Monday, March 29, 2021

Testbericht: ASICS Metaspeed Sky – Sky's the Limit! (German)

Article by Nils Scharff

Link zum englischsprachigen Multitester-RTR-Test des ASICS Metaspeed Sky: HIER

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ASICS Metaspeed Sky (250€)


Einleitung

Als deutschsprachiger Tester habe ich nicht oft die Chance einen Schuh vor allen anderen auszuprobieren. Meist sind Releases auf den US-Markt abgestimmt. Die Kollegen aus Übersee laufen einen Schuh schon Wochen bevor ich die Chance dazu habe. Wenn dann ein Schuh bei mir eintrifft, habe ich schon diverse Testberichte gelesen und bin ggfs. in die ein oder andere Richtung voreingenommen. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ASICS es möglich gemacht hat, Testern über den ganzen Globus verteilt, ihren neuen Superschuh mehr oder minder gleichzeitig zur Verfügung zu stellen. Ich hatte vorgestern sogar die coole Situation, dass ein von mir regelmäßig geschauter YouTube-Star (zumindest für die Laufszene) einen neuen Schuh “unter Embargo” erhalten hat und ich ihm im wahrsten Sinne des Wortes einen Schritt voraus war: Ich war zu diesem Zeitpunkt schon ein erstes Mal im Metaspeed Sky gelaufen! Irgendwie ein cooles Gefühl, sag ich euch! Ob der Schuh am Fuß sich genauso gut oder sogar besser anfühlt, werde ich euch in der Folge verraten.

Pro & Contra

Pro:

Extreme Energierückgewinnung / lebendiges Laufgefühl!

Das Obermaterial ist eines der besten, das man finden kann!

Relativ breite Passform vor allem im Vorfuß - passt dadurch an viele Füße!

Sehr stabiler Vorfuß!

Breites Einsatzspektrum - Funktioniert von 5km bis zum Marathon (und vermutlich darüber hinaus)!

Bisher keine Anzeichen von Abnutzung - verspricht hohe Lebensdauer für einen Wettkampfschuh!

Leicht!


Contra:

Läuft zur Ferse schmal zu - dadurch im Fersenbereich lange nicht so stabil wie im Vorfuß!

Preis - siedelt sich im oberen Preisbereich der Superschuhe an!


Tester: Nils Scharff

Ich bin 31 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 5 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit vier Marathons gelaufen, die PB von 3:14:49h habe ich dieses Jahr trotz Corona im Rahmen eines #stayathomemarathons aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (17:32min), 10km (37:32min) über Halbmarathon (1:25:07h) bis eben zum Marathon.


Daten

Gewicht:

  Offiziell: 210g (Herren US9)

  Testschuh: 201g (Herren EU 44 / US 10)

Sprengung: 5mm (33mm Ferse / 28mm Vorfuß)

Release: erhältlich ab 30.03. im Fachhandel für 250€


Erster Eindruck und Passform

Wie schon gesagt, war ich sehr gehyped, als der ASICS Metaspeed Sky endlich auf dem Postweg zu mir war. Entsprechend konnte ich es kaum erwarten das entsprechende Päckchen aufzureißen. War ein bisschen wie Weihnachten - oder gemäß der Jahreszeit vielleicht eher wie Ostern. Der Schuhkarton, der sich mir offenbart hat, war dann direkt Mal anders als von ASICS gewohnt. Während die letzten ASICS Modelle wie bspw. auch der Metaracer in einer umweltfreundlichen Box daher kamen, hat man sich hier dann doch entschieden, eine hochwertige Anmutung der Umwelt vorzuziehen. Auch wenn die glänzende Box super aussieht, finde ich das ehrlich gesagt ein bisschen Schade. Nun ja, aber wir sind ja nicht hier um Schuhkartons zu beurteilen, sondern deren Inhalt.

