Friday, September 16, 2022

Testbericht: Naked T/r Trail Racing Shoe- Revolution? (German)

Artikel von Markus Zinkl

Naked® T/r Trail Racing Shoe ($290)

Einleitung

Eher bekannt durch ihre minimalistischen Laufgürtel und -westen, wagt sich Naked nun auch ich den Schuhbereich vor. Bekannt wurde der Hersteller durch ihren Laufgürtel “Naked Running Band” und bietet mittlerweile auch Kleidung und eine Laufweste an. Hervorgehoben wird von Naked hier immer wieder die “Revolution”. Wie auch beim beliebten Running Band und der Running Vest, geht Naked einen andern Weg als die Konkurrenz und verzichtet auf die konventionellen Befestigungssysteme. Im Fall der brandneuen Trail Racing Schuhe komplett auf die Schnürung ! Kann das bei einem Laufschuh fürs Gelände funktionieren? Gerade hier ist der Halt und die Stabilität essenziell. Lasst es uns im Testbericht herausfinden.

Pro:

  • Socken artiges Tragegefühl

  • Leicht für einen Trailschuh

  • Merkbarer Vortrieb

Contra:

  • schlechte Atmungsaktivität

  • keine Anpassung der Passform, durch fehlende Schnürung

  • schwierig anzuziehen

  • Preis (290$ - EU Preis noch nicht bekannt)

Tester: 

Markus Zinkl ist 32 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf in Bayern, Deutschland. Er begann mit dem Laufen nur, um seinen Hauptsport, Fußball zu unterstützen. Seit er vor etwa 4 Jahren mit dem Fußballspielen aufhörte, wurde Laufen zu seiner Hauptsportart, um fit zu bleiben.

Er läuft jetzt 5-6 Mal pro Woche zwischen 60-80 Kilometer. Abgesehen von einem lokalen Staffellauf läuft er selten Rennen. Markus läuft sowohl auf dem Trail als auch auf der Straße und ist ein absoluter Ausrüstungsfreak. Neben dem Laufen verbringt er den größten Teil seiner Freizeit mit Wandern, insbesondere in den Bergen, wo auch sein Interesse an Ausrüstung zum Tragen kommt.


Daten

Gewicht:

Offiziell: 255 g (Herren EU 42 ⅔ | US 9)

Testschuh: 282 g (Herren EU 44 / US 10)

Sprengung: 5 mm (26 mm Ferse / 21 mm Vorfuß)

Release: EU Release noch nicht offiziell. Verfügbar in den USA für 290$.

Erster Eindruck und Passform

Ganz neu und revolutionär ist das schnürlose Konzept nicht. Bei Fußballschuhen ist das Ganze schön länger bekannt. Lotto startete damit bereits 2006 und Adidas nahm dies wiederum 2016 auf und ist seitdem der Hersteller mit dem größten schnürungslosen Angebot an Fußballschuhen. Bereits bei den Fußballschuhen war und ist die Resonanz gemischt. Größter Kritikpunkt ist hier immer der Halt bei schnellen Richtungswechseln. Da verwundert es auch nicht das es kaum Profis gibt, die schnürlose Fußballschuhe tragrn. Adidas hat in jeder Modelllinie auch ein Topmodel mit klassischer Schnürung, auf welches auch die meisten Profis setzen. Ich war daher sehr gespannt, wie Naked dieses Problem angehen wird. 

Bereits beim Anziehen wird klar, die Schuhe sind durch die elastischen Elemente um den Fußrücken sehr eng geschnitten. Der mitgelieferte Schuhlöffel ist definitiv notwendig. 

Ohne ihn ist es sehr schwierig, die Schuhe anzuziehen. Erstmal angezogen war ich sehr vom Halt und “Lockdown” überrascht.

An der Ferse und Schuhoberseite sind kleine Polster mit “Sharkskin” Oberfläche. Wie der Name sagt, ist dieses Material in eine Richtung glatt und in die andere Richtung sehr rau. Damit wird sogar ohne Schnürung sehr guter Fersenhalt gewährleistet. Das Material kannte ich bisher nur von Rennradschuhen ala Shimano RC 9. 

