Wednesday, November 27, 2024

Testbericht: ASICS MetaFuji Trail & Apparel - Leicht, wild und lauffreudig! (German)

Artikel von Marcel Krebs und Nils Scharff

ASICS MetaFuji Trail (250€)

Einleitung


Marcel: Seit Einführung der Metaspeed Racer durch ASICS im Jahr 2021 sind sowohl der Sky als auch der Edge aus dem Bereich der “Superschuhe” auf der Straße nicht mehr wegzudenken. Als begeisterter Trailläufer wünsche ich mir bereits fast genauso lange einen “Metaspeed Trail”. Aus diesem Wunsch wurde vor einem guten Jahr dann eine stetig steigende Vorfreude, als ich von ASICS Signale erhalten habe, dass mein Wunsch in 2024 Wirklichkeit werden würde. Im August 2024 war es dann soweit und ASICS präsentierte anlässlich des UTMB in Chamonix den neuen ASICS MetaFuji Trail, den ich sowohl vor Ort in Chamonix als auch in den Folgewochen auf unterschiedlichsten Untergründen testen durfte. Wie sich der MetaFuji Trail hierbei geschlagen hat und für welchen Einsatzzweck dieser besonders geeignet ist, erfahrt ihr in den nachfolgenden Abschnitten.

Nils: Im Gegensatz zu Marcel bin ich eher sporadisch auf den Trails unterwegs. Superschuhe (für die Straße) laufe ich dagegen umso mehr. Als ASICS dann im August den MetaFuji Trail angekündigt hat, kam bei mir deshalb schnell die Frage auf, ob sich ein Trail-Äquivalent genauso energetisch laufen lässt wie seine Verwandten aus der Metaspeed Serie. Außerdem hat mir vom ersten Gedanken an das Thema Stabilität sorgen bereitet - sind mir doch Metaspeed Edge und Sky vor allem im Fersenbereich zu schmal und instabil. Wird das der MetaFuji Trail besser machen?


Pro & Contra


Pro:

  • Äußerst lauffreudige Mittelsohle

  • Auf rollendem Terrain (Gravelroads, etc.) eine echte “Waffe”

  • Sehr großzügige Dämpfung, vor allem unter dem Vorfuß

  • Hervorragende Passform mit großzügiger Zehenbox und sicherem Halt im Mittel- und Rückfuß

  • Ein echtes Leichtgewicht für einen Trail-Racer

  • Funktioniert auch auf Asphalt ausgezeichnet


Contra:

  • Instabil auf technischen Terrain

  • Sohlenprofil vor allem für trockenen Untergrund geeignet

Tester: 

Marcel ist ein begeisterter Trailrunner aus Deutschland, der zunehmend den Straßenlauf für sich entdeckt und dort auch den überwiegenden Teil seiner Trainingskilometer absolviert. Er hat 2024 seinen PR auf der Halbmarathon-Distanz in Hamburg auf 1:28h verbessert. Seinen PR über die Marathondistanz konnte Marcel in 2024 ebenfalls verbessern. Seine Bestzeit liegt nunmehr bei 3:13h (Berlin 2024).


Außerdem liebt er es, bei Rennserien wie der UTMB World Series, die Jahr mit dem Finale in Chamonix (OCC) ihren alljährlichen Höhepunkt findet, auf den Trails unterwegs zu sein. 


Neben seiner Faszination für Laufschuh-Innovationen begeistert sich Marcel auch für technische Gadgets aller Art. Folgt ihm auf IG für die neuesten Nachrichten über seine Testpipeline und vieles mehr (@running.analytics).


Nils Scharff

Ich bin 34 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 7 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich noch gar nicht so lange. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit elf Marathons gelaufen, die PB von 2:40:05h habe ich erst kürzlich in Berlin aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (16:59min), 10km (35:26min) über Halbmarathon (1:17:29h) bis eben zum Marathon.


Daten

Gewicht:

  Offiziell: 260g (Herren US9) 

  Testschuh: 276g (Herren EU 44 / US 10);  281g (Herren EU 44.5 / US 10)

Sprengung: 5mm (45,0mm Ferse / 40,0mm Vorfuß)

Verfügbarkeit: Erhältlich im Fachhandel für 250€

Link zum englischen RTR-Test des ASICS MetaFuji Trail: HIER

Link zu allen RTR-Testberichten: HIER



Fujitrail Kollektion 2024

Wie bereits in den Vorjahren präsentiert ASICS auch dieses Mal gemeinsam mit dem Trailschuh-Highlight des Jahres eine hochwertige Kollektion mit passenden Bekleidungsstücken sowohl für die warme als auch für die regnerische Jahreszeit.  


