Artikel von Johannes Klein
Altra Rivera 3 (140 €)
Einleitung
Ich weiß nicht, ob der Name „Rivera“ etwas mit dem Wort „fließen“ zu tun hat, aber eins steht fest: Jedes Mal, wenn ich den Rivera 1 oder 2 trage, habe ich das Gefühl, im “Flow” zu sein. Ob bei moderaten Dauerläufen oder mittellangen Intervallen, spielt dabei keine Rolle. Der Rivera 2 war ein Schuh, zu dem ich gegriffen habe, ohne mir groß Gedanken zu machen, was auf dem Programm steht.
Vor allem hatte mich die Bodennähe des Schuhs überzeugt und dass er meinen natürlichen Laufstil unterstützt. Als die dritte Version angekündigt wurde, war ich zunächst ein wenig skeptisch, denn mit 2 Millimetern mehr Stapelhöhe hat er auch einiges an Gewicht zugelegt. Daher war ich besorgt, dass er etwas von seiner Vielseitigkeit einbüßt.
Der diesjährige Rivera ist ein umfangreiches Update mit Änderungen am Obermaterial, der Mittelsohle und der Außensohle. Das verändert den Charakter des Schuhs und rückt ihn aus der „Natural Running”-Ecke mehr in Richtung eines Trainingschuhs mit moderater Sprengung (auch wenn er auf dem Papier gar keine Sprengung hat), der auf Komfort ausgelegt ist.
Pro:
Bessere Fixierung des Knöchels und der Ferse
Zehen haben mehr Platz nach oben
Härteres Außensohlen-Gummi ist beständiger
Contra:
Durch die steifere, höhere Mittelsohle ist das Laufgefühl nicht mehr so natürlich wie vorher
Daten
Gewicht:
Herstellerangaben: 252g (Herren EU 42,5 / US 9) / 232g (Damen EU 40 / US 8)
Testschuhe: 290g (Herren EU 45 / US 11)
Sprengung: 0 mm (28 mm Vorfuß / 28 mm Ferse)
Release: Verfügbar ab sofort im Fachhandel und bei Runningwarehouse EU (140€)
Link zum original RTR-Test des Rivera 3: HIER
Link zu allen RTR-Testberichten: HIER
Erster Eindruck, Passform und Obermaterial
Eines muss man Altra lassen: Die Designs ihrer Schuhe werden zunehmend schnittiger und moderner. Der Rivera ist ein relativ junger Schuh, was sich in seinem Aussehen durchaus widerspiegelt. Mit der dezenten, schwarzen Farbgebung und der schlanken Passform würde ich diesen Schuh auch im Büro anziehen.
Durch den höheren, engeren und steiferen Kragen ist die Ferse wesentlich besser fixiert. Das Mesh-Material ist dem von letztem Jahr sehr ähnlich: ein sehr weicher, dehnbarer Stoff, der ohne wesentliche Verstärkungen auskommt. Die gestickten Linien, die das Obermaterial des Rivera 2 unterstützt haben, sind verschwunden. Die Slim Fit-Passform ist, wie ich bereits seit dem Rivera 1 weiß, perfekt für meine mittelbreiten Spreizfüße. Erfreulich ist, dass die Zehen dieses Jahr gefühlt ein wenig mehr Platz nach oben haben.
Das Tragegefühl und die Passform sind sehr bequem und für mich fast perfekt. Im Mittelfuß hätte ich mir ein wenig mehr Halt gewünscht – beispielsweise durch eine eingenähte Zunge. Es sieht so aus, als sei das Obermaterial leichter geworden, um das zusätzliche Gewicht der dickeren Mittelsohle auszugleichen. Vor allem der Kragen und die Zunge sind weniger gepolstert. Da sich die Passform der Ferse stark verbessert hat, kann ich das aber gut verkraften.
Mittelsohle
Hier finden wir weiterhin Altras weichen, elastischen EGO-Schaum – und dieses Jahr 2 Millimeter mehr davon. Wieso der Hersteller die Stapelhöhe verändert hat, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Da ich den Rivera bisher nicht als Schuh für die Langstrecke wahrgenommen habe, hatte ich nie das Problem, dass die Dämpfung an ihr Limit gestoßen wäre. Für längere Läufe ist ohnehin der Altra Torin die komfortablere Lösung. Im Vergleich zum Vorgängermodell hat der Rivera 3 definitiv die steifere Mittelsohle, und das auch mit den bekannten Innerflex-Kerben, die die Mittelsohle durchziehen.
Auf dem Papier hat der Rivera weiterhin keine Sprengung, aber das Gefühl der neuen Mittelsohle ist ein anderes. Der Schuh erinnert mich in dieser Beziehung stark an den Topo Athletic Fli-Lyte, der eine 3-Millimeter-Sprengung hat. Unserem Chefredakteur Sam ist aufgefallen, dass die neue Form der Mittelsohle im hinteren Bereich das Abrollen erleichtert für alle, die auf der Ferse landen. Ich als Vorfußläufer habe bisher keinen positiven Effekt feststellen können.
Außensohle
Auch was die Trittfläche angeht, hat sich einiges getan. Zum einen ist das Gummi etwas härter und damit voraussichtlich beständiger als das, was bisher verwendet wurde. Zum anderen hat sich die Segmentierung der Außensohle und die Verteilung der Gummi-Pads im Mittelfuß- und Fersenbereich verändert. Die Traktion auf trockenen und nassen Straßen sowie Feldwegen ist nach wie vor sehr gut.