Das erste, was mir beim öffnen der Box aufgefallen ist, war der Geruch. Der unverkennbare “Duft” von PEBA-Schaum (Polyetherblockamid) kam mir entgegen und hat mir direkt ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Denn diesen Geruch kenne ich von anderen Schuhen - und er verspricht hervorragende Laufeigenschaften, Energierückgewinnung und Schonung der Muskeln. Kurz gesagt: Er verspricht Spaß! Also schnell das Papier um die Schuhe entfernt und den ASICS Metaspeed Sky herausgekramt. Das erste was dann auffiel, sobald ich den Schuh endlich in den Händen gehalten habe, war, wie leicht er ist. Dicht gefolgt von einer wirklich coolen Optik. Die Farbübergänge von der dunklen Ferse hin zu tief rot und leuchtendem Orange machen richtig was her. Die gestreifte Mittelsohle unterstreicht diese Übergänge noch, sodass das Gesamtkunstwerk super dynamisch aussieht. Optisch ist ASICS auf jeden Fall bestens auf Olympia vorbereitet! Ich hoffe, dass demnächst vielleicht noch farblich passendes Laufequipment zu haben sein wird. Da würde ich auf jeden Fall zuschlagen.

So, jetzt aber rein in den Schuh! Obermaterial und Schnürsenkel fühlen sich erstmal ähnlich wie beim Metaracer an. Alles wirkt etwas steif, dadurch aber sehr hochwertig. Dadurch dauert es etwas, bis man den richtigen Sitz und Halt im Schuh gefunden hat. Sobald er da ist, braucht man aber keine Sorge mehr haben dass irgendetwas verrutscht. So zumindest die Erfahrung vom Metaracer, die sich vermutlich auch im Metaspeed Sky bestätigen wird. Die Passform ist für einen Wettkampfschuh hervorragend. In meiner ASICS Standardgröße 44 EUR passt der Schuh wie er soll. Für einen Trainingsschuh dürften es 1-2mm mehr Luft nach vorn sein, aber für einen Racer genau richtig. Der Vorfuß ist in Passform und auch Leisten und Sohle relativ breit. So dürfte der Schuh genug Platz für die meisten Füße und gleichzeitig ein gutes Maß an Stabilität im Vorfuß bieten - Mal sehen ob sich das beim Laufen bewahrheitet. 


Die ersten Schritte in der Wohnung sind dann wie von einem solchen Schuh erwartet etwas merkwürdig. Die im Vorfuß stark abkippende Sohlengeometrie ist einfach nicht fürs langsame gehen gemacht. Das kennt man aber genauso auch von Konkurrenzprodukten. Der Schaum ist nicht so weich wie erwartet - Mal sehen wie der sich läuft. Und Passform und Obermaterial wirken genau richtig. Nichts wackelt oder rutscht. Mehr kann man an diesem Punkt zum Schuh noch nicht sagen, außer dass er auch am Fuß verdammt schnell aussieht.


Obermaterial

Das Obermaterial des ASICS Metaspeed Sky erinnert stark an das seines Vorgängers Metaracer. Und das ist keineswegs etwas schlechtes, denn der Metaracer hatte vielleicht das beste Obermaterial, dass ich letztes Jahr am Fuß hatte! Das verwendete einlagige Mesh fühlt sich, wie schon in der Einleitung angedeutet, sehr robust an. Wenn man in den Schuh schlüpft, resultiert das zunächst in einem eher rauen und steifen Gefühl. Ich laufe meine Schuhe normalerweise nicht barfuß - wer das jedoch tut, sollte diesen Punkt im Hinterkopf haben, wenn er/sie sich für den ASICS Metaspeed Sky interessiert.

Im Fersen- und Einstiegsbereich ist ausreichend Polsterung vorhanden, um vor den Nähten und Blasenbildung zu schützen. Aber im Mittel- und Vorfußbereich ist definitiv nichts mehr auf Komfort getrimmt. Stattdessen scheint vor allem Gewichtsreduktion und Atmungsaktivität im Fokus der japanischen Ingenieure gestanden zu haben. Man hat es tatsächlich geschafft diesen Punkt im Vergleich zum Metaracer nochmal weiter herauszuarbeiten und zu verbessern. Man kann im gesamten Schuh, durch das Material hindurch schauen. Am Fuß merkt man dadurch jeden Luftzug - atmungsaktiver geht wahrscheinlich nur noch in Flipflops. Wie ASICS es trotzdem hinbekommt ein so dünnes Material so robust zu gestalten ist erstaunlich! Und dann kommt noch dazu, dass 100% des verwendeten Mesh-Gewebes aus recyceltem Polyester hergestellt wurden - klasse!