Wir hatten die Möglichkeit, drei Highlights aus der Kollektion – die Regenjacke, das Laufshirt und die Shorts – zu testen. Die Schnitte und Materialien sind unverändert geblieben, aber die neuen Farben ergänzen das Design des MetaFuji Trail perfekt.


FUJITRAIL™ WATERPROOF JACKET (210 €)

Marcel: Mein persönliches Highlight ist hierbei auch dieses Jahr die Regenjacke. Diese ist erstaunlich atmungsaktiv und leicht, was sie zu einem idealen Pflichtausrüstungsbestandteil macht. Aber auch im Trainingsalltag ist diese Jacke mein regelmäßiger Begleiter geworden. In Größe M passt sie bei meinen 1,82 m und ca. 70 kg optimal – sowohl in der Länge als auch an Ärmeln und Kapuze. Die Kapuze und der Saum lassen sich weiterhin per Gummizug individuell anpassen, was bei Wind und Regen wirklich praktisch ist.


Besonders hilfreich finde ich nach wie vor den Gummizug mit Fingerschlaufe an den Ärmeln, der einen perfekten Abschluss am Handgelenk ermöglicht. Ein Highlight bleibt für mich außerdem die Atmungsaktivität. Selbst bei wärmeren Temperaturen wird es in der Jacke nicht unangenehm. Der Druckknopf auf Brusthöhe erlaubt es, den Reißverschluss für zusätzliche Belüftung zu öffnen, ohne dass die Jacke im Lauf flattert.


Die Haptik des Materials gefällt mir ebenfalls sehr gut. Trotz ihres geringen Gewichts wirkt die Jacke robust und fühlt sich angenehm an, ohne an der Haut zu kleben, wie es bei manchen Ultraleicht-Modellen der Fall ist.


Ein kleines Detail, das ich mir weiterhin wünschen würde, sind seitliche Taschen, um Kleinigkeiten wie Handschuhe oder Snacks zu verstauen. Immerhin bietet die Brusttasche genug Platz für Schlüssel oder Ähnliches.


Nils: Die Fujitrail Waterproof Jacket überzeugt auch in der neuen Farbgebung durch ihre hohe Verarbeitungsqualität. In Größe M passt sie bei meinen 1,88 m ebenfalls gut, wobei ich mir wie im letzten Jahr eine etwas längere Kapuze wünschen würde. 


Besonders begeistert mich die außergewöhnlich gute Atmungsaktivität, die selbst an regnerischen Tagen in der eher wärmeren Übergangszeit für ein angenehmes Laufgefühl sorgt.




FUJITRAIL™ SS TOP (75 €)

Marcel: Das Fujitrail Top hat in der diesjährigen Kollektion erneut seinen sportlich-schlanken Schnitt beibehalten, bietet aber genug Länge, um perfekt zu sitzen. Während ich bei den früheren Modellen zu einer Nummer größer greifen musste, passt die Größe M wie im Vorjahr ideal. Der Reißverschluss, der fast bis zum Brustbereich reicht, bleibt ein echtes Highlight, da er an besonders heißen Tagen für maximale Belüftung sorgt.

Das Actibreeze-Material hat sich wieder einmal bewährt. Es ist extrem atmungsaktiv und sorgt dafür, dass das Shirt unter einer Laufweste besonders gut funktioniert, da der Oberkörper gleichzeitig geschützt und belüftet wird.

Nils: Ich kann Marcels Meinung nur bestätigen – der Schnitt ist optimal und macht das Fujitrail Top zu einem meiner Sommerfavoriten. Vor allem bei langen Läufen an heißen Tagen schätze ich das offenporige Material und den tiefen Reißverschluss, die für eine angenehme Luftzirkulation sorgen. Die neue Farbvariante verleiht dem Shirt einen modernen Look, der hervorragend mit dem MetaFuji Trail harmoniert.


FUJITRAIL™ SHORT (75 €)

Marcel: Die Fujitrail Shorts bleibt ein Klassiker – leicht, atmungsaktiv und einfach unglaublich bequem. Das verwendete Actibreeze-Material sorgt für ein angenehmes Tragegefühl, fast vergleichbar mit der ultraleichten Metarun Shorts von ASICS. Der Schnitt ist sportlich, aber nicht zu knapp, und in Größe M sitzt sie bei mir einwandfrei.

