Wednesday, August 04, 2021

Testbericht: Nike Air Zoom Terra Kiger 7 (German) - Unter den richtigen Umständen eine Menge Spaß!

Article by Johannes Klein and Nils Scharff


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Nike Air Zoom Terra Kiger 7 (140 €)



Einleitung

Johannes: Nike macht Trail-Schuhe? Klar! So ähnlich verlief so manche Konversation, die ich als Laufschuhberater geführt habe. Die Marke mit dem Swoosh ist eben mehr für ihre Lifestyle- und Straßenlaufschuhe bekannt, bei denen Design und Komfort im Vordergrund stehen.
Aber kann Nike auch funktionale und widerstandsfähige Trailschuhe, die den Ansprüchen von uns Schuh-Nerds genügen? Wenn es nach unseren amerikanischen Kollegen geht, die den Terra Kiger 7 bereits vor uns getestet hatten, dann ist die Antwort ein klares Ja.
Die neueste Ausgabe des Terra Kiger ist eine Abweichung vom Vorgänger, mit ihrem Mehr an Dämpfung, Profil und Obermaterial. Während einige TesterInnen die Abkehr von früheren, eher minimalistischen Designs anprangern, sind andere für den zusätzlichen Komfort dankbar. Da ich selbst nicht im Terra Kiger 6 gelaufen bin, werde ich den Nachfolger hier zunächst auf Basis seines eigenen Charakters beurteilen. Weiter unten folgen dann die Vergleiche mit den Modellen der Wettbewerber.

Nils: Der Nike Terra Kiger 6 war einer der ersten Schuhe, die ich letztes Jahr für RoadTrailRun testen durfte. Klar schwang damals aus diesem Grund etwas die Euphorie mit, doch den Kiger 6 habe ich grundsätzlich sehr gemocht. Er war nicht nur einer der schönsten Trail Schuhe des letzten Jahres, sondern hat auch durch eine tolle Passform und mit tollen Gefühl für die Laufstrecke bestochen. Einzig für längere Distanzen war er etwas zu unnachgiebig gedämpft. Oh und Nike’s Außensohlengummi war bei Nässe leider nie so vertrauenserweckend wie man es sich von einem Trailschuh wünscht.

Der diesjährige Nike Terra Kiger 7 macht einiges anders als sein Vorgänger. Das Obermaterial scheint mehr oder minder gleich zu sein, doch auf den ersten Blick ist direkt ein neues Außensohlensetup erkennbar. Ob sich wohl auch die Gummimischung verbessert hat? Größter Unterschied ist jedoch eine deutlich stärker gedämpfte Mittelsohle und die Verschiebung des Zoom Air Elements von der Ferse in den Vorfuß. Wie sich diese Faktoren auf den Lauf auswirken, bleib abzuwarten. Doch grundsätzlich scheint sich der Kiger 7 weg vom Wettkampf- hin zum Trainingsschuh zu bewegen.


Pro & Contra


Pro:
Johannes: Markantes Design (wenn auch nicht unbedingt unsere schwarz-weiße Version)

Johannes: Leichtes, atmungsaktives Obermaterial
Johannes/Nils: Lebendiges Laufgefühl

Nils: Sehr bequemer Schuh

Nils: Tolle Road-To-Trail Option - läuft sich auf Straße und Trail gleichermaßen gut


Contra:
Johannes/Nils: Kein guter Grip bei Feuchtigkeit

Johannes: Schnürung ist schwer einzustellen, was sich negativ auf den Halt im Schuh auswirkt


