Artikel von Markus Zinkl, Nils Scharff, Marcel Krebs
Craft Endurance Trail (169,95 €)
Einleitung
Markus: Der Endurance Trail ist im Endeffekt die Trial Version des Pro Endur Distance aus letztem Jahr. Ich konnte zwar den Pro Endur Distance letztes Jahr nicht testen, er erhielt aber durch die Bank sehr gute Reviews aus dem gesamten RTR-Team. Daher habe ich mich sehr gefreut, den Trial-Bruder unter die Lupe zu nehmen. Vor allem auf die TPE (=Thermoplastische Elastomere) “Px” Mittelsohle war ich super gespannt. Ich konnte dieses Jahr bereits beim 361° Centauri eine TPE Mittelsohle testen und war davon sehr begeistert.
Nils: Im Gegensatz zu Markus hatte ich letztes Jahr das Glück, den Craft Pro Endur Distance auf Herz und Nieren zu testen. Und Glück war es tatsächlich, da vor allem die Px Mittelsohle eine wahre Freude war, die richtig energiegeladen daherkam. In Kombination mit einer guten Außensohle und einem nicht ganz luftigen, aber dafür fast trail-tauglichen Obermaterial war der Pro Endur Distance eine der großen Überraschungen des letzten Jahres, den ich nicht nur wärmstens weiterempfohlen, sondern auf moderatem Terrain sogar im Rahmen eines Trail Wettkampfs eingesetzt habe. Der hier getestete Pro Endur Trail ist trotz der Vielseitigkeit seines Verwandten nun der eigentliche Spezialist fürs Gelände. Und aufgrund der tollen Erfahrungen mit dem PED sind die Erwartungen natürlich hoch!
Marcel: Mir ging es genau wie Nils. Ohne große Erwartungshaltung hat der Craft Endur Pro Distance im letzten Jahr wirklich überzeugen können. Geringes Gewicht, lauffreudige Mittelsohle in Kombination mit einer recht breiten Plattform, einem robusten Obermaterial sowie einer vielseitigen Aussensohle machten den PED zu einer der (positiven) Überraschungen des letzten Jahres.
Da ich regelmäßig auch abseits befestigter Straßen unterwegs bin, war ich natürlich sehr erfreut, als die Nachricht kam, dass es nunmehr auch eine Trail-Version des Endur Pro gibt. Wie er sich im Praxistest geschlagen hat, erfahrt ihr in den nachfolgenden Abschnitten.
Pro & Contra
Pro:
Highlight die energetische TPE Mittelsohle (Markus, Nils, Marcel)
Dünnes Obermaterial und minimale Polsterung ohne Einschränkung im Komfort (Markus)
Guter Grip der Außensohle (Markus)
Sehr vielseitig, guter “Door-To-Trail” Schuh (Markus, Nils, Marcel)
Contra:
Schlechter Mittelfuß Halt durch zu viel Material (Markus, Nils)
Schnürsenkel viel zu lang (Markus, Nils)
Größenumrechnung muss beachtet werden. US 10.5 nicht wie üblich EU 44.5 sondern 44 (Markus, Nils)
Schwerer als sein Road-Pendant, aber bietet kaum zusätzliche Benefits (Nils, Marcel)
Durch das zusätzliche Sohlengummi nicht so smooth wie sein Road-Verwandter (Nils, Marcel)
Das Obermaterial reicht an den Knöcheln höher als beim PED und ist an dieser Stelle zudem etwas anders geschnitten, was bei mir auf einer Seite zu Reibung am Köchel geführt hat (Marcel)
Tester:
Markus Zinkl ist 33 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf in Bayern, Deutschland. Er begann mit dem Laufen nur, um seinen Hauptsport, Fußball zu unterstützen. Seit er mit dem Fußballspielen aufhörte, wurde Laufen zu seiner Hauptsportart, um fit zu bleiben.
Er läuft jetzt 5-6 Mal pro Woche zwischen 60 und 80 Kilometer. Abgesehen von einem lokalen Staffellauf läuft er selten Rennen. Markus läuft sowohl auf dem Trail als auch auf der Straße und ist ein absoluter Ausrüstungsgeek. Neben dem Laufen verbringt er den größten Teil seiner Freizeit mit Wandern, insbesondere in den Bergen, wo auch sein Interesse an Ausrüstung zum Tragen kommt.
