Article by Johannes Klein
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Topo Athletic Phantom 2 (160€)
Einleitung
Da es sich beim Phantom 2 um meinen ersten Topo-Schuh handelt, war meine Vorfreude entsprechend groß. Der Phantom ist Topos Daily Trainer mit maximaler Dämpfung.
Version 1 (RTR Review) hatte bereits eine Mittelsohle aus Zip Foam, einem elastischen und weichen Schaum. Die erste Version war für meine RTR-KollegInnen durch die besagte Mittelsohle, die Geometrie des Schuhs und die 5-mm-Sprengung ein Fehlschlag mit einem schwerfälligen und ziemlich matschigen Laufgefühl. Der Phantom 2 behält Zip Foam als Kern bei und umgibt ihn mit festerem EVA. Ich war gespannt, welchen Unterschied dies beim Laufen machen würde, und war sehr erfreut zu sehen, dass das Gesamtgewicht quasi unverändert ist, während sich die Stapelhöhe um 3 mm erhöhte.
Was die Änderungen angeht, wäre noch das Obermaterial zu erwähnen. Topo bietet eine hervorragende Passform für die meisten Fußformen mit einer sehr geräumigen Zehenbox und gutem Halt im Mittelfuß. Im Phantom 2 bekommen wir ein Obermaterial aus Mesh ohne jegliche Verstärkungen. Das stabilisierende TPU-Fersenstück wird auf einen Clip reduziert.
Nun war es also mein Job, herauszufinden, ob sich das Laufgefühl in der zweiten Version des Schuhs signifikant verbessert hat. Dazu habe ich den Phantom 2 durch alle Gänge geschaltet um euch hier meine (mehr oder weniger) qualifizierte Meinung kundzutun.
Pro & Contra
Pro:
Durch großzügige Passform für die allermeisten LäuferInnen geeignet
Weiches Obermaterial liegt angenehm am Fuß
Langlebiger Schuh
Bodenlose Dämpfung
Für einen Neutralschuh sehr stabil durch weite Plattform
Contra:
Durch Gewicht und Gangart nur für mäßige Geschwindigkeiten geeignet
Einlegesohle ist dick, weich und absorbiert Energie
Tester: Johannes Klein
Im Sommer 2020 ist Johannes als langjähriger Fan, der zum Schuhtester wurde, zur RTR-Truppe gestoßen.
Er lebt in der Nähe von Karlsruhe, wo er treffenderweise sein erstes 14-km-Rennen als Teil der Teamstaffel beim Baden-Marathon lief. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für den Laufsport und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Derzeit versucht er, seine Beine auf Vordermann zu bringen, um eine 10-km-Zeit von 40 Minuten in Angriff zu nehmen. Dazu läuft er wöchentlich 35 bis 40 Kilometer.
Allgemein ist Johannes die meiste Zeit draußen zu finden, beim Wandern, Spazieren am Fluss oder Streetball Spielen. Seine bevorzugten Inside-Aktivitäten sind Bloggen, Kochen und der Vergleich von Laufschuhen. Mit Letzterem hat er als Verkäufer bei Engelhorn Sports begonnen, wo er in der Laufabteilung eine leichte bis mittelschwere Schuh-Besessenheit entwickelt hat.
Ihr findet Johannes auf Instagram (@running_joe92) und Strava (https://www.strava.com/athletes/30454954).
Daten
Gewicht:
Offiziell: 303 Gramm
Testschuhe: 333 Gramm (Herren EU 45 / US 11)
Sprengung: Herren 5mm (33mm Vorfuß / 28 mm Ferse)
Erster Eindruck und Passform
Der Phantom 2 sieht durch seine riesige Zehenbox und die bemerkenswert hohen Seitenwände der Sohle massiv aus und vermittelt den Eindruck, dass man sich zu jeder Zeit geschützt und behaglich fühlen wird, sobald man ihn anzieht (was sich auch bewahrheitet). Der Schuh passt an meinen mittelbreiten Spreizfüßen genau, sehr sicher und bietet sehr viel Raum in der Zehenbox. Meine Zehen berühren zu keiner Zeit die Seitenwände des Phantom 2, was allein schon einiges aussagt. Das Obermaterial ist weich, biegsam und hinten gut gepolstert, wodurch ein sehr angenehmes Einstiegsgefühl entsteht.