Tester: Johannes Klein

Im Sommer 2020 ist Johannes als langjähriger Fan, der zum Schuhtester wurde, zur RTR-Truppe gestoßen.
Er lebt in der Nähe von Karlsruhe, wo er treffenderweise sein erstes 14-km-Rennen als Teil der Teamstaffel beim Baden-Marathon lief. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für den Laufsport und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Derzeit versucht er, seine Beine auf Vordermann zu bringen, um eine 10-km-Zeit von 40 Minuten in Angriff zu nehmen. Dazu läuft er wöchentlich 35 bis 40 Kilometer.
Allgemein ist Johannes die meiste Zeit draußen zu finden, beim Wandern, Spazieren am Fluss oder Streetball Spielen. Seine bevorzugten Inside-Aktivitäten sind Bloggen, Kochen und der Vergleich von Laufschuhen. Mit Letzterem hat er als Verkäufer bei Engelhorn Sports angefangen, wo er in der Laufabteilung eine leichte bis mittelschwere Schuh-Besessenheit entwickelt hat.
Ihr findet Johannes auf Instagram (@running_joe92) und Strava (https://www.strava.com/athletes/30454954). 

 

Tester: Nils Scharff
Ich bin 31 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 5 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit sechs Marathons gelaufen, die PB von 2:57:10h habe ich dieses Jahr trotz Corona im Rahmen eines #stayathomemarathons aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (17:32min), 10km (37:32min) über Halbmarathon (1:22:56h) bis eben zum Marathon.

 

Daten


Gewicht: 

Offiziell: 295g Gramm (Herren US 9)

Testschuhe: 331 Gramm (Herren US 11) / 310 Gramm (Herren US 10.5)
Sprengung: Herren 4 mm (26 mm Vorfuß / 30 mm Ferse)

Release: Verfügbar ab sofort für 140€


Erster Eindruck und Passform

Johannes: Wie so oft, wenn man es mit einem Nike-Schuh zu tun hat, überzeugt der Terra Kiger 7 mit seinem Design. Leider haben wir mit unserem Schwarz-Weiß eine eher unauffällige Farbvariante bekommen, was der geschmeidigen Ästhetik des Schuhs jedoch keinen Abbruch tut.
Beim Reinschlüpfen fiel mir sofort auf, dass sich der Terra Kiger 7 nicht unbedingt wie ein Trailschuh anfühlt, sondern mehr nach einem leichten Straßenschuh. Das hat wohl mit dem luftigen Obermaterial zu tun, das mich (an den Stellen, wo es nicht verstärkt ist) an den Air Zoom Streak erinnert.
Als ich den Schuh gewogen habe, war ich dann etwas überrascht über das moderate Gewicht von 331 Gramm pro Schuh (Gr. EU 45), da er sich in der Hand und am Fuß wesentlich leichter anfühlt. Die Passform ist recht lang, was aber den Halt im Schuh zunächst nicht negativ beeinflusst. Zum ‘Lockdown’ auf dem Trail werde ich im Folgenden (siehe Obermaterial) allerdings noch ein paar Worte verlieren. Positiv aufgefallen ist mir die Breite der Zehenbox, die – anders als die meisten Laufschuhe von Nike – genügend Platz für meine mittelbreiten Spreizfüße bietet. 

Nils: Wie Johannes schon sagt, ist das Design zwar wie immer bei Nike gelungen, aber im gewohnt leuchtend orangenen Schuhkarton hätte sich gern eine buntere Variante verstecken dürfen. Unsere amerikanischen Kollegen hatten eine tolle, gelbe Option am Fuß - die sieht klasse aus!

Der Nike Terra Kiger 7 sitzt genauso wie sein Vorgänger hervorragend am Fuß. Im Vergleich ist er etwas länger und weiter geraten, passt aber grundsätzlich genauso größenecht. Der Kiger 7 vermittelt direkt ein super bequemes Gefühl am Fuß. Dies liegt sowohl am gelungenen Obermaterial, als auch an der weich dämpfenden Mittelsohle aus Nikes React Material. Mein Testpaar der Größe EUR 44.5 wiegt 310 Gramm und ist somit 15 Gramm schwerer als der Vorgänger. Das ist aufgrund der höheren Stapelhöhe aber nur logisch. 