Nils: Für mich ist die Fujitrail Short weiterhin ein absoluter Favorit. Das Material ist erstklassig, und der Stauraum lässt keine Wünsche offen: Selbst mein Smartphone sitzt sicher und ohne zu wackeln in der Bundtasche. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings die unkonventionelle Schnürung, die auf Dauer etwas nachgibt. Eine klassische Schnürung würde das Modell nochmals aufwerten. Insgesamt hat ASICS hier jedoch ein absolutes Top-Produkt, das auch in der neuen Farbgebung überzeugt.

Fazit

Die Fujitrail Kollektion 2024 bietet dieselben durchdachten und hochwertigen Produkte wie im Vorjahr – nur in einem frischen Look, der perfekt auf den MetaFuji Trail abgestimmt ist. Für Trailrunner, die Funktionalität und modernes Design gleichermaßen schätzen, bleibt diese Kollektion eine Top-Empfehlung.





Erster Eindruck und Passform 

Marcel: Wenn man den ASICS MetaFuji Trail das erste Mal in die Hand nimmt, fällt einem sofort die imposante Mittelsohle ins Auge. Während man sich bei Straßenschuhen an Stapelhöhen jenseits der 40mm bereits ein Stückweit gewöhnt hat, ist dies auf den Trails noch die Ausnahme. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich diese Mittelsohle in der Praxis verhält. 


Was die Passform angeht, kann ich nur Positives berichten. In der Zehenbox bietet der ASICS MetaFuji Trail auch meinem breiteren Vorfuß auskömmlich Platz. Gleichzeitig sorgen der vergleichsweise schmale Mittel- und Rückfuß für einen sicheren Halt. 

Nils: ASICS typisch gibt es an der Passform des MetaFuji Trail nichts zu meckern. Ferse und Mittelfuß sitzen gut, der Vorfuß hat genug Platz. Tatsächlich muss ich für meinen eher schmalen Fuß schon eher fest schnüren - vor allem im vorderen Bereich. Am Fuß fällt dann direkt die hohe Stapelhöhe auf. Doch wer schon in diversen Marathon-Racern mit 40mm gelaufen ist, den schocken auch die zusätzlichen 5mm des MetaFuji Trail nicht. Zumal die zweilagige Mittelsohle nicht ganz so weich wie manches Straßenmodell ist. Zudem hilft die ausgestellte Bauart der Mittelsohle, die vor allem im Vorfußbereich stark an die bekannten Metaspeed Sky und Edge+ Modelle erinnert. Auch das Obermaterial scheint aus diesen Modellen entlehnt, was ich als positiv erachte. Insgesamt also ein guter erster Eindruck, der Lust auf mehr macht!

 

Obermaterial

Marcel: Das Obermaterial des ASICS MetaFuji Trail ist eher fest und trägt somit zum sicheren Halt bei. Hierbei nutzt ASICS unter anderem auch Verstärkungen aus Pebax-Garn, also jenem Grundmaterial, aus dem bei zahlreichen “Superschuhen” die Platten in der Mittelsohle gefertigt werden, da diese flexibler als Karbonplatten sind. 

Diese Verstärkungen finden sich nicht nur im Mittel- und Rückfuß, sondern zweckmäßigerweise vor allem auch im Bereich der Zehenbox, wo diese gemeinsam mit der nach oben gezogenen Außensohle als - wenn auch dezenter - Zehenschutz fungieren.




Die Fersenkappe ist für einen Wettkampfschuh geradezu großzügig gepolstert und bietet einen sicheren Halt sowie ein komfortables Tragegefühl. Dies ist in Zeiten, in denen insbesondere auf die rückwärtige Polsterung bei mehr und mehr Racern zunehmend verzichtet wird, umso positiver hervorzuheben. 


Im Bereich der Zunge bzw. der Schnürung sind die Wurzeln des MetaFuji Trail gut erkennbar. Wie auch die Metaspeed Wettkampfmodelle für die Straße, setzt ASICS auch beim MetaFuji Trail auf die bewährten geriffelten Schnürsenkel.


Im Gegensatz zum Straßenmodell ist die Zunge jedoch an mehreren Stellen und insbesondere am Spann verstärkt, um Druck vom Fußrücken zu nehmen. Dies funktioniert in der Praxis auf über längere Distanzen sehr gut. Durch das Minimum an Polsterung sitzt der Schuh zudem sehr schön fest am Fuß.


