Monday, October 06, 2025

RoadTrailRide: Testbericht Camelbak M.U.L.E. Bikepacking-Set (German)

Artikel von Markus Zinkl

Camelbak M.U.L.E. Bikepacking-Set

Einleitung

Camelbak war bisher eher für Trinkrucksäcke bekannt. Nun bieten sie aber auch eine vollständige Bikepacking Kollektion an. Das M.U.L.E. Frame Pack mit dem innovativen 2L Quick Stow Reservoir, das geräumige 12L Handlebar Pack, das 9L Saddle Pack und das kleine M.U.L.E. Stem Pack für den schnellen Zugriff. Als der Karton ankam, war der erste Eindruck top. Alles im schicken "Wolf Grey", das Material – ein recyceltes ECOPAK – fühlte sich robust und hochwertig an, und das ganze Set wirkte wie aus einem Guss. Das Versprechen einer IPX5-Wasserdichtigkeit auf allen Taschen verstärkte das Gefühl, hier ein durchdachtes System für echte Abenteuer in den Händen zu halten.

Doch die zentrale Frage, die mich von Anfang an beschäftigte, war: Lässt sich die jahrzehntelange Expertise, Ausrüstung auf dem Rücken des Fahrers zu transportieren, einfach so auf das Tragen von Ausrüstung am Fahrrad übertragen? Die Marke M.U.L.E. weckt enorme Erwartungen. Sie steht für Zuverlässigkeit und Langlebigkeit – ein Versprechen, das über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Doch wie ich auf meinen Testfahrten feststellen musste, ist die Antwort auf diese Frage komplizierter als gedacht. Meine Reise mit dem M.U.L.E. On-Bike System war eine Achterbahnfahrt aus genialen Ideen, cleveren Details und leider auch einigen "Kinderkrankheiten", die das Vertrauen in den legendären Namen auf eine harte Probe stellten.

M.U.L.E. Frame Pack mit Quick Stow Reservoir

Montage und Passform

Fangen wir mit dem Herzstück der Kollektion an, der Rahmentasche. Die Montage ist denkbar einfach. Weiche, verstellbare Klettbänder lassen sich an zahlreichen Befestigungspunkten an der Tasche anbringen. Das ist wirklich praktisch, denn so kann man die Tasche flexibel um Bremszüge, Flaschenhalter oder andere Anbauteile herum anbringen, ohne dass etwas im Weg ist.

Ich habe die Größe "Small" getestet, die mit den Maßen 40 cm x 18 cm x 5 cm angegeben ist. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: Die Passform ist stark von der Geometrie des eigenen Rahmens abhängig. Bei manchen Rädern passt sie perfekt, bei anderen sieht sie etwas seltsam aus oder lässt viel Platz ungenutzt. Es ist also unerlässlich, vor dem Kauf das eigene Rahmendreieck genau auszumessen. Für die meisten Fully Mountainbikes ist die Tasche aufgrund der Dämpferpositionierung ohnehin ungeeignet. Für mein Gravelrad passte die Tasche dennoch sehr gut, wenngleich die Rahmentasche nicht ganz bis zum Sitzrohr reichte. Durch die vielen Befestigungspunkte ließ sich die Tasche dennoch sehr gut befestigen.

Das Trinksystem

Das eigentliche Highlight und Alleinstellungsmerkmal der Rahmentasche ist das integrierte 2-Liter Quick Stow Reservoir. Die Idee dahinter ist schlichtweg genial.Man hat eine vollwertige Trinkblase am Rad, die man aber dank eines cleveren Schraubverschlusses mit integriertem Mundstück auch als flexible Flasche im Camp nutzen kann, zum Beispiel zum Kochen. Das verlagert das Gewicht vom Rücken auf den Rahmen und sorgt für einen niedrigeren Schwerpunkt.

In der Praxis funktioniert das auch recht gut. Allerdings ist nicht alles perfekt. Wenn die Trinkblase komplett gefüllt ist, drückt diese sehr auf den Reißverschluss, wodurch dieser recht hakelig zu öffnen ist. 

