Article by Nils Scharff & Johannes Klein
Link zu allen RTR-Testberichten: HIERASICS GEL Fujitrabuco Pro (140€)
Einleitung
Nils: ASICS war für mich nie eine Trailrunning-Marke. Ich habe die japanischen Schuhe immer eher an den Füßen des durchschnittlichen Stadtläufers auf Bürgersteigen, Radwegen und in Parks gesehen. Mit Abenteuern draußen in der Natur habe ich ASICS jedoch nie in Verbindung gebracht. Und auch in meiner Laufschuh-Internetblase war von Testberichten, geschweige denn Lobreden, zu ASICS-Trailschuhen nichts zu sehen. Als Sam auf mich zukam und mir sagte, dass wir die Zusammenarbeit mit ASICS im Trailsegment ausbauen wollen, war ich entsprechend erstmal etwas überrascht. Im zweiten Schritt musste ich mich dann erstmal einlesen, denn die auf den ersten Blick etwas abenteuerlich wirkende Namensgebung im ASICS-Trailsortiment sagte mir natürlich nichts. Der erste Schuh, der Johannes und mir zum Testen zur Verfügung gestellt wurde, ist der Fujitrabuco Pro. Es handelt sich dabei einen moderat gedämpften Schuh mit aggressiver Außensohle, der wohl den Racer unter ASICS Trailschuhen darstellen soll.
Johannes: Wenn ich absolut ehrlich sein soll: Ich war nie Asics-Läufer. Zumindest seit ich ein wenig mehr über Laufschuhe gelernt habe und mich davon überzeugen konnte, dass es für meine weiten Füße und den Mittel- bis Vorderfußgang besser geeignete Alternativen gibt. Nun kommt aber mit dem Fujitrabuco Pro ein Schuh daher, der mich eines Besseren belehren will! Der reguläre Fujitrabuco ist, seit ich mich zurückerinnern kann, einer der beliebtesten Trail- und Wanderschuhe auf dem deutschen Markt. Schmale Passform, Gel-Dämpfung, üppiges Obermaterial, solide Außensohle - Ein klassischer Asics. Der Fujitrabuco Pro weist dagegen nicht so viele Merkmale eines typischen Asics-Schuhs auf, was ihm meiner Meinung nach in seiner Marktnische zugutekommt. Ein Schuh für den Wettbewerb, der trotz seiner soliden Bauart Schnelligkeit verspricht: Lasst ihn uns auf die Probe stellen!
Pro & Contra
Pro:
Nils: Aggressive Außensohle mit gutem Grip!
Nils: Guter Flexpunkt im Vorfuß, der perfekt für steiles Gelände ist!
Nils: Gutes Schnellschnürsystem!
Nils: Der Schuh sitzt wie ein Socken!
Johannes: Hohe Verarbeitungsqualität
Johannes: Relativ leicht (vor allem am Fuß)
Johannes: Natürliches Laufgefühl trotz Steinschutzplatte
Johannes: Außensohle bietet sicheren Halt auf jeglichem Untergrund
Johannes: Sehr sichere, wenn auch enge Passform
Contra:
Nils: Uninspirierende Mittelsohle!
Nils: Obermaterial atmet so gut wie gar nicht und ist im Hochsommer VIEL zu heiß!
Johannes: Mittelsohle ist nicht sehr lebendig
Johannes. Warmes, teilweise beengendes Obermaterial
Tester: Nils Scharff
Ich bin 30 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 5 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Trail oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit vier Marathons gelaufen, die PB von 3:14:49h habe ich dieses Jahr trotz Corona im Rahmen eines #stayathomemarathons aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (18:14min), 10km (38:17min) über Halbmarathon (1:28:18h) bis eben zum Marathon. Der erste kleine Ultra ist im Herbst geplant, weshalb gerade mehr Berge, Trails und Trailschuhe auf dem Programm stehen.
Tester: Johannes Klein
Johannes studiert in Mannheim und hat 2016 bei der Teilnahme am Baden-Marathon in Karlsruhe (Teamstaffel) seine Leidenschaft für das Laufen entdeckt. Dort stellte er fest, dass die 14 Kilometer, in die er sich mehr oder weniger unvorbereitet stürzte, doch nicht so schlimm waren wie erwartet. Wenn er nicht gerade die nächste persönliche Bestzeit jagt (Aktuelle Zielsetzung: 10km in unter 40min), ist er wahrscheinlich sonst irgendwo draußen zu finden, beim Wandern, Basketball spielen, oder Spazieren an der Rheinpromenade. Außer Feldwegen und Straßen macht er seit gut einem Jahr mindestens einmal in der Woche auch die Mittelgebirge der Region unsicher, um seine Trail-Beine für den nächsten Halbmarathon in Heidelberg (600 Höhenmeter, persönliche Bestzeit: 1:50) auf Vordermann zu bringen. Seit Johannes in einem Mannheimer Sportgeschäft Laufschuhe verkauft hat, hat er ein kleines Schuhproblem entwickelt und ist immer auf der Suche nach heißer Ware, die er auf Herz und Nieren prüfen kann.