Im Unterschied zu den Metaspeed-Modellen ist die Zunge zudem erfreulicherweise seitlich vernäht, was ein Verrutschen der Zuge effektiv verhindert.

Nils: Um Marcels Ausführungen zur Zunge direkt aufzugreifen - diese ist zwar an sich sehr gelungen, doch leider etwas kurz geraten. Für eine normale Schnürung ist ihre Länge gerade so ausreichend, doch vor allem für die Nutzung einer Marathonschnürung müsste sie etwas höher reichen. 

Die darüber liegende Schnürung funktioniert jedoch tadellos. Die geriffelten Schnürsenkel sind etwas weicher und dicker als bei den Metaspeed Modellen, haben die Haptik jedoch mit diesen gemein. Sie lassen sich wunderbar um die eingenähte Schnur herumführen, bleiben dabei aber an Ort und Stelle, wenn man loslässt. Dies ermöglicht ein sehr präzises Schnüren und in Kombination mit der gut gepolsterten Zunge ein angenehmes Tragegefühl um den Mittelfuß.

Die Ferse ist ebenso angenehm gepolstert, sodass der Metafuji Trail für einen Wettkampfschuh regelrecht komfortlastig zu nennen ist. Da er jedoch vorrangig auf extrem langen Strecken zum Einsatz kommen wird, ist dies wünschenswert.

Das Obermaterial selbst erinnert stark an die ebenso dünne wie durchsichtige Struktur der letztjährigen Metaspeed Modelle Sky+ und Edge+. Es ist so gut wie nicht dehnbar und sorgt so für einen guten Halt. Da es, wie von Marcel beschrieben, noch großflächig durch Overlays verstärkt wird, sollte es jedwedem Traileinsatz gewappnet sein und verleiht zusätzlich die dringend notwendige Stabilität. Denn schließlich steht man auf einer 45mm hohen Mittelsohle - das kann auf den Trails gefährlich für die Knöchel werden.


Mittelsohle

Marcel: Prägend für das Laufverhalten des ASICS MetaFuji Trail ist jedoch zweifelsohne die imposante Mittelsohle. Mit einer Stapelhöhe von 45 mm (!) in der Ferse und 40 mm im Vorfuß sucht diese aktuell auf den Trails jedenfalls im Wettkampfbereich ihresgleichen. 


Bei den Materialien setzt ASICS auf zwei unterschiedliche Mittelsohlenschäume. Direkt unter dem Fuß befindet sich eine Schicht FF Turbo Schaum. Dieser besonders weiche und “bouncige” Schaum ist bereits aus den Topmodellen von ASICS für die Straße bekannt und bewährt. Beim MetaFuji Trail ist diese (neongelbe) Schicht unter dem Vorfuß besonders ausgeprägt.

Unterhalb dieser ersten Mittelsohlenschicht befindet sich eine durchgehende Carbon Platte. Diese dient zum einen der Stabilisierung und zum anderen dem Vortrieb. 


Ebenfalls zur Stabilisierung beitragen soll die untere Mitelsohlenschicht aus festerem FF Blast+ Schaum.


Nils: Marcel’s Ausführungen zum Aufbau der Mittelsohle möchte ich noch hinzufügen, dass das in der zweiten, unteren Schicht verwendete FFBlast+ Material aus meiner Sicht gar nicht unbedingt als fester sondern vor allem als weniger reaktionsschnell bezeichnen würde. Dieser Schaumanteil schluckt die Stöße, die vor allem beim Bergablauf auf den Trails entstehen. Deshalb ist er naturgemäß vor allem im hinteren Bereich der Mittelsohle positioniert. Ebenso macht er die Ferse etwas mehr berechenbar. 

Das darüberliegende FFTurbo Material ist dagegen so reaktionsschnell und energetisch wie ein Mittelsohlenschaum nur sein kann - es ist jedoch im Vergleich zu anderen Highend- / Wettkampfmaterialien sogar eher fest, wodurch es sich aus dieser Materialgruppe besonders gut für die Trails eignet. ASICS hauseigene Weiterentwicklung FFTurbo+, wie wir sie in den diesjährigen Paris Modellen kennenlernen durften, sind bspw. nochmal weicher.