Nils Scharff: Ich bin 33 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 6 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit neun Marathons gelaufen, die PB von 2:48:44h habe ich dieses Frühjahr in Hamburg aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (17:32min), 10km (36:15min) über Halbmarathon (1:17:29h) bis eben zum Marathon.
Marcel ist ein begeisterter Trail- und Hindernisläufer (OCR), der zunehmend auch den Straßenlauf für sich entdeckt. Neben seiner Faszination für Laufschuh-Innovationen für Straße und Trail begeistert sich Marcel auch für technische Gadgets aller Art.
Aktuell fokussiert sich Marcel auf sein Training und entsprechende Qualifikationswettkämpfe für den UTMB, den er in 2023 laufen möchte. Hierbei absolviert er, Wohnort bedingt, auch unzählige Trainingskilometer auf der Straße. Wer zudem einen vergleichsweise breiten Vorfuß hat, sollte sich Marcel’s Eindrücke von den getesteten Modellen genauer ansehen.
Daten
Gewicht:
Offiziell: 315 g (Herren EU 42 / US 9)
Testschuh: 319g, (Herren EU 43,5 / US 10.0), 326 g (Herren EU 44 / US 10.5), 328 g (Herren EU 44 / US 10.5)
Sprengung: 9 mm (36 mm Ferse / 27 mm Vorfuß)
Verfügbarkeit: Erhältlich im Fachhandel für 169,95 €
Link zum englischen RTR-Test des Craft Endurance Trail: HIER
Link zu allen RTR-Testberichten: HIER
Erster Eindruck und Passform
Markus: Craft hat es in kurzer Zeit geschafft, einen unverwechselbaren Stil in ihren Laufschuhen sowohl für die Trails als auch die Straße zu schaffen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Craft erst Anfang 2021 mit den CTM Ultras gestartet sind. Daher umso beeindruckender, wie schnell sie sich hier etablieren konnten. In Sachen Design macht der neue Endurance Trail hier keine Ausnahme. Der Schuh gefällt mir extrem gut. Eher schlicht, sind die schwarze Mittelsohle und das graue Obermaterial gehalten. Dazu noch Akzente mit der orangen Ferse und den lila Schnürsenkeln gefallen mir wirklich außerordentlich gut.
Apropos Schnürsenkel. Diese sind wirklich seeeeeehr lang. Selbst keine Schleife mit Doppelknoten schafft hier für mich keine Abhilfe. Das war wohl auch schon bei der letztjährigen Straßenversion, dem Pro Endur Distance, so. Die Schnürsenkel könnten mal locker 10 cm kürzer sein. Bei der Passform kommen wir allerdings schon zum für mich einzigen Problem des Schuhs. Gerade im Mittelfußbereich konnte ich nicht wirklich einen sicheren Halt finden. Egal wie eng ich sie geschnürt habe, ich hatte hier immer zu viel Obermaterial und konnte keinen guten Lockdown finden. Auch ist die Größentabelle zu beachten. Ich hatte die US 10.5, welche in Größe 44 und nicht in meine übliche 44.5 übersetzt wird. Geht daher am besten mit eurer regulären US Größe. Die Passform im Vorderfuß war ok für mich. Die gering gepolsterte Ferse hatte hingegen einen sehr guten Halt und ich hatte keine Probleme.
Auch die sehr dünne Zunge war für mich sehr komfortabel, hier machten die sehr breiten Schnürsenkel einen sehr guten Job. Außerdem ist die Zunge an den Seiten angenäht (gusseted).
Nils: Zunächst zur Größenfindung - wie auch Markus wurde mir meine reguläre US 10.5 zur Verfügung gestellt. Als eine solche 10.5 US fällt der Schuh schon relativ groß aus - eine halbe Nummer kleiner wäre vermutlich auch OK. Jedoch übersetzt Craft die Größen anders, weshalb die schon zu große 10.5 in eine viel zu große 44 übersetzt wird. Richtet euch bei der Größenauswahl deshalb am besten nach eurer regulären US Größe und wählt ggfs. sogar eine halbe Nummer kleiner.
In Sachen Passform muss ich Markus zustimmen. Der Endur Trail hat deutlich zu viel Volumen im Mittelfuß. Ich bekomme mit einer sehr festen Schnürung zwar einen guten Lockdown hin, spüre dann aber deutlich einen unangenehmen Druck auf dem Fuß. Da kommen Flashbacks zum Craft CTM Ultra auf, der seinerzeit nochmals weiter geschnitten war. Für jene unter euch mit eher filigranen Füßen, muss ich also leider vom Endur Trail abraten!