Die Zunge ist eine ungepolsterte Suede-Schicht, die überraschenderweise keinerlei unangenehmen Druck der Schnürsenkel spüren lässt. Sie ist leider nicht seitlich mit dem Rest des Schuhs vernäht. Auch hier wird Material- und damit Gewichtseinsparung der Grund gewesen sein. Doch in all meinen Läufen im ASICS Metaspeed Sky hat das keinerlei Problem dargestellt. Zunge und auch der Lockdown im Gesamten waren auch nach einem 29km Longrun noch genau so, wie ich sie vor dem Lauf justiert habe - perfekt!

Im unteren Bereich der Ferse habe ich etwas Luft im Schuh, den Fersenhalt beeinträchtigt das jedoch nicht negativ. Zentral wird die Ferse von einer Naht sowie den zugehörigen Übernähern bzw. Auf der Innenseite dem angesprochenen Polster verstärkt. Drumherum gibt es wie beim Metaracer einen Fersenkäfig, der auf der Innenseite aus einem suede-artigen Material zu bestehen scheint. Im Vergleich zum Metaracer wurde hier jedoch kein Belüftungsausschnitt vorgesehen, sondern das Material gelocht. So entsteht ein festerer Gesamteindruck und so ein Touch mehr an Stabilität.

Auch die vermeintlich gewachsten Schnürsenkel des Metaracer finden sich 1 zu 1 im ASICS Metaspeed Sky wieder. Auch sie tragen zur etwas steifen und robusten Anmutung des Schuhs bei, halten die Passform jedoch perfekt. Gleichzeitig lässt sich die Schnürung deshalb aber auch relativ schwergängig einstellen und nach dem Lauf lösen. Wenn man aber Mal zwei Minuten in die perfekte Einstellung gesteckt hat (das mache ich vor einem Wettkampf sowieso) verschwinden sowohl Schnürsenkel, als auch Obermaterial am Fuß und ebenso aus dem Kopf. Hier braucht man sich nach 40km keine Gedanken machen, ob sich denn etwas löst oder ob sich der Sitz im Laufe des Laufes verschlechtern wird.

Zusätzliche, verstärkende Schichten sind übrigens keine auf dem Obermaterial angebracht. Ein weicher Zehenschutz ist die einzige Ausnahme. Dieser ist innenliegend und fühlt sich genauso wie der Fersenverstärkung sehr angenehm an. Auch der Zehenschutz ist gelocht - der Luftfluss im Schuh scheint bis ins kleinste Detail durchdacht!

ASICS war letztes Jahr schon ganz vorne mit dabei, wenn es um Performance-Obermaterialien ging. Doch mit dem ASICS Metaspeed Sky wurde die Messlatte nochmals höher gelegt. Ganz großes Kino!


Mittelsohle

Im ASICS Metaspeed Sky kommt erstmalig ASICS’ neues FlyteFoam Turbo Material zum Einsatz. Ich habe bisher keinerlei Info um was es sich hier aus chemischer Sicht handelt. Doch wie eingangs schon erwähnt, vermute ich einen PEBA-Schaum (Polyetherblockamid) hinter der neuen FlyteFoam Variante. Dafür spricht nicht nur der unverwechselbare Geruch sondern auch die haptische Anmutung, Laufgefühl- und tatsächlich Geräusch. Wenn der entblößte Schaum der Ferse auf den Asphalt aufkommt, klingt das einfach anders als bei anderen Mittelsohlenmaterialen. Und ist im übrigen auch lauter. Wer schonmal einen Nike Vaporfly gelaufen ist, weiß wovon ich spreche.

Ich habe gerade keinen Vaporfly hier, sondern lediglich Saucony’s Endorphin Speed und Pro Modelle um einen Vergleich anzustellen. Im Drucktest fühlt sich FFTurbo etwas weicher an, als Saucony’s PWRRUN PB. Rein aus der Erinnerung würde ich es etwa auf einem Level mit Nike’s ZoomX im Vaporfly Next% sehen - vielleicht einen Tick härter. Im Gegensatz zu ZoomX zeigt FFTurbo in meinem Testschuh jedoch bisher keinerlei bleibende Kompressionsfalten. Das macht Hoffnung, was die Haltbarkeit des Materials angeht. Auch auf der Unterseite des Schuhs sieht das entblößte Material nach nunmehr 60 Testkilometern bis auf ein wenig Verfärbung aus wie neu (nächstes Bild)! Saucony hat ja ähnliche Haltbarkeitsversprechen für sein PWRRUN PB Material gemacht und dies mit der Pelletform des Schaums begründet. ASICS scheint ähnliche Resultate auch ohne Pellets zu erzielen. Inwiefern die rundum eingekerbte Sohlenstruktur damit zu tun hat, kann ich nur mutmaßen. Sieht auf jeden Fall cool aus.

