Thursday, June 12, 2025

Testbericht: Topo Cyclone 3- Agil, leicht und unverschämt komfortabel! (German)

Artikel von Nils Scharff

Topo Cyclone 3 (175€)

Einleitung

Die amerikanische Marke Topo Athletics hat sich in der Läufergemeinde mittlerweile einen Namen gemacht. Das verfolgte Konzept des natürlichen Laufens, gepaart mit hochwertigen Materialien und einer tollen Verarbeitungsqualität begeistert vor allem in der Trailrunning-Szene viele Fans. Der Topo Cyclone 2 hat auch mich im letzten Jahr begeistert - hat er doch hochwertigste Materialien (PEBA) in einem ebenso leichten wie bequemen Gesamtpaket vereint und somit einfach nur Spaß gemacht. 


Der hier getestete Topo Cyclone 3 ist im Vergleich zum letztjährigen Modell nur unwesentlich verändert: Die PEBAX-Mittel- sowie die Außensohle bleiben bestehen, während das Obermaterial vor allem im Bereich von Zunge und Mittelfuß für einen besseren Halt weiterentwickelt wurde. Eine ganz entscheidende Veränderung für den deutschen Markt ist jedoch die Preisentwicklung: Der Cyclone 3 ist um fünfzehn Euro im Preis gefallen und damit für 175€ UVP ein deutlich attraktiveres Angebot.


Pro & Contra


Pro:

  • Ein sehr natürliches, aber gleichzeitig hoch-energetisches Laufgefühl!

  • Die PEBAX-Mittelsohle macht richtig Spaß!

  • Super leicht!

  • Extrem bequem für einen so leichten und schnellen Schuh!

  • Topos anatomische Zehenbox gepaart mit einem tollen Mittelfußhalt!

  • Minimalistische, aber griffige Außensohle, die auch bei Nässe gut funktioniert!

  • Die Preisreduzierung auf 175€ macht ihn konkurrenzfähig!


Contra:

  • Als ganz kleine Negativpunkte lassen sich nennen:

    • Die Topo-typische, natürliche Passform wird für sehr schmale Füße nicht funktionieren.

    • Trägt man den Cyclone auch über Distanzen jenseits des Halbmarathons, fehlt es etwas an Steifigkeit und Support.


Tester: Nils Scharff


Ich bin 35 Jahre jung, gebürtig aus Kassel und mache seit mittlerweile 7 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Meine “Laufkarriere” hat mit einem Firmenlauf begonnen, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört zu rennen. Mittlerweile spule ich jährlich gut 4000km ab - dank RoadTrailRun stets in unterschiedlichem Schuhwerk. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit zwölf Marathons gelaufen, die PB von 2:40:05h habe ich erst kürzlich in Berlin aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (16:59min), 10km (34:44min) über Halbmarathon (1:15:29h) bis eben zum Marathon.


Daten

Gewicht:

  Offiziell: 196g (Herren US9)

  Testschuhe: 203g (Herren EU 44,5 / US 10.5)

Sprengung: 5mm (28mm Ferse / 23mm Vorfuß)

Release: Erhältlich im Fachhandel für 175€


Erster Eindruck, Obermaterial und Passform

Schon beim ersten Auspacken des Topo Cyclone 3 fällt vor allem sein extrem geringes Gewicht auf. Gerade einmal 203g bringt mein Testmodell der Größe US 10.5 / EUR 44,5 auf die Waage. Das eine Gramm Gewichtsunterschied zum Vorgängermodell ist zu vernachlässigen. Somit hat es Topo geschafft, trotz vermeintlich struktureller Verbesserungen des Obermaterials, das gleiche Gewicht zu halten. Er bleibt damit im Vergleich zu Konkurrenz wahnsinnig leicht. Denn zum einen fällt der Cyclone 3 relativ groß aus - für einen Realgrößenvergleich zu anderen Marken müsste man vermutlich eher die noch leichtere US 10 / EUR 44 heranziehen - und zum anderen bietet er Topo-typisch natürlich auch eine weite, anatomisch geformte Zehenbox und insgesamt eine breite Basis. Diese Faktoren lassen das geringe Gewicht also noch beeindruckender erscheinen.