Obermaterial
Wir finden im Phantom 2 ein ausgereiftes Mesh-Obermaterial ohne jegliche äußerliche Verstärkung, abgesehen vom bereits angesprochenen TPU-Fersenstück. Lediglich im Mittelfuß finden sich einige Strickfäden, die den Halt des Fußes verbessern.
Die Schnürung funktioniert in Verbindung mit der Mittelfußkonstruktion hervorragend und hält den Fuß sicher an Ort und Stelle.
Nach vorne hin zeigt der Phantom 2, warum ich ihn das “Raumwunder” getauft habe: Die anatomische Zehenbox bietet sowohl in die Breite als auch in die Höhe eine Menge Platz, sodass selbst ich mit meinen Spreizfüßen Mühe habe, mit den Zehen die Seitenwände zu berühren. Das sorgt für ein sehr angenehmes, wenn auch ungewohntes Gefühl der Freiheit beim Laufen.
Die leicht gepolsterte Zunge hat Topos Schnürsenkelschlaufen (grün-gelb, siehe Bild), die bei allen neueren Topo-Modellen gute Arbeit leisten und die Zunge an Ort und Stelle halten.
Alles in allem ist der Phantom 2 mit einem sehr gut durchdachten Obermaterial ausgestattet, an dem ich keine kritischen Punkte finden kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein / -e LäuferIn findet, die mit diesem Aspekt des Schuhs ein Problem haben könnte.
Mittelsohle
Wann immer ein Hersteller Änderungen an der Konstruktion der Mittelsohle eines Laufschuhs vornimmt, ist zu erwarten, dass sich etwas am Gewicht ändert. Das ist beim Phantom 2 zum Glück nicht eingetreten. Ich nehme an, dass es beim Obermaterial Gewichtseinsparungen gab, die die dickere Mittelsohle ausgleichen.
Jedenfalls hat der Phantom 2 nicht signifikant zugenommen, obwohl zum Schaum, der schon in der ersten Version verwendet wurde (“Zip Foam”), eine Schicht EVA hinzukommt (siehe oberes Bild).
Durch die Änderung steigt die Stapelhöhe um 3mm auf 28 Millimeter im Vorfuß und 33 Millimeter in der Ferse, was sich auch im Laufgefühl niederschlägt (siehe unten).
Die Kombination aus Zip Foam und EVA ist definitiv etwas fester und gibt dadurch etwas mehr Energie zurück als der reine Zip Foam im Phantom 1. Das Gefühl der Mittelsohle ist aber immer noch sehr angenehm und die zentrale Weichheit des Zip Foam ist deutlich zu spüren, wenn man die Einlegesohle entnimmt.
Was die Flexibilität angeht, entfernt sich der Phantom 2 ein wenig von seinen Konkurrenten, indem er nicht auf Steifheit und Wiege-Technologie (wie bspw. im Saucony Endorphin Shift anzutreffen) setzt. Stattdessen hat der Phantom 2 einen deutlichen Flexpunkt im Mittel- bis Vorfuß, was ich begrüße, da dadurch das Abrollen natürlicher wird.
Außensohle
Was die Außensohle des Phantom 2 angeht, gibt es nicht viel zu berichten. Es ergibt sich ein klassisches Bild mit strategisch platzierten Gummi-Pads und einer Aussparung im Mittelfuß, wo das Mittelsohlen-Material zur Außensohle wird. Letzteres dient vor allem der Gewichtseinsparung.
Der Grip ist sowohl auf feuchtem als auch trockenem Straßenbelag durchgehend gut. Auch mit Feldwegen oder Kies hat der Phantom 2 keine Probleme.
Die Außensohle hat genug Gummi, um ein gutes Gleichgewicht unter den Füßen zu gewährleisten und ein Gefühl des Einbrechens auf längeren Strecken zu verhindern.
Nach den ersten 50 Kilometern kann ich keine Anzeichen vorzeitiger Abnutzung erkennen. Die Haltbarkeit der Außensohle sollte also genauso gut sein wie der Grip.
Laufgefühl
Durch die Eigenschaften der Mittelsohle (siehen oben) und seine 5-mm-Sprengung finde ich, dass es sich im Phantom 2 am besten bei mäßigem Trainingstempo (für mich: 5:45 - 4:45 min/km) läuft. Das Gefühl im Vorfuß ist sehr dynamisch, da die breite Frontplattform viel Energierückgabe bietet. Leider steht sich der Schuh bei Intervallen oder Tempoläufen selbst ein wenig im Weg, weil er recht schwer ist und man nicht das Gefühl hat, so effektiv zu laufen, wie man es sich bei diesen Trainingseinheiten wünscht. Ermüdung ist durch das Gewicht ebenfalls ein Faktor. Das möchte ich dem Phantom 2 aber nicht zur Last legen, da er in keinster Weise als Tempo-Schuh beworben wird.