Obermaterial


Johannes: Im Vergleich zur Vorgängergeneration gibt es keine größeren Änderungen zu berichten. Nike hat sich wieder einmal für einige auffällige, kontrastreiche Farbvarianten entschieden. Für diejenigen, die es gedeckter mögen, gibt es eine schwarz-weiße Version, die auch uns gesendet wurde.

Wie bereits erwähnt ist das zweilagige Mesh-Material an den Stellen, wo es nicht verstärkt ist, stark perforiert und lässt den Fuß gut atmen. Der Teil, der Ferse und Knöchel umschließt, bietet durch eine recht starre Fersenkappe und weitere Overlays einen sehr guten Halt.
Im Mittelfuß ist der Terra Kiger 7 nicht etwa mit einem traditionellen Schnürsystem, sondern mit Ösen ausgestattet, durch die die Schnürsenkel geführt werden. Immer wenn mir diese Art der Schnürung in einem Schuh begegnet, habe ich das Gefühl, dass ich ein wenig mehr Mühe habe, meinen Fuß zu fixieren, da die Schnürsenkel wieder zurückrutschen, wenn man eine Öse eingestellt hat und zur nächsten übergehen will. Wenn ich fest zuziehe, entsteht ein unangenehmes Druckgefühl über den Spann (das auch den dünnen, unflexiblen Schnürsenkeln geschuldet sein könnte), sodass ich Schwierigkeiten habe, die richtige Mischung aus Halt und Komfort zu finden. An diesem Umstand könnte es liegen, dass ich mir in scharfen Kurven und beim Bergablaufen ein wenig mehr “Lockdown” gewünscht habe. Da unsere amerikanischen Kollegen keine Probleme dieser Art zu berichten hatten, könnte es aber auch am Zusammenspiel des Schuhs mit meinem Fußvolumen liegen.
Die Zehenbox ist recht weit und flach, was für mich als Plattfüßler eine angenehme Kombination ist. Ganz vorne findet sich ein Stoßfänger, der den Zehen Schutz vor scharfen Kanten und harten Gegenständen bietet.
Alles in allem habe ich nicht viel am Obermaterial des Terra Kiger 7 auszusetzen. Lediglich die unkonventionelle Ösen-Schnürung war für mich ein wenig problematisch.

Nils: Nike Terra Kiger 7 und 6 ähneln sich bezogen auf das Obermaterial sehr. Aber warum soll man auch etwas ändern, was im Vorgänger gut funktioniert hat? Im Vor- und Mittelfußbereich wird ein zweilagiges, klassisches Meshmaterial (Mesh = Gewebe) genutzt. Dabei gibt vor allem die innere Lage dem Fuß ein tolles, sicheres Gefühl. Sie ist ein wenig enger geschnitten, dafür scheint das Material aber ein wenig dehnbar zu sein, sodass es sich so dem Fuß anschmiegt. Die äußere Lage ist weniger dehnbar und gibt so den notwendigen Halt in alle Richtungen. In das äußere Material wurden zudem extrem viele Belüftungslöcher eingearbeitet, sodass sich der Schuh trotz der zweilagigen Konstruktion nicht sonderlich warm, sondern gut belüftet anfühlt. Auch Wasser kann sehr schnell eindringen oder entweichen. Da es gleichzeitig sehr schnell trocknet, ist das genau das, was man sich für einen Trailschuh wünscht. Und obwohl das Mesh für einen Trailschuh eher filigran und “anfällig” wirkt, konnte ich im Kiger 6 keinerlei Qualitätsprobleme feststellen und erwarte diese auch nicht für den Kiger 7.

Die Zunge des Kiger ist relativ dünn, aber meiner Ansicht nach ausreichend gut gepolstert. Unangenehmen Druck durch die Schnürsenkel kann ich nicht spüren. Zudem ist die Zunge seitlich mit dem Schuh vernäht und so gegen ungewolltes Verrutschen gesichert.