Topo nutzt für den Cyclone 3 ein einlagiges Funktionsmesh, dass extrem leicht und luftig daherkommt. Hier muss auf jeden Fall besonderes Augenmerk auf die Sockenwahl gelegt werden, da sie durch das offenporige Material sichtbar sind.

Um diesem Hauch aus Nichts trotzdem die notwendige Struktur zu verleihen, sind über das gesamte Mesh in einer Art 3D-Webverfahren verstärkende Rippen eingearbeitet worden. Diese sind rund um den Mittelfuß dichter angeordnet und im Vorfuß stattdessen weiter auseinander liegend und bieten so Halt genau dort wo der Fuß ihn braucht. Im Vergleich zum Vorgängermodell sind diese Verstärkungen nochmals nachgebessert worden, sodass der Schuh bombenfest am Mittelfuß sitzt.

Auch die Zunge wurde leicht angepasst und ragt nun etwas höher in Richtung Knöchel. So schützt sie auch bei fester Schnürung und bei Nutzung der letzten Schnürlöcher (Marathonschnürung) gut vor dem Druck der Schnürsenkel. Sie ist nach wir vor nicht seitlich vernäht, sondern wird an zwei Laschen durch die Schnürsenkeln an Ort und Stelle gehalten. Sie ist im Vergleich zum sehr minimalistischen Obermaterial relativ stark gepolstert - ein Merkmal, dass sich auch an Einstieg und Ferse wiederfindet. So entsteht ein - für einen so leichten und agilen Schuh - ungeahntes Maß an Komfort.

Um den Fuß zusätzlich zu stützen, wird topo-typisch eine Ortholite Innensohle genutzt, die auf der medialen Seite recht hoch ausgeprägt ist. So entsteht eine zusätzliche stützende und stabilisierende Wirkung. Eine klassische Fersenkappe aus Plastik gibt es beim Cyclone 3 überraschenderweise nicht. Stattdessen kommen hier erneut die Polsterung und auch die verstärkenden 3D-Elemente im Mesh zum Einsatz, die durch eine senkrecht stehende Naht ergänzt werden. Damit es trotz deren Steifigkeit nicht zu Irritationen an der Achillessehne kommt, hat Topo erneut mitgedacht, die Polsterung an dieser Stelle verstärkt und den obersten Teil der Ferse nach außen auslaufen lassen.

Zum Thema Größe ist zu sagen, dass ich bei Topo immer auf der Grenze zwischen einer EUR 44 und EUR 44,5 liege. Und während ich meistens mit meiner bei anderen Marken üblichen 44,5 richtig liege, würde ich beim Cyclone 3 das nächste Mal eher eine halbe Nummer kleiner wählen. Dies liegt jedoch keineswegs an einem zu geringen Halt im Schuh - dieser ist hervorragend und im Vergleich zum Vorgänger nochmals verbessert. Doch die Art des Cyclone als leichter, schneller Schuh, lässt mich eher eine engere, race-ready Passform bevorzugen. 

Auch designtechnisch gefällt mir der Cyclone 3 extrem gut. Es handelt sich meiner Meinung nach um den schönsten Topo-Schuh, den ich bisher testen durfte. Die klassische weiße Farbe wirkt sowohl sommerlich als auch schnell und die kleinen orange-roten Akzente unterstreichen diese Wirkung nur noch weiter.Mittelsohle

Die Mittelsohle des Topo Cyclone 3 ist analog zu der des Vorgängermodells aufgebaut, weshalb sich auch dieser Abschnitt sehr ähnlich zum letzten Test liest: Sie besteht ausschließlich aus einem PEBA Schaum in Pelletstruktur, die in Ihrer Anmutung an Styropor erinnert. Diese Struktur hat den Vorteil, dass die tollen energetischen Eigenschaften des PEBA Schaums sehr lange erhalten bleiben. Ich kann diesbezüglich berichten, dass sich mein immer noch im Einsatz befindlicher Cyclone 2 nach nunmehr ca. 350 Laufkilometern immer noch genauso gut anfühlt, wie am ersten Tag.

