Artikel von Nico Wagner und Markus Zinkl
Einleitung
Mount To Coast ist ein relativ junges Unternehmen, das im April 2024 in Hongkong gegründet wurde. Sie haben sich auf die Entwicklung von Schuhen für Ultraläufe spezialisiert. Bisher lag der Fokus auf Modellen für Ultra-Straßenläufe. Mit der Einführung des T1 betritt Mount To Coast nun den Trailrunning-Markt und präsentiert seinen ersten Trailschuh.
Pro
Hervorragender Grip auf allen Untergründen: Vibram Megagrip Litebase mitTraction Lug Technologie
Lauffreudig und dynamisch: Dank der Rocker-Bauweise und des LightCell Dämpfungsmaterials bietet der Schuh ein angenehmes und dynamisches Abrollverhalten
Gute Passform: Trotz des großzügigen Volumens hält das Obermaterial den Fuß sicher, und das Lacing System ermöglicht eine präzise Anpassung für optimalen Halt.
Contra
Fehlende Polsterung an der Zunge: Die sehr dünne Zunge bietet kaum Polsterung, was den Komfort bei längeren Läufen oder bei festerer Schnürung beeinträchtigt.
Daten
Gewicht:
Herstellerangabe: 255 g (Herren EU 42 / US 9)
Testschuh Nico: 290 g (Herren EU 45 / US 11)
Testschuh Markus: 287 g (Herren EU 44,5 / US 10,5)
Stapelhöhe: (36 mm, 32mm, 4mm Sprengung)
Erhältlich für 190 €
Link zu allen RTR-Testberichten
Erster Eindruck, Obermaterial und Passform
Nico: Beim ersten Hineinschlüpfen in den T1 fällt sofort die sehr komfortable und federnde Mittelsohle auf. Das Obermaterial wirkt hingegen eher fest, aber sehr luftig. Laut MTC soll das Material (aus einem hochleistungsfähigen Gewebe mit Aramidfasern gefertigt und verstärkt) besonders langlebig sein. Die Polsterung im Fersenbereich empfinde ich als gelungene Balance zwischen Komfort und Leistung, während die Zunge sehr dünn ausfällt. Das Dual Lacing System ermöglicht eine präzise Anpassung: Im oberen Bereich sorgt es für einen guten Halt im Mittelfuß und an der Ferse, während man es im Vorfußbereich für längere Läufe lockern kann. Der Schnitt des Schuhs ist normal, bietet aber eine etwas breitere Zehenbox. Insgesamt fühlt sich der Schuh nach viel Volumen an. Man steht angenehm tief im Schuh, was ein sicheres Gefühl vermittelt. Anfangs hatte ich kleine Schwierigkeiten mit der Schnellschnürung, aber das hat sich nach den ersten Läufen eingespielt. Praktischerweise liefert Mount To Coast zusätzlich normale Schnürsenkel mit. Der Schuh fällt True to Size aus.
Markus: Schon beim Auspacken war klar: Der T1 ist kein Billigheimer. Der Schuh fühlt sich extrem wertig an und ist sauber verarbeitet. Das Obermaterial, ein gewebter Stoff mit sichtbaren DuPont™ Kevlar® Fasern, macht einen robusten und langlebigen Eindruck, ohne klobig zu wirken.
Das Highlight ist aber ohne Frage die Passform und das Schnürsystem. Mount To Coast nennt es "Tuned Fit", und das trifft den Nagel auf den Kopf. Es gibt zwei separate Schnürungen – eine für den Vorderfuß und eine für den Mittelfuß und den Knöchelbereich. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und die Schnürung war out of the box ein wenig hakelig. Man muss definitiv ein bisschen herumspielen, um den perfekten Halt zu finden. Aber hat man den Dreh einmal raus, ist die Einstellbarkeit phänomenal. Ich konnte den Vorderfuß schön locker lassen, damit die Zehen Platz haben, und gleichzeitig den Mittelfuß bombenfest schnüren. Das Ergebnis ist ein unglaublich sicherer Halt.
Meine Füße sind in meiner normalen Größe (True to Size) perfekt im Schuh untergebracht. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass der Schuh um den Mittelfuß herum etwas zu viel Volumen hat. Das ließ sich aber mit der oberen Schnürung schnell beheben.
Die Zunge ist eine dünne, seitlich vernähte Knit-Konstruktion, die eine kleine Tasche für die Schnürsenkelenden hat – sehr praktisch. Die Ferse ist moderat gepolstert und bietet guten Komfort, ohne schwammig zu sein.
Ein kleiner Kritikpunkt für mich: Der Vorderfuß läuft relativ spitz zu. Wenn ich die vordere Schnürung zu locker gelassen habe, bin ich bei steilen Downhills leicht mit den Zehen vorne angestoßen. Mit der richtigen Einstellung der Schnürung war das aber kein Problem mehr.