Die von Johannes erwähnten Laschen (oder Ösen) durch die die Schnürung läuft, ist Fluch und Segen zugleich. Die Schnürsenkel lassen sich zum einen sehr leicht festziehen und justieren. Leider bedeutet das gleichzeitig aber auch einfaches zurückrutschen. Zieht man die Schnürsenkel an, muss man ihre Position also irgendwie fixieren während man den Schuh bindet, sonst lockert sich ihr sitz wieder. Das ist leider ein bisschen umständlich und umso trauriger, da es auch schon im Kiger 6 ein Problem war, das Nike offensichtlich nicht adressiert hat. Einziger Wermutstropfen: Das Problem wird geringer, wenn man den Schuh ordentlich dreckig macht - Schmutz und Abnutzung stumpfen die Materialien ab, was in diesem Fall hilfreich ist.

Während Struktur und Polsterungsgrad im Fersenbereich genau richtig portioniert sind (auch hier kein Unterschied zum Kiger 6), würde ich mir genauso wie Johannes im Mittelfuß etwas mehr Halt wünschen. Klar würde das zu Lasten der besagten Atmungsaktivität gehen, doch dadurch würde der Schuh besser in Anspruchsvollem Gelände zurechtkommen.


Mittelsohle

Johannes: Die Mittelsohle des Terra Kiger 7 kombiniert Nikes React und Air Zoom, wobei sich die Luftkapsel diesmal im Vorfuß befindet, anstatt im Fersenbereich. Über Nikes Vorzeige-Schaumstoff React gibt es nicht viel neues zu sagen: Auch im Terra Kiger 7 ist der Schaum weich, elastisch und harmoniert gut mit der Luftkapsel im Vorfuß. Die Zoom-Kapsel ist unter dem Fuß deutlich spürbar und hat für mich als Vorfußläufer sowohl eine positive als auch eine negative Seite. Zum einen hat sie einen federnden Effekt, zum anderen hat sie die Tendenz, meinen Fuß beim Bergablaufen zur Außenseite zu kippen. Vor allem auf unebenen Streckenabschnitten musste ich dadurch langsamer machen, als ich in einem stabileren Schuh gelaufen wäre, da ich nicht das Risiko eingehen wollte, zur Seite wegzuknicken. Wer diesen Effekt nicht gewohnt ist, sollte den Terra Kiger 7 zunächst auf leichteren, nicht so steilen Trails einlaufen, um das Verhalten der Zoom-Kapsel besser einschätzen zu können.
Ich habe keine offizielle Information von Nike, aber den Messungen unserer Kollegen zufolge hat der Terra Kiger 7 eine etwa 3 mm höhere Mittelsohle. Dadurch sollte er sich etwas weicher laufen. Da ich nicht im TK 6 gelaufen bin, kann ich nicht beurteilen, wie stark sich das Mehr an Dämpfung auswirkt. Auf meinen bisherigen Läufen war der Dämpfungseffekt des React-Schaums und der Zoom-Kapsel sehr beständig und hat auch über längere Strecken (mein längster Lauf: 14 km) nicht nachgelassen.
Da die Felsenplatte des Terra Kiger 7 segmentiert ist, ist die Mittelsohle recht flexibel. Meine Füße fühlten sich auf den leichten bis mittelschweren Trails, die ich bisher gelaufen bin, zu jeder Zeit gut geschützt.

Nils: Um Johannes Frage zu beantworten - der Unterschied zwischen TK 6 und 7 ist immens! Nicht nur, dass Nike uns durchgängig mehr React-Schaum spendiert hat. Sondern zusätzlich ist deutlich spürbar, dass das AirZoom-Element von der Ferse in den Vorfuß verlagert wurde. Dadurch ist die Ferse um einiges nachgiebiger und bequemer und gleichzeitig der Vorfuß agiler. Während der Kiger 6 ein Schuh war, den ich im Training nicht länger als 15km am Fuß haben wollte, bin ich im Kiger 7 schon 29km gelaufen und das Limit war an dieser Stelle nicht der Schuh sondern mein Trainingsplan. Ich kann durchaus sehen, wie der Kiger für Strecken bis in die kürzeren Ultradistanzen funktionieren kann.