Es gibt keinerlei versteifendee oder verstärkenden Elemente in der Mittelsohle des Topo Cyclone 3 - keine Platte, keine Streben, keine Torsionselemente. Vor allem in der Kombination mit dem hochperformanten Dämpfungsmaterial ist er damit fast schon ein Einhorn unter den leichten Performance-Schuhen. Die 23mm // 28mm PEBA-Schaum sind dadurch sehr flexibel und lassen den Schuh auf der gesamten Länge flexen.

Die Geometrie mit 5mm Sprengung, einem moderat ausgeprägten Vorfuß-Rocker und einer relativ steilen Ferse sorgt für sehr smoothe Übergänge bei jeder Geschwindigkeit. Sie funktioniert für mich als Vorfußläufer besser als die des aktuellen Specter, der etwas fersenlasstig aufgestellt ist. Eine hochgezogene und ausgestellte Ferse, die das Obermaterial umschließt und als eine Art niedrige Fersenkappe dient, sorgt für zusätzliche Stabilität. Da der Schuh Topo-typisch zudem relativ breit ist, kommt trotz des extrem weichen Dämpfungsmaterials keinerlei Instabilität auf.


Außensohle


Auch die Außensohle des Topo Cyclone 3 ist analog dem Vorjahresmodell gestaltet. Die mit 1,8mm Stärke relativ dünne Gummischicht mit einer fein eingearbeiteten Mikrostruktur ist extrem haltbar und überraschend griffig - vor allem unter nassen Bedingungen.

Flexkerben gibt es im Gegensatz zu vielen anderen Schuhen beim Cyclone 3 keine. Stattdessen werden durchgängige Gummipatches genutzt, um der weichen Mittelsohle etwas mehr Steifigkeit zu verleihen. Für etwas mehr Griff sind linsenförmige Aussparungen aus dem Sohlengummi ausgeschnitten, sodass Gewicht gespart wird und gleichzeitig ein Profil entsteht. 

Sorgen bezüglich der Haltbarkeit des im Mittelfußbereichs offenliegenden PEBA-Schaums braucht man sich keine zu machen. Erfahrungswerte sowohl aus dem Cyclone 2 als auch dem Specter 2 zeigen, dass das verwendete PEBAX Material auch nach mehreren hundert Kilometern noch funktional ist.


Laufgefühl

Das Highlight des Topo Cyclone 3 ist ganz klar die durchgängig aus PEBA Schaum gestaltete Mittelsohle. Diese macht durch ihr hohes Maß an Energierückgewinnung bei jeder Geschwindigkeit einfach nur Spaß. Zwar ist sie extrem weich, wird jedoch durch das versteifende Sohlengummi und die clever umgesetzte Geometrie daran gehindert durchzuhängen. Dadurch eignet sich der Topo Cyclone 3 nicht nur für sein offensichtliches Einsatzspektrum - die schnellen Sachen - sondern kann sehr wohl auch während langsamer Läufe eingesetzt werden. Dank des nochmals bequemer ausgearbeiteten Obermaterials macht er so selbst bei Erholungsläufen eine gute Figur! Vor allem der steile Fersen-Rocker hilft in diesen niedrigen Pace-Bereichen die Abrollbewegung flüssig und so das Laufgefühl smooth zu halten.

Seine Stärken spielt der PEBA Schaum jedoch erst auf höheren Geschwindigkeiten richtig aus. So habe ich während meiner Intervalleinheiten und Tempoläufen im Cyclone 3 die im Vergleich zur Konkurrenz fehlenden verstärkenden Elemente überhaupt nicht vermisst. Ganz im Gegenteil! Das flexible Gefühl unterm Fuß ist in Kombination mit der tollen Energetik des Mittelsohlenschaums eine große Freude. Der moderat ausgeprägte Vorfußrocker hilft zudem, den richtigen Rythmus zu finden und beizubehalten. 