Auch über die Sohlenform des ASICS Metaspeed Sky kann man einige Worte verlieren. Die Abrundung im Vorfußbereich und auch die verwendete Karbonfaserplatte ist deutlich steiler und aggressiver konstruiert als noch im Metaracer. Durch den damit verbundenen Rockereffekt soll laut ASICS die Beugung (Flexion) im Knöchel reduziert und so Energie gespart werden. Ein Läufer könne so weiter, mit weniger Aufwand laufen. Spannend ist darüber hinaus, dass die Mittelsohle oberhalb der vermeintlichen Position der Karbonfaserplatte dicker ist als darunter. Dadurch entsteht vor allem im Vorfuß eine sehr breite, ausgestellte Schuhform. Diese Stabilisiert den Fuß beim Aufkommen in beide Richtungen. In der Ferse ist dieser Effekt nicht so stark. Hier wird Stabilität vor allem über die steife, durchgehende Platte realisiert. Das ist aber nicht weiter schlimm, da die steile Sohlengeometrie den Läufer / die Läuferin sowieso auf den Vorfuß zwingt.

ASICS nutzt im Herrenmodell des Metaspeed Sky 28mm des FlyteFoam Turbo Materials im Vorfuß und 33mm im Fersenbereich. Die Damen bekommen mit 26/31mm etwas weniger spendiert. Wie sich das auf die Laufeigenschaften auswirkt, kann ich nicht sagen. Ich vermute jedoch, dass bei ASICS’ sehr wissenschaftlichem Ansatz nichts dem Zufall überlassen wurde und die Materialreduzierung zu ähnlichen Laufeigenschaften für Frauen und Männer führt. Die 5mm Sprengung ist für beide geschlechtsspezifischen Modelle gleich und im Vergleich zur Konkurrenz relativ gering.


Exkurs: Schrittlänge und -Frequenz

Im Promomaterial, dass ASICS mir vorab zur Verfügung gestellt hat, wird die These aufgestellt, dass es grundsätzlich zwei verschiedene Läufertypen gibt: ASICS nennt diese Stride-Style-Runners und Cadence-Style-Runners. Diese beiden Typen sollen sich darin unterscheiden, wie sich ihre Schrittlänge und -Frequenz verändert, wenn sie ihr Lauftempo erhöhen. Stride-Style-Läufer verlängern ihre Schrittlänge dabei überproportional im Vergleich zur Schrittfrequenz, während Cadence-Style-Läufer die Schrittlänge zwar auch erhöhen, jedoch in einem ähnlichen Verhältnis wie sich ihre Schrittfrequenz verändert.


Der ASICS Metaspeed Sky mit seiner hohen Dämpfungshöhe, dem aggressiven Rockerdesign und der relativ geringen Sprengung sei besser für Stride-Style-Läufer geeignet und speziell für diese entwickelt. Ein Gegenstück für Cadence-Style-Läufer ist natürlich die logische Konsequenz. Und auch wenn ich dazu bisher keine offiziellen Infos habe, kursieren im Internet schon diverse Bilder eines ASICS Metaspeed Edge. Dieser scheint eine etwas weniger gedämpfte Variante des Metaspeed Sky zu sein und gleichzeitig über eine höhere Sprengung (mutmaßlich 8-10mm) und einen etwas weniger aggressiven Rocker zu verfügen.

Insgesamt finde ich diesen extrem wissenschaftlichen Ansatz sehr, sehr spannend! Umso spannender wäre natürlich ein entsprechender Vergleichstest beider Modelle. 


