Sunday, November 05, 2023

Testbericht: HOKA Rocket X 2 - Vielseitiger Superschuh nicht nur für den Wettkampf (German)

Artikel von Marcel Krebs 

HOKA Rocket X 2  (250€)


Einleitung

Nach dem HOKA Tecton X 2 (Testbericht) sowie dem Mach X (Testbericht) konnte ich nunmehr auch den dritten Schuh mit Carbon- bzw. Pebaxplatte aus dem Hause HOKA testen. Und zwar nicht irgendeinen, sondern das Modell, mit dem HOKA in den elitären Kreis der “Superschuhe” für den Wettkampftag vorstoßen möchte. Inwieweit HOKA dies gelungen ist und welche Überraschung der Test für mich bereit hielt, erfahrt ihr in den nächsten Abschnitten.


Pro:

  • Vermutlich der vielseitigste und zugänglichste aller “Superschuhe”

  • Bester Wettkampfschuh für die Straße, den HOKA bislang veröffentlicht hat

  • Funktioniert auch bei langsameren Geschwindigkeiten 

  • Gute Stabilität auch für Fersenläufer


Contra:

  • Zehenbox recht schmal und flach

  • Etwas kurz

Tester: 

Marcel ist ein begeisterter Trailrunner aus Deutschland, der zunehmend den Straßenlauf für sich entdeckt und dort seine meisten Trainingskilometer absolviert. Er hat gerade seinen PR auf der Halbmarathondistanz in Berlin (1:32) und seinen Marathon-PR in Hamburg (3:17) geknackt. Außerdem liebt er es, bei Rennserien wie der UTMB World Series, die dieses Jahr mit dem Finale in Chamonix (OCC) ihren Höhepunkt findet, auf den Trails unterwegs zu sein. 


Neben seiner Faszination für Laufschuh-Innovationen begeistert sich Marcel auch für technische Gadgets aller Art. Folgt ihm auf IG für die neuesten Nachrichten über seine Testpipeline und vieles mehr (@running.analytics).


Daten

Gewicht:

  Offiziell: 236g unisex (vermutlich US 9)

  Testschuh: 230g (Herren EU 44 2/3 / US 10.5)

Sprengung: 5mm (36mm Ferse / 31mm Vorfuß)

Verfügbarkeit: Erhältlich im Fachhandel für 250€

Link zum englischen RTR-Test des HOKA Rocket X 2: HIER

Link zu allen RTR-Testberichten: HIER


Erster Eindruck und Passform

Der HOKA Rocket X 2 kommt in der neuen Variante sehr farbenfroh daher, was meiner Freundin sehr gut gefällt. Daneben ist auch noch eine zweite Farbvariante in Grün- und Gelbtönen verfügbar, die mir persönlich noch mehr zusagt und auf den schönen Namen “Ceramic / Evening Primrose hört. 


Was ebenfalls sofort auffällt, ist das geringe Gewicht des Rocket X 2. Mit gerade einmal 230g in meiner Testgröße US 10.5 liegt der Schuh sehr schön leicht in der Hand. Zudem ist er noch einmal leichter als die offizielle Gewichtsangabe im HOKA Datenblatt.


Was die Passform angeht, lohnt sich auf jeden Fall eine Anprobe, bevor ihr blind Eure HOKA-Stammgröße kauft. Während ich normalerweise auch bei HOKA meine angestammte US-M10 / EU 44 trage, fällt der Rocket X 2 vergleichsweise kurz aus. 


Erfreulicherweise konnte mir HOKA daher in diesem Fall mein Testexemplar in einer US-M10.5 / EU 44 ⅔ zur Verfügung stellen, die von der Länge so passt, wie normalerweise meine US-M10, also mit der klassischen knappen Daumenbreite Platz vorne in der Zehenbox. 


Trotz dieses “Upsizings” ist der Platz in der Zehenbox etwas begrenzt, zumal diese pointiert nach vorne zuläuft. Zudem ist sie vergleichsweise flach. Beides ist zweifelsohne einem festen Sitz zuträglich und verhindert ein Herumrutschen im Schuh und damit eine mögliche unangenehme Blasenbildung. Wer jedoch, so wie ich, über einen etwas breiteren Vorfuß verfügt, würde sich hingegen über etwas mehr Volumen in der Zehenbox freuen.