Außerdem ist er Pflegevater von zwei Katzen - ein Hobby, das ihm sehr am Herzen liegt und ihn (hoffentlich) für immer begleiten wird, genau wie der Laufsport.
Daten
Gewicht:
Offiziell: 270g (Herren US9)
Testschuh: 276g (Herren EU 44 / US 10), 300 Gramm (Herren EU 45 / US 11)
Sprengung: 6mm (offiziell 12 / 18 mm Ferse / Vorfuß für Herren, 11 / 17 mm für Damen, aber mit Außen- und Innensohle kann man da mindestens 10 mm drauf rechnen)
Release: Verfügbar im Fachhandel für 140€
Erster Eindruck und Passform
Nils: Also ich den ASICS Fujitrabuco Pro aus dem Schuhkarton geholt habe, wusste ich zunächst nicht richtig, was ich von dem Schuh halten soll. Knallige Farben find ich schonmal gut, aber die sockenartige Konstruktion um den Knöchel mutet erstmal merkwürdig an. Auch bzgl. des Schnellschnürsystems hatte ich erstmal gemischt Gefühle, konnte ich mich damit doch bisher selbst bei Salomon nie richtig anfreunden - und bei den Franzosen zählt das schließlich zur hauseigenen Spezialität. Doch es geht hier natürlich nicht nur um Äußerlichkeiten, sondern vor allem darum, wie sich der Fujitrabuco Pro am Fuß macht. Zwei große Schlaufen an “Zunge” und Ferse helfen beim hineinschlüpfen in diesen Neoprensocken. Die Schnellschnürung lässt sich problemlos festziehen. Nach den ersten paar Schritten verteilt sich der Druck ein wenig weg vom Spann und der Schuh fühlt sich tatsächlich an wie ein Socken! Wow! Wenn der Schuh diesen Komfort auch auf den Trails beibehalten kann, hat er vielen Konkurrenten auf jeden Fall etwas voraus!
Die Passform ist ziemlich schmal, vor allem in Ferse und Mittelfußbereich. Das kommt meinem Fuß entgegen, ist aber sicher nichts für jedermann. Im Vorfuß ist gerade genug Platz, dass sich die Zehen nicht eingeengt fühlen. Von einer breiten Zehenbox würde ich aber nicht sprechen. Ich trage in meinem Testschuh 44 EUR, was für mich eine halbe Nummer kleiner als bei den meisten anderen Laufschuhen bedeutet. Für einen schnellen Schuh, den ich vermutlich nicht weiter als 20km tragen möchte, ist in dieser Größe genug Platz in alle Richtungen.
Johannes: Der erste Gedanke, der mir bei der Anprobe direkt aus dem Schuhkarton durch den Kopf ging: Dafür, dass es sich um einen “echten” Trailschuh mit Steinschutzplatte, üppig verstärktem Obermaterial und 4-6 mm Stollen handelt, fühlt sich der Fujitrabuco Pro erstaunlich leicht am Fuß an. Der niedrige Einstieg (nicht von dem hochgezogenen Neoprensocken täuschen lassen!) könnte für manche Läufer problematisch sein. Die Passform ist schmal. Sowohl im Mittel- als auch Vorderfuß ist nicht viel Raum für Bewegung, was den Fuß auf unebenem Untergrund einerseits gut unterstützt, aber auch die Zehen ein wenig einengt (zumindest bei mir, einem klassischen Spreizfüßler). Diese Enge wirkt sich allerdings nicht negativ auf die Performance des Schuhs aus. Für Überpronierer ist der Fujitrabuco Pro nicht unbedingt zu empfehlen, da die Plattform mit dem stark taillierten Mittelfuß und der engen Zehenbox nicht viel Stabilität bietet. Alles in allem war ich eher skeptisch, wie der Schuh in Verbindung mit meinem Fuß funktionieren würde. Glücklicherweise waren meine Zweifel, wie ihr im Folgenden feststellen werdet, größtenteils unbegründet.