Mittelsohle
Nico: Der Mount To Coast T1 nutzt für seine Mittelsohle das firmeneigene LightCell-Material, ein spezielles PEBA-Hybrid, das mittels Stickstoff geschäumt wird. Das macht es besonders leicht und sorgt gleichzeitig für eine hervorragende Energierückgabe.
Markus: Die Mittelsohle besteht aus einem "LightCELL"-Schaumstoff, der auf PEBA basiert.
Meine Erfahrung damit ist durchweg positiv: Die Mittelsohle ist angenehm weich, aber nicht zu matschig. Was mich wirklich begeistert hat, ist der "Bounce". Der Schuh hat eine tolle Energierückgabe und fühlt sich unter dem Fuß sehr lebendig an. Jeder Schritt macht einfach Spaß und motiviert, weiterzulaufen.
Außensohle
Nico: Die Außensohle des T1 ist mit der bewährten Vibram Megagrip Litebase Technologie ausgestattet Das Megagrip-Material bietet dir exzellenten Halt und Traktion auf nassen sowie trockenen Untergründen. Die 4 mm tiefen, aggressiven Stollen sorgen für optimalen Grip im Gelände.
Markus: Hier geht Mount To Coast keine Kompromisse ein und verbaut das Beste vom Besten. Die Außensohle ist eine Kombination aus Vibram Megagrip, Litebase und der Traction Lug Technologie. Die 4 mm tiefen Stollen krallen sich in so ziemlich jeden Untergrund. Egal ob trockener Waldboden, nasse Steine oder matschige Passagen – der Grip war immer überragend. Die Litebase-Konstruktion sorgt dafür, dass die Sohle trotz des aggressiven Profils relativ leicht bleibt. Hier gibt es absolut nichts zu meckern, die Außensohle schafft sofort Vertrauen.
Laufgefühl und Zusammenfassung
Nico: Schon auf den ersten Metern zeigt sich der Mount To Coast T1 als ausgesprochen lauffreudig. Die Kombination aus der Rocker-Bauweise und dem LightCell Dämpfungsmaterial sorgt für ein leichtes, dynamisches und angenehmes Abrollen. Dabei bleibt der Schuh stets komfortabel und überfordert nicht, sodass er sich auch problemlos für entspannte Läufe im langsameren Tempo eignet. Die Dämpfung ist ausgewogen und gelungen: Sie ist weich und komfortabel, aber dennoch straff genug, um auch bei schnellerem Tempo oder auf technischem Untergrund zu überzeugen. Die Mittelsohle schützt den Fuß, ohne das Gefühl für den Untergrund komplett zu dämpfen. Dies macht den T1 auch auf technischen Trails souverän. Hier trägt auch die Vibram Megagrip Sohle mit ihrem gut funktionierenden Profil maßgeblich zur Performance bei. Sie garantiert hervorragenden Grip sowohl auf weichem Untergrund als auch auf Steinen und Wurzeln.
Das Obermaterial wirkt robust und luftig und hält den Fuß sicher im Schuh. Lediglich die dünne Zunge könnte meiner Meinung nach etwas mehr Polsterung vertragen, um den Komfort weiter zu erhöhen. Der Lockdown im Schuh ist immer da.
Es ist wirklich beeindruckend, wie gut der erste Trailschuh von Mount To Coast gelungen ist. Der T1 überzeugt durch eine hervorragende Abstimmung seiner Komponenten, die insgesamt echt gut funktionieren. Dies macht ihn zu einem äußerst vielseitigen Schuh, der sich vom täglichen Training bis hin zu Ultra-Trails auf allen Untergründen exzellent bewährt. Ich gehe auch davon aus, dass man mit diesem Schuh sehr lange Freude haben wird, denn nach über 100 Kilometern zeigen sich noch kaum Abnutzungserscheinungen. Das einzige kleine Manko ist meiner Meinung nach die fehlende Polsterung an der Zunge. Hier könnte Mount To Coast bei einer zukünftigen Version nachbessern, um sowohl die Performance als auch den Komfort weiter zu steigern.
Nico’s Wertung: 9.4/10
Laufgefühl: 10 (30%) Passform: 8.5 (30%) Preisleistung: 9.5 (10%) Style: 10 (5%), Grip 10 (15%), Schutz 9 (10%)
Markus: Wie läuft sich das Ganze nun in der Summe? Mein erster Gedanke auf dem Trail war: Das Gefühl erinnert mich stark an den Craft Endurance Trail. Der T1 hat eine ähnliche Lebendigkeit und einen vergleichbaren Bounce, der einfach Laune macht. Er ist ein vielseitiger Schuh, der sowohl auf flowigen Trails als auch in technischerem Gelände eine gute Figur macht.