Obermaterial

Das Obermaterial ist dünn und atmungsaktiv, wie ihr auf obigen Bild anhand der durchscheinenden Sonne gut erkennen könnt’. Gleichzeitig ist es recht fest und verfügt über nahezu keinen Strech. Die sorgt für einen festen und sicheren Sitz, ist jedoch auch einer der Gründe, warum es in der Zehenbox vergleichsweise eng zugeht. 



Die Fersenkappe ist weich und flexibel, was auf die Stabilität jedoch keine negativen Auswirkungen hat. 

Auch die Polsterung auf der Innenseite der Fersenkappe ist vergleichsweise minimalistisch ausgefallen. Lediglich unter den Knöcheln finden sich dünne Polsterungen, die mich an den parallel getesteten adidas Terrex Agravic Speed Ultra erinnern (meinen englischen Testbericht findet ihr hier). 

Auf der Rückseite der Fersenkappe befindet sich hingegen keinerlei Polsterung. Der hieraus resultierende Fersenhalt ist für die Straße ausreichend, erfordert jedoch eine saubere Adjustierung der Schnürung. 

Im Bereich der Zehenbox ist das Obermaterial zusätzlich durch Overlays verstärkt. 



Gleiches gilt für die Seiten. So erreicht HOKA zusätzliche Stabilität und spart gleichzeitig Gewicht. 

Die Ösen der Schnürung für die Schnürsenkel aus recyceltem Polyester sind zusätzlich mit einer auf dem Obermaterial aufgebrauchten dünnen Gummierung verstärkt. Auch darüber hinaus macht die Verarbeitung einen hochwertigen Eindruck. 


Mittelsohle

Kommen wir zum Herzstück eines jeden “Superschuhs”, der Mittelsohle. Diese besteht aus einem PEBA-Schaum mit zwei unterschiedlich festen Schichten, die man auf dem obigen Foto gut erkennen kann.


Zwischen diesen befindet sich die löffelförmige Carbonfaserplatte, die die Mittelsohle stabilisiert und zusätzlichen Vortrieb generiert. 

 

Auf der Außenseite ist die Mittelsohle des HOKA Rocket X 2 weit nach oben gezogen


Auch wenn es sich beim HOKA Rocket X 2 um einen Neutralschuh handelt, wird auf diese Weise eine Stabilisierung dahingehend erreicht, dass einem Abkippen nach Außen auf diese Weise entgegengewirkt wird. Als Neutralläufer habe ich dies jedoch zu keiner Zeit als einschränkend oder auch nur spürbar empfunden. Allenfalls indirekt dahingehend, dass man im Rocket X 2 über alle Pacebereiche sehr stabil unterwegs ist. Mehr hierzu im Abschnitt ‘Laufgefühl’. 

Um Gewicht zu sparen, sind sogenannte Cut Outs, also das Aussparen einzelner Bereiche der Mittelsohle, bei vielen “Superschuhen” üblich geworden. Insbesondere wenn dies an den Außenseiten geschieht und teilweise sogar mit einem besonders schmalen Mittelsohlenbereich einher geht, können solche Maßnahmen je nach persönlichen Laufstil und -geschwindigkeit deutliche Auswirkungen auf die Stabilität eines Schuhs haben. 


HOKA geht hier erfreulicherweise einen sehr geschickten Weg, indem sich die Cutouts in der Mitte befinden, durch die man die Carbonplatte sehen kann. Auf diese Weise gehen die hiermit einhergehenden Gewichtseinsparungen sowie die erhöhte Flexibilität nicht zulasten der Stabilität des Rocket X 2. Ein wirklich gelungener Ansatz!


Außensohle

Die Außensohlengummierung befindet sich vor allem unter dem Vorfuß sowie an den Außenseiten im Fersenbereich. Genau an den Stellen also, bei denen es sich um die Hauptkontaktflächen handelt. 


Die Gummierung an diesen Stellen ist für einen Wettkampfschuh hinsichtlich der Dicke großzügig bemessen. Dies ist vor dem Hintergrund des geringen Gewichts positiv hervorzuheben, insbesondere da andere Modelle hier teilweise lediglich über hauchdünne Gummierungen verfügen.  


Dies wird vor allem dann relevant, wenn man den HOKA Rocket X 2 nicht zur 1-2 Mal im Jahr für einen Marathon nutzen, sondern ihn flexibler einsetzen möchte. Etwas, was nicht mit vielen “Superschuhen” möglich ist, wozu der Rocket X 2 jedoch überraschend gut geeignet ist. Hierzu gleich mehr im nächsten Abschnitt.