Obermaterial
Johannes: Das Obermaterial ist wohl die Kategorie, in der man den Fujitrabuco Pro am ehesten als klassischen Asics Schuh einordnen könnte. Es handelt sich um ein mehrschichtiges, verstärktes Mesh, das auch bei steilen Bergauf- und Bergabläufen auf unebenem Terrain großartigen Halt bietet. All die Schichten, die den Fuß so hervorragend umschließen und unterstützen, machen den Fujitrabuco Pro jedoch leider zu einem warmen Schuh, vor allem im Sommer. Leider konnte ich den Schuh mangels Regen nicht wie geplant in nassen Bedingungen testen, also kann hier zur Wasserfestigkeit keine Aussage getroffen werden. Das Schnellschnür-System ist effektiv, muss aber nach sehr technischen Wegabschnitten ab und zu nachgezurrt werden. In seltenen Fällen entwischen die Schnürsenkel der Lasche, in der sie verstaut werden sollen. Das merkt man allerdings meistens sofort, weil sie dann wild herumschlenkern.
Nils: Ich muss Johannes ein wenig widersprechen. Zwar sind die üppig verwendeten Verstärkungen eher plastikartig und wirken sehr robust (das würde ich als typisch für ASICS empfinden), das Obermaterial selbst, das ASICS als mehrschichtiges Mesh beschreibt, habe ich so in noch keinem ASICS Schuh gesehen. Das Material erinnert stark an eine Neoprensocke und verhält sich auch so ähnlich. Wasser und leider auch Luft gelangen schwer hinein oder hinaus. Das ist für moderate Verhältnisse sehr gut - leichter Regen wird bspw. draußen gehalten. Wenn es jedoch richtig nass wird, bspw. beim queren eines Baches, und einmal Wasser in den Fujitrabuco Pro gelangt, bleibt es auch dort. Die meisten Hersteller gehen deshalb mittlerweile einen anderen Weg und gestalten die Obermaterialien von Trailschuhen sehr durchlässig. Wasser gelangt zwar schnell hinein, aber auch genauso schnell hinaus. Der Schuh trocknet schnell, Blasenbildung in feuchten Schuhen wird verhindert - so der Gedankengang. Netter Nebeneffekt: Die Schuhe sind gleichzeitig oft sehr Atmungsaktiv. Der Fujitrabuco verfolgt leider ein gegenteiliges Prinzip, weshalb der Schuh bei den aktuellen hochsommerlichen Temperaturen fast unlaufbar ist - so heiß wird es im Schuh. Das ist sehr schade, da das Gefühl am Fuß und auch der gegebene Halt, wie Johannes beschreibt, wirklich top sind. Da fühlt man sich direkt zu Hause. Ich freue mich deshalb schon darauf, den Fujitrabuco Pro bei kühleren Temperaturen zu laufen. Ich kann mir den Schuh sehr gut an kalten, trockenen Wintertagen vorstellen, wo er vielleicht sogar zusätzlich ein wenig wärmt.
Das von ASICS verwendete Schnellschnürsystem habe ich als überraschend gut empfunden. Die Druckverteilung funktioniert meines Erachtens nach besser, als in den letzten Salomons, die ich gelaufen bin. Leider gibt es nur eine Lasche im Vorfußbereich um die Schnürsenkel drunter zu klemmen. Das lässt Möglichkeiten offen um hängenzubleiben. Eine Schnürsenkelgarage in der Zunge wäre deshalb die bessere Wahl.
Mittelsohle
Johannes: Standardisiertes EVA-Material gibt dem Schuh genug Dämpfung für längere Läufe. Die recht hohe Energierückgabe kommt allerdings eher von der Nähe zum Boden, welche von der niedrigen Stapelhöhe herrührt. Trotz Steinschutzplatte im Vorderfuß ist der Trabuco Pro recht flexibel in der Mittelsohle, was in einem (für einen Trailschuh) überraschend natürlichen Laufgefühl resultiert. Hier kommt dem Fujitrabuco Pro auch seine (für einen Asics-Schuh) niedrige Sprengung von 6 Millimetern zugute. FlyteFoam würde ich nicht als das lebhafteste oder elastischste Mittelsohlen-Material einstufen, es tut aber seinen Job in puncto Dämpfung und steht bei höheren Geschwindigkeiten nicht im Weg, was für einen Wettbewerbsschuh natürlich von Vorteil ist. In Verbindung mit Außensohle und Steinschutzplatte bietet die Mittelsohle genug Schutz vor scharfen Steinkanten.