Bei langsameren Geschwindigkeiten ist der Schuh immer noch etwas schwerfällig, da man das Gefühl hat, viel Energie aufwenden zu müssen, um von der Ferse wegzukommen. Die Energierückgabe hat sich aber im Vergleich zum Vorgänger-Modell wesentlich verbessert.
Ich denke durch die Verwendung einer steifen Mittelsohle mit Wipp-Effekt oder tieferen Flex-Kerben in der Mittelsohle, würde es dem Fuß um einiges einfacher gemacht, abzurollen. Ein kleines Mehr an Sprengung würde auch helfen, aber dies würde nicht der Philosophie von Topo Athletic entsprechen (Die 5-mm-Sprengung des Phantom ist die höchste im Topo-Sortiment).
Zusammenfassung und Empfehlung
Der Phantom 2 ist ein solider, einfacher Langstreckenschuh, der von vielen unbemerkt bleiben könnte, da Topo aus Gründen der Vermarktung hierzulande nicht so viel Aufmerksamkeit genießt wie andere Marken.
Ich habe vor allem dann zum Phantom 2 gegriffen, wenn ein Regenerationslauf im Trainingsplan stand und meine Beine vom Vortag müde waren. Dafür eignet sich der Schuh aufgrund seiner Stabilität, bodenlosen Dämpung und seines Komforts hervorragend.
Diejenigen, die maximale Dämpfung mögen, aber dennoch eine natürliche Zehenspreizung wünschen, werden den Phantom 2 lieben. Man gewinnt mit diesem Schuh keine Rennen, aber er ist die perfekte Wahl für lange Strecken oder Tage, an denen man das gewisse Extra an Dämpfung möchte.
Wertung
9,25 / 10 (-0,5 für relativ schwere - wenn auch verbesserte - Gangart, -0,25 für weiche, dicke Einlegesohle, die spürbar Energie absorbiert)
Der Phantom 2 ist eine drastische Verbesserung gegenüber der schwerfälligen und weichen ersten Version. Mit einer Stapelhöhe von 33/28mm (3mm mehr als v1), bekommt der Schuh ein Plus an Dämpfung und mit der Beigabe von EVA einen energetischeren Charakter. Sein Tempobereich ist für mich etwas begrenzt, da sich langsames Laufen flach anfühlt und der Vorfuß etwas schwer zu erreichen ist. Das könnte durch ein wenig mehr Flexibilität in der Mittelsohle, oder aber eine Versteifung und Nutzung einer Wipp-Technologie, behoben werden. Ein sehr spezifischer Punkt für Kritik, der für mich aber sehr auffällig war, ist die weiche, dicke Einlegesohle, die einiges an Energie zu absorbieren scheint. Ich denke, dass die Verwendung einer festeren Einlegesohle auch zu einem leichteren Laufgefühl beitragen könnte.
Vergleiche
Saucony Triumph 18 (RTR Review)
Mit einer ähnlichen Stapelhöhe von 33/25mm ist der Triumph 18 leichter im Abrollvorgang und dementsprechend effizienter bei langsamen Geschwindikeiten. Was die Energierückgabe angeht, bleibt er aber hinter dem Phantom 2 zurück - vor allem, wenn das Tempo zunimmt. Die höhere (+3mm) Sprengung des Triumphs wird bei langsameren Geschwindigkeiten als positiv empfunden, aber wenn das Tempo zunimmt, wird seine Weichheit und sein Gewicht im Vergleich umständlich. Für mich ist der Saucony ein Schuh für langsame Tage, während der Phantom bei mäßigem Tempo die beste Leistung erbringt. Der Fersenbereich des Triumph sichert den Fuß ähnlich gut, während die Zehenbox mit Sicherheit schmaler und kürzer ist als die des Phantom.
YouTube Playlist mit englischsprachigen Laufschuhtests HIER
Die Laufbiographien aller RTR-Tester könnt ihr hier lesen.
Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von TOPO ATHLETIC kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.
Ich freue mich über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.
Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.
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