Marcel: Zur Größenfindung haben die Kollegen bereits alles Wesentliche gesagt; geht nach der US-Größe und gleicht diese zur Sicherheit noch mit der JPN bzw. CN Größe ab (=Innensohlenlänge in CM) dann seid ihr auch bei Herstellern wie Craft, Puma oder inov-8 auf der sicheren Seite.
Als derjenige mit einem etwas bereiten Vorfuß in der Runde, bin ich mit dem Volumen im Vorfuß gut zurecht gekommen. Aber Nils und Markus haben auf jeden Fall recht: Allzu schmal sollte der eigene Fuß für dieses Modell eher nicht sein; anprobieren lohnt sich hier somit besonders.
Mein einziger wesentlicher Kritikpunkt an der Passform ist vermutlich ein recht individueller und bezieht sich auf die Passform am Knöchel.
Zwar ist der Endur Trail in diesem Bereich recht hoch geschnitten und der Auslass für den Knöchel ist zudem enger als beim Endor Pro. Dies hat für mich am linken Fuß zur Folge, dass der Knöchel dort unangenehm reibt. Auf der rechten Seite hatte ich dieses Problem jedoch nicht, es ist jedoch auf jeden Fall ein Punkt, auf den man bei der Anprobe achten sollte.
Darüber hinaus bin ich mit der Passform gut zurecht gekommen: Sowohl der Fersen- als auch der Mittelfußhalt waren gut. Gedrückt hat auf dem Mittelfuß trotz der dünnen Lasche ebenfalls nichts.
Obermaterial
Markus: Das Obermaterial ist relativ dünn, dennoch aber relativ steif. Zum Schutz hat Craft vorne um die Zehen und seitlich etwa 2 cm entlang der Mittelsohle Overlays platziert. Diese findet sich auch um die Schnürsenkel Löcher für zusätzliche Stabilität wieder. Das Obermaterial ist hier leider nicht wirklich in der Lage, sich gut an die Fußform anzupassen. Dazu ist, zumindest für meine eher schmalen Füße, einfach deutlich zu viel Material um den Mittelfuß vorhanden. Zusammen mit der Schnürung konnte ich hier nicht wirklich einen guten Lockdown finden. Das Material neigt sich hier eher zu Wellen und Falten zu bilden.
Nils: Auf den ersten Blick ähnelt das Obermaterial stark dem des Craft Pro Endur Distance. Das einlagige Mesh wird flächendeckend durch gummiartige Linien verstärkt, den den kompletten Fuß umlaufen. Auch die Atmungsaktivität des Materials ist ähnlich - für einen Trailschuh OK, für einen Roadschuh verbesserungswürdig. Da bekommt man im Sommer sicher heiße Füße.
Doch auf den zweiten Blick scheint es doch Unterschiede zu geben. Wie schon gesagt ist die Passform deutlich weiter und leider ist auch das Material relativ steif und schmiegt sich nicht sehr gut oder angenehm um den Fuß. Die Zunge ist ziemlich dünn gestaltet und da ich für einen guten Lockdown sehr fest schnüren muss, fehlt mir hier eindeutig Polsterung.
Rund um Ferse und Einstieg ist Polsterung eingearbeitet - das Maß ist eher gering, aber für meinen Geschmack noch ausreichend. Ein bequemer Cruiser wird der Endur Trail dadurch aber trotzdem nicht.
Die Fersenkappe ist relativ hoch und steif und da man auch relativ tief im Schuh steht, bietet der Fersenbereich ein gutes Maß an Stabilität.
Marcel: Markus und Nils haben das Obermaterial bereits sehr treffend beschrieben, daher fasse ich mich an dieser Stelle kurz: Das Upper ist in der Tat etwas steif, was bei einigen Fußformen sicherlich zu geringerem Fußhalt führen wird.
Die Polsterung ist ausreichend, könnte jedoch insbesondere vor dem Hintergrund des Gewichts, dass in einer Größenordnung mit einem sehr gut gedämpften und komfortablen Mafate Speed 4 liegt, durchaus noch komfortabler sein - insbesondere für längere Läufe.