Auch die Halterung für den Trinkschlauch nicht optimal gelöst. Der mitgelieferte Clip ist fummelig und das ein- und ausklippen des Schlauches während der Fahrt erfordert etwas Fingerspitzengefühl. Eine magnetische Halterung wäre hier definitiv die bessere Lösung.

Packen und Zugriff

Das Layout der Tasche ist wirklich gut durchdacht. Das V-förmige Design der Reißverschlüsse auf der Antriebsseite ist fantastisch. Man kann die Tasche weit aufklappen und so auch sperrige Gegenstände wie einen Kocher problemlos verstauen. 

Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine flache Tasche, die sich perfekt für Karten, das Handy oder andere flache Kleinigkeiten eignet.

Doch hier stoßen wir auf die größte Schwachstelle der Tasche, die durch das Ausbeulen der Trinkblase noch verschlimmert wird: die Reißverschlüsse. Camelbak hat sich für kleine Spiralreißverschlüsse entschieden. Sie fühlen sich billig an und laufen schon nach der ersten Tour, besonders wenn etwas Staub oder Sand ins Spiel kommt, merklich schwergängiger. Die Sorge, dass diese Reißverschlüsse unter der ständigen Spannung durch die Trinkblase oder beim Überfüllen der Tasche früher oder später den Geist aufgeben, ist allgegenwärtig.

Wasserdichtigkeit

Die Tasche ist aus ECOPAK-Material gefertigt und hat eine IPX5-Einstufung, sollte also starkem Spritzwasser standhalten. 

Doch die Konstruktion macht dieses Versprechen zunichte. Das Hauptproblem ist die Öffnung für den Trinkschlauch. Wenn die volle Blase den Reißverschluss unter Spannung setzt, entsteht hier eine deutliche Lücke – eine offene Einladung für Regenwasser. Verstärkt wird dies durch die sehr einfach gehaltene "Reißverschluss-Garage" am hinteren Ende, die kaum Schutz bietet. Ich würde mich definitiv nicht darauf verlassen, meine Elektronik bei Regen ungeschützt in dieser Tasche zu transportieren. Hier ist ein zusätzlicher Drybag oder ein einfacher Ziplock-Beutel Pflicht.

Die Trinkblase ist das zentrale Verkaufsargument, aber ihre Implementierung verursacht eine einige Probleme. Das Ausbeulen setzt die ohnehin schon unterdimensionierten Reißverschlüsse unter Stress, was deren Lebensdauer verkürzt und gleichzeitig die Wasserdichtigkeit an der Schlauchöffnung aufhebt. Gerade in der Größe Small, lässt die volle Trinkblase auch nicht mehr viel Stauraum neben dieser übrig. 

Das M.U.L.E. 12L Handlebar Pack

Montage

Kommen wir zur Lenkertasche, die ich für das innovativste Produkt der Serie halte. Ihr herausragendes Merkmal ist ein abnehmbarer Aluminium-Bügel, der als Abstandshalter zum Lenker dient. Das schafft wertvollen Platz für die Hände, ein GPS-Gerät oder eine Lampe – ein Problem, das viele andere Lenkertaschen haben. Eine wirklich clevere Lösung.

Doch auch hier steckt der Teufel im Detail. Die Positionierung des Bügels führt dazu, dass er bei den meisten Vorbauten scheuert. 

Ich habe mir deswegen auch noch zwei Schaumstoff-Spacer zugelegt, damit der Bügel nicht die Front des Vorbaus berührt.. 

Die untere Befestigung ist der zweite Schwachpunkt. Hier kommt ein dünnes Gummiband zum Einsatz, das die Tasche am Steuerrohr oder der Gabelkrone sichern soll. Das Band ist allerdings zu elastisch und verhindert nicht wirklich ein Schwingen nach vorne und hinten. Durch den Aluminium Bügel wird ein Auf- und Abwippen aber ziemlich gut verhindert.