Die “Linerloc” Innensohle ist fest eingenäht und sehr griffig, was ebenfalls zum Halt beiträgt und ein Rutschen innerhalb des Schuhs verhindert. Dabei erinnert sie an den originalen Salomon Pulsar, welcher auch auf eine herausnehmbar Innensohle verzichtet. Kudos hier an Naked. Der Halt und Lockdown waren meine größten Bedenken. Diese konnten sie mir vollständig nehmen.

Wie bereits erwähnt, ist die Passform um den Mittelfuß sehr eng, weitet sich dann allerdings im Vorfußbereich. Für meine Fußform ist diese nahezu perfekt. Allerdings ist das ein Problem des Schuhs, entweder er passt oder nicht. Man hat keinerlei Möglichkeit, die Passform durch enge oder lockere Schnürung anzupassen.

Bei der Größe ist wiederum Vorsicht geboten. Hier am besten genau an der Größentabelle orientieren und die Fußlänge messen. Anstelle meiner regulären 44.5 EU / 10.5 US habe ich eine 44 EU / 10 US genommen und diese passt perfekt.

Obermaterial

Der Schuh verzichtet zum Großteil auf Nähte und ist vollständig geklebt. 

Das Obermaterial ist dabei vollständig aus TPU. 

Am Fußrücken ist elastisches Stretch eingenäht. Hier kommen wir auch bereits zum zweiten Nachteil des Schuhs, die Atmungsaktivität.

Materialbedingt, vertraut Naked nur auf ein paar wenige kleine Löcher im Vor- und Mittelfußbereich auf Ventilation. Dadurch wird es schnell recht schwitzig im Schuh. Selbst einem meiner letzten Läufe bei 15 °C Außentemperatur, wurden meine Füße sehr warm in den Schuhen. Dies könnte wiederum ein Vorteil sein, wenn die Temperaturen im Herbst und Winter weiter fallen. Ich könnte mir vorstellen, dass bei Temperaturen um die 0°C die Füße angenehm warm bleiben. Das muss ich allerdings erst noch testen, sobald die Temperaturen fallen.

Ein weiter Kritikpunkt ist der oben zu sehende Bereich. In diesem zu sehenden Knick ist die Lasche eingenäht. Das kann zu Irritationen und Blasen führen. Ich persönlich hatte damit kein Problem, konnte aber an der Stelle zumindest direkt nach dem Lauf eine Druckstelle sehen. Michael, aus dem US Team, hatte genau an der Stelle eine Blase.

Zusammenfassend lässt sich die Passform eigentlich relativ einfach zusammenfassen. Entweder der Schuh passt oder nicht. Wenn der Schuh passt, kann ich ihm durch das leichte Gewicht wirklich ein sockenartiges Gefühl, mit keinen Abstrichen in Halt und Lockdown attestieren. Ich hatte Glück und bin vom Fit begeistert. Da das allerdings sehr von der Fußform abhängt, ist ein Probetragen unabdingbar.

Mittelsohle

Die Mittelsohle ist eher auf der festeren Seite, dadurch aber sehr direkt und reaktionsfreudig. Für kurze und mittellange Läufe ist, die Dämpfung ausreichend. Wie der Name schon sagt, ist der Schuhe eher auf Rennen und somit schnelle Läufe ausgelegt. 

Da darf natürlich eine Carbonplatte nicht fehlen. Die Platte ist im Vorderfuß geteilt und sorgt dadurch, dass der Schuh auch bei unebenem Terrain stabil bleibt. Es scheint wohl so, dass die wabbeligen und unstabilen Trail Carbonracer mit einteiliger Carbonplatte der Vergangenheit angehören. Die Platte sorgt für ordentlich und merkbaren Vortrieb, gerade auf flachen Strecken und Anstiegen. 

Außensohle

Die Außensohle ist schnell abgehandelt. Naked macht es sich einfach und setzt hier auf die Vibram Megagrip Gummimischung in Kombination mit der dünnen Litebase Sohle, um das Gewicht weiter gering zu halten. 