Die Zehenbox ist etwas pointierter geschnitten als jene des Endur Pro (s. Foto oben), bietet jedoch auch breiteren Vorfüßen ausreichend Platz und wie bereits oben ausführlich geschildert mehr als genügend Volumen
Mittelsohle
Markus: Anders als beim Obermaterial kommen wir nun zur Stärke des Endurance Trail. Direkt aus dem Schuhkarton bei einem Fingerdrucktest, war die Mittelsohle relativ fest. Nicht so fest wie ein EVA-Schaum, dennoch ein weniger fester als z.B. die ebenfalls aus TPE hergestellte 361° Centauri Mittelsohle. Doch bereits beim ersten Lauf zeigten sich schon die parallelen der beiden Mittelsohlen. Die Mittelsohle ist alles andere als fest. Hier kristallisiert sich auch ein Muster der TPE Mittelsohlen heraus. Die Mittelsohle komprimiert spürbar, um dann wieder energetisch zurückzuspringen. Ganz ohne dabei zu weich und somit instabil zu sein. Hier wird der Endurance Trail auch seinem Namen gerecht und kann ohne Probleme für lange und ausdauernde Einheiten verwendet werden.
Nils: In Sachen Mittelsohle zitiere ich gern aus meinem Testbericht des Craft Pro Endur Distance, da sich beide Schuhe dieselbe selbe Mittelsohlenplattform teilen:
Den besagten Px-Schaum hatte ich ja einleitend schon erwähnt. Nicht nur optisch erinnert dieser in seiner styroporartigen Struktur an Sauconys PWRRUN PB. Er ist ebenso leicht und reaktionsfreudig und im Drucktest vielleicht etwas weicher.
Optisch fällt die extrem prominente Ferse auf. Der Eindruck ihrer Höhe wird nochmals durch die nach hinten hervorstehende Mittelsohle verstärkt. Die Fersenkappe beginnt erst einen guten Zentimeter “im Schuh”, wodurch im hinteren Bereich sehr viel Stabilität entsteht. Die ganze Fersenpartie funktioniert wie eine Art Crashpad und die riesige Menge an Schaum macht vor allem bergab richtig Laune (wenn man mehr über die Ferse läuft).
Eine ebenso stabilisierende Wirkung hat, dass das Fußbett unterhalb des Scheitelpunkts der Mittelsohle liegt. Der Fuß steht also sozusagen einige Millimeter tief in der Mittelsohle.
Marcel: Ergänzend zu den bisherigen Ausführungen meiner Kollegen ist mir aufgefallen, dass sich die Mittelsohle nicht mehr ganz so energetisch läuft wie bei Endur Pro. Dies liegt neben dem festen Upper vor allem auch an der naturgemäß deutlich dickeren Außensohle.
Außensohle
Markus: Solange es trocken bleibt, macht die Außensohle einen sehr guten Job. Sowohl auf der Straße als auch auf dem Trail. Das macht ihn schon einmal zu einem ausgezeichneten Door-To-Trail-Schuh. Durch die nur 3mm Stollen erreicht er natürlich bei nassen und schlammigen Trails sehr schnell seine Grenzen und auch die Gummimischung scheint nicht für Nässe ausgelegt zu sein. Vor allem nasses Gestein und Wurzelwerk wird sehr schnell sehr rutschig.
Nils: Ich teile Markus Erfahrung hier zu 100%. Craft scheint nach wie vor keine Gummimischung gefunden zu haben, die auf nassem Untergrund gut performt. Auf feuchten Steinen und Wurzeln ist der Endurance Trail leider ziemlich rutschig und selbst auf nassem Asphalt fühlt man sich nicht wirklich sicher. Das ist sehr schade, ist die Außensohle doch der einzige entscheidende Unterschied zum Pro Endur Distance. Hier hätte durch ein aggressives Profil und ein hochwertiges Gummi eine bessere Differenzierung erfolgen und so ein Kaufgrund geschaffen werden können. Die Chance hat Craft leider verpasst.
Marcel: Die Außensohle stabilisiert den Schuh naturgemäß aufgrund ihrer Dicke zweifelsohne, auch wenn dies im Vergleich zum Endur Pro gar nicht erforderlich ist, aber gerade für etwas technischere Trails ist das sicherlich ein willkommener Nebeneffekt. Hinsichtlich des Grips bin ich nahe bei Markus und Nils; bei mir war der Halt auf Asphalt allerdings durchweg gut, wobei dies natürlich nicht der Hauteinsatzzweck eines Trailschuhes ist. Auf den Trails kommt er nicht zuletzt aufgrund der verwendeten Gummimischung hingegen in der Tat recht schnell an seine Grenzen. Seinen Sweetspot hat die Außensohle des Endur Trail daher auf flowigen Trails, wo man durchaus von dem etwas griffigeren Sohlenprofil im Vergleich zum Endur Pro profitiert.