Außensohle

Schaut man sich die Unterseite des ASICS Metaspeed Sky an, fällt zunächst auf, wie viel breiter der Vorfuß im Vergleich zur Ferse ist. Auch die stark asymetrische Form des Leisten ist deutlich erkennbar. Die Außensohle des ASICS Metaspeed Sky besteht aus zwei unterschiedlichen Materialien. Im Fersenbereich ist das Mittelsohlenmaterial FlyteFoam Turbo entblößt. Das kennt man aus anderen Modellen, wie bspw. dem ASICS Metaracer. Ich hatte da zunächst größte Bedenken bezüglich der Haltbarkeit des Materials. Doch nach 60km sieht man bisher genauso wenig Gebrauchsspuren wie am restlichen Schuh (nächstes Bild). Selbst das fein aufgetragene ASICS Logo im Fersenbereich ist nach wie vor sichtbar.

Das Material ist auf der Unterseite genauso wie an den Seiten eingekerbt. Dadurch wird die gestreifte Optik am gesamten Schuh fortgeführt. Ob dadurch zusätzlich die Eigenschaften des Schaums beeinträchtigt werden, kann ich nicht sagen. Ggfs. geht es auch um zusätzlichen Grip auf der Unterseite?

Die Streifen werden übrigens wie aus einem Guss auch auf dem zweiten Sohlenmaterial - ASICSGRIP - weitergezogen. Dort bilden sie zweifelsohne ein Teil des Profils. Gleiches gilt für die vielen ausgeschnittenen Löcher im Vorfußbereich. So wird gleichzeitig Gewicht gespart und Traktion und erzeugt - cool! Die Traktion scheint durch das erzeugte Profil in Kombination mit der ASICSGRIP Gummimischung keine Wünsche offen zu lassen. Ich bin zugegebenermaßen bisher nur im trockenen gelaufen, da gabs bisher nichts zu meckern.

Der zweite ASICSGRIP Streifen auf der medialen Seite der Ferse schützt natürlich hauptsächlich vor Abnutzung, erzeugt aber außerdem Stabilität.


Laufgefühl

Nachdem wir in den vorangegangenen Abschnitten geklärt haben, dass der ASICS Metaspeed Sky technisch gesehen definitiv das Zeug zum Superschuh hat, stellt sich natürlich die Frage: Läuft er sich auch wie ein Superschuh? Die Antwort darauf ist defintiv ja! Ich habe bisher nicht die riesen Auswahl an anderen vermeintlichen Superschuhen testen dürfen, aber für mich ist es auf jeden Fall das energetischste Laufgefühl, dass ich jemals erfahren hab! Vor allem im Vorfuß hat der Schuh mehr Dämpfung und “Pop” als alles was ich bisher am Fuß hatte. Man merkt regelrecht wie der Schaum beim Kontakt mit dem Asphalt komprimiert wird und dann die Energie wieder ausstößt. Unglaublich! Die Karbonfaserplatte dagegen spüre ich gar nicht so sehr. Entweder ist beides so fein aufeinander abgestimmt, dass es wie aus einem Guss wirkt oder sie dient vorrangig der Stabilität und dem Rockereffekt. Dieser wiederum ist sehr ausgeprägt. Der ASICS Metaspeed Sky zwingt einen regelrecht auf den Vorfuß und in eine leicht vorgebeugte Laufhaltung um dort sein volles Potential zu entfalten. Da muss man sich im Zweifel erst dran gewöhnen, sobald man dies getan hat, fühlt es sich aber großartig an!

Ein Wort noch zum Thema Stride-Style vs. Cadence-Style. Ich habe mir natürlich Daten zu einigen meiner Läufe angeschaut. Und auch wenn ASICS Graphen und Daten aus den Werbematerialien bei genauerem Hinschauen vorrangig genau das zu sein scheinen - Werbematerialien - bin ich mir doch ziemlich sicher, dass ich zu den Stride-Style-Läufern gehöre. Meine Schrittlänge erhöht sich also überproportional stark, wenn ich an Tempo zulege. Während eines Longruns, der in zehn lockere Kilometer, gefolgt von 16km auf Marathontempo unterteilt war, hat sich die Pace zwischen den beiden Phasen um ca. 1:30min verändert. Gleichzeitig hat sich die durchschnittliche Trittfrequenz von 165 auf 178 Schritte pro Minute (spm) gesteigert und die Schrittlänge von 1,01m auf 1,28m verlängert. Das entspricht einem Zuwachs von ca. 7,5% in der Schrittfrequenz und 27,5% in der Schrittlänge. Ein Cadence-Style-Läufer hätte im Gegensatz dazu Schrittfrequenz und Schrittlänge beides um ca. 17% erhöht (193spm / 1,18m) um auf einen ähnlichen Geschwindigkeitszuwachs zu kommen. Per Definition sollte ich also genau der Typ Läufer sein, den ASICS mit dem Metaspeed Sky ansprechen möchte. Und was soll ich sagen? Ohne das Vergleichsmodell Metaspeed Edge gelaufen zu sein, fühlt es sich auf jeden Fall so an, als ob sie recht haben!