Nils: Ich stimme Johannes hier voll und ganz zu. Das genutzte FlyteFoam Material in der Mittelsohle macht seinen Job, aber nicht viel mehr. Das ist sehr schade, da das Mittelsohlendesign ansonsten echt gut funktioniert. Der Flexpunkt im Vorfuß funktioniert trotz Steinschutzplatte sehr gut. In der Folge läuft sich der Fujitrabuco Pro selbst auf Asphalt sehr natürlich und macht vor allem bergauf auf steilen Trails richtig Spaß. Der Steinschutz ist für alles was ich an Trails bisher gelaufen bin mehr als ausreichend und die angegebenen 12mm Dämpfung im Vorfuß bzw. 18mm im Fersenbereich reichen je nach Laufstil sicherlich für Strecken von 20-30km (in der Damenversion sind es übrigens 11/17mm). Der bequemste ist der Fujitrabuco Pro dabei jedoch nicht. Und das liegt einfach am relativ uninspirierenden Mittelsohlenschaum. Und das obwohl ASICS mit FlyteFoam Blast ein neues Material im Petto hat, dass diesen Schuh zu einem richtigen Knaller machen könnte.
Letztlich bleibt noch zu erwähnen, dass die Sohlenplattform - genauso wie der ganze Fujitrabuco Pro - leider etwas schmal geraten ist. Das passt zum einen wunderbar zu meinem Fuß. Zum anderen fehlt damit leider etwas an Stabilität, vor allem im Fersenbereich.
Außensohle
Johannes: Die AsicsGrip Außensohle ist für mich definitiv das Highlight des Schuhs. Hier finden wir 6 mm-tiefe, robuste Stollen aus hartem Gummi, die teilweise in verschiedene Richtungen zeigen. Das Resultat ist ein Grip, wie er mir bisher in keinem anderen Laufschuh begegnet ist. Ob der Untergrund Gras, Schotter, Fels, Sand, oder Wurzelwerk aufweist, dem Fujitrabuco Pro ist das egal. Und das meine ich so, wie ich es sage: Absoluter Spitzenhalt auf jeglichem Untergrund. Auch an steilen Hängen, beim Bergab- oder querfeldein Laufen erweist sich der Schuh als treuer Begleiter. Lediglich das Laufen auf der Straße ist (logischerweise) aufgrund des Stollen-Profils nicht zu empfehlen. Zum Laufen in feuchten Bedingungen kann ich, mangels Erfahrung, leider kein Urteil abgeben, aber ich erwarte hier keinen Abfall der Grip-Leistung. Die Außensohle weist nach 35 Kilometern noch keinen nennenswerten Abrieb auf, was vermutlich, aufgrund des Härtegrads des Gummis, auch noch mehrere hundert Kilometer so bleiben wird.
Nils: Zustimmung! Die ASICS Grip Sohle braucht ist eine große Stärke des Fujitrabuco Pro. Die 6mm tiefen Stollen beißen regelrecht in den Trail - und machen richtig Spaß! Das verwendete Gummi, braucht sich vor Vibram Megagrip oder Inov-8s Graphene Grip kaum zu verstecken. Unter trockenen Bedingungen gibt es eine 1 mit Sternchen. Auf nassen Trails merkt man einen kleinen Unterschied vor allem auf den kritischsten Untergründen - nassen Felsen und Wurzeln. Aber auch dort würde ich die Traktion immer noch als gut bezeichnen. Gleichzeitig spielen im Matsch erneut die tiefen Stollen groß auf! Und selbst auf meinen 2km Asphalt hin zum Trail fühlen sie sich nicht störend an.
Laufgefühl
Nils: Der ASICS Fujitrabuco Pro macht durch seine tolle Sohlenkonstruktion vor allem auf steilen, kurzen und schnellen Läufen oder Abschnitten richtig Spaß. Und das obwohl er einige Punkte in Sachen Mittelsohlenmaterial liegen lässt. In bester Erinnerung ist mir vor allem ein Lauf mit 10x100m Sprints sowie 8x12sek Bergsprints auf meinem Haustrail geblieben. Wenn man richtig Gas gibt scheint die Steinschutzplatte eine leicht federnde Wirkung zu entfalten und gibt dadurch den zusätzlichen Vortrieb, den das FlyteFoam leider vermissen lässt. Für gemächlichere Touren auf den Trails ist zwar grundsätzlich genügend Dämpfung und auch Vibrationsdämpfung vorhanden und auch der natürliche Flexpunkt macht durchaus Lust auf mehr. Doch für diesen Zweck dürfte die Mittelsohle für meinen Geschmack etwas weicher sein und mehr Energierückgewinnung bieten. Auch gegen längere Strecken spricht für mich die schmale Plattform. Vor allem wenn die Beine müde werden und der Laufstil leidet, würde ich mir ein wenig mehr Stabilität wünschen.