Laufgefühl
Markus: Wie bereits bei der Mittelsohle angesprochen, gefällt mir das direkte und reaktive Gefühl außerordentlich gut. Das Beste dabei ist, dass nach den ersten paar Läufen das Gefühl nur noch besser wurde. Hier schien entweder die Außensohle oder auch die Mittelsohle selbst noch etwas eingelaufen werden zu müssen. Der Schuh verliert dabei das Laufgefühl auch über längere Distanzen nicht. Ich denke, der Schuh wird allerdings etwas von seinem Gewicht zurückgehalten. Leider konnte ich die letztjährige Straßenversion nicht testen, dieser bringt aber bei gleicher Größe 50g weniger pro Schuh auf die Waage. Beide Schuhe ähneln sich vom Aufbau wirklich sehr stark. Für mich ist es sehr erstaunlich, wo sich die 50g mehr im Endurance Trail verstecken.
Nils: Wie Markus schon sagt, ist die Mittelsohle aus PX-Schaum der Star im neuen Craft Endurance Trail. Diese ist weich und bequem, aber zugleich energetisch und reaktiv. Außerdem haben PEBA Schäume einfach die angenehme Eigenschaft, dass sie schonender zum Bewegungsapparat sind. Gleichzeitig ist soviel inhärente Stabilität in diesem neutralen Schuh versteckt, dass er auch für leichte Überpronierer bedenkenlos empfohlen werden kann.
Leider wird der Schuh zum einen durch sein Gewicht, zum anderen durch seine Außensohle zurückgehalten. Letztere sorgt für Unsicherheit sobald Nässe im Spiel ist und lässt dämpft zudem die energetischen Eigenschaften des PX-Schaums ab. Im Vergleich zum Craft Pro Endur Distance wird der Endurance Trail zudem deutlich durch das zusätzliche Gummi auf der Unterseite versteift, was Übergänge und Abrollverhalten deutlich hölzerner und weniger smooth erscheinen lässt.
Marcel: Ich hatte es oben ja bereits angesprochen: Die Außensohle nimmt der Mittelsohle einen Teil ihrer Lauffreude. Dies sorgt zwar für (noch mehr) Stabilität, dies wäre jedoch gar nicht nötig wegen, sondern kommt naturgemäß mit der Dicke der Außensohle. In Kombination mit dem bereits erwähnten deutlichen Gewichtszuwachs im Vergleich zum Endur Pro wirkt der Endur Trail spürbar behäbiger.
Zusammenfassung und Empfehlung
Markus: Für mich ist der Endurance Trail wieder einer dieser What-If Schuhe. Leider halten das Obermaterial und der problematische Lockdown den Endurance Trail etwas zurück. Ich denke etwas weniger, wäre hier mehr gewesen. Vermutlich hätte hier dann gleichzeitig auch etwas Gewicht eingespart werden können. Auf der anderen Seite ist die Mittelsohle und das Laufgefühl wieder auf einem ganz anderen Level. Daher, was wäre, wenn auch das Obermaterial auf diesem Level wäre? Das Gute ist, Craft hat hier die Möglichkeit in der nächsten Version nachzubessern und einen wirklich herausragenden Schuh zu machen. Ich freue mich schon darauf.
Markus’ Punktzahl: 8.35/10
Laufgefühl: 10 - Passform: 7 - Wert: 8 - Stil: 9 - Traktion: 8 - Steinschutz: 8
Nils: Tja, was wäre wenn? Ich hatte mich eigentlich sehr auf den Craft Endurance Trail gefreut, war ich doch wie eingangs erwähnt großer Fan des entsprechenden Straßenmodells. Doch die im direkten Vergleich schlechtere Passform und die guten, durch die Außensohle aber abgestumpften Eigenschaften der Mittelsohle machen den Endurance Trail zu einem Schuh zum Vergessen. Der Pro Endur Distance aus dem eigenen Hause ist fast ebenso gut für leichte Trails und den Road-To-Trail Einsatz zu gebrauchen, wiegt 50 Gramm weniger, ist lauffreudiger und passt besser an meinen Fuß. Die 3mm tiefen Stollen aus einer schlechten Gummimischung sind leider auch kein Grund stattdessen zum Endurance Trail zu greifen. Jedem, der den Endurance Trail spannend findet, kann ich also nur das Schwestermodell ans Herz legen!
