immer noch nach Waschmittel riecht und es keinen Schweißgeruch annimmt. Insgesamt ist es für mich ein stylisches und grundsolides Sportshirt, was ich gerne trage. Eine Sache, die für mich verbesserungswürdig wäre, ist, dass das Shirt sehr schwer wird, wenn man schwitzt oder es regnet. Es saugt sich relativ stark mit Wasser voll und trocknet nicht so schnell. Ansonsten ist es eine schöne Ergänzung zu den Schuhen. 


Nils: Im Gegensatz zu den beiden anderen habe ich das Zirkuläre Longsleeve Biospeed (70€) zum Testen bekommen. Dieses besteht aus NILPLA® Material. Dabei handelt es sich um einen pflanzen-basierten Stoff, der in Europa entwickelt und hergestellt wurde. Laut Herstellerseite ist NILPLA® in Sachen Feuchtigkeits- und Temperaturmanagement herkömmlichen, erdölbasierten Stoffen mindestens ebenbürtig. Zudem sei es hautschonend, anti-statisch und geruchshemmend.


Aufgund des herbst- bis winterlichen Wetters konnte ich das Longsleeve leider nur zum Layering nutzen. Dabei hat es sich als vollkommen unauffällig gezeigt. Es ist nicht das wärmste Material (und will dies auch nicht sein), leitet Feuchtigkeit schnell ab und die geruchshemmende Wirkung kann ich bestätigen. Der Schnitt in Größe M ist körpernah, aber mit einer guten Länge in Torso und vor allem den Ärmeln. Das kommt mir mit meinen 1,88m Körpergröße sehr entgegen.

 

Spannend ist zudem der namensgebende, zirkuläre Ansatz. Wenn das Biospeed Longsleeve abgenutzt ist, kommt es weder in den Müll noch in die Altkleidersammlung, sondern kann zurück zu WINQS geschickt werden. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller des Stoffs wird es dann in einen Kreislauf für sog. Molekulares Recycling zurückgeführt und letzten Endes wieder zu einem neuen Shirt verarbeitet. Toll!


Groow T-Shirt (60,00 €)


Markus: Das T-Shirt ist im Endeffekt identisch zum Longsleeve. Material, Schnitt und Eigenschaften sind identisch. Auch beim T-Shirt muss die Printqualität noch verbessert werden, denn, wie auch beim Longsleeve, löst sich diese schon nach dem ersten Waschgang.


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Tester: 

Maren Müller

Durch meinen Running Buddy Johannes bin ich auf RTR aufmerksam geworden und als Testerin in die RTR-Truppe aufgenommen worden. Das Laufen wurde mir quasi von meinem Papa in die Wiege gelegt. Als jahrelanger Marathonläufer hat er die Begeisterung fürs Laufen an mich weitergegeben und nach anfänglicher Skepsis habe ich inzwischen meine eigenen - wie wir es nennen - Laufrausch entwickelt. Ich lebe in Weinheim und erkunde gerne Laufstrecken im Odenwald oder rund um Heidelberg. Meine ersten läuferischen Schritte habe ich in Heidelberg gewagt: erst als Teilnehmerin beim Bambini- und Altstadt-Lauf und zuletzt zweimal beim Halbmarathon. 

Allgemein bin ich gerne in der Natur und verbringe fast jede freie Minute draußen, ob beim Wandern, Rad fahren oder beim Toben mit meinen Nichten und Neffen. Falls das Wetter mal schlecht ist, koche ich gerne, plane meine nächste Laufroute oder recherchiere welche neuen Laufschuhtrends auf dem Markt sind. Wenn ich dann was Passendes gefunden habe, heißt es wieder: nichts wie raus und die neuen Laufschuhe ausprobieren.


Markus Zinkl ist 32 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf in Bayern, Deutschland. Er begann mit dem Laufen nur, um seinen Hauptsport, Fußball zu unterstützen. Seit er vor etwa 4 Jahren mit dem Fußballspielen aufhörte, wurde Laufen zu seiner Hauptsportart, um fit zu bleiben.

Er läuft jetzt 5-6 Mal pro Woche zwischen 60-80 Kilometer. Abgesehen von einem lokalen Staffellauf läuft er selten Rennen. Markus läuft sowohl auf dem Trail als auch auf der Straße und ist ein absoluter Ausrüstungsfreak. Neben dem Laufen verbringt er den größten Teil seiner Freizeit mit Wandern, insbesondere in den Bergen, wo auch sein Interesse an Ausrüstung zum Tragen kommt. 


Nils: Ich bin 33 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 6 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit acht Marathons gelaufen, die PB von 2:46:47h habe ich erst kürzlich in Berlin aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (17:29min), 10km (35:54min) über Halbmarathon (1:17:29h) bis eben zum Marathon.


Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von WINQS kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.


Wir freuen uns über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.

Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.


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