Dadurch, dass der größte Teil des FFTurbo Materials unter dem Vorfuß positioniert ist, lässt sich ein Fokus des Schuhs auf eben jenen vorderen Bereich unter dem Fußballen vermuten. Im Gegensatz zu den ähnlich fokussierten Metaspeed Sky Modellen ist die Karbonfaserplatte jedoch stärker gebogen und weiter unten im Schuh platziert. Dadurch entsteht eine Art Mixtur aus Metaspeed Edge (gebogene Platte) und Sky (größte Schaummasse unter dem Fußballen). Während ASICS beim Straßenlauf also noch zwischen Stride- und Cadence-Läufer:innen unterscheidet, versucht man auf den Trails augenscheinlich die goldene Mitte zu treffen und so einen Schuh für alle Lauftypen anzubieten. 


Außensohle

Marcel: Im Bereich der Außensohle kommt die bereits hinlänglich bewährte ASICSGRIP Gummimischung zum Einsatz. Diese gehört zum Besten, was es im Bereich Außensohlen am Markt gibt. Ebenfalls entscheidend für die Griffigkeit eines Trailschuhs ist jedoch auch die Stollenform und -tiefe. Hierbei setzt ASICS auf eine Stollentiefe von 4,5mm sowie auf strategisch angeordnete und ausgerichtete Stollen. Diese sind im Vor- und im Rückfuß unterschiedlich ausgerichtet, um sowohl im Uphill als auch im Downhill jeweils optimalen Grip zu bieten.


Die gewählte Außensohle passt sehr gut zur Ausrichtung des ASICS MetaFuji Trail auf gut laufbare und schnelle Wettkämpfe. Daher kommt die Außensohlengummierung in matschigem Gelände zwangsläufig an ihre Grenzen. Dafür ist sie jedoch auch auf längeren Asphaltabschnitten sehr gut laufbar und bietet auch auf nassen Sand- und Gravelrouten sicheren Halt. 

Nils: Während ASICS in vielen Bereichen der Laufschuhentwicklung mittlerweile Innovationstreiber ist (der MetaFuji Trail ist ein gutes Beispiel dafür!), setzt man in Sachen Trail-Außensohlen auf Altbewährtes. Die Sohle aus dem bekannten ASICSGRIP Material ist in ihrem Design aus multi-direktionalen Stollen sehr ähnlich zu denen anderer ASICS-Trail-Modelle. Auch wenn hier die coole Farbgebung den Vergleich etwas erschwert, sieht das Stollenmuster doch sehr ähnlich zu dem des Anfang des Jahres getesteten Trabuco aus. Doch das ist nicht weiter tragisch, gab es doch zu dieser Sohle nichts auszusetzen. Die Traktion der Gummimischung ist gewohnt gut und die Haltbarkeit lässt ebenso keinen Grund zur Beanstandung. Die einzige kleine Schwäche ist erwartbar - die 4,5mm tiefen Stollen stoßen in tiefem Matsch an ihre Grenzen. Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass sich der Matsch nicht lange im Profil hält. Durch die relativ weit auseinanderstehenden Stollen, läuft sich die Sohle von selbst schnell wieder sauber.  


Laufgefühl

Marcel: Kommen wir nunmehr zu der entscheidenden Frage, wie sich eine solche bislang nicht dagewesene Kombination aus imposanter Mittelsohle in Kombination mit einem im Mittel- und Rückfuß eher schmalen Leisten in der Praxis läuft. 


Auf gut laufbarem rollenden Terrain läuft sich der MetaFuji Trail fast wie ein Wettkampfschuh für die Straße, was er von seiner DNA her ja auch ist. Das ideale Einsatzgebiet sind daher Sand- und Gravelwege und laufbare Trails. Um so näher eine Strecke am klassischen Straßenlauf dran ist, umso besser. Hier kann der MetaFuji Trail seine Stärken voll ausspielen, insbesondere wenn die jeweilige Strecke auch Asphaltabschnitte enthält. 


Zweifellos hat es mir zudem geholfen, bislang alle ASICS Metaspeed Modelle gelaufen zu sein. Hierdurch war ich bereits an den schmalen Mittel- und Rückfuß gewöhnt, auch wenn eine solcher Leisten im Trail selbstverständlich noch einmal stärker zum Tragen kommt.