Johannes: Der Fujitrabuco Pro läuft sich wie kein anderer Trailschuh, den ich bisher kennengelernt habe. Das liegt vermutlich daran, dass ich noch nie einen Trailer gelaufen bin, der auf den Wettbewerb ausgelegt war. Man läuft gefühlt nah am Boden und der Schuh verleitet durch seine Leichtigkeit (am Fuß), dazu, das Tempo anzuziehen. Die Mittelsohle ist zwar nicht sehr explosiv, dennoch gibt der Schuh, wahrscheinlich durch seinen Flexpunkt im Mittel- bis Vorderfuß und durch die Steinschutzplatte, einiges an Energie zurück. Gleichzeitig zwingt sich der Schuh durch die moderate Sprengung von 6 Millimetern nicht auf. Man läuft nicht automatisch auf dem Zehenballen und kann sich, vor allem nach steilen, anstrengenden Streckenabschnitten, auch mal zurücklehnen und ein wenig langsamer machen. Das Obermaterial sichert den Fuß gut auf der Plattform, welche aber im Mittelfuß sehr schmal ist. Daher ist der Fujitrabuco Pro, was Pronation angeht, nicht der stabilste Schuh seiner Gattung.
Zusammenfassung und Empfehlung
Nils: Der ASICS Fujitrabuco Pro war für mich eine richtige Überraschung. Ich hatte bisher keinerlei Erfahrungen mit ASICS Trailschuhen, doch ich hoffe nach diesem Einstieg, dass ich weitere Erfahrungen machen werde. Der Fujitrabuco Pro macht vieles wirklich gut. Mein Highlight ist die Mittelsohlenkonstruktion, die es schafft, ein sehr natürliches Laufgefühl und hervorragende Berglaufeigenschaften zu erzeugen. Die sockengleiche Passform und der Halt im Obermaterial sind hervorragend und vor allem die Außensohle lässt kaum Wünsche offen. Dagegen steht ein Mittelsohlenmaterial, das eines Updates bedarf - zumal die passenden Materialien bei ASICS schon Verwendung finden. Das größte Manko des Fujitrabuco Pro ist aber das viel zu heiße Obermaterial. Vielleicht kam einfach der falsche Schuh zur falschen Zeit bei mir an, aber bei Außentemperaturen von um die 30°C habe ich lieber zu anderen Schuhen im Regal gegriffen. 11 von 12 Monaten im Jahr wird das aber vermutlich kein Problem darstellen. Deshalb kann ich den Fujitrabuco Pro trotzdem guten Gewissens jedem empfehlen, der einen schnellen Schuh mit Steinschutz und gleichzeitig tollem Flexpunkt sucht. Vor allem wer auf steilen Trails unterwegs ist oder eine aggressive Außensohle bevorzugt, wird viel Spaß mit dem ASICS Fujitrabuco Pro haben.
Johannes: Ich kann guten Gewissens sagen, dass der Fujitrabuco Pro meine Erwartungen bisher übertroffen hat. Meine anfängliche Befürchtung, dass sich meine Füße nicht an die enge Passform gewöhnen würden, waren zum Glück unbegründet. Der Schuh hat nicht den Charakter der regulären Fujitrabuco-Linie und überrascht durch seine Leichtigkeit am Fuß und Agilität. Aufgrund der schmalen Plattform würde ich den Schuh nicht für Läuferinnen und Läufer empfehlen, die übermäßig nach innen abrollen („überpronieren“). Allerdings kann ich dem Schuh hieraus keinen Strick drehen, da er als Neutralschuh beworben wird und mit seinem Namenszusatz („Pro“) an Läufer mit effektiver Lauftechnik adressiert ist. Da der Fujitrabuco mit seiner niedrigen Stapelhöhe eher leicht gedämpft ist, würde ich in ihm keinen Marathon oder gar Ultra-Marathon bestreiten, sondern ihn eher für Strecken von bis zu 20 Kilometern, schnelle, kurze Einheiten oder eben für den Wettbewerb einsetzen.