Achja: Für langsame Geschwindigkeiten ist der Metaspeed Sky übrigens nichts. Er wirkt in dem Fall auch nicht total fehl am Platz, aber der Rocker funktioniert für mich erst ab knapp über Marathontempo - erst dann entfaltet der Schuh sein volles Potential.


Zusammenfassung und Empfehlung

Nachdem letztes Jahr der Metaracer von ASICS in meinen Augen noch nicht richtig als Superschuh gelten durfte, sondern eher ein moderner “Racing Flat” war, ist ASICS dieses Jahr auf jeden Fall dort angekommen, wo wir die Japaner vor einem Jahr schon erhofft hatten - gerade rechtzeitig zur verspäteten Heimolympiade in Tokyo. Der Metaspeed Sky braucht sich vor keinem anderen Marathonschuh zu verstecken, egal ob er von adidas, Nike, New Balance oder wem auch immer kommen mag.

Der ASICS Metaspeed Sky ist eines der leichtesten Modelle unter all den Marathonboliden, hat für mich das beste Obermaterial all dieser Schuhe und bietet ein unfassbares Maß an Energierückgewinnung.

Dem kommt höchstens Nike gleich. Gleichzeitig funktioniert der Schuh für mich (als vermeintlichem Stride-Style-Runner) in jedem Wettkampftempo von 3km bis zum Marathon und ist damit extrem vielfältig. Dämpfung wäre vermutlich sogar für noch längere Distanzen da, aber ich bin einfach zu langsam um dann noch von der Geometrie des Schuhs zu profitieren. Aufpassen muss man zudem, dass einem die schmale Ferse nicht zum Verhängnis wird, wenn mit wachsender Ermüdung Konzentration und Laufform nachlassen. Einziger weiterer Wermutstropfen ist der im Verhältnis etwas zu hohe Preis (zum Vergleich: Nike hat die UVP des Next% 2 tatsächlich um 25€ auf 225€ reduziert). Aber viel Geld kostet jeder der Superschuhe und der ASICS Metaspeed Sky scheint sogar durch eine gute Haltbarkeit punkten zu können.

Wer also gerade von zurückkehrenden Straßenrennen im Sommer und Herbst träumt und sich das passende Schuhwerk als kleinen Motivationsschub gönnen möchte, sollte sich den ASICS Metaspeed Sky auf jeden Fall anschauen. Für mich wird es die Waffe meiner Wahl für den anstehenden Solo-Frühjahrsmarathon sein. Und wenn der Sky nicht zu eurem Laufstil passt, könnte ja der verwandte Metaspeed Edge der richtige Schuh sein!? Ich bin von ASICS’ Ansatz, unterschiedliche Schuhe für unterschiedliche Läufertypen anzubieten, jedenfalls restlos begeistert und kann es kaum erwarten auch das zweite Modell in die Hände zu bekommen, um zu sehen ob an der Sache was dran ist!


Wertung 9,8/10 (-0,1 für den etwas zu hohen Preis; -0,1 für den zur Ferse sehr schmal zulaufenden Leisten)

Ganz ehrlich? Ich brauche keinen ASICS Metaspeed 2. Was soll der noch besser machen? Klar, ein breiterer Leisten im Fersenbereich für erhöhte Stabilität wäre cool, aber diese brauchen ehrlicherweise nur die wenigsten. Deshalb wäre mein Vorschlag einfach den Preis noch ein wenig zu reduzieren und gleichzeitig noch ein Stabilitätsmodell einzuführen. Letzteres darf dann ruhig auch 220g wiegen und wäre trotzdem noch der perfekte Marathonschuh für mich. Danke, liebe ASICS Ingenieure.