Je technischer das Terrain wird, desto mehr überwiegen die Risiken die Vorteile einer weichen Mittelsohle in Kombination mit der imposanten Stapelhöhe. Wie bei kaum einem anderen Trailschuh hängt dies jedoch beim ASICS MetaFuji Trail ganz entscheidend von den Fähigkeiten und Voraussetzungen des jeweiligen Läufers sowie der jeweiligen Strecke ab. So lässt sich der MetaFuji Trail mit etwas Übung als Neutralläufer vor allem über den Vorfuß durchaus auch in etwas technischerem Gelände durchaus kontrolliert laufen. Wer jedoch beispielsweise eher über die Ferse läuft und vielleicht auch nicht ganz neutral abrollt, sollte umso mehr aufpassen, nicht umzuknicken.

Nils: Ich muss Marcel leider an dieser Stelle widersprechen. Dass sich der MetaFuji Trail (fast) wie ein Wettkampfschuh für die Straße läuft, halte ich für einen Euphemismus. Doch wo die Metaspeeds in mir das Gefühl wecken, schnell Laufen zu wollen und dieses Wollen dann auch noch durch hohen Vortrieb und extrem niedriges Gewicht unterstützen, da empfinde ich den MetaFuji Trail eher als einen Cruiser. Zwar ist der Vortrieb der Karbonfaserplatte nicht wegzudiskutieren, doch er ist im Vergleich zu Straßen-Superschuhen definitiv abgeschwächt. Die Reaktionsfreudigkeit des FFTurbo Schaums ist ebenso spürbar, aber genauso wie der Vortrieb der Platte abgeschwächt - mutmaßlich durch die zusätzliche Schicht an FFTurbo+ Material. In diesem Schuh laufe ich nicht von alleine schneller, man kann aber gleichwohl schnell in ihm laufen - die Voraussetzungen dafür bringt er mit. 

Wie auch Marcel sehe ich seine Stärken als Cruiser im ebensolchen smoothen Terrain. Waldwege und Forststraßen, sog. “Rolling Hills”, das ein oder andere Stück Asphalt - unter diesen Bedingungen kann der MetaFuji Trail seine Stärken ausspielen. Jedoch vor allem dann, wenn es um richtig lange Strecken geht. Wird es dann zu technisch schränken die Hohe Stapelhöhe und die relativ instabile Ferse die Einsatzmöglichkeiten ein. Soweit ich weiß, haben einige ASICS-Eliteathleten den MetaFuji Trail beim UTMB getragen. Doch ich als Gelegenheits-Trailläufer würde mir auf diesen hochalpinen Trails etwas weniger Abstand vom Boden wünschen.



Zusammenfassung und Empfehlung


Marcel: Mit dem MetaFuji Trail hat ASICS einen wirklich spannenden Wettkampfschuh geschaffen, der die Stärken eines Straßenschuhs soweit irgend möglich auf die Trails transportiert. Die Lauffreude, die die Mittelsohle des MetaFuji Trail auf gut laufbaren Strecken vermittelt, sucht aktuell ihresgleichen.


Hierbei ist jedoch zu beachten, dass eine solche “bouncige” Mittelsohle in Kombination mit der imposanten Stapelhöhe von 40/45mm auf technischem Terrain auch entsprechend beherrscht werden will. Während dies auf gut laufbarem Untergrund wie beispielsweise in Weinbergen oder entlang eines Flußlaufes für die meisten Läuferinnen und Läufer gut machbar sein sollte,gilt es auf technischerem Terrain im wahrsten Sinne des Wortes genauer hinzuschauen.     


Hier sollten auch geübte Trailläufer eher zu einem Modell wie beispielsweise dem ASICS MetaFuji Speed 3 greifen, der deutlich mehr Stabilität im technischen Terrain bietet. 


Wo diese Grenze liegt, muss jedoch am Ende jeder Läufer für sich selbst entscheiden. Denn bereits die Frage, ob der UTMB und seine Unterdistanzen eine zu technische Strecke darstellt, wurde von den professionellen ASICS Athleten durch ihre Schuhwahl am Wettkampftag sehr unterschiedlich beantwortet, wobei hier selbstverständlich auch persönliche Präferenzen eine Rolle spielen. 


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ASICS mit dem MetaFuji Trail einen ultimativen Wettkampfschuh für sehr gut laufbare Trails geschaffen hat. Für mich persönlich sind dies vor allem Trailläufe bis hin zur Marathondistanz mit wenig Höhenmetern und technischen Passagen, die man in schnellem Tempo auch durchlaufen kann und versucht wäre, am liebsten zu einem Straßen-Wettkampfschuh zu greifen. Wenn ihr Euch in dieser Situation wiederfindet, werdet ihr kaum ein besseres Modell am Markt finden. Wem diese Ausrichtung zu speziell bzw. auf das Spitzenfeld ausgerichtet ist, sollte sich den vielseitigeren (und günstigeren) ASICS Fuji Speed 3 einmal näher anschauen.