Das verwendete React Material ist relativ weich aber auch ungemein energetisch. Die Kombination kostet zwar einiges an Stabilität, macht aber ungemein Spaß. Und das sogar auf Asphalt. Und dank einer relativ breiten Basis und einer crashpadartigen, ausgestellten Ferse ist auch die Stabilität noch akzeptabel.


Außensohle

Johannes: Der TK7 bekommt nicht nur mehr Mittel-, sondern auch mehr Außensohle. Die aktualisierte Version bietet mehr Abdeckung und ersetzt den rautenförmigen Einsatz, der sich zuvor unter dem Mittelfuß befand, mit Gummi.
Damit bietet die Sohle eine bessere Griffigkeit, sowie eine gleichmäßigeres Abrollen.

Die Stollen sind jetzt breiter, aber ähnlich hoch wie zuvor. Ebenfalls verschwunden sind die Ausschnitte, durch die man die Versteifungselemente (z.B. segmentierte Felsenplatte) sehen konnte. Das ist möglicherweise passiert, um einer Beschädigung der Luftkapsel im Vorfuß vorzubeugen, was einer unserer amerikanischen Tester tatsächlich in einer älteren Version erlebt hat.

Auf trockenem Kies, Fels, Wurzelwerk und auf erdigem Boden hat die Außensohle des Terra Kiger 7 keine Probleme. Bei feuchtem Wetter stellt sich jedoch schnell ein rutschiges Gefühl unter dem Fuß ein, was sich verstärkt, wenn das Gummi in einer Pfütze oder einem Bach nass wird. Auf nassem Fels verhält sich die Außensohle nicht viel besser als die eines Straßenschuhs. Da der Grip sonst sehr gut ist, nehme ich an, dass das Problem nicht so sehr in der Verteilung der Stollen, sondern eher in der Wahl des Materials liegt.

Nils: Wie Johannes schon sagt, performt das neue Stollenmuster des Nike Terra Kiger 7 durchweg gut - solange man bei trockenen Bedingungen läuft. Vor allem, dass die Stollen nun auch durchgängig über den Mittelfuß verlaufen ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger.

Bei Nässe sieht das leider nach wie vor anders aus. Egal welchen Nike Trail Schuh man wählt, man sollte sicher gehen, dass man ihn nur bei schönem Wetter läuft. Bei Nässe wird es selbst auf Asphalt schon rutschig. Auf felsigen, technischen Strecken ist das verwendete Sohlengummi fast schon gefährlich! Es ist für mich völlig unverständlich, warum Nike dieses schon aus den letztjährigen Modellen bekannte Problem nicht adressiert. Ich glaube niemand hätte ein Problem damit 10€ mehr für den Kiger zu Zahlen, wenn man dafür eine Vibram Megagrip Außensohle bekommt. Die Daumen sind gedrückt, dass es nächstes Jahr endlich soweit ist.

Laufgefühl

Johannes: Da der Terra Kiger 7 der erste Laufschuh von Nike ist, den ich je gelaufen bin, war ich bisher vollkommen unvertraut mit dem Gefühl einer Luftkapsel unter dem Fuß. Die Zoom-Technologie, der React-Schaum und die Felsenplatte verleihen dem Schuh ein lebendigen, sprunghaften Charakter, der dazu einlädt, schnell zu laufen.
Wenn ich ihn mit einem Vergleich beschreiben müsste, würde ich den TK 7 wohl den  Saucony Kinvara unter den Trailschuhen nennen. Auch das Obermaterial, das man am Fuß kaum spürt, erinnert an einen leichten Straßenschuh.
Für alle LäuferInnen, die primär auf ebenmäßigen, festen Trails unterwegs sind, gibt es wahrscheinlich wenig Schuhe, die dem TK 7 in puncto Laufgefühl das Wasser reichen können. Einen Kritikpunkt, den ich bereits angesprochen habe, muss ich jedoch hier nochmal anbringen. Obwohl mich die Energierückgabe der Luftkapsel im Vorfuß sehr anspricht, hat sie mich beim Bergablaufen irritiert, da sie meinen Fuß zur Außenseite kippte. Ich habe mehrmals überprüft, ob das Problem mit etwas anderem zusammenhängen könnte, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass es die Zoom-Technologie sein muss, die für dieses Gefühl der Instabilität verantwortlich ist. Diese Macke ist sehr ärgerlich, gerade weil der Terra Kiger 7 auf flachen Streckenabschnitten so viel Spaß macht.