Laufgefühl

In meiner Einleitung hatte ich es ja bereits kurz angedeutet, dass mich der HOKA Rocket X 2 überrascht hat. Und zwar auf eine positive Weise! Anders als es sich bei einem solchen auf den Wettkampftag ausgerichteten “Superschuh” vermuten lässt, ist der Rocket X 2 nämlich erstaunlich variabel einsetzbar und bei weitem nicht nur ein Racer. 


Doch selbstverständlich ist der Rocket X 2 primär ein Wettkampfschuh, so dass ich mit den diesbezüglichen Eindrücken beginnen möchte. Im Bereich meiner Halbmarathon- bzw. Marathonpace läuft sich der Schuh sehr energetisch und liefert einen tollen Vortrieb. Mittelsohlenschaum, Rocker und Carbonplatte sind sehr gut aufeinander abgestimmt und treiben gut nach vorne. Gleichzeitig ist der Rocket X 2 für einen Wettkampfschuh sehr stabil und leicht zugänglich. Man hat nicht wie bei anderen Modellen das Gefühl, auf einem Trampolin unterwegs zu sein und muss den Rocket X 2 auch nicht über den Vorfuß laufen. Auch Fersenläufer werden mit dem Rocket X 2 gut zurechtkommen.


Dies gilt auch in langsameren Pacebereichen, was den Rocket X 2 in doppelter Hinsicht zu einer guten Wahl für jene Läufer macht, die mit einer Pace von über 4:30 min/km unterwegs sind. Denn zum einen funktioniert der Rocket X 2 bereits mit dieser Pace gut als Wettkampfschuh. 


Und auch darüber wird insbesondere die Fersenpartie nicht instabil so dass der HOKA Rocket X 2 nicht nur für jene Läufer eine tolle Option ist, die mit einer Pace von 5:XX min/km unterwegs sind, sondern er macht - vom Preis einmal abgesehen - auch als Trainingsschuh in diesen Pacebereichen eine gute Figur.  


Zusammenfassung und Empfehlung

Der HOKA Rocket X 2 hat mich in mehrerlei Hinsicht positiv überrascht. Mit dem Rocket X 2 ist HOKA endgültig in der ersten Liga der “Superschuhe” angekommen. HIerbei sticht insbesondere auch seine Vielfältigkeit heraus, die den Rocket X 2 nicht nur über einen weiten Pacebereich gut laufbar macht. Zudem ist er für einen Superschuh auch sehr stabil, insbesondere auch im Fersenbereich. Dies macht ihn zu einer guten Wahl auch für Fersenläufe und all jene, die über keinen ganz optimalen Laufstil verfügen. All dies macht den HOKA Rocket X 2 sehr zugänglich für eine Vielzahl von Läufern und ist dennoch ein vollwertiger “Superschuh”. 

Da der HOKA Rocket X 2 so vielfältig ist, ist er auch als Trainingsschuh flexibel einsetzbar. Insbesondere dann, wenn der Schuh schon mehrere Marathon hinter sich hat, kann der Rocket X 2 noch sehr gut als Trainingsschuh für Longruns, Temporuns und Intervalle genutzt werden. 


Wer also einen eher schmalen Vorfuß hat und einen vielseitigen und leicht zugänglichen Superschuh sucht, der in einer weiten Bandbreite an Pacebereichen hervorragend funktioniert, sollte sich den HOKA Rocket X 2 auf jeden Fall einmal näher anschauen!

Marcel’s Punktzahl: 9/10

Laufgefühl: 9.5 - Passform: 8.25 - Wert: 9 - Stil: 8.5


Vergleiche


HOKA Mach X (Deutscher Testbericht hier)

Der Rocket X 2 vereinbart einige jener Eigenschaften in sich, die man dem Namen nach auch von einem Mach mit Pebaxplatte hätte erwarten können. Doch gerade das ist der Mach X nicht. Vielmehr ist er ein eigenständiger Schuh, der mit dem Mach 5 außer dem Namen nicht viel gemeinsam hat. Der Mach X hat eine festere Mittelsohle als der Rocket X 2 und ist deutlich schwerer. Dafür bietet er mehr Platz in der Zehenbox und eine klassische Fersenkappe. Wer einen Uptempo Schuh mit Pebaxplatte und einer festeren Mittelsohle sucht, der sich durchaus auch am Wettkampftag tragen lässt, schaut sich den Mach X einmal näher an. Wer hingegen umgekehrt einen tollen Wettkampfschuh mit Carbonplatte sucht, der auch im Training eine gute Figur macht, greift zum Rocket X 2. 