Ein kleines aber nicht unwesentliches Highlight: Der Cyclone 3 läuft sich wunderbar leise!


Zusammenfassung und Empfehlung

Der Topo Athletics Cyclone 3 hat viele Stärken: Das moderne PEBA-Dämpfungsmaterial bietet eine energetische Laufdynamik und ermöglicht gemeinsam mit einer durchdachten Sohlengeometrie geschmeidige Abrollvorgänge und viel Freude am Fuß. Seine Außensohle ist langlebig und unter allen Bedingungen zuverlässig. Das minimalistische Obermaterial ist extrem leicht und luftig, bietet dennoch starken Halt und sorgt in Kombination mit einer breiten Basis für gute Stabilität. Schwächen sind, abgesehen von einer etwas zu großen Passform, kaum zu finden. Insbesondere die Kombination aus geringem Gewicht, einem agilen Laufverhalten und gleichzeitig hohem Komfort ist so nahezu einzigartig. So ist der Topo Athletics Cyclone 3 eine ganz klare Empfehlung für alle jene, die einen ebenso leichten und schnellen wie vielseitigen und bequemen Schuh suchen oder Performance ohne Karbonfaserverstärkungen erleben möchten.

Wertung: 9.55/10

Laufgefühl: 10 (50%) Passform: 9.5 (30%) Preisleistung: 8.5 (15%) Style: 8.5 (5%)

Vergleiche


Topo Athletics Cyclone 2 (RTR Review)

Minimale Änderungen führen zu zwei nahezu identischen aber gleichermaßen extrem guten Schuhen. Nennenswert ist vor allem die Preisreduktion des neueren Modells um 15€. Beide EUR 44.


Topo Athletic Specter 2 (RTR Review)

Der Cyclone ist der leichtere, schnellere Bruder des Specter 2. Der Specter ist mit seinen 30/35mm Dämpfung höher aufgebaut, tendiert mehr in Richtung Dailytrainer und lebt stärker von seiner Rockergeometrie. Sein Upper ist substantieller und leider ist seine Geometrie nicht ganz so gelungen wie beim Cyclone. Der Specter will über die Ferse gelaufen werden und  verfügt über etwas zu viel Gewicht im rückwärtigen Bereich. Für meinen Laufstil ist der agilere und besser ausbalancierte Cyclone deshalb die bessere Wahl. Cyclone EUR 44; Specter EUR 44.5.


adidas Adizero Adios 9 (RTR Review)

Der Cyclone ist genauso wie der Adios ein extrem leichter und schneller Schuh, der ohne jegliche Platte daherkommt und in diesem Fall durch eine extrem energetische Mittelsohle aus PEBA Schaum besticht. Genauso wie der Adios ist er verdammt bequem für so viel Performance. Doch in Sachen Passform stellt die natural Passform des Topo ungefähr das Gegenteil vom extrem schmalen Adios dar. Mein schmaler Fuß schwimmt bei höchsten Geschwindigkeiten ab und an etwas im Topo, für breitere Füße ist er jedoch eine gleichwertige Waffe wie der Adios. Der Topo kostet allerdings ganze 175€ und ist somit deutlich teurer. Wer mit seiner schmalen Passform klarkommt, sollte sich also für den 35€ günstigeren und mindestens ebenso guten Adios entscheiden. Cyclone EUR 44; Adios 44 ⅔.


Link zum englischsprachigen Testbericht des Topo Cyclone 3: HIER

Link zu allen RTR-Testberichten: HIER


Topo Athletic DE

HIER KÖNNT IHR DEN TOPO CYCLONE 3 KAUFEN


Der Schuh, der Grundlage dieses Tests ist, wurde mir von ACS Vertrieb (im Namen von Topo) kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind meine eigenen.


YouTube Playlist mit englischsprachigen Laufschuhtests HIER


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Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.


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