Nils: Der Nike Terra Kiger 7 macht Spaß! Und zwar nicht zu wenig. Auf meinen eher moderaten Hometrails fliegt man im Kiger 7 nur so dahin. Das ZoomAir Element verleitet einen einfach dazu Gas zu geben. Und auch die relativ weiche Ferse ist bergab schön nachgiebig und dämpft einiges an Vibration und Schock weg. Und obwohl er zum schnellen Laufen verleitet, kann der Kiger durch das weiche Mittelsohlensetup auch langsam. Gleiches gilt für das Laufen auf Asphalt. Tatsächlich läuft sich der Kiger dort besser als viele Straßenlaufschuhe. 

Extrem technische Trails sind dagegen nicht die Stärke des Nike Terra Kiger 7. Zwar stört mich die Luftkapsel unterm Vorfuß nicht so sehr wie Johannes, doch man spürt deutlich, dass da etwas mehr an Stabilität und Präzision vorhanden sein dürfte. Gemeinsam mit etwas zu wenig Struktur im Mittelfuß und der weichen Ferse sorgt das dafür, dass der Kiger für mich zwar einer der besten Schuhe für moderate Trails und Door-To-Trail-Strecken, jedoch auf technischen Strecken nicht die erste Wahl ist.


Zusammenfassung und Empfehlung

Johannes: Insgesamt ist der Terra Kiger 7 ein Schuh, der für sein Gewicht eine Menge Dämpfung und Schutz für viele Bedingungen bietet. Er ist für kurze wie lange Strecken auf allen nicht allzu technischen oder steilen Trails geeignet. Die Passform und das Laufgefühl ist ausgezeichnet. Eine Enttäuschung ist aus meiner Sicht die Außensohle, die bei feuchten Verhältnissen nicht die Sicherheit vermittelt, die ich mir von einem Trailschuh wünschen würde. Da ich nicht viele Strecken mit Wasserläufen in meiner Umgebung habe und es auch nicht viel Niederschlag gab, war das für mich bisher kein größeres Problem. Als es jedoch im Urlaub an eine Bachdurchquerung ging, bin ich auf den nassen Steinen mehrmals weggerutscht und konnte mich einmal nur knapp fangen. Hierfür würde ich den Schuh also nicht empfehlen. Ob die Instabilität, die ich der Zoom-Kapsel zuschreibe, weiterhin ein Faktor ist, oder ob sich mit der Gewöhnung an den Schuh mehr Sicherheit einstellt, erfahrt ihr in meinem 100-Kilometer-Update.
Dass der Terra Kiger 7, wenn er wie oben beschrieben eingesetzt wird, wirklich Spaß macht, kann man nicht leugnen. Für alle, die vor allem auf den besagten Trails unterwegs sind, ist es definitiv wert, den Schuh auszuprobieren. Wer viel in technischem Terrain und feuchten Verhältnissen läuft, sollte vielleicht eher eine der untenstehenden Alternativen vorziehen (siehe Vergleiche).

Nils: Ich liebe den Nike Terra Kiger 7! Er macht einfach so viel Spaß! Unter den richtigen Bedingungen gibt es nicht viele Schuhe, die ich lieber am Fuß hätte. Leider sorgen die besagten Schwächen dafür, dass das Einsatzspektrum des TK7 begrenzt ist. Technische Trails? Eher nicht. Bei Nässe? Bleibt er am besten komplett zu Hause. Doch auf moderatem Terrain unter trockenen Bedingungen muss ich mich gerade schon zwingen andere Schuhe aus dem Regal zu holen.