Vergleiche


ASICS Metaspeed Sky vs. ASICS Metaracer (RTR German Review, RTR English Review)

Noch besseres Obermaterial, mehr Dämpfung, moderneres Mittelsohlenmaterial, mehr Energierückgewinnung, mehr Stabilität - der Metaspeed Sky ist all das, was ich mir schon letztes Jahr vom Metaracer erhofft hatte. Dieser ist keineswegs ein schlechter Schuh, aber in dem Fall gilt “neuer ist besser” und das eigentlich auf jeder Distanz! Beide Schuhe 44 EUR.


ASICS Metaspeed Sky vs. adidas Adizero Pro (RTR German Review, RTR English Review)

Der Adizero Pro ist ähnlich dem Metaracer eher ein moderner “Racingflat” als ein Marathonsuperschuh. Der bessere Vergleich wäre der Adios Pro, den ich aber leider nie gelaufen bin. Der Adizero Pro ist ein wenig stabiler, bietet eine bessere Außensohle und könnte deshalb sogar auf leichten Trails gelaufen werden. Auch adidas hat es geschafft ein hervorragendes Obermaterial zu kreieren. Doch für ein reines Straßenrennen ist der Metaspeed Sky auf jeden Fall der bessere Schuh und das auf jeder Distanz. Beide Schuhe 44 EUR.


ASICS Metaspeed Sky vs. Saucony Endorphin Pro (RTR German Review, RTR English Review)

Der Endorphin Pro war eins meiner Highlights des letztes Jahres. Der erste Schuh, der sich mit Nike’s Vaporflys messen konnte. Er ist stabiler im Vergleich zum Metaspeed Sky, läuft sich etwas härter und nicht ganz so energetisch. Der Rocker ist subtiler und der Schuh läuft sich dadurch etwas natürlicher - sofern man das von einem Karbonplattenschuh überhaupt behaupten kann. Der Metaspeed Sky ist im Vorfuß besser gedämpft, seine Geometrie drückt den Läufer / die Läuferin auch mehr dorthin. Das Obermaterial ist noch atmungsaktiver und der ganze Schuh ist deutlich leichter. Schweren Herzens muss ich sagen - der ASICS gewinnt diesen Vergleich für mich. Metaspeed 44 EUR, Endorphin Pro 44,5 EUR.


ASICS Metaspeed Sky vs. Nike Vaporflly Next % 

Der Nike Next% ist für jeden Schuh mit Karbonfaserplatte die Messlatte. Oder soll ich sagen war es? Der Metaspeed Sky kann für mich mindestens mithalten und da mir vor allem die niedrigere Sprengung gut liegt, schlägt er für mich den Next% sogar! Er ist mindestens genauso energetisch, hat das bessere Obermaterial und ist genauso vielfältig! Vor allem letzteres hat meines Erachtens nach bisher kein anderer Schuh geschafft. Auf der ein oder anderen Distanz gab es auch letztes Jahr schon Schuhe, die dem Next% Paroli bieten konnten. Der Metaspeed Sky ist jetzt der erste, der es über das gesamte Spektrum schafft! Metaspeed Sky 44 EUR, Next% 44,5 EUR.


ASICS Metaspeed Sky vs. Hoka Carbon X (RTR English Review)

Beides sind Schuhe mit Karbonfaserplatte, die stark mit der Sohlengeometrie arbeiten. Während der Carbon X jedoch herkömmlichem EVA Schaum nutzt, kommt der Metaspeed mit neuester PEBA Technik daher. Der Unterschied im Laufgefühl und der Energierückgewinnung ist immens! Der Metaspeed ist außerdem sehr viel leichter und hat das bessere Obermaterial. Für den Carbon X spricht, dass er einer der stabilsten Wettkampfschuhe ist und sich deshalb hervorragend für Überpronierer eignet. Beide 44 EUR.


YouTube Playlist mit englischsprachigen Laufschuhtests HIER


Die Laufbiographien aller RTR-Tester könnt ihr hier lesen. 

Der Schuh, der Grundlage dieses Tests ist, wurde mir von New Balance kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind meine eigenen.

Ich freue mich über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.

Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.

 

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1 comment:

Nils said...

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