Nils’ Punktzahl: 7.5/10
Laufgefühl: 8.5 - Passform: 7 - Wert: 8 - Stil: 7 - Traktion: 6 - Steinschutz: 8
Marcel: Das Treten in große Fußstapfen ist ja bekanntlich oft gar nicht so einfach. So ergeht es leider auch dem Endur Trail. Der wirklich gelungene Endur Pro hat eine Erwartungshaltung geschaffen, die der Endur Trail nicht so wirklich erfüllen konnte. Dies muss man dem Endur Trai vielleicht auch zugute halten bzw. kann als Aufmunterung für all jene dienen, die den Endur Pro nie gelaufen sind und einfach einen lauffreudigen Schuh für leichte Trails suchen; vielleicht sogar noch in Kombination mit einem breiten Vorfuß: Probiert den Endur Trail ruhig einmal an. Insbesondere die Mittelsohle in Kombination mit der breiten Plattform kann auf dem richtigen Terrain durchaus richtig Spass machen. Wer hingegen den Endur Pro bereits besitzt und schätzt oder sowieso primär auf leichten und trockenen Trails unterwegs ist: Bleibt bei diesem Modell oder schaut es euch zukünftig auf jeden Fall mal an. Denn im Vergleich ist der Endur Trail leider deutlich schwerer, weniger lauffreudig und die Passform tendenziell schlechter - sei es aufgrund des sehr großzügigen Volumens im Vorfuß oder aufgrund des recht hoch gezogenen Knöchelbereiches.
Marcel’s Punktzahl: 7.83/10
Laufgefühl: 8.5 - Passform: 7.5 - Wert: 8 - Stil: 7.5 - Traktion: 7 - Steinschutz: 8
Link zum englischen RTR-Test des Craft Endurance Trail: HIER
Link zu allen RTR-Testberichten: HIER
Vergleiche
Craft Pro Endur Distance (RTR Review)
Nils: Auf diesen Vergleich bin ich jetzt zu genüge eingegangen. Der PED ist der um längen bessere Schuh: Leichter, lauffreudiger, bessere Passform. Beide Schuhe US 10.5, Endurance Trail ggfs. auch eine halbe Größe kleiner.
Marcel: “Leichter, lauffreudiger, bessere Passform” - Nils bringt es auf den Punkt. Beide Modelle größengereich in US-M10, was Craft in eine EU 43.5 übersetzt, also Augen auf, falls ihr normalerweise eine EU 44 lauft!
Saucony Xodus Ultra (2) (RTR Review)
Nils: Beide Schuhe sehen auf dem Papier relativ ähnlich aus - stark gedämpft, moderate Trail-Außensohle, reaktionsfreudiges Mittelsohlenmaterial, gemacht für lange Distanzen. Doch am Fuß ist der Unterschied sehr deutlich: Der Craft fühlt sich sehr nach einem Straßenschuh mit Trailsohle an - die höhere Sprengung, die schlechtere Passform, die vollkommene Entkopplung vom Untergrund. Der Xodus Ultra ist dagegen ein sehr lauffreudiger Trailschuh, der von grund auf als solcher entwickelt wurde. Er macht all das richtig, was man beim Craft vermisst - er passt gut, vermittelt Sicherheit, lässt das Gefühl für den Trail nicht außer Acht, hat eine tolle Außensohle und ist obendrein trotzdem noch mindestens genauso lauffreudig und agil und deshalb der bessere Schuh. Beide Schuhe US 10.5, Endurance Trail ggfs. auch eine halbe Größe kleiner.
Topo Ultraventure 3 (RTR Review)
Nils: Der UV3 ist weiterer Schuh mit Fokus auf lange Distanzen, der aber im Gegensatz zum Craft seinen Ursprung und somit auch seine Stärken auf den Trails hat. Er ist deutlich stabiler, hat eine bessere Außensohle, ist für den Einsatz in der Natur durchdacht bis ins letzte Detail. Der Craft ist dagegen ein Road-Schuh mit (schlechter) Trailsohle. Er macht sich deshalb auf der Straße besser als der UV3. Ansonsten spricht aber alles für den Topo. Beide Schuhe US 10.5, Endurance Trail ggfs. auch eine halbe Größe kleiner.