Wertung

Johannes: 8,2/10 (Abzüge für Außensohle und Schürung)
Die relativ hohe Gesamtwertung, die ich für den Terra Kiger 7 vergebe, hat viel mit dem Laufgefühl des Schuhs zu tun. Wenn für die nächste Iteration jetzt noch ein Außensohlen-Material gefunden wird, das bei Nässe zuverlässiger ist, und die Schnürung optimiert wird (vielleicht einfach eine traditionelle Schnürung, anstatt der Ösen?), wird der Score für den TK 8 noch höher ausfallen. Da nur einer meiner amerikanischen Mittester auch das Problem hat, dass der Schuh beim Bergablaufen nach außen wegkippt, habe ich beschlossen, hierfür noch keine Punkte abzuziehen und auszuprobieren, ob es eventuell an meinem Laufstil / fehlenden Gewöhnung an die Luftkapsel liegt.


Nils: 8.43/10

Laufgefühl: 9.5 (30%) Passform: 8.5 (30%) Preisleistung: 8 (15%) Style: 8.5 (5%) Traktion: 6 (15%) Steinschutz: 9 (10%)


Abzüge bekommt der Nike Terra Kiger 7 vor allem aufgrund der schlechten Performance der Mittelsohle bei Nässe. Außerdem fehlt es etwas an Stabilität im Mittelfuß. Die Kombination aus beiden Faktoren schränkt das Einsatzspektrum drastisch ein und drückt auf die Preis-Leistung. Beides sind leicht abzustellende Probleme, sodass ich mir wirklich Hoffnung für den Kiger 8 mache!


Vergleiche


Nike Air Zoom Terra Kiger 7 vs. Nike Terra Kiger 6 (German Review)

Auf diesen Vergleich bin ich im Verlauf dieses Berichts schon mehrfach eingegangen. Der Kiger 7 gewinnt einiges an Gewicht und Dämpfung hinzu, bekommt neben der Veränderung der ZoomAir Pocket auch ein neues Außensohlengummi spendiert. Er ist der nachgiebiger, der bessere Allrounder und eine tolle Road-To-Trail Option. Der Kiger 7 ist härter, direkter, dichter am Boden, schneller. Aber er ist auch lange nicht so schonend für Beine, Füße und Gelenke, weshalb er sich kaum für Asphalt und für mich auch nur für kürzere Distanzen auf den Trails eignet. Beide EUR 44.5.


Nike Air Zoom Terra Kiger 7 vs. Topo Athletic MTN Racer 2 (German Review)

Der Kiger ist dem MTN Racer nicht unähnlich. Auch er kommt mit einem relativ weichen Mittelsohlensetup daher, ist relativ flexibel und rollt schön ab. Doch wo der MTN Racer (sofern er passt) auch technischste Sachen meistern kann, würde ich mich davon im Kiger fernhalten. Gleiches gilt für Nasse Strecken - das Außensohlengummi von Nike ist grässlich bis gefährlich, während Vibram Megagrip das vielleicht beste ist, was man am Fuß haben kann. Dem Nike zugute halten muss man den besseren Schutz, die tiefere Dämpfung, das energetischere Laufgefühl. Tatsächlich macht mir der Kiger gerade super viel Spaß und ist vielleicht sogar mein Lieblingsschuh für Door-to-Trail Routen bei trockenem Wetter. Der MTN Racer kann viel mehr als das, ist der vielfältigere und deshalb für mich bessere Schuh. Beide in EUR 44,5.