Für die nächste Version ist man zunächst versucht, sich etwas mehr Vielseitigkeit zu wünschen. Allerdings würde dies den MetaFuji Trail vermutlich seiner Stärke in Form einer kompromisslosen Ausrichtung auf gut laufbare und schnelle Trails berauben. Vielleicht stellt ASICS dem MetaFuji Trail jedoch auch eine “Ultra”-Variante zur Seite, die die Grund-DNA des MetaFuji Trial beibehält, jedoch auf einem breiteren Leisten im Mittel- und Rückfuß aufsetzt und zudem den Anteil der besonders weichen und “bouncigen” Mittelsohlenschicht oberhalb der Karbonplatte ein wenig reduziert. Es bleibt auf jeden Fall spannend!


Marcels Punktzahl: 9.23/10

Laufgefühl: 9.5 - Passform: 9.5 - Wert: 8 - Stil: 9 - Traktion: 8.5 - Steinschutz: 10


Nils: Für mich ist der MetaFuji Trail ein gelungener, aber sehr spezieller Schuh für einen sehr schmal definierten Einsatzbereich. Zwar ist jede Komponente gut gelungen - das leichte, atmungsaktive Obermaterial bietet überraschend guten Halt, der Schuh ist bequem, die Mittelsohle bietet guten Vortrieb und die Sohle vertrauenserweckenden Halt. Doch es ist einfach zu viel Schuh für die allermeisten Einsatzzwecke. Die enorme Stapelhöhe und der Versuch, die Mittelsohle mit festerem FFTurbo+ Schaum zu stabilisieren, nehmen dem MetaFuji Trail leider einiges an Agilität und Lauffreude. Der Schuh kann schnell Laufen - aber er verleitet mich nicht dazu, wie seine Verwandten aus dem Straßenlauf. Gleichzeitig sind die Bemühungen um Stabilität zwar für die meisten Einsatzzwecke ausreichend, jedoch je nach Erfahrungsgrad der Läufer:inn für technisches oder gar alpines Gelände nicht ausreichend. Der ASICS MetaFuji Trail ist für mich ein Cruiser für längste Distanzen. Wer 10 Stunden und mehr auf den Beinen ist, Ultraläufe von 100km oder gar länger auf der Bucketlist hat - der sollte sich ASICS neueste Trail-Waffe einmal näher anschauen. Für kürzere Distanzen gibt es meiner Meinung nach geeignetere Modelle - bspw. mit dem ASICS Fuji Speed 2, den Marcel und ich im letzten Jahr testen durften.

Nils’ Punktzahl: 8.58/10

Laufgefühl: 8.5 - Passform: 9 - Wert: 7 - Stil: 7 - Traktion: 8.5 - Steinschutz: 10


Link zum englischen RTR-Test des ASICS MetaFuji Trail: HIER

Link zu allen RTR-Testberichten: HIER


3 Vergleiche


HOKA Tecton X3 (Engl. Testbericht hier)

Marcel: Im Bereich der Mittelsohle letzten beide Modelle auf ein ähnliches Konzept, indem sie eine sehr weiche und “bouncige” Mittelsohlenschicht unter dem Fuß oberhalb einer Karbonplatte positionieren. Unter der Carbonplatte befindet sich jeweils eine festere Mittelsohlenschicht. Auch im Bereich der Außensohle sind beide Modelle durchaus vergleichbar, wobei die Außensohle des Tecton X3 aufgrund des geringeren Stollenabstands etwas agressiver zupackt. Beim Obermaterial setzt ASICS auf ein klassisches Setup mit einem Obermaterial, dass durch Overlays an den entscheiden Stellen deutlich verstärkt ist, was in Summe zu einem hervorragenden Sitz am Fuß führt. HOKA geht beim Tecton X 3 in Sachen Obermaterial hingegen eigene Wege und hat erstmals in der Tecton-Produktlinie einen sockenartigen Gaiter bereits fest am Schuh integriert. Dieser trägt sich überraschend angenehm - gerade auch in kälteren Temperaturen. Auch Schmutz hält dieser sehr gut ab. Allerdings führt diese Sockenartige Konstruktion dazu, dass die Schnürung bereits etwas weiter unten am Mittelfuß endet. Zudem wurde leider am Rückfuß an der Achillessehne gänzlich auf eine Polsterung verzichtet - es finden sich lediglich seitlich minimale Polsterungen, was je nach persönlicher Biomechanik eine Blasenbildung begünstigen kann und nicht gerade zu einem optimalen Fersenhalt beiträgt. 