Mein Fazit: Der Mount To Coast T1 ist ein extrem gelungener Debütschuh. Die Kombination aus einem robusten, aber anpassungsfähigen Obermaterial, dem genialen "Tuned Fit"-Schnürsystem, einer reaktionsfreudigen Mittelsohle und der bombenfesten Vibram-Außensohle macht ihn zu einer echten Waffe für die Trails. Man muss sich kurz mit der Schnürung anfreunden, wird dann aber mit einem perfekten und individuellen Halt belohnt.
Für Läufer, die einen gut gedämpften, agilen Schuh mit super Grip suchen und vielleicht sogar Probleme haben, den perfekten Halt zu finden, ist der T1 eine absolute Empfehlung. Ein starker erster Auftritt von Mount To Coast!
Markus’ Wertung: 9.3/10
Laufgefühl: 9,5 (30%) Passform: 9 (30%) Preisleistung: 8,5 (10%) Style: 10 (5%), Grip 10 (15%), Schutz 9 (10%)
Vergleich zum Mount to Coast T1
VJ Ultra 3 (RTR Review)
Nico: Im direkten Vergleich zum VJ Ultra 3 bietet der Mount To Coast T1 ein dynamischeres Laufgefühl, während der Ultra 3 mit einem leicht höheren Stack und Drop sowie etwas mehr Gewicht auf eine Dämpfung mit gefühlt mehr Substanz setzt. Beide US 11.
Markus: Im direkten Vergleich zum VJ Ultra 3 bietet der Mount To Coast T1 ein deutlich weicheres und energetischeres Laufgefühl dank seiner federnden PEBA-Mittelsohle, während der Ultra 3 spürbar straffer und direkter am Boden ist. Obwohl beide einen herausragenden Grip haben, ist der VJ mit seiner Butylkautschuk-Sohle auf nassem, technischem Terrain oft als unübertroffen angesehen, wohingegen der T1 ein extrem starker Allrounder ist. In der Passform punktet der T1 durch seine einzigartige Anpassbarkeit über das duale Schnürsystem und etwas mehr Volumen. Letztendlich ist der T1 der vielseitigere und komfortablere Begleiter für lange Strecken, während der VJ Ultra 3 die kompromisslose Waffe für anspruchsvolles Gelände ist, bei dem maximaler Halt und Bodengefühl im Vordergrund stehen.
Mount to Coast
Der Schuh, der Grundlage dieses Tests ist, wurde uns von Mount to Coast kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellte Meinung ist unsere eigene.
Tester
Nico Wagner (Innsbruck, ~70kg, Mittel-,Vorfußläufer). Meine Laufkarriere beginnt ganz klassisch mit dem Straßenlauf. Um mein Training abwechslungsreicher zu gestalten, habe ich gelegentlich die Trails rund um den Kahlenberg im Norden Wiens erkundet. Nach meinem Umzug nach Innsbruck im Jahr 2020 und meiner Begeisterung für die Bergwelt bin ich nun hauptsächlich auf den Trails der Innsbrucker Nordkette unterwegs und habe an verschiedenen Veranstaltungen wie dem Großglockner Ultra Trail oder dem Innsbruck Alpine in unterschiedlichen Distanzen (20-85 km) teilgenommen. In der Nebensaison und im Winter verbringe ich meine Zeit auch gerne mit Skitouren, Bergsteigen oder Klettern.
Markus Zinkl ist 35 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf in Bayern, Deutschland. Er begann mit dem Laufen nur, um seinen Hauptsport, Fußball zu unterstützen. Seit er mit dem Fußballspielen aufhörte, wurde Laufen zu seiner Hauptsportart, um fit zu bleiben.
Er läuft jetzt 5-6 Mal pro Woche zwischen 60 und 80 Kilometer. Abgesehen von einem lokalen Staffellauf läuft er selten Rennen. Markus läuft sowohl auf dem Trail als auch auf der Straße und ist ein absoluter Ausrüstungsgeek. Neben dem Laufen verbringt er den größten Teil seiner Freizeit mit Wandern, insbesondere in den Bergen, wo auch sein Interesse an Ausrüstung zum Tragen kommt.
Link zu allen RTR-Testberichten: HIER
Ich freue mich über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.
Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.
RUNNING WAREHOUSE
EUROPE Men's & Women's SHOP HERE
TOP4RUNNING EUROPE
Men's & Women's SHOP HERE
Bitte like und folge RoadTrailRun
Facebook: RoadTrailRun.com Instagram: @roadtrailrun
Twitter: @RoadTrailRun You Tube: @RoadTrailRun
No comments:
Post a Comment