Packen und Stauraum

Mit 12 Litern Volumen ist die Tasche ein echtes Raumwunder. 

Dank der riesigen Rolltop-Öffnung lässt sie sich super einfach be- und entladen. Sperrige Ausrüstung wie ein Zelt oder eine dicke Daunenjacke verschwinden problemlos darin. Ein weiterer Pluspunkt sind die externen Taschen:


eine Netztasche auf der einen und eine Reißverschlusstasche auf der anderen Seite. Sie bieten schnellen Zugriff auf Kleinigkeiten. Die Enden des Rollverschlusses neigen dazu, seitlich abzustehen. Daher hier am besten seitlich einfalten, wodurch der Rollverschluss nicht nur besser aussieht, sondern auch etwas schmaler bleibt. Das hilft besonders bei schmaleren Dropbar Lenkern.

Performance 

Wenn man es schafft, die Tasche sicher zu montieren, sitzt sie sehr fest. Selbst mit einer Beladung von vier bis fünf Kilo war bei mir kaum seitliches Schwanken zu spüren. 

Das M.U.L.E. 9 Saddle Pack

Design und Kapazität

Die Satteltasche ist auf den ersten Blick ein klassischer Vertreter ihrer Art: 9 Liter Volumen, Rolltop-Verschluss, fertig. Das Volumen reicht für die üblichen Verdächtigen wie Schlafsack, Isomatte und Wechselkleidung. 

Positiv hervorzuheben sind das Gummiband auf der Oberseite, unter das man schnell eine Regenjacke klemmen kann, und das robuste, recycelte Material mit Verstärkungen an den richtigen Stellen. Auch die Kompatibilität mit Dropper-Posts ist gegeben, sofern man einen zusätzlichen Adapter wie den Wolf Tooth Valais verwendet.

Stabilität bei richtiger Beladung

Ein entscheidender Punkt bei großen Satteltaschen ist immer die Stabilität. Hier gilt: Auf die richtige Packtechnik kommt es an. Wenn die Tasche sorgfältig und fest gepackt ist, ist die Stabilität gut und das gefürchtete seitliche Schwanken bleibt aus. Wichtig ist, schwere Gegenstände so nah wie möglich an der Sattelstütze zu platzieren und weichere, komprimierbare Ausrüstung wie Kleidung oder einen Schlafsack zu nutzen, um den restlichen Raum prall auszufüllen. Zieht man dann die Kompressionsriemen an den Sattelstreben fest an, sitzt die Tasche auch auf ruppigerem Untergrund sehr stabil.

Ein kleiner Kritikpunkt: Die Schnallen

Ein kleiner Kritikpunkt, sind die verwendeten Plastikschnallen. Sie wirken im Vergleich zum sonst sehr robusten Material der Tasche etwas billig und nicht ganz so hochwertig. Hier wäre für zukünftige Versionen eine robustere Ausführung wünschenswert, um den Gesamteindruck perfekt zu machen. Auch ist das Festzurren mit diesen Schnallen recht schwerfällig und hakelig.


Das M.U.L.E. Stem Pack

Montage und Funktion

Das Stem Pack  ist eine klassische "Feed Bag", eine kleine Tasche, die an Lenker und Vorbau befestigt wird und schnellen Zugriff auf Snacks oder eine Trinkflasche ermöglicht. Die Montage mit zwei Klettbändern ist kinderleicht. 

Zusätzlich kann diese noch mit einem Gummiband noch am Steuerrohr befestigt werden und die Tasche sitzt auch auf ruppigen Wegen sicher und stabil.

Flaschenhalter oder Snack-Depot?

Die Tasche ist laut Camelbak speziell für die hauseigenen Podium-Flaschen optimiert. Andere 0,5 bis 0,7-Liter-Flaschen passen aber auch, sitzen aber sehr stramm.