Der wesentliche Unterschied liegt jedoch in der Breite des Leistens: Während sich der Metafuji Trail hier kompromisslos an seinem Pendant für die Straße orientiert in Form eines sehr schmalen Mittel- und Rückfußes, ist die Plattform des Tecton X 3 in diesen Bereichen deutlich breiter und damit auch stabiler. 


Wer einen kompromisslosen Racer sucht, der Straßenlauffeeling auf die Trails bringt, greift zum MetaFuji Trail. Wer hingegen einen vielseitigeren Wettkampfschuh sucht und hierbei auch ein etwas höheres Gewicht in Kauf nimmt, greift zum Tecton X3. 



adidas Terrex Agravic Speed Ultra (Engl. Testbericht hier)

Marcel: Vor gut anderthalb Jahren hat adidas mit dem Terrex Agravic Speed Ultra das Straßenlauf-Feeling auf die Trails gebracht. Tom Evans gewann in einem Prototypen zudem den Western States 100 in selbigem Jahr, also auf einer sehr gut laufbaren Strecke ohne wirkliche technische Passagen. Von der Grundausrichtung sind sich beide Modelle daher durchaus ähnlich. Gleiches gilt für das Profil der Außensohle, welche ebenfalls eine sehr hochwertige Gummierung, jedoch eine auf laufbares Terrain ausgerichtete Profilierung aufweist. Bei der Passform liegt für mich der MetaFuji Trail klar vorne, welcher im Gegensatz zum Speed Ultra über eine vollwertige Fersenkappe verfügt, während der Speed Ultra ähnlich wie der Tecton X3 im Bereich der Achillessehne über keine Polsterung verfügt, was schnell zu Fersenschlupf führen kann. Was die Laufeigenschaften angeht, ist der Agravic Speed Ultra der etwas vielseitigere Schuh, auch wenn der Leisten ähnlich schmal ist. Dies liegt vor allem an der nicht ganz so weichen und “bouncigen” Mittelsohle. 



The North Face Flight VECTIV Pro 2 (Engl. Testbericht hier)

Marcel: Die Passform ist bei beiden Modellen gut, wobei ich die Zehenbox des MetaFuji Trail noch etwas besser geschnitten finde. Das Obermaterial des Vectiv Pro 2 ist im Vergleich fester, was dem Schuh zusätzliche Stabilität verleiht. Die Außensohle ist vergleichbar und jeweiils eher auf gut laufbare Trails ausgelegt. Auch bei diesem Vergleich liegt der wesentliche Unterschied im Leisten sowie im Aufbau der Mittelsohle: Der VECTIV Pro 2 ist deutlich stabiler und damit vielseitiger einsetzbar - insbesondere im technischen Terrain. Dies liegt neben dem breiteren Leisten im Mittel- und Rückfuß vor allem auch am deutlich festeren Mittelsohlenschaum. Darüber hinaus ist auch die Carbonplatte unterschiedlich Positioniert: Während sich beim MetaFuji Trail unter dem Fuß zunächst eine dicke und sehr weiche Schaumschicht befindet, ist die Carbonplatte beim Vectiv Pro 2 recht nah am Fuß positioniert. Dies ändert nicht nur die Laufeigenschaften, sondern kann aufgrund der seitlich nach oben geklappten Carbonplatte (“Wings” auch zu Irritationen bis hin zur Blasenbildung an den seitlichen Zehen führen, wobei TNF hier im Vergleich zur v1 deutlich nachgebessert hat. Gerade Läufer mit breiterem Vorfuß sollten diesen Punkt jedoch im Hinterkopf behalten. Wer einen kompromisslosen Racer für laufbare Trails sucht, greift auf jeden Fall zum MetaFuji Trail; wer hingegen eher mit einem schmalen Vorfuß unterwegs ist und einen sehr guten Allrounder als Wettkampfschuh sucht, der sich auch gut als luxuriöser Trainingspartner eignet, schaut sich den Vectiiv Pro 2 einmal näher an.


Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von ASICS kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.


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