Salomon Ultra Glide (German Review)
Nils: Die größte Gemeinsamkeit beider Schuhe ist, dass sie sich auf der Straße beinahe genauso gut laufen, wie auf Trails. Beide haben tolle, lauffreudige Mittelsohlen und noch Verbesserungspotential in Sachen Halt, Stabilität und Traktion der Außensohle. Der Salomon ist nochmal weicher und energetischer, der Craft steht ihm aber nur wenig nach. Beide haben für meinen schmalen Fuß zu viel Volumen im Mittelfußbereich. Für breitere Füße kann der Salomon aber durchaus Freude im Gelände bereiten, während ich davon im Craft stets abraten würde. Beide Schuhe US 10.5, Endurance Trail ggfs. auch eine halbe Größe kleiner.
ASICS Fuji Lite 3 (German Review)
Nils: Der Fuji ist ein spaßiger Schuh - er ist weich, bequem, fühlt sich fast an wie ein Straßenschuh. Auf moderaten Trails und selbst auf Asphalt läuft er sich hervorragend und bietet sogar ein gewisses Maß an Energierückgabe. Trotzdem bringt er eine gute Außensohle mit, sodass er auch vor widrigen Untergründen nicht zurückschrecken muss. Doch sobald es steil und technisch wird, kommt er mit seinem weichen Obermaterial an seine Grenzen - der Halt im Schuh ist einfach nicht gut genug. Der Craft klingt in der Theorie erstmal sehr ähnlich, wirkt aber lange nicht so sehr aus einem Guss wie der ASICS. Der höhere Drop, der schlechtere Halt und die schlechte Außensohle enttarnen ihn schnell als “Möchtegern”, während der ASICS sich vor nichts und niemand tarnen muss. Beide Schuhe US 10.5, Endurance Trail ggfs. auch eine halbe Größe kleiner.
Marcel: Der Fuji Lite 3 ist für mich der nahezu perfekte Door-to-Trail Schuh, der zudem auch technischere Passagen souverän meistert. Nicht umsonst war der (sehr ähnliche) Vorgänger auch mein Trailschuh des Jahres 2021. Im Vergleich zum Craft ist er deutlich leichter, verfügt über eine wesentlich bessere Passform gleich einem Straßenschuh und bietet zudem einen wesentlich besseren Halt - ASICS GRIP sei Dank. Einzig im Bereich der Mittelsohle kann der Endur Trail mithalten. Beide größengereicht in US-M10, was Craft jedoch wie gesagt in eine EU43,5 konvertiert, während ASICS wie die meisten Hersteller in eine EU44 übersetzt.
Nike Pegasus Trail 4 GTX (RTR Review)
Nils: Der Pegasus Trail 4 GTX ist Nikes bester Trainingsschuh - Road oder Trail! Er ist lauffreudig, sitzt gut am Fuß, bietet eine gute Außensohle und fühlt sich auf technischen Trails fast ebenso zu Hause wie auf dem asphaltierten Feldweg hin zum Trail. Ich bin begeistert von diesem Schuh, während mich der Craft enttäuscht hat. Einzig das GTX Obermaterial wird im jetzt beginnenden Sommer für heiße Füße sorgen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Beide Schuhe US 10.5, Endurance Trail ggfs. auch eine halbe Größe kleiner.
Hoka Mafate Speed 4 (German Review)
Marcel: Bei einem ähnlichen Gewicht bietet der Mafate Speed 4 eine vergleichbar lauffreudige Mittelsohle, eine wesentlich bessere Pasform und eine um Welten griffigeren Außensohle, was nicht nur an der hervorragenden Vibram Litebase Megagrip Gummimischung liegt (das Geräusch wenn man über Asphalt läuft, das dem Gehen über einen klebrigen Küchenboden gleicht, zaubert mir auch nach über 400km immer noch ein Lächeln ins Gesicht) sondern auch an der optimalen Anordnung und Form der Stollen sowie natürlich der größeren Profiltiefe.Einzig als Door-to-Trail Schuh gibt es passendere Modelle. Auch in diesem Vergleich kann der Endur Trail lediglich im Bereich der Mittelsohle mithalten und dies auch nur auf flowigen Trails. Beide größengerecht in US-M10, was Craft in eine EU 43,5 konvertiert, während Hoka wie die meisten Hersteller in eine EU 44 übersetzt.
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Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von Craft kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.
Wir freuen uns über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.
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