Nike Air Zoom Terra Kiger 7 vs. Topo Athletic Ultraventure 2 (German Review)

Der Ultraventure 2 ist grundsätzlich sehr ähnlich zum MTN Racer 2, weshalb vieles aus diesem Vergleich auch hier gilt. Er nutzt jedoch ein festeres Mittelsohlensetup und bietet dadurch ein deutliches Plus an Stabilität und Schutz. Wer festere Mittelsohlen mag, findet hier eine dem Kiger 7 ebenbürtige Road-To-Trail Option mit mehr Stabilität, besserer Außensohle und geringerem Gewicht. Der Kiger ist weicher und energetischer und macht unter angenehmen Bedingungen mehr Spaß. Er bleibt aber ein Gutwetter-Schuh. Der Ultraventure ist der seriösere Schuh für jede Bedingung. Beide EUR 44.5.

Nike Air Zoom Terra Kiger 7 vs. Altra Superior 5

Johannes: Was den “Lockdown”, den Grip und das Gewicht (satte 60 Gramm weniger) angeht, hat der Superior eindeutig die Nase vorn. Dafür hat er nicht so viel Dämpfung wie der Terra Kiger 7, der somit für längere Strecken besser geeignet ist. Auch atmet das Obermaterial des TK 7 wesentlich besser als der Superior. Wer einen leichten Schuh für kurze, technische Trails sucht, sollte zum Altra greifen. Wer einen “Daily Trailer” braucht, ist theoretisch mit dem Nike-Schuh besser bedient. “Theoretisch”, da die Plattform des Superior wesentlich stabiler ist als die des Terra Kiger, was für einige LäuferInnen mit Sicherheit ein Faktor ist im täglichen Gebrauch. Ich habe beide Schuhe in Größe EU 45 getestet. Beide waren für mich passgenau.


Nike Air Zoom Terra Kiger 7 vs. Inov-8 Terra Ultra G 270 (German Review)

Der G270 kommt mit viel mehr Trailgefühl und Nullsprengung. Beides tolle Attribute, für die man sich jedoch bewusst entscheiden sollte. Die Mittelsohlenmaterialien beider Schuhe bieten viel Energierückgewinnung und machen entsprechend richtig Spaß. Beide Schuhe wollen schnell, können aber auch langsam. Der Kiger ist bequemer und schonender, der G270 dafür stabiler und um einiges leichter. Er hat außerdem die um längen bessere Außensohle und wird meiner Ansicht nach länger halten. G270 für “richtige” Trails, Kiger für Door-To-Trail. Beide in EUR 44,5.


Nike Air Zoom Terra Kiger 7 vs. Saucony Peregrine 11 (German Review)

Ich hatte schon in unserem Peregrine Test gesagt, dass mir Sauconys Trail Klassiker fast zu steif und hart für meine Mittelgebirgstrails ist und ich ihn mir für Urlaube in richtigen Bergen aufhebe. Der Nike wird in den Alpen früher an seine Grenzen stoßen als der Saucony, ist in meinen moderateren Heimatgefilden aber der bessere und vor allem spaßigere Schuh. Der Peregrine ist steifer, protektionistischer. Der Kiger ist dagegen viel weicher, bietet mehr Energierückgewinnung und ein luftigeres Obermaterial. Auch kann er Straße genauso gut wie Trail, während man sich im Peregrine von Asphalt fernhalten sollte. Beides sind sehr unterschiedliche Schuhe. Beide in EUR 44,5.


Nike Air Zoom Terra Kiger 7 vs. Hoka One One EVO Speedgoat (English Review)

Der Speedgoat ist genauso leicht und energetisch wie der Kiger, dabei aber um einiges leichter. Er eignet sich dabei für die meisten technischen Sachen ebenso hervorragend wie für moderate Wege. Auf Asphalt schlägt der Nike den Hoka. Zudem hat er die bessere (weniger schmale) Passform. Aber für richtige Trailläufe ist der Speedgoat grundsätzlich der bessere Performer. Er bietet mehr Stabilität, Präzision, Sicherheit und deutlich besseren Grip. Beide in EUR 44,5.


YouTube Playlist mit englischsprachigen Laufschuhtests HIER


Die Laufbiographien aller RTR-Tester könnt ihr hier lesen. 

 

Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von RUNNINGWAREHOUSE EUROPE kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.

 

Wir freuen uns über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.

Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.

 

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