Als Depot für Riegel, Gels, das Handy oder Schlüssel funktioniert die Tasche hervorragend. Der einhändig bedienbare Kordelzug verschließt die Tasche sicher. Ein kleiner Kritikpunkt ist der Kordelstopper, der nur schwer lösen lässt, was das Zurückstecken einer Flasche erschwert. Dafür hält diese aber umso besser. Insgesamt ist das Stem Pack aber ein solides und nützliches Zubehörteil ohne große Schwächen.

Gesamtfazit

Das Camelbak M.U.L.E. System hinterlässt bei mir insgesamt trotzdem einen positiven Eindruck. Es gibt innovative Ansätze, aber auch einige Mängel, die sich meiner Meinung mit Updates Seiten Camelback sehr einfach beheben lassen.


Das Set im Überblick


Tasche

Kapazität

Stärken

Schwächen

Frame Pack

3L (Small) 4.5L (Large) 

Geniales Trinkblasen-Konzep

sehr guter Zugriff durch V-Reißverschlüsse

vielseitige Befestigung

Trinkblase beult Tasche aus

schwache Reißverschlüsse 

mangelhafte Wasserdichtigkeit am Schlauchausgang

Handlebar Pack

12L

Innovativer Stabilisator schafft Platz

sehr geräumig

leicht zu packen

externe Taschen

Schwache Bungee-Befestigung mit Haltbarkeitsproblemen

Stabilisator scheuert am Vorbau

Saddle Pack

9L

Gutes Material

Bungee-Kordel auf der Oberseite

billige und bruchanfällige Schnallen

Stem Pack

1L

Einfache Montage

sitzt stabil

guter Schnellzugriff.

Sehr enger Sitz für Standard-Flaschen

Kordelstopper etwas schwergängig.


Pro- & Contra

Was mir gefallen hat:

  • Das Material: Das recycelte ECOPAK Segeltuch macht einen hochwertigen und langlebigen Eindruck.

  • Die Optik: Das gesamte Set sieht stimmig und modern aus.

  • Die Innovationen: Die Grundideen hinter dem Frame Pack Reservoir und dem Handlebar Stabilizer sind wirklich clever und lösen echte Probleme.

  • Der Zugriff: Bei der Rahmen- und Lenkertasche kommt man hervorragend an seine Ausrüstung.

Was mich enttäuscht hat:

  • Die Haltbarkeit: Die durchgehende Verwendung von billig wirkenden Schnallen und unterdimensionierten Reißverschlüssen

  • Die kleinen Mängel: Diese trüben etwas den innovativen Ansatz


Finale Empfehlung

Man merkt der Camelbak M.U.L.E. On-Bike Kollektion an, dass es ein Produkt der ersten Generation ist, das mit "Kinderkrankheiten" zu kämpfen hat. Es ist eine Sammlung guter Ideen, die noch Optimierungen benötigen.

Alle Probleme, bis auf die hakeligen Reißverschlüsse und Schnallen, lassen sich mit etwas Optimierung wie den Schaumstoffspacern oder sauberes Packen selbst beheben. 

Ich hoffe, dass Camelbak das Feedback aufnimmt und eine überarbeitete zweite Generation auf den Markt bringt. Das Potenzial ist da, um die Kollektion uneingeschränkt zu empfehlen. Für alle die noch etwas selbst an den Taschen optimieren, kann ich das Set dennoch empfehlen.

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Tester

Markus Zinkl ist 35 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf in Bayern, Deutschland. Er begann mit dem Laufen nur, um seinen Hauptsport, Fußball zu unterstützen. Seit er mit dem Fußballspielen aufhörte, wurde Laufen zu seiner Hauptsportart, um fit zu bleiben.

Er läuft jetzt 5-6 Mal pro Woche zwischen 60 und 80 Kilometer. Abgesehen von einem lokalen Staffellauf läuft er selten Rennen. Markus läuft sowohl auf dem Trail als auch auf der Straße und ist ein absoluter Ausrüstungsgeek. Neben dem Laufen verbringt er den größten Teil seiner Freizeit mit Wandern, insbesondere in den Bergen, wo auch sein Interesse an Ausrüstung zum Tragen kommt.


Die Biketaschen, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von Camelbak kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.


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