Beim Rivera 2 hatten wir eine weniger durchgehende Abdeckung an der seitlichen Ferse. Hier findet sich jetzt ein festes Gummi-Pad, das mit der Mittelsohle nach hinten abgerundet ist. Auch gibt es jetzt mehr Kerben, die sich von der Ferse bis zu den Zehen durchziehen. Diese Änderungen gestalten bei Fersenlandung den Abrollvorgang gleichmäßiger.
Laufgefühl
Durch das Mehr an Mittelsohle vermisse ich ein wenig das natürliche Gefühl, das die ersten beiden Versionen ausgezeichnet hat und das ich mit der Philosophie von Altra verbinde. Der Rivera 2 ist für mich angenehmer – definitiv etwas härter und näher am Boden, aber genau deswegen agiler als sein Nachfolger. An sich bietet der Rivera 3 ein hohes Level an Komfort mit einer Bauart, die nicht unbedingt dazu veranlasst, zum Vorfußlauf überzugehen. Für alle, die noch nicht in Altra oder „Null Sprengung“ gelaufen sind, könnte das ein Vorteil sein.
Zusammenfassung und Empfehlung
Hier wird es für mich schwierig, denn wenn ich ehrlich bin, kann ich den Rivera 3 nicht wirklich einordnen. Was Gewicht und Stapelhöhe angeht ist er jetzt vergleichbar mit dem Torin 6. Letzterer sticht den Rivera 3 aber eindeutig beim Komfort und bei der Stabilität aus – beides Qualitäten, die vor allem für die Langstrecke wichtig sind.
In der Kategorie der „Tempo-Trainer“ mit weiter Zehenbox gibt wesentlich agilere Schuhe, wie beispielsweise den superleichten Topo Athletic Cyclone 2 (RTR Testbericht). Wegen seiner Nähe zum Boden trotz moderater Dämpfung habe ich den Rivera 2 gerne für mittellange Intervalle und moderate Dauerläufe benutzt. Beim Nachfolger ist das aufgrund der veränderten Mittelsohle weniger der Fall. Aus meiner Sicht hat sich der Rivera dieses Jahr aus seiner Marktnische in unbekanntes Territorium begeben. Vielleicht kann die nächste Version mit einem leichteren Mittelsohlenschaum im Bereich Tempotraining konkurrenzfähig werden.
Für Läufer:innen, die einen Rotationsschuh suchen, der den Bewegungsapparat anders beansprucht als traditionelle Alternativen, ist der Rivera immer noch eine gute Lösung – unter anderem aufgrund seines moderaten Preises. Auch als Schuh fürs Fitness-Training und die Freizeit kann ich ihn empfehlen. Wer an einem Werktag (Lauf-)Sport machen und kein extra Paar Schuhe transportieren will, hat mit dem Rivera 3 definitiv den richtigen Schuh.
Wertung
8,1/10 (Laufgefühl: 7,5 | Passform: 8,5 | Preis/Leistung: 9 | Style: 9,5)
😊😊😊 3/5
Vergleiche
Altra Rivera 2 (RTR Testbericht)
Das Obermaterial und die Außensohle fallen unter die Verbesserungen der diesjährigen Version. Der Rivera 3 könnte aufgrund seiner Bauart besser für Läufer:innen geeignet sein, die auf der Ferse landen. Wer mehr Dämpfung und eine steifere Mittelsohle bevorzugt, sollte zum Rivera 3 greifen. Allen, die Wert auf ein natürliches Laufgefühl und Nähe zum Boden legen, empfehle ich den Rivera 2. Beide Schuhe in Größe EU 45 getestet.
Altra Torin 6 (RTR Testbericht)
In meiner Größe haben die beiden Schuhe nun dasselbe Gewicht. Der Torin 6 ist dem Rivera 3 aus meiner Sicht in allen Belangen überlegen. Da der Torin die weitere Plattform und das bessere Mittelsohlenmaterial hat, kann der Rivera nicht mithalten, was Komfort und Stabilität angeht. Der Torin ist fürs tägliche Training die eindeutig bessere Wahl. Beide Schuhe in Größe EU 45 getestet.
Altra Escalante 3 (RTR Testbericht)
Der Escalante 3 wiegt überraschenderweise genauso viel wie der Rivera 3 und hat dabei wesentlich weniger Dämpfung. Das Obermaterial des Rivera 3 ist deutlich funktionaler und bietet besseren Halt. Es ist also schwierig, ein Szenario zu finden, in dem der Rivera nicht überlegen ist. Wer sich nicht daran stört, dass er die schmalere Passform hat, greift zum Rivera. Beide Schuhe in Größe EU 45 getestet.
Tester: Johannes Klein
Im Sommer 2020 bin ich als langjähriger Fan, der zum Tester wurde, zur RTR-Truppe gestoßen. Ich lebe in der Nähe von Karlsruhe, wo ich treffenderweise meinen ersten Wettkampf als Teil der Teamstaffel beim Baden-Marathon gelaufen bin. Dort habe ich meine Leidenschaft für den Laufsport entdeckt und der Rest ist Geschichte. Derzeit laufe ich 30-50 km in der Woche und bin dabei, mich auf den Halbmarathon Freiburg vorzubereiten. Allgemein bin ich die meiste Zeit draußen zu finden, beim Wandern, im Garten oder Streetball Spielen.
Mein liebstes Inside-Hobby ist Kochen. Was Laufsporttrends angeht, habe ich in meiner Zeit als Verkäufer in der Sportabteilung eines namhaften Modehauses eine leichte Besessenheit entwickelt, die mich wahrscheinlich den Rest meines Lebens begleiten wird.
Ihr findet mich auf Instagram und auf Strava.
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Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden mir von Runningwarehouse EU kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind meine eigenen.
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