Mach X TTS in US-M10 bzw. EU 44, HOKA Rocket X 2 in US-M 10.5 bzw. EU 44 ⅔.


ASICS Metaspeed Sky+ (Deutscher Testbericht hier)

Beim Metaspeed Sky+ handelt es sich aktuell vermutlich um den am besten abgestimmten Wettkampfschuh am Markt, der sich keine wirkliche Schwäche leistet. Die Mittelsohle ist etwas weicher als jene des Rocket X 2 und daher noch etwas “bounciger”. In der Zehenbox ist der ASICS merklich geräumiger. Zudem verfügt er über eine klassische Fersenkappe. Die Außensohlengummierung des Rocket X 2 ist deutlich großzügiger bemessen, während der Metaspeed Sky+ dank ASICSGRIP auch auf nassem Untergrund mit exzellentem Grip punktet. Fersenläufer sind mit dem Roket X 2 noch etwas stabiler unterwegs. Zudem punktet er mit seiner Vielseitigkeit. Beim Preis liegen beide Modelle gleichauf. Am Ende hat der Metaspeed als Wettkampfschuh aufgrund der noch etwas reaktiveren Mittelsohle sowie der besseren Passform die Nase vorn, aber der Rocket X 2 ist ihm nah auf den Fersen.

ASICS Metaspeed Sky+ TTS in US-M10 bzw. EU 44, HOKA Rocket X 2 in US-M 10.5 bzw. EU 44 ⅔.

Saucony Endorphin Pro 3 (Deutscher Testbericht hier)

Beide Modelle weisen einige Gemeinsamkeiten auf. So verfügt der Endorphin Pro 3 ebenfalls über einen effektiven Rocker, eine durchgehende Carbonplatte sowie ein festes Upper mit pointiert zulaufender Zehenbox, auch wenn der EP3 im Vorfuß etwas mehr Volumen aufweist. Die Mittelsohle bei beiden ist für einen “Superschuh” vergleichsweise fest, jedenfalls im Vergleich mit Modellen wie dem Vaporfly oder gar dem New Balance SC Elite 3. Die Sprengung des EP3 beträgt klassische 8mm, während der Rocket X 2 über eine Sprengung von 5mm verfügt, was in der Praxis jedoch kaum spürbar ist. Klassische Fersenkappe beim EP3, während die Fersenpartie beim Rocket X 2 recht minimalistisch gehalten ist. Als reinrassiger Racer für all jene, die am Wettkampftag schneller als mit einer 4er Pace unterwegs sind und an diesem Tag das Maximum herausholen wollen, hat der EP 3 die Nase vorne. Wer hingegen in langsameren Pacebereichen unterwegs ist und Wert auf Vielseitigkeit legt, greift zum Rocket X 2.

Saucony Endorphin Pro 3 TTS in US-M10 bzw. EU 44, HOKA Rocket X 2 in US-M 10.5 bzw. EU 44 ⅔.


New Balance SC Elite 3 (Deutscher Testbericht hier)

Auch der SC Elite 3 bietet einen leichten Zugang in die Welt der Superschuhe. Beide Modelle sind fast aufs Gramm gleich schwer bzw. leicht. SC Elite mit klassischer 8mm Sprengung, Rocket X 2 hingegen 5mm, was in der Praxis jedoch nicht nennenswert ins Gewicht fällt. Beide Modelle haben die Cutouts in der Mittelsohle mittig platziert, was sich in Sachen Stabilität positiv bemerkbar macht. Der größte Unterschied liegt in der Mittelsohle, welche beim SC Elite 3 extrem weich ist. Was man am Ende präferiert, ist Geschmackssache bzw. hängt vom Einsatzzweck ab. Für den Wettkampf hat der Rocket X 2 die etwas aggressive Abstimmung und bietet mehr Vortrieb. Gleichzeitig ist er für einen Superschuh jedoch auch äußerst vielseitig und verspricht nicht zuletzt aufgrund der großzügig bemessenen Außensohle eine lange Nutzungsdauer, sodass er diesen Vergleich gewinnt.

New Balance SC Elite 3 TTS in US-M10 bzw. EU 44, Rocket X 2 in US-M 10.5 bzw. EU 44 ⅔.


Link zum englischen RTR-Test des HOKA Rocket X 2: HIER

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Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von HOKA kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.


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