Nils: Wertung 8,9/10 (-0,5 für ein weder Wasser- noch Luftdurchlässiges Obermaterial; -0,3 für eine wenig inspirierende Mittelsohle; -0,2 für geringe Fersenstabilität; -0,1 für fehlende Schnürsenkelgarage )
Was würde ich mir für einen ASICS Fujitrabuco Pro 2 wünschen? Das einfachste ist zunächst eine Verstaumöglichkeit für die Schnürsenkel zu schaffen. Auch leicht umsetzbar scheint mir, eine der neueren Mittelsohlematerialien einszusetzen, die ASICS zur Verfügung stehen. Vor allem FlyteFoam Blast kommt mir da in den Sinn. Da dieses deutlich weicher ist, als der bisher genutzte EVA Schaum, muss dann im Umkehrschluss eine breitere Plattform her, um die notwendige Stabilität zu schaffen. Und zu guter letzt sollte ASICS einmal schauen, was sie beim Topmodell ihrer Straßenschuhprodukte exzessiv beworben haben: Das Fußklima ist ein wesentlicher Faktor für die Laufperformanz! Ich würde mir wünschen ASICS würde ein robustes, aber durchlässiges Mesh nutzen, das gut atmet und gleichzeitig Wasser nicht aufsaugt und in alle Richtungen schnell durch den Schuh lässt.
Johannes: Wertung 9 / 10 (-0,25 für das nicht vollständig ausgereifte Schnürsystem, -0.25 für die wenig explosive Mittelsohle, -0,5 für das warme und beengende Obermaterial)
Nils bringt es hier absolut auf den Punkt: Einige kleine, aber durchaus wirksame Änderungen, vor allem das Obermaterial, die Plattform und die Mittelsohle betreffend, könnten hier noch einiges rausholen und aus der 9 eine 10 / 10 machen. Wir sind gespannt auf die nächste Version des Trail-Racers von Asics!
Vergleiche
ASICS Fujitrabuco Pro vs. Nike Terra Kiger 6 (RTR Review German RTR Review English)
Nils: Auch wenn die Herstellerangaben sich deutlich unterscheiden, sind beide Schuhe für mich ähnlich stark gedämpft. Beide Schuhe sitzen gut, der Kiger ist jedoch deutlich weiter im Vorfuß und das Obermaterial ist viel, viel luftiger. Der Fujitrabuco gewinnt in Sachen Grip und Klettereigenschatten. Wer genau danach sucht, sollte zum ASICS greifen. Für alles andere ist der Kiger der bessere Allrounder. Fujitrabuco 44 EUR, Kiger 44,5 EUR.
ASICS Fujitrabuco Pro vs. Salomon Sense Pro 4 (RTR Review English)
Nils: Der Flexpunkt im Vorfuß und die Außensohle sprechen für den ASICS. Das viel atmungsaktivere Obermaterial und vor allem die neue Mittelsohle im Sense Pro machen ihn jedoch zu einem vielfältigeren und auch besseren Schuh. Beide in 44 EUR.
ASICS Fujitrabuco Pro vs. Inov-8 Terraultra G 270 (RTR Review German, RTR Review English)
Nils: Für 40€ mehr bekommt man im Terraultra den vielleicht besten Trailschuh des Jahres. Dem hat der Fujitrabuco leider nicht viel entgegenzusetzen, außer dass er besser an schmale Füße passt. ASICS 44 EUR, Inov-8 44,5 EUR.
ASICS Fujitrabuco Pro vs. Salomon Sense Ride 2 (RTR Review English)
Nils: Zwei Schuhe, die sich für mich sehr ähnlich laufen. Beide eher härter und direkter. Der Fujitrabuco macht sich besser bei schnellen Läufen oder wenn viel Grip benötigt wird, im Sense Ride sind längere Strecken sicher angenehmer. Beide in 44 EUR.
ASICS Fujitrabuco Pro vs. HOKA Speedgoat 2/3 (RTR Review English)
Nils: Sehr unterschiedliche Schuhe, deshalb hier nur ein Wort zur Passform: Der Hoka ist vor allem im Zehenbereich noch schmaler als der Fujitrabuco Pro, sitzt ansonsten aber ähnlich. Speedgoat 44 ⅔ EUR, ASICS 44 EUR.
Die Laufbiographien aller RTR-Tester könnt ihr hier lesen.
Die Schuhe, die Grundlage dieses Tests sind, wurden uns von ASICS kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.
Ich freue mich über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.
Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.
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