Weiterhin setzten sie auch die neuen Traction Lugs, ähnlich wie beim Hoka Speedgoat 5, ein. 

Das Ergebnis ist Grip und Halt in allen Lebenslagen. Ich habe die kürzlichen Regenfälle genutzt, um die Schuhe auch in nassen Bedingungen zu testen. Dabei vor allem im Wald auf nassen Wurzeln und Steinen. Die bei mir üblichen Granit und Schiefersteine stellen trocken als auch Nass kein Problem für die Vibram Außensohle dar. Abgesehen davon bietet die Sohle auch auf staubtrocken Untergrund und Schotter sehr guten Halt. 

Für mich ist Megagrip immer noch das Non-Plus-Ultra der Außensohlen.

Laufgefühl

Wie bereits angesprochen, ist das Laufgefühl von der direkten Carbon-Mittelsohle geprägt. Gepaart mit dem sockenartigen und freien Gefühl ist es wirklich einzigartig. Der Schuh wird von Naked als Trail Racing Schuh beworben und dem kann ich nur zustimmen. Für Distanzen bis zum Halbmarathon Trail Rennen, ist der Schuh perfekt. Für alles darüber hinaus, würde ich mir etwas mehr Dämpfung wünschen. Auch auf sehr technischem Terrain kann der Schuh überzeugen. Da ich von vornherein beim Halt meine Bedenken hatte, bin ich gerade davon sehr beeindruckt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es der erste Laufschuh dieser Art ist


Zusammenfassung und Empfehlung

Ich hatte es oben schon einmal angesprochen. Entweder der Schuh passt oder nicht. Wenn er passt, ist das schnürlose System sehr beeindruckend. Gleichzeit kommen damit aber auch die genannten Nachteile mit sich. Die Passform lässt sich nicht persönlich abstimmen und die Atmungsaktivität des Obermaterial lässt zu wünschen übrig.

Für mich ist also eine Anprobe des Schuhs unabdingbar. Der Fit und auch der Preis machen den Schuh definitiv nichts für die breite Masse. Wem der Schuh allerdings passt, eine Trail Racing Maschine sucht und ihn sich leisten kann, wird begeistert sein.

Punktzahl: 8.85/10

Laufgefühl: 9

Passform: 9

Wert: 7

Stil: 9.5

Grip: 9.5

Steinschutz: 8.5

Vergleiche


Salomon S/Lab Pulsar (RTR English Review)

Der Pulsar kommt vom Tragegefühl her am nächsten an den Naked heran. Allerdings ist der Pulsar gerade im Vorderfußbereich etwas enger geschnitten. Das deutliche geringere Gewicht (202 g vs. 282 g) machen den Pulsar nochmal etwas leichtfüßiger. Der Pulsar bietet auf etwas mehr Dämpfung, wohingegen die Carbonplatte im Naked deutlich mehr Vortrieb bring.


Scarpa Golden Gate Kima RT (Testbericht)

Auf den ersten Blick erstmal nicht vergleichbar. Allerdings erinnert mich die Mittelsohle vom Naked sehr stark an den Scarpa. Beide sehr direkt und mit Vortrieb durch eine Carbonsohle. Der Naked dabei aber um einiges leichtfüßiger als der Scarpa. Wohingegen der Scarpa in Sachen Felsenschutz klar die Naße vorne hat. Deutlich schwerer und robuster ist der Scarpa klar im Gebirge zu Hause. Der Naked ist hier deutlich flinker und konstruktionsbedingt weniger robust.


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Die Laufbiographien aller RTR-Tester könnt ihr hier lesen. 

Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von Naked Running kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.

 

Wir freuen uns über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.

Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.

 

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1 comment:

Martin said...

Danke für den interessanten Bericht.

Das Gewicht des Schuhs finde ich jetzt nicht so sonderlich gering. Da hätte ich auf weniger Gramm getippt. Insgesamt wäre mir das Wagnis „passt oder passt nicht“ zu hoch für den Preis.